- Werder (Landschaft)
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Der Werder (seltener auch das Werder), auch Werth genannt, ist eine topografische Bezeichnung. Sie wird für Inseln gebraucht, die zwischen Flüssen und / oder stehenden Gewässern liegen. Weiterhin bezeichnet Werder eingedeichtes oder aus Sumpf trockengelegtes und als Moorbesiedlung urbar gemachtes Land. In Namen finden sich noch -wörth, -ward und ähnliche Formen.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie
Das Wort ist seit dem 8. Jahrhundert in der Bedeutung „Flussinsel“ nachgewiesen. Die althochdeutsche Form war uuerid. das zugrunde liegende westgermanische Wort für „Flussinsel“ kann maskulin (waruþa-) oder Neutrum (waruþaz) gewesen sein. Im Altenglischen wurde waroþ („Strand“, „Ufer“) daraus.
Aus welchem lexikalischen Kern die Bezeichnung sich herleitet, ist unklar. Erwogen wird einerseits das Verb wehren, althochdeutsch werien, altnordisch verja, gotisch warjan, (ur)germanisch möglicherweise war-ija-. Es kommt aber auch eine Verwandtschaft mit dem altnordischen ver und dem altenglischen waer infrage, beide sowohl für „Meer“ als auch für „Land am Wasser“ verwendet.[1]
Varianten
Der Namensbestandteil Werder hat verschiedene regionale Varianten:
- Die Form Werder selber findet sich im Norden und Osten von der Unterweser bis in das Gebiet des mittelalterlichen Ordensstaates (Stadtwerder in Bremen, Werder an der Havel, Danziger Werder, Vorsfelder Werder), für Orte, Landschaften und Inseln siehe Werder, sowie Liste deutscher Binneninseln sowie Liste deutscher Inseln; Herkunftsname als Familienname siehe Werder (Familienname)
- Werth, Wert, Werd an Nieder- und Mittelrhein für Binneninseln gebräuchlich. In Ortsnamen etwa Werth (Münsterland), Essen-Werden, Kaiserswerth, Beeckerwerth, auch am Main (Wertheim)
- Werther, mitteldeutsch
- niederrheinisch Ward, Warder
- Werda in Sachsen und der Lausitz
- Wörth im oberdeutschen Sprachraum mit Oberrhein und Donau, wie in Wörthspitze bei Frankfurt, Donauwörth, Wörthersee
- Werd und Wörd als seltenere orthografische Varianten
Dazu in anderen Sprachen:- waard im niederländischen Sprachraum, sowohl als eigenständiger Begriff für „flache Landschaft in einem Flussgebiet“ [2], als auch als Namensbestandteil: Polder Markerwaard, zahlreiche zumeist ehemalige Inseln an Waal, Neder Rijn, Lek und IJssel, z. B. die Kleefse Waard in Arnheim.
- Das englische -worth ist dagegen mit Wurt verwandt.[3]
Besonderheit: ...wärder
Für Hamburg gab es bis zum Groß-Hamburg-Gesetz noch diese Besonderheit als Wortteil: ...wärder.
Dort wurden die Elbinseln, sofern sie mit dieser Bezeichnung als solche kenntlich gemacht wurden, mit a-Umlaut (ä) geschrieben – also z. B. Steinwärder, Finkenwärder. Letztere war bis 1937 staatsrechtlich zweigeteilt, in einen nördlichen hamburgischen und einen südlichen preußischen Teil (der Provinz Hannover). In den Hamburger Schulatlanten war daher der nördliche Teil der Insel mit Finkenwärder, der südliche Teil mit Finkenwerder bezeichnet.
Abgrenzungen und Gegenüberstellungen
Inseln
Der Namensbestandteil Werder bezeichnet Inseln in Flüssen und Flussmündungen, teilweise auch Seen.
- Inseln im offenen Meer werden dagegen mit Ableitungen des Wortstammes Auge bezeichnet: -oog, -ey, Oie (Langeoog, Norderney, Greifswalder Oie).
- Im südwestdeutschen alemannischen Sprachgebiet, wo Flussinseln zumeist -wörth genannt werden, lauten Inseln in Seen überwiegend auf -au
Erhöhte Wohnplätze
Der Namensbestandteil -warden könnte im Unterschied zu ‚Werder‘ eher auf Warft/Wurt und damit auf werfen im Sinne von ‚aufschütten‘ zurückgehen, da er fast nur in Marschländern mit Warften vorkommt.
Andere Bezeichnungen für erhöhte Wohnplätze sind niederdeutsch Bulte, nord- und mitteldeutsch Horst (entsprechend dem Nest großer Vögel), Donk am Niederrhein wie im niederländischen Sprachgebiet.
Einzelnachweise
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm: Artikel „Werder“
- ↑ Begriffsklärung waard in der niederländischen Wikipedia
- ↑ Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm: Artikel „Wurt“
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