Väterchen Frost

Väterchen Frost
Väterchen Frost, Illustration von Ivan Bilibin

Väterchen Frost (u. a. russ. Дед Мороз/Ded Moros, auch Deduschka Moros, aber auch in nichtslawischen Sprachen, z. B. litauisch Senis Šaltis oder estnisch Näärivana) ist eine osteuropäische Bezeichnung des Weihnachtsmannes, der seit 1917 zu Silvester nach gregorianischem Kalender erscheint.

Inhaltsverzeichnis

Konzept

Da in einigen Staaten Osteuropas seit der russischen Oktoberrevolution die Religion unter Druck gesetzt wurde und es verboten war, Weihnachten (als religiöses Fest) zu feiern und gleichzeitig statt des bis dahin üblichen julianischen der gregorianische Kalender eingeführt wurde, verschoben sich alle weihnachtlich-feierlichen Rituale von Weihnachten nach julianischem Kalender auf Silvester nach gregorianischem Kalender. Daher wird der Weihnachtsbaum pünktlich zum gregorianischen Silvester aufgestellt und der Weihnachtsmann ("Ded Moros") bringt die Geschenke in der gregorianischen Silvesternacht.

Nach der heute verbreiteten Vorstellung hat Väterchen Frost einen langen, dicken weißen Bart und führt ein magisches Zepter, dessen Spitze alles, was sie berührt, gefrieren lässt. Er wohnt tief in der Taiga, ist sehr naturverbunden, fährt einen von drei Schimmeln oder Rentieren gezogenen Schlitten – die Troika – und trägt traditionell einen eisgrauen, mit Blautönen durchwebten Pelzmantel, diese können allerdings auch gelb oder grün sein. Unter westlichem Einfluss sind heute jedoch durchaus auch Darstellungen im roten Mantel zu finden.

Entstehung

Im Gegensatz zu einer in deutschen konservativen Kreisen weit verbreiteten Vorstellung, dass Väterchen Frost eine erst im 20. Jahrhundert eingeführte Modifikation des St. Nikolaus sei, ist er bereits seit Jahrhunderten in der (Märchen-)Literatur nachweisbar und erlangte besonders in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Russland weite Verbreitung und große Popularität.

Ursprünglich war Väterchen Frost eher eine Art Personifikation des Winters. In den ersten Jahren nach der Oktoberrevolution wurde er wie alle anderen Weihnachtstraditionen, darunter auch „Snegurotschka“ („Schneemädchen“) und Jolka (Weihnachtsbaum), verunglimpft.

Die Figur des Väterchen Frost und das künstlich geschaffene „Jolkafest“ (am gregorianischen Silvesterabend) wurden in Russland so erfolgreich, dass auch nach Wiedereinführung des Feiertages für das orthodoxe Weihnachtsfest die meisten Russen an ihm festhalten. Mittlerweile hat er sogar eine offizielle Postadresse in Weliki Ustjug, unter der ihm die Kinder schreiben können.

Väterchen Frost spielte auch in anderen slawischen Ländern insbesondere während des Sozialismus und Kommunismus eine große Rolle, war aber auch bereits zuvor dort bekannt. So wird die Figur zum Beispiel in Serbien Deda Mraz, in Tschechien Děda Mráz und in Slowenien Dedek Mraz genannt. Die Figur wurde allerdings als ein (vermeintlich) aus der Sowjetunion künstlich importierter Weihnachtsersatz weitgehend abgelehnt, und ist heute nicht mehr verbreitet. Einzig und allein in Slowenien (Dedek Mraz) und Bulgarien hat sich dies erhalten. Dort nennt man ihn auch Дядо мраз (Djado Mraz).

Einstellung der Kirche

Heute, nach dem Fall des Sozialismus, hat es die Orthodoxe Kirche schwer, die Legende des Väterchen Frost vom Glauben zu lösen, denn für das Volk sind Väterchen Frost und der heilige Nikolaus ein und dieselbe Person. Für die Orthodoxe Kirche ist Väterchen Frost jedoch eine „kommunistische Erfindung“.

Übersetzung des Namens

Die wörtliche Übersetzung des russischen Namens Дед Мороз (Ded Moros) lautet Großvater Frost, die gelegentlich zu hörende Variante Дедушка Мороз (Deduschka Moros) bedeutet wörtlich Großväterchen Frost. Dennoch hat sich im Deutschen für diese russische Figur der Name Väterchen Frost eingebürgert.

Zusätzliches

In einem Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 28. Dezember 2007 war zu lesen, dass die russische Regierung eine Werbung verboten hatte, in der die Existenz des Väterchen Frost bestritten wurde, weil viele Kinder daran glaubten. Als Gegenargument sagte man, dass die Werbung sich nicht an Kinder, sondern an Erwachsene richte.

Verarbeitungen

  • Abenteuer im Zauberwald (1964), russischer Märchenfilm
  • Frostfeuer (2005), ein Fantasyroman des deutschen Autors Kai Meyer, spielt im nördlichen Russland. Väterchen Frost tritt in der Einleitung auf.

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Väterchen Frost – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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