Wesentliches Supremum

Wesentliches Supremum

Der Begriff des wesentlichen Supremums oder essentiellen Supremums wird in der Mathematik bei der Einführung der Lp-Räume für den Fall p = \infty als Erweiterung des Supremum-Begriffs benötigt. Da bei der Konstruktion dieser Funktionenräume Funktionen, die sich nur auf Nullmengen voneinander unterscheiden, als identisch betrachtet werden, kann man nur eingeschränkt von Funktionswerten in einzelnen Punkten sprechen. Der Begriff der beschränkten Funktion muss dementsprechend angepasst werden.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Seien ( \Omega,\mathcal{L},\mu) ein Maßraum und X ein Banachraum. Eine messbare Funktion f: \Omega \rightarrow X heißt wesentlich beschränkt, wenn es eine Zahl M \in \mathbb{R} gibt, so dass

\mu ( \{ x \in  \Omega \ | \ \| f(x) \|_X > M \} ) = 0

ist, das heißt, es gibt eine Modifikation von f auf einer Nullmenge, so dass die entstehende Funktion im klassischen Sinne beschränkt ist. Jedes solche M wird eine wesentliche Schranke genannt. Als wesentliches Supremum, in Zeichen \mathrm{ess} \sup \|f\|_X, bezeichnet man

\mathrm{ess} \sup \|f\|_X = \inf \{ M > 0 \ | \ M \ \textrm{ist\ wesentliche\ Schranke} \}

oder auch (für A \subset \Omega)

\mathrm{ess} \sup_{x\in A} \|f(x)\|_X = \inf_{N\subset A, \mu(N)=0} \sup_{x\in A\setminus N} \|f(x)\|_X.

Einige Autoren bezeichnen das wesentliche Supremum auch mit \mathrm{vrai} \max \|f\|_X.

Für eine stetige oder abschnittsweise stetige Funktion ergibt sich die Identität zum klassischen Supremum, falls μ das Lebesgue-Maß ist.

L^\infty-Raum

Mit \mathcal{L}^\infty (\Omega,X) wird die Menge aller wesentlich beschränkten Funktionen bezeichnet. Es sei mit \mathcal{N}\subset\mathcal{L}^\infty (\Omega,X) die Menge der wesentlich beschränkten Funktionen mit Schranke 0 bezeichnet. Dann ist L^\infty (\Omega,X) := \mathcal{L}^\infty (\Omega,X) / \mathcal{N} die Menge der Äquivalenzklassen.

L^\infty (\Omega,X) ist ein linearer Raum mit Norm

\| [f] \|_{L^\infty} = \mathrm{ess} \sup \|f\|_X , \ f \in [f].

Diese Norm ist unabhängig von der Wahl des Repräsentanten f in der Äquivalenzklasse [f]. Mit dieser Norm wird L^\infty (\Omega,X) zu einem Banachraum. In der mathematischen Literatur verzichtet man auf die eckigen Klammern, die für die Äquivalenzklasse von f stehen. In der Regel schreibt man einfach f und weist den Leser daraufhin, dass die auftretenden Gleichungen nur bis auf Nullmengen zu verstehen sind.

Beispiel

Betrachtet man die Dirichletsche Sprungfunktion auf \R versehen mit dem Lebesgue-Maß, so ist das Supremum 1. Da die Menge der rationalen Zahlen aber eine Lebesgue-Nullmenge ist, ist das wesentliche Supremum 0.

Quelle


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Infimum — In der Mathematik treten die Begriffe Supremum, Infimum, obere/untere Schranke, nach oben/unten beschränkt bei der Untersuchung halbgeordneter Mengen auf. Das Konzept der Beschränktheit im Sinn der Existenz von solchen Schranken wird in… …   Deutsch Wikipedia

  • Obere Schranke — In der Mathematik treten die Begriffe Supremum, Infimum, obere/untere Schranke, nach oben/unten beschränkt bei der Untersuchung halbgeordneter Mengen auf. Das Konzept der Beschränktheit im Sinn der Existenz von solchen Schranken wird in… …   Deutsch Wikipedia

  • Untere Schranke — In der Mathematik treten die Begriffe Supremum, Infimum, obere/untere Schranke, nach oben/unten beschränkt bei der Untersuchung halbgeordneter Mengen auf. Das Konzept der Beschränktheit im Sinn der Existenz von solchen Schranken wird in… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschebyscheff Norm — Unter der Supremumsnorm versteht man in der Analysis, einem Teilgebiet der Mathematik, eine Norm auf einem Funktionenraum. Formale Definition Sei M eine nichtleere Menge, ein normierter Raum und der Funktionenraum der beschränkten Funktionen von… …   Deutsch Wikipedia

  • Tschebyschew-Norm — Unter der Supremumsnorm versteht man in der Analysis, einem Teilgebiet der Mathematik, eine Norm auf einem Funktionenraum. Formale Definition Sei M eine nichtleere Menge, ein normierter Raum und der Funktionenraum der beschränkten Funktionen von… …   Deutsch Wikipedia

  • Wesentlich beschränkt — Der Begriff des wesentlichen Supremums oder essentiellen Supremums wird in der Mathematik bei der Einführung der Lp Räume für den Fall als Erweiterung des Supremum Begriffs benötigt. Da bei der Konstruktion dieser Funktionenräume Funktionen, die… …   Deutsch Wikipedia

  • Supremumsnorm — Unter der Supremumsnorm (auch Tschebyschow Norm genannt) versteht man in der Analysis, einem Teilgebiet der Mathematik, eine Norm auf einem Funktionenraum. Inhaltsverzeichnis 1 Formale Definition 2 Eigenschaften 3 Siehe auch …   Deutsch Wikipedia

  • Bidualraum — Der (algebraische) Dualraum ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der linearen Algebra. Zu einem Vektorraum V über einem Körper  K bezeichnet V * den zu  V gehörigen Dualraum, das heißt die Menge aller linearen Abbildungen von  V… …   Deutsch Wikipedia

  • Bikommutantensatz — Eine von Neumann Algebra oder W* Algebra ist eine mathematische Struktur in der Funktionalanalysis. Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Faktoren 3 Kommutative von Neumann Algebren 4 Eigenschaften 5 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Dualbasis — Der (algebraische) Dualraum ist ein Begriff aus dem mathematischen Teilgebiet der linearen Algebra. Zu einem Vektorraum V über einem Körper  K bezeichnet V * den zu  V gehörigen Dualraum, das heißt die Menge aller linearen Abbildungen von  V… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”