Wallstein-Verlag

Wallstein-Verlag

Der Wallstein Verlag ist ein deutscher Buchverlag mit Sitz in Göttingen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Wallstein Verlag wurde 1986 von Thedel von Wallmoden und den Brüdern Dirk und Frank Steinhoff in Göttingen gegründet und konnte sich schnell in der Branche etablieren. Zwei Jahre später startete das erste Buchprogramm mit dem Briefwechsel zwischen Gottfried August Bürger und seinem Verleger Johann Christian Dieterich. 1992 verließen die Brüder Steinhoff die GmbH, woraufhin Markus Ciupke als neuer Teilhaber der Verlagsgesellschaft beitrat. 2004 übernahm zudem Thorsten Ahrend, vormals Lektor bei Suhrkamp, Geschäftsanteile.

Neben den drei Gesellschaftern sind derzeit 14 feste Mitarbeiter (davon sechs in Teilzeit) im Wallstein Verlag beschäftigt. Im Programm erscheinen jährlich ca. 130 Bücher mit einem ungefähren Jahresumsatz von 2 Millionen Euro. Die Entwicklung des Verlags geht vor allem auf den Überraschungserfolg von Ruth Klügers Autobiographie »weiter leben – eine Jugend« von 1992 zurück, die von Marcel Reich-Ranicki im »Literarischen Quartett« positiv hervorgehoben wurde. Mittlerweile zählt »weiter leben« zu den meistgelesenen Texten der Holocaustliteratur in deutscher Sprache. Weitere Erfolge waren u.a. die Briefe Gottfried Benns an Ursula Ziebarth (»Hernach«), Carl Zuckmayers »Geheimreport« und sein »Deutschlandbericht« sowie Michael Hagners »Geniale Gehirne«.

Das Programm

Im Zentrum des wissenschaftlichen Buchprogramms stehen Bücher aus den Bereichen Literaturwissenschaft, Philosophie und Geschichte. Der thematische Fokus, der sich in den Anfangsjahren hauptsächlich auf die Literatur- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts (Aufklärung und Goethezeit) konzentrierte, hat sich mittlerweile auf Veröffentlichungen aus einem breiten wissenschaftlichen Spektrum ausgedehnt: Besonderes Augenmerk liegt heute auf der Zeitgeschichte, der Erforschung des Nationalsozialismus, des Völkermordes an den europäischen Juden und der frühen Bundesrepublik. In den letzten Jahren ist zudem die Wissenschaftsgeschichte mit sehr erfolgreichen Veröffentlichungen (z.B. von Michael Hagner und Hans-Jörg Rheinberger) hinzugekommen. Außerdem hat der Verlag seit seiner Gründung eine Vielzahl von kommentierten Editionen älterer Texte der deutschen Literatur vorgelegt, darunter Werkausgaben von Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Ludwig Christoph Heinrich Hölty, Johann Heinrich Voß und Friedrich Rückert. Daneben stehen Editionen mit Texten des 20. Jahrhunderts, etwa eine Ausgabe der Tagebücher von Thea Sternheim, Werkausgaben von Hugo Ball, Nicolas Born, Albert Ehrenstein, Siegfried Jacobsohn, Gertrud Kolmar und Jakob van Hoddis, Nachlasspublikationen von Carl Zuckmayer wie der »Geheimreport« oder Briefeditionen von Rainer Maria Rilke, Gottfried Benn und Karl Kraus. Ab 2007 erscheint bei Wallstein eine Werkausgabe von Stefan Andres, eine Werkausgabe von Johannes Urzidil wird ebenfalls vorbereitet.

Seit dem Erfolg von Ruth Klügers Autobiographie sind zunehmend auch Bücher von zeitgenössischen Autoren erschienen. Mit dem Eintritt von Thorsten Ahrend als Lektor und Gesellschafter wird das literarische Programm von Wallstein seit 2005 verstärkt ausgebaut. Neben Autoren wie Fred Wander, Adolf Endler und Hermann Peter Piwitt, setzt der Verlag mit Dea Loher, Angelika Overath, Lukas Bärfuss, Gregor Sander und Ulf Erdmann Ziegler auch auf die Gegenwartsliteratur.

