Werk Serrada

Werk Serrada

Das Werk Serrada (auch Dosso del Sommo) liegt etwa vier Kilometer südlich der Gemeinde Folgaria in 1670 Metern Höhe. Es gehörte zu den österreichischen Festungswerken an der Grenze zu Italien. Dieser Abschnitt wurde, unabhängig von seiner tatsächlichen Lage, von der Österreichisch-Ungarischen Militäradministratur als Sperrgruppe auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Aufgabe

Werk Serrada unter Beschuss
Mai 1915

Das Werk sollte die Straße des Valle Terragnolo aus Süden und den Passo Coe mit der Straße aus Tonezza im Südwesten sperren. Ein Durchbruch durch die Erstere hätte direkt nach Rovereto, durch die Zweite nach Calliano im Etschtal geführt. Damit wäre die Etschtalfront vom Rücken her aufzurollen gewesen.

Baubeschreibung

Begonnen im Jahre 1911 wurde die Baumaßnahme 1915 durch den Hauptmann Karl von Bedekovic abgeschlossen. Es war das modernste Verteidigungsbauwerk der k.u.k. Armee. Man hatte nicht, wie bei früheren Bauten, einen kompakten Block errichtet, sondern die einzelnen Kampfbauten auf dem größer angelegten Fortgelände verteilt (zergliedert).

Dadurch musste man zwar mehr Grundfläche ankaufen, was der als sehr sparsam bekannten österreich-ungarischen Militärverwaltung sicherlich schwergefallen ist, hatte jedoch bei einer Beschießung durch Fernkampfgeschütze den nicht zu unterschätzenden Vorteil der Streuung für sich.

Die Anlage bestand im Einzelnen:

  • aus dem vorderen MG-Block mit zwei gepanzerten MG-Ständen
  • aus dem vorderen Batterieblock mit zwei Haubitzpanzerkuppeln, zwei gepanzerten MG-Ständen und einer gepanzerten Beobachtungskuppel
  • aus dem rückwärtigen Batterie/Kasemattblock mit zwei Haubitzpanzerkuppeln und zwei gepanzerten MG-Ständen

Die beiden Batterieblocks waren seitlich versetzt und hintereinander gestaffelt angeordnet. Sie waren durch eine betonierte Poterne miteinander verbunden. (Diese hat der Beschießung nicht standgehalten und wurde ab 1915 durch eine durch den Fels getriebene Poterne ersetzt.) Der vordere MG-Block und die Frontgrabenstreiche waren durch einen Stollen mit dem vorderen Batterieblock verbunden. Umgeben war die Anlage von einem bis zu sieben Meter tiefen Graben, der in der Kehle und um die Frontgrabenstreiche durch einen Sekundärgraben verstärkt wurde.
Nahkampfanlage und vorderer Batterieblock sind bei diesem System bereits etwa 45 Meter voneinander entfernt; das sind mehr als 50 Prozent der Längsstreuung eines schweren Steilbahngeschützes der damaligen Zeit. Dadurch wurde eine geringere Trefferlage erreicht.

Bewaffnung

Plan Werk Serrada
  • 4 Turmhaubitzen 10 cm M 9
  • 2 Kasemattkanonen 6 cm M 10 in der Frontgrabenstreiche
  • 7 Maschinengewehre M 07/12 auf dem rückwärtigen Batterieblock
  • 2 Maschinengewehre M 07/12 in der Kehlgrabenstreiche
  • 5 Maschinengewehre M 07/12 auf dem vorderen Batterieblock
  • 4 Maschinengewehre M 07/12 auf dem vorderen MG Block
  • 4 Maschinengewehre M 07/12 in der Frontgrabenstreiche
  • 1 Scheinwerfer 60 cm
  • 2 Scheinwerfer 35 cm
  • 7 Scheinwerfer 25 cm

Fazit

Da die Beschießung der Folgaria-Gruppe nicht so stark war wie die der Lavarone-Gruppe (Lusern und Verle), waren auch hier die Beschädigungen nicht gravierend. Allerdings hat man in der Mussolini-Ära gezielt versucht, an die Stahlträger der Bewehrung heranzukommen und so durch teilweise stümperhafte Sprengungen nachträglich nicht unerheblichen Schaden angerichtet. Trotzdem ist das Werk Serrada dabei noch gut weggekommen und kann betreten werden. Im Werk fand (oder findet noch?) Ausbildung von Trümmersuchhunden statt.

Das Werk kann von Serrada aus mit der Seilbahn zum Rifugio Baita Tonda auf der Martinella (1604 m) erreicht werden.

Literatur

  • Erwin Anton Grestenberger: K.u.k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten 1860–1918. Verlag Österreich u. a., Wien 2000, ISBN 3-8132-0747-1.
  • Rolf Hentzschel: Österreichische Gebirgsfestungen im Ersten Weltkrieg. Die Hochebenen von Folgeria und Lavarone. Athesia, Bozen 1999, ISBN 88-8266-019-2, (Athesia-Werkstatt. Sachbuch).
  • Wilhelm Nußstein: Dolomiten. Österreichische Festungen in Oberitalien. Von den Sieben Gemeinden bis zur Flitscher Klause. Mittler, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0496-0, (Militärgeschichtlicher Reiseführer).
  • Kompass Carta turistica: Rovereto-Monte Pasubio. Kompass Fleischmann S.ar.I. Instituto Geografico, I-38014 Gardolo (Trento).
  • Rolf Hentzschel: Festungskrieg im Hochgebirge, Athesia, Bozen 2008, ISBN 978-88-8266-516-6.

Weblink


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