- Droste zu Vischering
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Droste zu Vischering ist der Name eines westfälischen Adelsgeschlechts. Die Droste zu Vischering gehören zum Uradel des Fürstbistums Münster und zählen zu den bedeutendsten Familien. Zweige der Familie bestehen bis heute fort.
Die Droste zu Senden sind eines Stammes und Wappens mit denen zu Vischering. Keine Stammesverwandtschaft besteht jedoch zu weiteren westfälischen Geschlechtern mit dem Namen Droste, wie den Droste zu Erwitte und den Droste zu Hülshoff.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Herkunft
Ursprünglich nannte sich die Familie von Wulfheim. Das Geschlecht erscheint urkundlich erstmals im Jahr 1170 mit dem bischöflich-münsterischen Drost Albertus dapifer[1]. Er ist eventuell identisch mit dem Truchsess des Bischofs von Münster Albrecht von Wulfheim, der 1173 an der Fürstenversammlung in Goslar für Münster teilnahm und mit dem die Stammreihe beginnt.
1271 errichtete Gerhard von der Mark, Bischof von Münster, die Burg Vischering, um nach Auseinandersetzungen mit der Adelsfamilie von Lüdinghausen seine Ansprüche auf Lüdinghausen zu festigen. Er belehnte Albrecht von Wulfheim, Drost von Dülmen, mit dem Amt des Drosten auf der Burg.
Ab 1309 nannten sich Mitglieder des Geschlechts erstmals Droste zu Vischering und machten dabei die Amtsbezeichnung und den Stammsitz der von Lüdinghausen zu ihren Familiennamen.
Ausbreitung und Besitzungen
Die beiden Söhne von Berhard Droste zu Vischering († 1331), Heinrich und Albrecht, begründeten zwei Linien. Heinrich war der Stammvater der späteren Freiherren und Grafen Droste zu Vischering. Alexander, der Sohn von Albrecht, heiratete die Erbtochter des Geschlechts von Senden. Er erhielt durch diese Vermählung den Stammsitz Senden im Münsterland mit weiteren Gütern und begründete die freiherrliche Linie der Droste zu Senden.[2]
Im Jahre 1414 teilten sich die Brüder Heinrich und Johann Droste zu Vischering den Besitz der Burg Vischering. Während der Münsterischen Stiftsfehde 1450 bis 1457, wurden Teile der Burg verkauft beziehungsweise verpfändet. Ein Teil konnte Gerhard Morrien erwerben, der aber 1473, durch die Heirat seiner Tochter mit Heidenreich von Droste zu Vischering, wieder in den Besitz der Droste zu Vischering gelangte. Haus Beck, bei Recklinghausen, besaßen die Droste zu Vischering seit 1481. Eine Verwandtschaft bestand vermutlich auch zu den Droste zu Beck, die Ende des 15. Jahrhunderts erscheinen.
Von 1549 bis 1803 stellte die Familie Droste zu Vischering die Drosten der Ämter Ahaus und Horstmar, die weite Teile des westlichen Münsterlandes umfassten.
Johann Droste der Ältere war Mitglied des Kölner Domkapitels und 1583 maßgeblich an der Absetzung des zum Protestantismus übergetretenen Kölner Erzbischof Gebhard Truchseß von Waldburg beteiligt. Auch im Stift Münster erwiesen sich die Mitglieder der Familie als Anhänger des katholischen Glaubens: Heidenreich Droste [V.] (* 1540; † 1622) und Heidenreich Droste [VI.] (* 1580; † 1643) waren treue Parteigänger der Bischöfe Ernst von Bayern und Ferdinand von Bayern, denen der Adel des Territoriums ansonsten in überwiegender konfessioneller Opposition gegenüber stand. Im Domkapitel von Münster gelang vielen Herren Droste zu Vischering ein beachtlicher Aufstieg: Heinrich Droste († 1620) stieg bis zum Domscholaster und Statthalter auf, Adolf Heinrich Droste († 1650) bis zum Dompropst. Gottfried Droste († 1652) erreichte das Amt des Domkantors, Goswin Droste († 1680) das Amt des Dombursars; Adolf Heinrich Droste († 1666) blieb einfacher Domherr. Auch Heidenreich Ludwig Droste († 1723) stieg bis zum Domscholaster auf. Alle Genannten waren allerdings mehrfach präbendiert und besaßen noch Dompräbenden in Osnabrück und/oder Paderborn. Auch während des 18. Jahrhunderts gelangten weitere Mitglieder der Familie zu hohen geistlichen Würden in den westfälischen Dom- und Hochstiften.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war Clemens August Droste zu Vischering, Erbdrost zu Münster, mit Sophie Alexandrine von Droste, aus dem Haus Füchten, verheiratet. Ihrer Ehe entstammten zwei Töchter und sieben Söhne: Kaspar Maximilian (*1770; † 1846) wurde Bischof von Münster und Domherr zu Halberstadt; Clemens August (* 1773; † 1845) wurde 1838 Erzbischof von Köln; Franz war Domherr zu Münster und Hildesheim sowie theologischer Autor; Max Heidenreich war mit Regina Freiin von und zu Padberg, Erbin der Padbergischen Besitzungen im Kreis Brilon, vermählt und begründete die Linie der Droste von Vischering-Padberg; Adolph Heidenreich († 1826), Erbherr der Droste-Vischeringschen Familiengüter, war in erster Ehe verheiratet mit einer Gräfin von Merveldt und nach Tod der ersten Ehefrau in zweiter Ehe mit Maria Caroline Gräfin von Nesselrode-Reichenstein. Aus erster Ehe kam Graf Maximilian und aus zweiter Ehe Graf Felix. Beide setzten den Stamm in einer älteren und einer jüngeren Linie fort.
