Werk Gschwent

Werk Gschwent
Werk Gschwent, Kehlseite des Kasemattblocks
Skizze des Werk Gschwent

Das Werk Gschwent (von den Italienern als Forte Belvedere bezeichnet) war eines von insgesamt sieben Sperrwerken des österreichisch-ungarischen Festungsriegels am Rand der Hochebenen der Gemeinden Folgaría, Lavarone und Luserna, oberhalb des Val Sugana und südlich der Ortschaft Levico Terme bzw. des Lago di Caldonazzo. (Die Osterreichisch-Ungarische Militäradministratur bezeichnet diese Gegend als Hochfläche der Sieben Gemeinden unabhängig von ihrer tatsächlichen Lage.)

Dieser Abschnitt wurde, unabhängig von seiner tatsächlichen Lage, von der Österreichisch-Ungarischen Militäradministratur als Sperrgruppe auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden bezeichnet. [1]

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Das Werk Gschwent liegt auf einer Anhöhe (1170 m über NN) nordöstlich der Ortschaft Lastebasse und beherrschte an dieser Stelle das Val d'Astico mit der wichtigen Straße von Arsiero in das Etschtal. Nachbarwerke waren nach Osten das Werk Lusern (4 km Luftlinie) und nach Westen das Werk Cherle/Sebastiano (5 km Luftlinie). Auf Grund seiner Lage war das Werk sturmfrei, d. h. infanteristische Angriffe waren von vorneherein zum Scheitern verurteilt, es sei denn das Werk wäre vorher mit Artillerie ausgeschaltet worden.

Das Bauwerk

Es wurde von dem Leutnant des Pionierkorps Ing. Rudolf Schneider geplant. Erbaut in den Jahren 1909–1912 flossen hier bereits Erkenntnisse ein, die man bei Beschussversuchen mit einem 30,5-cm-Mörser an einer Testanlage in Felixdorf gewonnen hatte. Ursprünglich war geplant, das Werk komplett im Felsen zu versenken und die Panzerkuppeln auf Geschützbrunnen zu setzen, die durch die Felsendecke gebohrt werden sollten. Letztendlich hat man doch auf die bisherigen Ausführungen zurückgegriffen und den Felsen weggesprengt, um an dessen Stelle Betonbauten zu errichten. Der Kasemattblock war jedoch bereits vom Batterieblock getrennt aufgeführt.

Nach dem damaligen Stand der Befestigungstechnik wurde das Werk mit einer bis zu 2,5 m starken und bewehrten Betondecke versehen. Stellenweise lag die Decke auf I-Trägern, die diese im Abstand von 50 cm zusätzlich stützten. Im Gegensatz zu den anderen Werken der Sperrgruppe war Gschwent nur mit drei anstatt der üblichen vier Turmhaubitzen vom Kaliber 10 cm ausgestattet.

Das mittlere der drei Geschütze war ein Versuchsmuster M 1906, das anstelle der üblichen 24 Zähne nur 12 hatte. Die österreichisch-ungarischen Turmhaubitzen waren an den Barbetten mit einem Zahnring ausgestattet, um bei seitlichen Treffern das unkontrollierte Wegdrehen des Turmes zu verhindern. Um den Turm zu richten, wurde dieser angehoben, geschwenkt und in der geforderten Stellung wieder in den Zahnkranz abgesenkt.

Als einziges der Werke besaß Gschwent eine Grabenstreiche, die in die Kontereskarpe des Frontgrabens eingebaut war. Auf der rechten Seite des Batterieblocks befand sich ein gepanzerter Beobachtungsturm.

Das Werk bestand aus:

  • dem Batterieblock
  • dem Kasemattblock
  • der linken und der rechten Zwischenstreiche/Infanteriekampfwerk
  • der Grabenstreiche als Infanteriekampfwerk

Das Werk war mit einem Verpflegungsvorrat für 90 Tage ausgestattet, wohingegen die Zisterne nur für 60 Tage ausreichend war. Für die Haubitzen waren insgesamt 3600 Schuss Munition eingelagert.

