Werk Valmorbia

Werk Valmorbia
Werk Valmorbia während des Ersten Weltkrieges

Das Werk Valmorbia war das letzte begonnene Festungswerk des Sperriegels an der Reichsgrenze zu Italien. Es liegt im Vallarsa (Arsatal) auf halbem Weg zwischen den Gemeinden Valmorbia und Pozzacchio über der heutigen Staatsstraße SS 46 in einer Höhe von 906 NN. (Italienischerseits wird die Anlage „Forte Pezzacchio“ genannt.) Es hatte die Aufgabe, das Vallarsa gegen einen Durchbruch aus Richtung Schio nach Rovereto abzuriegeln und so das Etschtal abzusichern. Es war ein Werk der sogenannten „Etsch-Arsa-Sperre“, deren Bau nicht mehr realisiert werden konnte.

Da das Tal der Etsch mit seinen angrenzenden Bereichen sprichwörtlich der weiche (und unbefestigte) Unterleib Österreich-Ungarns gegen den misstrauisch beobachteten Verbündeten Italien war - das bisherige Sperrwerk „Werk Degenfeld“ [1]zwischen Pastrengo und Domegliara gelegen, war 1866 an Italien gefallen, begannen im Jahre 1906 auf Anregung des Generalstabschefs Conrad von Hötzendorf erste Planungen zum Bau einer Sperranlage. Diese sollte aus den Werken „Valmorbia“, „Mattasone“, „Coni Zugna“, „Pasubio“, „Cornale“ und „Vignola“ bestehen. Valmorbia und die Schwesterwerke „Mattasone“[2] und „Coni Zugna“ sollten dabei das Vallarsa abriegeln.

Fortlaufende Änderungs- und Umwidmungswünsche verzögerten die Bauarbeiten erheblich, sodass bei Kriegsbeginn mit Italien am 23. Mai 1915 die Anlage nur zum Teil fertiggestellt war. Bereits die neuesten Erkenntnisse berücksichtigend, wurde das Werk als Kavernenanlage in einen hoch aufragenden Felskegel über dem Vallarsa eingebaut. Die Hohlräume wurden durch Sprengungen gewonnen. Aus Beton wurden nur noch kleinere Sicherungsabschnitte und die unverzichtbaren Elemente wie z.B. die Geschützbrunnen mit den Vorpanzern ausgeführt. Die auf das Fort zulaufende Werkstraße führt durch Tunnel und Galerien, die in das Verteidigungssystem mit einbezogen waren. Das Hauptwerk selbst wird durch einen Kehlgraben abgeriegelt. Fertiggestellt war zu diesem Zeitpunkt eine Beobachtungskuppel und ein Panzerturm mit verstärkter Kuppel und Vorpanzer[3] zur Aufnahme einer 10-cm-Turmhaubitze T.H. M9. Man musste auf diese Geschütze zurückgreifen, da die geplante 15 cm Turmhaubitze noch nicht zur Verfügung stand. Der zweite Panzerturm war[4], wie die Anlagen für die Kasemattgeschütze noch nicht fertiggestellt. Ein Innenausbau war noch nicht erfolgt, sodass sich die spätere Kriegsbesatzung mit Provisorien behelfen musste. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Juli 1914 wurde das unfertige Werk zunächst besetzt, musste aber bei Beginn der Angriffsoperationen den anrückenden Italienern der „Brigata Roma“ (79. und 80. Infanterieregiment) überlassen werden. Die Österreicher zogen sich in die vorbereiteten Verteidigungsstellungen vor Rovereto zurück.

Nach der Südtiroloffensive im Jahre 1916 fiel das, von den Italienern weiter aus- und umgebaute Festungswerk wieder in österreichische Hände und verblieb dort bis Kriegsende. In dieser Zeit wurden weitere Umbauten durchgeführt, die mit den eigentlichen Festungsbauplänen nichts zu tun hatten und nur den Bedürfnissen des Moments angepasst waren.

Am 29. Juni 1916 unternahmen die Italiener den Versuch, das von der 4. Kompanie des Landeschützenregiments Nr. I unter dem Oberleutnant Alfred Enrich besetzte Werk im Handstreich einzunehmen. Dazu schickten sie in der Dunkelheit eine Marschkolonne gegen das Fort, in der sich einige deutschsprachige und sich laut unterhaltende Soldaten befanden. Es gelang ihnen mit Hilfe dieser Kriegslist die Vorposten zu überrumpeln, ohne jedoch verhindern zu können, dass einer von ihnen noch Alarm auslösen konnte. Den 60 Mann der Werksbesatzung gelang es zunächst in erbitterten Nahkämpfen, die eingedrungenen Italiener aus den Kavernen hinauszudrängen. Im weiteren Verlauf kämpften sich die Landesschützen gegen die sie regelrecht belagernden Angreifer ins Freie, wo sie diese nach stundenlangem Gefecht aufreiben konnten. Für diese Tat wurde dem Kompaniekommandanten, Oberleutnant Enrich, der Militär-Maria-Theresia-Orden,[5] sowie an mehrere Soldaten Goldene und Silberne Tapferkeitsmedaillen verliehen.

Das Werk Valmorbia ist in einem relativ guten Zustand und kann komplett besichtigt werden.

Anmerkungen

  1. Koordinate Werk Degenfeld 45° 30′ 9″ N, 10° 48′ 0″ O45.502510.8
  2. Koordinate Mattasone 45° 48′ 21″ N, 11° 3′ 42″ O45.80583333333311.061666666667
  3. der Werke auf der Hochfläche von Lavarone/Folgaria
  4. Die beiden Haubitzen wurden später im Lobbiatal eingesetzt.
  5. Die Kaserne des Österreichischen Bundesheeres in Kufstein wurde nach Enrich benannt.

Literatur

  • Wilhelm Nußstein: Dolomiten. Österreichische Festungen in Oberitalien. Von den Sieben Gemeinden bis zur Flitscher Klause. Mittler, Hamburg u. a. 1997, ISBN 3-8132-0496-0, (Militärgeschichtlicher Reiseführer).
  • Erwin Anton Grestenberger: K.u.k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten 1860–1918. Verlag Österreich u. a., Wien 2000, ISBN 3-8132-0747-1.
  • Heinz von Lichem: Spielhahnstoß und Edelweiß. Die Friedens- und Kriegsgeschichte der Tiroler Hochgebirgstruppe „Die Kaiserschützen“ von ihren Anfängen bis 1918, K.k. Tiroler Landesschützen-Kaiserschützen-Regimenter Nr. 1, Nr. 2, Nr. 3. Stocker, Graz u. a. 1977, ISBN 3-7020-0260-X.
  • Kompass Carta turistica 101 Rovereto Monte-Pasubio. ISBN 3-87051-103-6
45.82611111111111.088611111111

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