Anna Brigitta Droste zu Vischering heiratete 1729 in die bis dahin nicht verwandte Familie Droste zu Hülshoff und wurde u.a. die Mutter des Deutsch-Ordenskomturs und Gouverneurs von Münster, Heinrich-Johann von Droste zu Hülshoff und eine Urgroßmutter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff.
Die ältere Linie besaß in Westfalen im 19. Jahrhundert Haus Lütkenbeck, Asbeck, Vorhelm, Darfeld mit dem Wasserschloss Darfeld, Holtwick, Rockel, Visbeck, Woersche, Kakesbeck, Vehaff, Vischering, Bevern, Mengede und Langen. Im Königreich Hannover waren Brandlecht, Caldenhoff, Haselüne und Lengericht im Besitz bzw. Teilbesitz der Familie. Im Königreich der Niederlande war die Linie zu Saerfeld besitzlich. Die jüngere Linie besaß die Herrschaft Reichenstein im Regierungsbezirk Koblenz und das Rittergut Herten im Regierungsbezirk Münster.
Standeserhebungen
Heidenreich Droste zu Vischering, Herr auf Vischering, Erbdrost des Bistums Münster und Drost zu Horstmar und Ahaus, wurde am 21. Januar 1670 zu Wien in den Freiherrenstand erhoben.
Am 30. Oktober 1826 zu Berlin erhielt Adolph Heidenreich Freiherr Drost zu Vischering, Fideikommissherr auf Vischering und Erbdrost des Fürstentums Münster, von König Friedrich Wilhelm III. den preußischen Grafenstand. Sein jüngerer Sohn Felix wurde von seinem Großvater mütterlicherseits, Johann Franz Joseph von Nesselrode-Reichenstein († 1824), als Universalerbe eingesetzt und fügte, laut testamentarischer Bestimmung und königlicher Bestätigung (4. Oktober 1826), seinem Namen und seinem Wappen das der nun erloschenen Grafen von Nesselrode-Reichenstein hinzu. Er begründete die Linie der Grafen Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein.
Wappen
Das Stammwappen zeigt in Rot einen kleinen silbernen Schild. Auf dem bekrönten Helm zwei Büffelhörner, das rechte rot und das linke silbern. Die Helmdecken sind rot-silbern.
Bedeutende Personen
- Caspar Maximilian Droste zu Vischering-Padberg (* 1808; † 1887), Landrat des Kreises Brilon und preußischer Abgeordneter
- Clemens August Droste zu Vischering (* 1773; † 1845), von 1835 bis 1845 Erzbischof von Köln
- Clemens Heidenreich Droste zu Vischering (* 1832; † 1923), deutscher Politiker (Zentrumspartei) und Gutsbesitzer
- Franz Otto von Droste zu Vischering (* 1771; † 1826), katholischer Theologe und Publizist
- Kaspar Maximilian Droste zu Vischering (* 1770; † 1846), von 1826 bis 1846 Bischof von Münster
- Maximilian Droste zu Vischering-Padberg (* 1781; † 1845), Jurist und Landrat des Kreises Brilon; Vater von Caspar Maximilian Droste zu Vischering-Padberg
- Maria Droste zu Vischering (* 1863; † 1899), seliggesprochen am 1. November 1975 von Papst Paul VI..
Literatur
- Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. Band 2, Friedrich Voigt's Buchhandlung, Leipzig 1860, Seite 586-588. (Digitalisat.)
- Walter Lipgens: Droste zu Vischering. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 133.
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Band 1, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1836, Seite 444-446. (Digitalisat)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975, ISSN 0435-2408
- Bastian Gillner: Freie Herren - Freie Religion. Der Adel des Oberstifts Münster zwischen konfessionellem Konflikt und staatlicher Verdichtung 1500-1700 (= Westfalen in der Vormoderne 8), Münster 2011.
- Clemens Heitmann: Die Ahnen der seligen Schwester Maria geb. Gräfin Droste zu Vischering, Dinklage 1978.
- Helmut Richtering: Haus und Herrlichkeit Vischering. Der geschichtliche Alltag eines münsterländischen Rittersitzes und seines Einzugsbereichs, in: Burg Vischering. Festschrift zur Eröffnung der Volkskundlichen Abteilung des Münsterlandmuseums Burg Vischering im restaurierten Bauhaus am 31. August 1984 (= Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Kreises Coesfeld 20), Coesfeld 1984, S. 9-30.
Weblinks
- Geschichte der Burg Vischering in www.burgenwelt.de
- Wappen des Geschlechts Droste zu Vischering in Johann Siebmachers Wappenbuch um 1605
- Droste zu Vischering. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 5, Altenburg 1858, S. 345–346 (Online bei zeno.org).
- Wappen der Droste zu Vischering, Wappen der Grafen Droste zu Vischering und Wappen der Grafen Droste zu Vischering von Nesselrode-Reichenstein im Wappenbuch des westfälischen Adels
Einzelnachweise
- ↑ Westfälisches Urkundenbuch Bd 2, Nr 344
- ↑ http://www.schloss-senden.net/site/das-schloss/historie.html Geschichte der Familie und des Schlosses Senden
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