Wadrill (Wadern)

Wadrill (Wadern)
Wadrill
Stadt Wadern
Wappen von Wadrill
Koordinaten: 49° 35′ N, 6° 53′ O49.5856.8872222222222330Koordinaten: 49° 35′ 6″ N, 6° 53′ 14″ O
Höhe: 330 m
Fläche: 9,22 km²
Einwohner: 1.687 (28. Feb. 2010)
Postleitzahl: 66687
Vorwahl: 06871

Wadrill ist ein Stadtteil von Wadern im Landkreis Merzig-Wadern im nördlichen Saarland.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Wadrill liegt südlich des in Südwest-Nordost-Richtung verlaufenden Hunsrückteils Schwarzwälder Hochwald. Es befindet sich etwa 5 km nördlich des Kernorts von Wadern am nördlichen Prims-Zufluss Wadrill, in den oberhalb des Dorfs der Gothbach und unterhalb des Dorfs der Dörrbach mündet. Die Landesstraße 150 führt von Wadern durch Gehweiler und Wadrill ins nördliche Grimburg (Rheinland-Pfalz). Diese kreuzt im Dorf die Landesstraße 365, die von Sitzerath durch Wadrill nach Steinberg verläuft.

Klima

Der Jahresniederschlag beträgt 1114 mm und liegt damit im oberen Drittel der von den Messstellen des Deutschen Wetterdienstes erfassten Werte. Über 90 % zeigen niedrigere Werte an. Der trockenste Monat ist der April; am meisten regnet es im Dezember. Im niederschlagreichsten Monat fällt etwa 1,9mal mehr Regen, als im trockensten Monat. Die jahreszeitlichen Niederschlagschwankungen liegen im oberen Drittel. In über 90 % aller Orte schwankt der monatliche Niederschlag weniger.

Geschichte

In einer Urkunde des Trierer Erzbischofs Egbert findet Wadrill als Waderola im Jahr 981 zum ersten Mal Erwähnung. Der Begriff Waderola bedeutet „eiliges Wasser“ und geht auf die vorkeltische Zeit zurück und beschrieb den durch das Tal fließenden Bach, welcher dem heutigen Ort seinen Namen verleiht.

Wadrill unterstand für den Zeitraum mehrerer Jahrhunderte dem Propst von St. Paulin in Trier. In dieser Zeit war es Hauptkirche des Landkapitels Wadrill. Nach dem Wiener Kongress 1815 kam Wadrill innerhalb des Regierungsbezirks Trier unter preußische Verwaltung. Die Abtrennung des Saargebietes vom Deutschen Reich auf Grund des Versailler Vertrages 1919 führte zur Bildung des Restkreises Merzig-Wadern, der weiterhin zum Regierungsbezirk Trier gehörte. Erst seit der Zusammenlegung des Restkreises Merzig-Wadern mit dem Landkreis Merzig 1947 gehört Wadrill zum Saarland.

Kultur

Ein vermutlich aus der Zeit des Keltentums übernommener Brauch wird heute in Wadrill alljährlich zelebriert. So wird am ersten Fastensonntag von der Anhöhe des „Perscher Kopfes“ das sog. Erbsenrad in den Bach Wadrill gerollt. Das Erbsenrad ist im Prinzip nichts anderes, als eine Art Heu- oder Strohballen. Dieser wird in Brand gesetzt und so den Berg hinunter gerollt, wo es schließlich in der "Wadrill" erlischt. Anschließend versammeln sich alle Beteiligten und Zuschauer im hiesigen Pfarrheim zum traditionellen Eieressen. Dieser Brauch soll den ansässigen Bauern eine gute und ertragreiche Ernte verschaffen und den Frühling willkommen heißen.

Dem Ereignis des Erbsenrades geht am selben Tag der Brauch des „Eiersammelns“ voraus. Freiwillige, meist ehrenamtliche Helfer des Erbsenrades, ziehen mit Spirituosen durch die Straßen des Ortes, um an den Haustüren der Bewohner Wadrills um Eier zu bitten. Werden den Helfern Eier gespendet, erhalten sie zum Dank ein oder mehrere Gläser Schnaps oder Likör. Die gesammelten Eier werden nach dem Erbsenrad, wie o.g., im Pfarrheim zubereitet und schließlich verspeist.

Die Wadriller Maikirmes ist nahezu im gesamten Saarland und dem benachbarten Landkreis Trier bekannt. Sie findet jeweils am ersten Maiwochenende statt.

Eine ebenfalls sehr bekannte Veranstaltung ist der Wadriller Lehnenball welcher zu Beginn eines jeden Jahres stattfindet.

Kirche

Die Kirche von Wadrill steht unter dem Patron des heiligen St. Martin. Das heutige Kirchenschiff wurde 1888 erbaut. Der romanische Kirchturm jedoch ist über 1000 Jahre alt, ist einer der ältesten im Saarland und steht unter Denkmalschutz.

Während die St. Martins-Kirche das christliche Zentrum des Ortes und der näheren umliegenden Gemeinden darstellt, finden sich zudem noch eine Friedhofskapelle sowie die Bruder-Klaus-Kapelle, in welcher in regelmäßigen Abständen ebenfalls Messen abgehalten werden.

