Werner J. Patzelt

Werner J. Patzelt
Werner Josef Patzelt (im Dezember 2006)

Werner Josef Patzelt (* 23. Mai 1953 in Passau) ist ein deutscher Politikwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Vergleichende Politikwissenschaft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Zwischen 1963 und 1972 besuchte Patzelt das humanistische Gymnasium Leopoldinum Passau. Danach leistete er einen zweijährigen Militärdienst (derzeitiger Dienstgrad: Major). Ab 1974 studierte Patzelt Politikwissenschaft, Soziologie und Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universität Straßburg und der University of Michigan und erlangte 1980 den Abschluss Magister Artium (M.A.) an der LMU München. Danach arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Passau, wo er 1984 promovierte. Nach einer sechsjährigen Beschäftigung als Wissenschaftlicher Assistent, während der er 1985 den Kulturpreis Ostbayern für das Werk „Ethnomethodologie“ erhielt, erfolgte 1990 seine Habilitation an der Universität Passau. In den folgenden zwei Jahren lehrte Patzelt als Gastprofessor an der Universität Salzburg (1990) und an der Technischen Universität Dresden (1991). Von der TU Dresden wurde Patzelt 1992 zum Gründungsprofessor des Instituts für Politikwissenschaft berufen. Seitdem besetzt er dort den Lehrstuhl für Politische Systeme und Systemvergleich.

Patzelt ist Mitglied der CDU [1].

Lehr- und Forschungstätigkeit

Werner J. Patzelt beschäftigt sich in seinen Forschungen hauptsächlich mit der vergleichenden Analyse politischer Systeme, der Parlamentarismusforschung, der politischen Kommunikation, der vergleichenden historischen Analyse politischer Institutionen sowie evolutionstheoretischen Modellen in der Politikwissenschaft. Seine daraus resultierenden Lehrbereiche an der TU Dresden umfassen die deutsche Politik (z. B. das politische System oder die Parteien), die vergleichende Regierungslehre (z. B. westliche Demokratien, totalitäre Regime, politische Eliten oder politische Opposition, die Parlamentarismusforschung, die sachunmittelbare Demokratie sowie die Methoden der Sozialwissenschaften.

Patzelt nahm im Rahmen seiner Forschungstätigkeit an mehreren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von der Fritz-Thyssen-Stiftung finanzierten Projekten teil, wie etwa „Rollenverhalten und Amtsverständnis bayerischer Parlamentarier“ (1988–1990) oder „Wahlkreisarbeit und gesellschaftliche Vernetzung deutscher Parlamentarier“ (1996–1999).

Patzelt ist unter anderem Mitglied der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien und der American Political Science Association. Des Weiteren ist er Redakteur der „Zeitschrift für Parlamentsfragen“ und der Reihe „Parliaments and Legislatures“ der Ohio State University Press.

1994 wurde er mit dem Wissenschaftspreis des Deutschen Bundestages für seine Schrift „Abgeordnete und Repräsentation. Amtsverständnis und Wahlkreisarbeit“ ausgezeichnet.

Werke

Aufsätze

  • Wider das Gerede vom „Fraktionszwang“! Funktionslogische Zusammenhänge, populäre Vermutungen und die Sicht der Abgeordneten. In: Zeitschrift für Parlamentsfragen (ZParl). 29/1998, S. 323–347.
  • Ein latenter Verfassungskonflikt? Die Deutschen und ihr parlamentarisches Regierungssystem. In: Politische Vierteljahresschrift (PVS). 39/1998, S. 725-757.
  • Politikverdrossenheit, populäres Parlamentsverständnis und die Aufgaben der politischen Bildung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ). B7/8-1999, S. 31–38.
  • Reformwünsche in Deutschlands latentem Verfassungskonflikt. In: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ). B28/2000, S. 3–4.
  • Verdrossen sind die Ahnungslosen. Viele Deutsche verachten Politik und Politiker – weil sie ihr Regierungssystem nicht verstehen. In: DIE ZEIT. 9/2001, S. 9.
  • Deutschlands latenter Verfassungskonflikt. Politikverdrossenheit entsteht durch Missverständnisse. In: Die politische Meinung. 379/2001, ISSN 0032-3446, S. 51–55.
  • Party Cohesion and Party Discipline in German Parliaments. In: The Journal of Legislative Studies. 9/2003–2004, ISSN 1357-2334, S. 102–115.

Monographien

  • Einführung in die sozialwissenschaftliche Statistik. München/Wien 1985, ISBN 3-486-20036-4.
  • Sozialwissenschaftliche Forschungslogik. Einführung. München/Wien 1986, ISBN 3-486-20297-9.
  • Grundlagen der Ethnomethodologie. Theorie, Empirie und politikwissenschaftlicher Nutzen einer Soziologie des Alltags. München 1987, ISBN 3-770-52444-6.
  • Einführung in die Politikwissenschaft. Grundriss des Faches und studiumbegleitende Orientierung. Passau 1992 (6. Aufl.: 2007), ISBN 3-927-57597-6.
  • Abgeordnete und Repräsentation. Amtsverständnis und Wahlkreisarbeit. Passau 1993, ISBN 3-927-57531-3.
  • Abgeordnete und ihr Beruf. Interviews, Umfragen, Analysen. Berlin 1995, ISBN 3-050-02413-5.
  • Deutscher Patriotismus, Dresden 2008.

