- Weiße Waldhyazinthe
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Zweiblättrige Waldhyazinthe Systematik Familie: Orchideen Unterfamilie: Orchidoideae Tribus: Orchideae Untertribus: Orchidinae (Platantherinae) Gattung: Waldhyazinthen (Platanthera) Art: Zweiblättrige Waldhyazinthe Wissenschaftlicher Name Platanthera bifolia (L.) Rich. 1817 Die Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera bifolia), auch Weiße Waldhyazinthe genannt, ist eine Art aus der Gattung der Waldhyazinthen (Platanthera) in der Familie der Orchideengewächse (Orchidaceae).
Inhaltsverzeichnis
Name
Die große Breite der Anthere bei dieser Art gab der Gattung Platanthera ihren Namen. (griechisch: πλατύς platys = breit, platt und ανθέρα anthera = Staubbeutel). Das botanische Epitheton bifolia bezieht sich auf die zwei gegenständigen Blätter dieser Art. Ein botanisches Merkmal, das aber auch weitere Arten dieser Gattung besitzen.
Bei dem deutschen Gattungsnamen hat sich der Name "Waldhyazinthe" gegenüber weiteren Namen wie: "Kuckucksblume" oder "Breitkölbchen" behauptet. Der deutsche Namenszusatz „zweiblättrig“ ist eine Übersetzung des lateinischen Epitheton.
Beschreibung
Die Zweiblättrige Waldhyazinthe ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 50 Zentimetern erreicht. Gelegentlich werden kräftige Pflanzen auch bis zu 60 Zentimeter hoch. Dieser Geophyt mit zwei ungeteilten rübenförmigen Knollen als Überdauerungsorgane, deren Ende einen wurzelförmigen Fortsatz haben. Die ein bis zwei, selten auch drei Laubblätter sind hellgrün mit einem geringen silbrigen Glanz auf der Unterseite, oval und gegenständig. Sie sind etwa 6 bis 22 Zentimeter lang und etwa 3 bis 6 Zentimeter breit. Kurze, lanzettliche Blätter sind am Stängel verteilt.
Der ährige Blütenstand trägt etwa acht bis 40 Blüten. Die Tragblätter sind länger als der Fruchtknoten. Die schlanken seitlichen Blütenhüllblätter des äußeren Perigonkreises sind 9 bis 13 mm lang, 3 bis 6 mm breit und stehen waagrecht ab. Das mittlere Blütenhüllblatt ist eiförmig und bildet mit den seitlichen Blütenhüllblättern des inneren Perigonkreises einen offenen „Helm“. Die schlanken inneren Blütenhüllblätter sind 5 bis 9 mm lang und 2 bis 4 mm breit. Sie sind an der Spitze nach außen geschwungen. Die Lippe (das mittlere Blütenhüllblatt) ist 8 bis 16 mm lang und 2 bis 4 mm breit. Die Pollinien sind parallel angeordnet und liegen dicht beieinander. Dies ist das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zur Grünlichen Waldhyazinthe. Der dünne Sporn ist etwa bis zur Hälfte mit Nektar gefüllt.
Die Blüte duftet nur während der Nacht und wird daher von nachtaktiven, langrüsseligen Schmetterlingen bestäubt.
Die Blütezeit beginnt ein bis zwei Wochen nach der Grünlichen Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha) und dauert von Juni bis August.
Genetik und Entwicklung
Die Zweiblättrige Waldhyzinthe besitzt einen Karyotyp von zwei Chromosomensätzen und jeweils 21 Chromosomen (Zytologie: 2n = 42).
Der Same dieser Orchidee enthält keinerlei Nährgewebe für den Keimling. Die Keimung erfolgt daher nur bei Infektion durch einen Wurzelpilz (Mykorrhiza).
Ökologie
Die Zweiblättrige Waldhyazinthe besiedelt verschiedene Biotope: Waldränder, Laub-, Misch-, und Nadelwälder, Borstgrasrasen, Magerrasen, moorige Wiesen, alpine Wiesen und Weiden. In der Regel sind diese Biotope nicht sehr basenreich und tendieren oft in den leicht sauren Bereich. Es gibt aber auch Standorte auf besonders kalkreichen Böden.
