Walter Oehme

Walter Oehme

Walter Oehme (* 1892; † 1968) war ein deutscher Journalist und Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ab 1912 arbeitete Oehme für die SPD, dann für die USPD sowie die Deutsche Liga für Menschenrechte. Nach Ausbruch der Novemberrevolution zeichnete er im November und Dezember 1918 verantwortlich für die Zeitung des Grodnoer Soldatenrates. 1918 wurde Oehme Sekretär in der Reichskanzlei und nahm in dieser Funktion vom 16. bis 20. Dezember 1918 als offizieller Vertreter der Reichskanzlei – zusammen mit Unterstaatssekretär Kurt Baake, Pressechef Rauscher und dem persönlichen Referent Friedrich Eberts Heinrich Schulz – am „I. Allgemeinen Kongreß der Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands“, dem Parlament der Revolution, teil.

Am 16. Oktober 1919 erschien in der Zeitung Freiheit ein Artikel von ihm: „Der sterbende Zentralrat“. 1928 verfasste er seine Dissertation über die staatsrechtliche Stellung des Reichstagspräsidenten. Bis 1933 war er Chefredakteur des „Zwölf Uhr Mittagsblatt“, nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ 1933 Auslandskorrespondent.

Nach dem 8. Mai 1945 war Oehme Wirtschaftskommissar in Dresden-Laubegast und Chef des städtischen Nachrichtenamtes. Anfang Juni 1945 wurde er Chef des Nachrichtenamtes bei der Sächsischen Landesverwaltung. Am 7. Juni 1945 wurde Oehme zum ersten Vorsitzenden des neu gegründeten Sächsischen Journalisten- und Schriftstellerverbandes gewählt.

Nachdem im August des Jahres der Görlitzer Oberbürgermeister verstorben war, übernahm Walter Oehme kommissarisch dort die Amtsgeschäfte. Wenige Tage nach Antritt des Amtes erklärte er die Stadt und den Landkreis zum Notstandsgebiet, um die Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Görlitzer Lokalfunktionäre von KPD und SPD, die ihre eigenen Leute durchsetzen wollten, intrigierten jedoch gegen den Auswärtigen. Oehme, der von der Görlitzer Wirtschaftskammer und der sächsischen Landesverwaltung protegiert wurde, konnte sich zunächst jedoch im Amt behaupten. Am 11. November 1945 wurde unter seiner Leitung der Görlitzer Kulturbund gegründet.

Ende November 1945 inszenierte jedoch die Görlitzer Polizei, deren Chef zum Intrigantenkreis gehörte, eine Hausdurchsuchung bei Oehme, bei der man dann angeblich mehrere zuvor beschlagnahmte Flaschen Alkohol fand. Daraufhin wurde er verhaftet und sowjetischen Behörden übergeben. Dagegen konnte auch die sächsische Landesregierung nicht einschreiten. Am 7. September 1945 wurde Oehme vom Sowjetischen Militärtribunal in Berlin-Karlshorst zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt und von Dezember 1945 bis 1950 entweder in einem der sowjetischen Speziallager oder in Sibirien interniert. Von 1950 bis 1956 war Walter Oehme im Zuchthaus Bautzen inhaftiert, wurde danach jedoch rehabilitiert.

Darauf kehrte Oehme zeitweise nach Görlitz zurück und befasste sich mit der archivalischen Aufarbeitung der Akten zum Görlitzer Widerstandskampf während der Zeit des Nationalsozialismus.

Schriften

  • Die staatsrechtliche Stellung des Reichstagspräsidenten in Bezug auf Disziplinarmaßnahmen, Hausrecht, Polizeigewalt und die Rechtsgeschäfte, die er vornimmt. Göttingen: Röhrs, 1928. (Rechts- u. Staatswiss. Diss. v. 23. Juli 1928)
  • Zs. m. Kurt Caro: Kommt das Dritte Reich?. Frankfurt/Main: Eichborn, 1984. ISBN 3821809035 (Faksimile-Ausgabe d. Erstveröff. v. 1930)
  • Zs. m. Kurt Caro: Schleichers Aufstieg. Ein Beitrag zur Geschichte der Gegenrevolution. Berlin: Rowohlt, 1933.
  • Damals in der Reichskanzlei. Berlin: Kongress-Verl., 1958.
  • Die Weimarer Nationalversammlung 1919. Erinnerungen. Berlin: Rütten&Loening, 1962.
  • Zs. m. Arthur Pons: Verschwörung der Geschlagenen. Berlin: Verl. d. Nation, 1963.

Literatur

  • Sabine Roß: Politische Partizipation und nationaler Räteparlamentarismus. Determinanten des politischen Handelns der Delegierten zu den Reichsrätekongressen 1918/1919. HSR-Transition, vol. 15 (2004). Online-Version

Weblinks


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