Herausgeberschaften

  • Parlamente und ihre Symbolik. Programm und Beispiele institutioneller Analyse. Opladen 2001, ISBN 3-531-13530-9.
  • gemeinsam mit Roland Schirmer: Die Volkskammer der DDR. Sozialistischer Parlamentarismus in Theorie und Praxis. Opladen 2002, ISBN 3-531-13609-7.
  • Parlamente und ihre Funktion. Institutionelle Mechanismen und institutionelles Lernen im Vergleich. Wiesbaden 2003, ISBN 3-531-13837-5.
  • gemeinsam mit Everhard Holtmann: Kampf der Gewalten? Parlamentarische Regierungskontrolle – gouvernementale Parlamentskontrolle. Theorie und Empirie. Wiesbaden 2004, ISBN 3-810-04035-5.
  • Parlamente und ihre Macht. Kategorien und Fallbeispiele institutioneller Analyse. Baden-Baden 2005, ISBN 3-832-91588-5.
  • Evolutorischer Institutionalismus. Theorie und empirische Studien zu Evolution, Institutionalität und Geschichtlichkeit. Würzburg 2007, ISBN 978-3-89913-554-1.
  • gemeinsam mit Martin Sebaldt und Uwe Kranenpohl: Res publica semper reformanda. Wissenschaft und politische Bildung im Dienste des Gemeinwohls. Festschrift für Heinrich Oberreuter zum 65. Geburtstag. Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15393-3.
  • gemeinsam mit Everhard Holtmann: Führen Regierungen tatsächlich? Zur Praxis gouvernementalen Handelns. Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15229-5.
  • gemeinsam mit Stephan Dreischer: Parlamente und ihre Zeit. Zeitstrukturen als Machtpotentiale. Baden-Baden 2009, ISBN 978-3-8329-4200-7.

Weblinks

Fußnoten

  1. Die Dresdner Union: Journal CDU Dresden Februar 02/08 Seite 21. Abgerufen: 12. November 2008 (PDF)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Werner Josef Patzelt — im Dezember 2006 Werner Josef Patzelt (* 23. Mai 1953 in Passau) ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Werner Patzelt — Werner Josef Patzelt im Dezember 2006 Werner Josef Patzelt (* 23. Mai 1953 in Passau) ist ein deutscher Politikwissenschaftler. Inhaltsverzeichnis 1 Leben …   Deutsch Wikipedia

  • Patzelt — ist der Familienname folgender Personen: Gernot Patzelt (* 1939), österreichischer Glaziologe und Polarforscher Heinz Patzelt (* 1957), Generalsekretär von Amnesty International Österreich Holger Patzelt (* 1974), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Politisches System Deutschlands — Zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland gehören die politischen Institutionen, die politischen Entscheidungsprozesse und die Inhalte der politischen Entscheidungen in Deutschland. Das politische System Deutschlands ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Pas–Paz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der mit der Technischen Universität Dresden verbundenen Personen — Die Liste soll − ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einen Überblick über Personen verschaffen, die mit der Technischen Universität Dresden und deren Vorläufer durch Ehrenwürden, wissenschaftliche Arbeit und Lehre sowie als Absolventen verbunden… …   Deutsch Wikipedia

  • Soziokulturelle Evolution — ist ein Oberbegriff für Theorien der kulturellen und sozialen Evolution, die beschreiben, wie sich Kulturen und Gesellschaften im Laufe der Menschheitsgeschichte entwickelt haben. Die Theorien bieten zwar Entwicklungsmodelle zum Verständnis der… …   Deutsch Wikipedia

  • Basis und Überbau (Marxismus) — Basis Überbau Modell von Gesellschaftsformationen Das Begriffspaar Basis und Überbau dient im Marxismus zur Unterscheidung der wirtschaftlichen Existenzgrundlage vom darauf aufbauenden und zurückwirkenden Staat einerseits und den herrschenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Politik — Zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland gehören die politischen Institutionen, die politischen Entscheidungsprozesse und die Inhalte der politischen Entscheidungen in Deutschland. Das politische System Deutschlands ist… …   Deutsch Wikipedia

  • Dipl.-Pol. — Politikwissenschaft (vereinzelt auch Politologie oder Politische Wissenschaft) ist eine Disziplin der Sozialwissenschaften, die sich mit dem wissenschaftlichen Studium der Politik beschäftigt. Eine auch für die Lehrstuhlbezeichnungen an den… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”