Sie findet sich in den Pflanzengesellschaften
- Verband Alno-Ulmion
- Verband Cytiso ruthenico-Pinion
- Unterverband Galio-Abietenion
- Verband Erico-Pinion (Schneeheide-Kiefernwälder)
- Verband Quercion robori-petraeae
- Ordnung Nardetalia
- Verband Mesobromion erecti
- Ordnung Molinietalia caeruleae
(Aufschlüsselung einiger genannter Pflanzengesellschaften siehe: Pflanzensoziologische Einheiten nach Oberdorfer)
Verbreitung
Die Zweiblättrige Waldhyazinthe ist nahezu im gesamten Europa verbreitet, in Nordafrika nur in Tunesien. In Skandinavien beschränkt sich die Verbreitung auf die küstennahen Regionen. Von Europa aus reicht die Verbreitung bis Kaukasien und den Iran. Weiter nach Osten bis Sibirien endet die Verbreitung allmählich. Hier dringt sie dann auch kaum in den Norden vor.
In Deutschland ist die Zweiblättrige Waldhyzinthe am stärksten auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb, den Alpen, Alpenvorland und rund um das Thüringer Becken verbreitet. Die Art bevorzugt also vorwiegend Mittelgebirgs- bis Gebirgslagen. Sie war ehemals auch in der norddeutschen Tiefebene verbreitet. Viele dieser Standorte sind aber bereits vor 1980 erloschen.
In Österreich kommt die Art zerstreut in allen Bundesländern vor. In Kärnten etwa ist sie in allen Landesteilen weit verbreitet.
In der Schweiz ist sie noch relativ weit mit wenigen Lücken verbreitet.
Naturschutz und Gefährdung
Wie alle in Europa vorkommenden Orchideenarten steht auch die Zweiblättrige Waldhyazinthe unter strengem Schutz europäischer und nationaler Gesetze.
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- Rote Liste Deutschland: 3
- Rote Liste Bundesländer: Baden-Württemberg:4, Bayern:ungefährdet, Brandenburg:2, Hessen:3, Niedersachsen:2, Mecklenburg-Vorpommern:2, Nordrhein-Westfalen:3, Rheinland-Pfalz:3, Saarland:3, Sachsen:2, Sachsen-Anhalt:3, Thüringen:3.
- Rote Liste Österreich: In Österreich gilt die Art nur im nördlichen Alpenvorland als regional gefährdet.
Gefährdet ist die Zweiblättrige Waldhyazinthe vor allem außerhalb der Wälder. Eutrophierung und zu frühe Mahd vor der Samenreife lassen die Bestände schrumpfen.
Systematik
Carl von Linné beschrieb 1753 diese Art als Orchis bifolia in seinem Werk Species Plantarum. Louis Claude Marie Richard überführte sie 1817 in die von ihm begründete Gattung Platanthera.
Synonyme dieser Art sind:
- Satyrium bifolium (L.) Wahlenb. 1826
- Gymnadenia bifolia (L.) G.Mey. 1836
- Platanthera solstitialis Boenn. ex Rchb. 1830
- Platanthera bifolia ssp. atropatanica B. Baumann & al. 2003
Unterarten, Varietäten und Hybriden
Als Unterarten und Varietäten sind bekannt:
- Platanthera bifolia subsp. graciliflora
- Platanthera bifolia subsp. latiflora
- Platanthera bifolia var. subalpina
Die Zweiblättrige Waldhyazinthe kann mit der Grünlichen Waldhyzinthe Hybriden (Platanthera × hybrida) bilden, wenn beide Arten sich das Biotop teilen. Sie sind nicht einfach zu bestimmen. Hauptsächlich geht dies über die Stellung der Pollenfächer, die eine intermediäre Stellung einnehmen.
Weitere Bilder
Literatur
Standardliteratur über Orchideen
- AHO (Hrsg.): Die Orchideen Deutschlands. Verlag AHO Thüringen Uhlstädt - Kirchhasel, 2005, ISBN 3-00-014853-1
- Karl-Peter Buttler: Orchideen, die wildwachsenden Arten und Unterarten Europas, Vorderasiens und Nordafrikas. Mosaik Verlag 1986, ISBN 3-5700-4403-3
- Robert L. Dressler: Die Orchideen - Biologie und Systematik der Orchidaceae. (1996) - gutes Werk zum Thema Systematik [deutsch]
- Hans Sundermann: Europäische und mediterrane Orchideen. Brücke-Verlag, 2. Auflage: 1975, ISBN 3-871-05010-5
- J. G. Williams: Orchideen Europas mit Nordafrika und Kleinasien. BLV Verlag, ISBN 3-405-11901-4
Weblinks
Verbreitungskarten:
Regionales:
- Die Orchideen der Rhön: Platanthera bifolia, Weiße Waldhyazinthe
- AGEO (Schweiz): Platanthera bifolia
- Die Orchideen Deutschlands: Platanthera bifolia
- Den virtuella Floran (schwedisch)
siehe auch:
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