Sehenswürdigkeiten

Als einziger Ort des Saarlandes besitzt Wadrill mit der Hochwaldalm Wadrill eine Alm, wie sie z. B. aus dem Alpenraum bekannt ist. Sie befindet sich im Schwarzwälder Hochwald knapp 2,5 km nordwestlich von Wadrill an der Almstraße, die von der von dort zum Dorf Steinberg führenden Landesstraße 365 abzweigt. Zwischen dem Fallenseifenberg (ca. 499 m ü. NN) im Nordosten und Springkopf (523 m ü. NN) im Südwesten gelegen befindet sie sich zwischen 460 und 515 m ü. NN und ist etwa 18 ha groß. Anfang der 1990er fiel der Bauernhof der ursprünglichen Alm einem Feuer zum Opfer und brannte vollständig nieder. Heute befindet sich an dieser Stelle und von Weiden umgeben, eine Blockhütte, welche eine Gastwirtschaft beherbergt und ganzjährig geöffnet hat. Sie ist somit ein attraktives Ausflugsziel und zu Fuß sowie per Auto gut erreichbar.

Oberhalb der Alm verläuft der Saar-Hunsrück-Steig und seit 2006 existiert der 17 km lange Premiumwanderweg Tafeltour Wadrill, der auch an der Alm und u. a. an der mittelalterlichen Burg Grimburg vorbeiführt und dessen Startpunkt Sitzerath ist.

Infrastruktur

Der Ort verfügt über eine Kindertagesstätte und eine Grundschule, zu deren Einzugsgebiet u. a. auch Gehweiler, Reidelbach und Steinberg gehören. Ferner verfügt der Ort über die Freiwillige Feuerwehr Wadrill. Außerdem ist ein Gewerbegebiet vorhanden. Für Veranstaltungen größeren Ausmaßes steht dem Ort seit dem Jahr 2002 eine eigens hierfür gebaute Mehrzweckhalle (Wadrilltalhalle) zur Verfügung, welche direkt neben dem an den Tennisplatz angrenzenden Fußball(rasen)platz zu finden ist. Der zentrale Treffpunkt und das Vereinshaus des Deutschen Alpenvereins (Sektion Hochwald) befindet sich in Wadrill. Außerdem betreibt der Alpenverein eine Indoor-Kletterwand in Wadrill.

Vereinsleben

Wadrill verfügt über ein sehr ausgeprägtes Vereinsleben mit über 35 ansässigen Vereinen. In Bezug auf die Mitgliederzahl stellt der DAV Sektion Berg- und Skifreunde Hochwald e. V. den größten Verein dar, gefolgt vom FC Wadrill 1946 e.V. Der FC Wadrill ist mit zwei aktiven Mannschaften, sowie in allen Jugendklassen vertreten. Außerdem besteht schon seit über 50 Jahre eine Altherren-Mannschaft.

Der ortsansässige Karnevalsverein "Die Fratzenmacher" Wadrill e.V. gerät alle 11 Jahre in den Focus der saarländischen Medien. Wie zuletzt in 2008 feiert der Verein sein Bestehen (nur mehr 45 Jahre, Stand 2009) alle 11 Jahre mit einer so genannten "Sommerfaasend". Zu diesem Zweck wird die 5. Jahreszeit kurzerhand bis in den Sommer verlegt und durch Kappensitzungen und einen Sommer-Karnevalsumzug gefeiert.

Der Jugendclub Wadrill e.V. wurde vor über 40 Jahren gegründet und ist einer der zentralen Treffpunkte der Jugendlichen und Junggebliebenen aus Wadrill und der Umgebung.

Ein Großteil der Vereine aus Wadrill, Gehweiler und Reidelbach hat sich zur Vereinsgemeinschaft Wadrill-Gehweiler-Reidelbach e.V. zusammengeschlossen. Der VG obliegt die treuhänderische Verwaltung der Wadrilltalhalle, sowie die Koordination der verschiedenen Veranstaltungen in der Wadrilltalhalle sowie des Trainingsbetriebes in der Halle.

Sonstiges

Als nördlichster Stadtteil Waderns bildet Wadrill mit den Orten Gehweiler und Reidelbach eine enge kulturelle Gemeinschaft, obgleich Reidelbach verwaltungsrechtlich der Ortschaft Wedern zugeordnet ist. Die Enge zwischen den drei Dörfern äußert sich u. a. zum einen in der Bildung der „Vereinsgemeinschaft Wadrill – Gehweiler – Reidelbach“ sowie zum anderen darin, dass beispielsweise der überwiegende Teil von Verstorbenen aus Reidelbach in Wadrill bestattet werden und nicht in Wedern, welches einen eigenen Friedhof besitzt. Verstorbene aus Gehweiler werden alle in Wadrill bestattet, da sich beide Gemeinden den in Wadrill befindlichen Friedhof teilen.

Bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Wadrill Schiefer abgebaut. Spuren des Abbaus sind heute noch entlang der Landstraße nach Grimburg sichtbar.

Als das Saargebiet (noch) nicht an die Bundesrepublik Deutschland angegliedert war, befand sich am nördlichen Ortsausgang, der Hermeskeiler Straße einer der nördlichsten Grenzhäuser. Zu dieser Zeit war die Grenze noch mit Schranken gesichert. Unmittelbar nach dem Anschluss des Saargebietes an die Bundesrepublik wurden die Grenzübergänge geöffnet und die Grenzhäuser entfernt. An dieser Stelle befindet sich heute eine Weide. Leider sind von diesem Grenzübergang keine Spuren mehr sichtbar.

1999 belegte Wadrill beim Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden" den 1. Platz.

Quellen

  • Willibrord Gerber: Pfarrei und Pfarrkirche in Vergangenheit und Gegenwart, Wadrill, Selbstverlag o. J. (1981)
  • Heimat- und Naturfreunde Wadrill e.V. (Hg.): Wadrill – Ein Heimatbuch, Merzig,1983
  • Heimat- und Naturfreunde Wadrill e.V. (Hg.): 1000 Jahre Wadrill – Ein Rückblick, Merzig, 1984

Weblinks


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