Besatzung

Die Normbesatzung des Werkes Gschwent bestand bei Kriegsausbruch aus:

Wenige Monate nach Kriegsbeginn wurde in das Fort eine zusätzliche Verstärkung von 200 Mann Infanterie gelegt.

Bewaffnung

  • drei 10-cm-Turmhaubitzen M 9
  • 22 Maschinengewehre M07/12
  • zwei Scheinwerfer 90 cm
  • sechs Scheinwerfer 35 cm
  • vier Scheinwerfer 21 cm

Kriegerische Ereignisse

Wie alle Anlagen auf der Hochfläche wurde auch Gschwent von Kriegsbeginn am 23. Mai 1915 an durch die Italiener artilleristisch bekämpft. Da man die Abwehrstärke gegen Infanterieangriffe erkannt hatte, ließ man das Werk links liegen und konzentrierte sich auf die Werke Lusern, Verle und Vezzena, die die Untergruppe Lavarone des Sperrriegels bildeten.

149-mm-(G)-Kanone der italienischen Feldartillerie

Neben den zu schwachen 149-mm-Geschossen der italienischen alten Feldgeschütze und den Festungsgeschützen vom Forte Monte Verena wurde das Fort auch von zwei 30,5-cm-Mörsergranaten direkt getroffen. Eine der beiden Granaten schlug auf das Verdeck des Kehlkoffers, die zweite auf die Frontgrabenstreiche.

Die Schäden durch den Artilleriebeschuss waren nicht gravierend und wurden unverzüglich (meistens bei Nacht) ausgebessert, Durchschläge waren nicht zu verzeichnen. Ein Infanterieangriff durch die Italiener erfolgte nicht.

Heutiger Zustand

Da nach dem Ersten Weltkrieg das Werk Gschwent vom italienischen König Vittorio Emanuele III. zum Denkmal erklärt wurde, sind die sonst üblichen Verwüstungen im Zuge der Schrottgewinnung ausgeblieben. Das Bauwerk befindet sich heute in Privatbesitz und enthält ein Museum. Es wurde von seinem Besitzer so weit wie möglich in den Originalzustand versetzt. Die fehlenden Haubitzkuppeln wurden in Beton nachgegossen. Alle Poternen, Infanteriewerke und Batteriegänge sind zugänglich.

Einzelnachweise

  1. Erwin Anton Grestenberger: Die k.u.k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten 1860–1918, S. 92

Literatur

  • Erwin Anton Grestenberger: K.u.k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten 1860–1918. Verlag Österreich u. a., Wien 2000, ISBN 3-8132-0747-1.
  • Rolf Hentzschel: Festungskrieg im Hochgebirge, Athesia, Bozen 2008, ISBN 978-88-8266-516-6
  • Rolf Hentzschel: Österreichische Gebirgsfestungen im Ersten Weltkrieg. Die Hochebenen von Folgeria und Lavarone. Athesia, Bozen 1999, ISBN 88-8266-019-2, (Athesia-Werkstatt. Sachbuch).
  • Wilhelm Nußstein: Dolomiten. Österreichische Festungen in Oberitalien. Von den Sieben Gemeinden bis zur Flitscher Klause. Mittler, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0496-0, (Militärgeschichtlicher Reiseführer).
  • Walther Schaumann: Schauplätze des Gebirgskrieges in 5 Bänden. Ghedina & Tassotti Editori, Cortina, 1973.
  • Gebirgskrieg 1915–1918. 3 Bände. Athesia, Bozen
  • Kompass Carta turistica: Rovereto–Monte Pasubio, Kompass Fleischmann S.ar.I. Instituto Geografico, I-38014 Gardolo (Trento)
  • Heinz von Lichem: Spielhahnstoß und Edelweiß, Leopold Stocker Verlag, Graz 1977
  • euroedit / KOMPASS Karten GmbH, Carta escursionistica, cicloturistica, Altipiano di Folgaría, Lavarone e Luserna, 1:25000
  • Kompass Carta turistica Trento–Lévico–Lavarone, Instituto Cartografico Fleischmann S.A. 38100 Trento (Italia) ISBN 3-87051-085-4

Weblinks

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