- Vorsignalabstand
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Das Vorsignal ist ein Eisenbahnsignal. Es zeigt an, welches Signalbild am zugehörigen Hauptsignal zu erwarten ist. In besonderen Fällen kann es auch ein haltzeigendes Sperr- oder Schutzsignal (Sh 0 oder Sh 2) ankündigen.
In Deutschland basierend die Vorsignale wie alle anderen Signale auf der Eisenbahn-Signalordnung und werden im Signalbuch erläutert.
Beim einfachen Verhältnissen (beispielsweise auf Nebenbahnen) kann anstelle eines Vorsignals nur eine Vorsignaltafel – im Gebiet der ehemaligen Reichsbahn bis auf Weiteres auch eine Kreuztafel – aufgestellt sein. Sie entsprechen quasi einem Vorsignal in Warnstellung.
Wärtervorsignale – ehemals Haltvorscheiben (Sh 3) – sind nicht ortsfeste, unverstellbare Formvorsignale und zeigen stets Vr 0. Sie werden praktisch nur im Gebiet der ehemaligen Reichsbahn verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Signalbilder
Ortsfeste Formvorsignale sind grundsätzlich stellbar, sie werden (heutzutage) generell durch Elektromotor oder Muskelkraft mechanisch bewegt.
Das Formvorsignal besitzt als Tageszeichen eine kreisrunde gelbe Scheibe mit schwarzem Rahmen und weißem Rand und einem Durchmesser von 100 cm, bei Wärtervorsignalen 55 cm. Unter dieser Scheibe kann sich ein Zusatzflügel befinden. Der Flügel ist gelb mit schwarzem Rahmen und weißem Rand, im Gebiet der ehemaligen Reichsbahn kann der Flügel auch noch weiß mit rotem Rand sein (ältere Variante). Je nach betrieblicher Situation kann das Formvorsignal technisch auf bestimmte Signalbilder festgelegt sein, meist Vr 0/Vr 1 oder auch Vr 0/Vr 2 oder nur Vr 0. Ein in Warnstellung Vr 0 festgelegtes Formvorsignal kann beispielsweise die Einfahrt in ein Stumpfgleis signalisieren, an dessen Ende das Schutzsignal Sh 2 steht; spätestens dort ist die Fahrt immer zu Ende. Jedes Formvorsignal kann zumindest Vr 0 anzeigen.
Bei über dem Gleis montierten Formvorsignalen an einer Signalbrücke oder einem Signalausleger befindet sich der Flügel über der Scheibe. In der Praxis gibt es keine über dem Gleis montierten Formvorsignale mehr.
Nachtzeichen des Formvorsignals sind zwei nach rechts steigende Lichter in den Farben gelb und/oder grün. Bei einzeln stehenden Vorsignalen im Gebiet der ehemaligen Reichsbahn kann bis auf weiteres auch nur ein Licht in gelb oder grün gezeigt werden.
Zur Vermeidung von Signalverwechslungen besteht das Nachtzeichen des Signals Vr 2 im Bereich der ehemaligen Deutschen Reichsbahn seit 1959 aus einem unteren grünen und einem oberen gelben Licht.
Beim Hl- und Ks-Signalsystem gibt es keine besonderen Vorsignalbegriffe. Hl-Vorsignale zeigen die Signalbegriffe Hl 1, 4, 7 oder 10, Ks-Vorsignale die Begriffe Ks 1 oder 2 gegebenenfalls in Verbindung mit einem Geschwindigkeitsvoranzeiger Zs3v.
Lichtvorsignale des H/V-Systems existieren im Gebiet der ehemaligen Deutschen Reichsbahn nicht mehr, noch eventuell vorhandene Signalschirme zeigen Signalbegriffe des Hl-Systems.