Der Satzbetrieb

Im Auftrag anderer Verlage übernimmt Wallstein Satz, Gestaltung und redaktionelle Arbeiten und bietet Druckvorlagenerstellung oder Gesamtproduktion an.

Preise

  • 1996 wurde der Wallstein Verlag mit dem erstmals vergebenen Niedersächsischen Verlagspreis ausgezeichnet.
  • 2002 erhielt er einen Preis als familienfreundlichster Betrieb in der Region.

Der Verlag stiftet den mit 2000,- € dotierten Wallstein-Preis der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der an jüngere Geisteswissenschaftler ohne Lehramtsstudium vergeben wird. Jährlich fördert Wallstein aus seinem Gewinn eine soziale Maßnahme in In- und Ausland wie etwa die Göttinger Tafel oder Straßenkinderprojekte in Lateinamerika. Außerdem ist der Verlag Zustifter der Kurt-Wolff-Stiftung, die sich seit ihrer Gründung 2000 für die Förderung einer vielfältigen Verlags- und Literaturszene engagiert.

Kooperationspartner und Institutionen

Viele wissenschaftliche Publikationen des Wallstein Verlags entstehen in Zusammenarbeit mit Institutionen bzw. werden von diesen in Auftrag gegeben. Zu diesen Partnern gehören u.a.:

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wallstein Verlag — Der Wallstein Verlag ist ein deutscher Buchverlag mit Sitz in Göttingen. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Das Programm 3 Der Satzbetrieb 4 Preise …   Deutsch Wikipedia

  • Wallstein — steht für: Wallstein Verlag, Göttingen Wallstein (Geschiebe), gerundetes Feuersteingeröll Wallstein (Adelsgeschlecht), Adelsfamilie im Kanton Neckar Schwarzwald Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Untersche …   Deutsch Wikipedia

  • Verlag Peter Guhl — Der Verlag Peter Guhl (de exilio) in Rohrbach wurde 1993 im Gedenken an den Dichter und Ethnologen Franz Baermann Steiner gegründet. Das Programm besteht aus Büchern über, von und für Minoritäten. Geschichte 1992 beklagten sich Michael Hamburger… …   Deutsch Wikipedia

  • Wallstein (Geschiebe) — typische Wallsteine von der Ostseeküste, links poliert und rechts im Fundzustand mit gut sichtbaren Schlagmarken Als Wallsteine werden ellipsoidisch gerundete Feuersteingerölle bezeichnet, die nicht selten in quartären Geschiebeablagerungen an… …   Deutsch Wikipedia

  • Otmar Freiherr von Verschuer — Otmar von Verschuer (rear) supervises the measurement of two men s head circumference as part of an anthropometric study of heredity. Otmar Freiherr von Verschuer (16 July 1896, Wildeck, Hesse Nassau – 8 August 1969) was a German human biologist… …   Wikipedia

  • Protokolle der Weisen von Zion — Sergei Nilus, Das Große im Kleinen. Titelillustration der russischen Ausgabe aus dem Jahr 1911, die den Text der Protokolle der Weisen von Zion enthält. Die einzelnen Abbildungen stammen aus Dogme et rituel de la haute magie des französischen… …   Deutsch Wikipedia

  • Herbert Backe — (2. Juni 1942) Herbert Friedrich Wilhelm Backe (* 1. Mai 1896 in Batumi, Russisches Kaiserreich, heute Georgien; † 6. April 1947 in Nürnberg) war ein deutscher Politiker (NSDAP). Er wurde 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Jozef Tiso — (1936) Jozef Tiso (* 13. Oktober 1887 in Nagybiccse, Österreich Ungarn; † 18. April 1947 in Bratislava, Tschechoslowakei) war ein katholischer Priester und tschechoslowakischer beziehungsweise slowakischer Politiker. Ab 1925 war er Abgeordneter… …   Deutsch Wikipedia

  • Hanjo Kesting — (* 1943 in Wuppertal) ist ein deutscher Redakteur und Publizist. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Werke 2.1 Buchpublikationen 2.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Einsatzgruppen-Prozess — Otto Ohlendorf während der Aussage zu seiner Person beim Einsatzgruppenprozess am 9. Oktober 1947 Der Einsatzgruppen Prozess war der neunte von zwölf Nürnberger Nachfolgeprozessen. Er wurde vom 15. September 1947 bis zum 10. April 1948 im… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”