Standort
Der Abstand zwischen Vorsignal und Hauptsignal entspricht dem Bremsweg, den Züge maximal benötigen, wenn sie vor dem Halt zeigenden Hauptsignal sicher zum Halten kommen sollen (Bremswegabstand). Der Bremsweg wird streckenbezogen festgesetzt und beträgt bei Hauptbahnen in der Regel 1000 oder 700 m, auf Nebenbahnen können es auch nur 400 m sein. Ist das Hauptsignal für den Triebfahrzeugführer, z. B. in einem Gleisbogen, nicht innerhalb von 300 m zu sehen, stehen zwischen dem Vor- und dem Hauptsignal ein oder mehrere Vorsignalwiederholer (Lichtsignal), die das zu erwartende Signalbild des Hauptsignals ankündigen. Am Standort eines Vorsignalwiederholers ist jedoch keine Vorsignaltafel aufgestellt, außerdem zeigt er neben dem eigentlichen Signalbild ein weißes Zusatzlicht. Durch Wiederholung des Vorsignalbilds wird unnötiges Abbremsen des Zuges verhindert, wenn Halt angekündigt war und das Hauptsignal inzwischen in Fahrtstellung gekommen ist. Liegt zwischen Vorsignal und Hauptsignal ein Halteplatz, so unterrichtet ein Vorsignalwiederholer am Bahnsteigende den Triebfahrzeugführer auch während des Haltes über die Stellung des Hauptsignals.
Je nach den örtlichen Gegebenheiten kann der Abstand zwischen Vor- und Hauptsignal im Einzelfall innerhalb festgesetzter Toleranzwerte länger oder auch kürzer festgesetzt sein. Ist er mehr als 5 % verkürzt, wird dies dem Triebfahrzeugführer im Buchfahrplan oder in der "La" (La = Übersicht der vorübergehend eingerichteten Langsamfahrstellen und sonstigen Besonderheiten) mitgeteilt. Außerdem zeigen Lichtvorsignale zu dem eigentlichen Signalbild ebenfalls ein weißes Zusatzlicht; einige allerdings nur dann, wenn sie nicht Vr 1 zeigen.
Markierung
Ein in Fahrtstellung stehendes und erloschenes zweibegriffiges Formvorsignal und jedes erloschene Lichtvorsignal sind für den Lokführer praktisch nicht vorhanden. Ein Mast und ein dunkler Schirm besitzen keine Signalbedeutung. Zur Kennzeichnung und Ankündigung von Vorsignalen werden Vorsignaltafeln und - baken verwendet.
Vorsignaltafel
Um den Standort eines Vorsignales eindeutig zu kennzeichnen, wird er mit der Vorsignaltafel (Signal Ne 2 / So 3) gekennzeichnet. Das Vorsignal zum Brückendeckungssignal und das Wärtervorsignal besitzen keine Vorsignaltafel.
Ist der Abstand des Vorsignals zum Hauptsignal um mehr als 5 % kürzer als der für die Strecke ermittelte Bremsweg (bei „Halt erwarten“ oder „Langsamfahrt erwarten“ muss also stärker gebremst werden), dann wird dies auf der Vorsignaltafel angezeigt: im Gebiet der ehemaligen Reichsbahn durch einen schwarzen Ring mitten auf der Vorsignaltafel, im Bereich der ehemaligen Bundesbahn durch ein auf der Spitze stehendes weißes Dreieck mit schwarzem Rand auf dem oberen Rand der Vorsignaltafel. Bei Platzmangel darf das Dreieck auch vor der Tafel stehen.
Vorsignalbake
Das Vorsignal wird in der Regel als Orientierungshilfe durch so genannte Vorsignalbake' (Signal Ne 3 / So 4) mit der Bedeutung „Ein Vorsignal ist zu erwarten“, angekündigt, damit es auch bei schlechten Sichtverhältnissen besser wahrgenommen werden kann. In Deutschland und Österreich sind dies in der Regel drei (in Deutschland an unübersichtlichen Stellen bis zu fünf) weiße Tafeln mit schwarzen nach rechts steigenden Streifen (bei Annäherung zunächst drei, dann zwei und zuletzt ein Streifen, bei fünf Baken entsprechend mehr Streifen). Die in Fahrtrichtung letzte Vorsignalbake steht 100 Meter vor dem Vorsignal, die anderen Baken in einem Abstand von je 75 Metern. Ist der Vorsignalabstand um mehr als 5% verkürzt, trägt die erste Bake auf dem oberen Rand ein auf der Spitze stehendes weißes Dreieck mit schwarzem Rand.
Das Vorsignal kann auch am gleichen Mast angebracht sein wie ein Hauptsignal. Dies ist oft der Fall, wenn auf stark befahrenen Strecken die Blockabstände gleich dem Bremswegabstand sind, außerdem praktisch immer bei Einfahrsignalen von Bahnhöfen. Hier zeigt das Vorsignal dann die Stellung des Ausfahrsignals in dem Gleis an, in das die Fahrstraße eingestellt ist. Wenn ein Vorsignal am Mast eines Hauptsignales angebracht ist, wird auf die Vorsignaltafel und die Vorsignalbaken verzichtet, da der Triebfahrzeugführer sowieso an dieser Stelle ein Signal erwartet. Beim moderneren Hl- und Ks-Signalsystem ist die Vorsignalisierung des nächsten Hauptsignals in diesem Fall in den Hauptsignalbegriff integriert, damit entfällt ein besonderes Vorsignal. Bei Vorsignalen, die auf Ausfahr- oder Zwischensignale in Bahnhöfen verweisen, entfallen die Vorsignalbaken.
Besondere Formen
Bayerisches Vorsignal
Im Bereich der ehemaligen Königlich Bayerische Staats-Eisenbahnen wurde auch nach der Vereinheitlichung der Reichsbahn 1924 bis Mitte der 60er Jahre das bayerische Formvorsignal verwendet. Die runde gelbe Scheibe besaß in der Mitte einen schräg angeordneten Klappmechanismus. Beim Wechsel von der Warnstellung (Vr 0) in die Fahrtstellung (Vr 101 oder 102) klappten die beiden Scheibenhälften nach hinten um; an ihrer Stelle erschien ein nach rechts aufwärts weisender rot-weißer Signalflügel. Da diese Mechanik an die Flügelschläge eines Schmetterlings erinnerte, wurde das bayerische Vorsignal „Schmetterlingssignal“ genannt. Und weil es stets ein sichtbares Signalbild besaß (nicht wie beim Vr 1 eine weggeklappte Scheibe), wurde sein Standort zunächst nicht mit einer Vorsignaltafel verdeutlicht; dies geschah erst ab 1959 aus Gründen der Einheitlichkeit. Das bayerische Formvorsignal konnte aufgrund seiner Bauweise auch am Mast eines Formhauptsignals angebracht sein, so dass beispielsweise die Kombination „Langsamfahrt, Fahrt oder Langsamfahrt erwarten“ (Hp 2, Vr 102) am selben Mast mit drei Signalflügeln angezeigt wurde. Das Nachtzeichen des bayerischen Vorsignals entsprach dem von Vr 0 und Vr 1.
Brückendeckungssignal
Das „Vorsignal zum Brückendeckungssignal“ (2006 nur noch ein Paar existent) kündigt ein Brückendeckungssignal an, welches eine bewegliche Brücke sichert. Bei entriegelter Brücke (befahren verboten) ist das Gleis durch Schutzsignal Sh 2 gesperrt, das Vorsignal zeigt Vr 0. Bei verriegelter Brücke (befahren erlaubt) sind die Sperrung aufgehoben und die Signalscheiben des Schutzsignals und des Vorsignals weggeklappt. Schutz- und Vorsignal sind dann „betrieblich abgeschaltet“ und zeigen nachts ein weißes Kennlicht. Historischer Vorgänger dieses Signals ist die Deckungvorscheibe, die als Ankündigung der Deckungscheibe verwendet wurde. Mit Deckungscheiben wurden bewegliche Brücken, Bahnhöfe (Ersatz fürs Einfahrsignal), Gleiskreuzungen, Bahnübergänge und Bahnsteigzugänge gesichert.
Dreibegriffiges Formsignal
Das bis Mitte der 60er Jahre teilweise verwendete, dreibegriffige Formvorsignal zeigte bei Vr 2 anstelle von einer gelben und grünen Lampe als Nachtzeichen zwei nach rechts steigende gelbe Lichter und zusätzlich unter dem rechten gelben Licht, höher als das linke gelbe Licht, ein grünes Licht. Dieses Signalbild wurde Vr 102 genannt. Das Zusatzlicht wurde häufig durch einen Spiegelkasten von der unteren Laterne her erzeugt.
Siehe auch
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