Westbalkan

Westbalkan
Die westbalkanischen Staaten

Westbalkan ist ein Sammelbegriff für Albanien und die Nachfolgestaaten Jugoslawiens unter Ausschluss Sloweniens. Der Begriff wurde als Terminus technicus auf dem EU-Gipfel im Dezember 1998 in den Sprachgebrauch der EU eingeführt. Er sollte die südosteuropäischen Staaten bezeichnen, die nach dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens das nächste strategische Erweiterungsziel der EU darstellen.[1] Er wird weiterhin primär von den Institutionen der EU und in der sozialwissenschaftlichen Forschung verwendet. Die EU wollte einen zusammenfassenden Begriff für diese Staaten schaffen, der kurz und prägnant, sowie neutral ist. Trotz dieser ursprünglichen Intention der EU gibt es Ressentiments gegen diesen Begriff, die in den teilweise negativen Konnotationen des Teilbegriffs Balkan begründet sind.

Aus geomorphologischer Sicht bezeichnet „Westbalkan“ den westlichen Teil des Balkangebirges an der Grenze zwischen Bulgarien und Serbien.[2]

Inhaltsverzeichnis

Staaten des Westbalkans

Der Begriff „Westbalkan“ umfasst die Staaten des ehemaligen Jugoslawien außer Slowenien, um Albanien ergänzt. All diese Staaten werden im allgemeinen (zusammen mit anderen) zu Südosteuropa gezählt. Der Begriff „Südosteuropa“ ist historisch weniger vorbelastet als ein Begriff, der das Wort „Balkan“ enthält, weswegen die o.g. Staaten üblicherweise als „südosteuropäisch“ eingestuft werden (siehe u.a. hier: [3][4][5][6]).

Die Westbalkan-Gruppe umfasst folgende Länder:

BIP / Einwohner (pro Kopf)

Kritik

Kritik am Begriff „Westbalkan“ entzündet sich in erster Linie am Teilwort „Balkan“. Obwohl es ursprünglich ein neutraler geographischer Begriff war, der das Balkangebirge bzw. die Balkanhalbinsel bezeichnete, ist der Begriff heute historisch vorbelastet. Schon Bismarck wird der Spruch nachgesagt, der Balkan sei nicht die Knochen eines einzigen pommerschen Grenadiers wert. Viele verbinden mit dem Balkan-Begriff politische Instabilität, Kleinstaaterei, wirtschaftliche Rückständigkeit u.ä. Diese Sichtweise ist vor allem in Mittel- und Westeuropa verbreitet.[7] Für Kroatien ist die Zuordnung zu Mitteleuropa ein Mittel der Abgrenzung von der Krisenregion Balkan.[8]


siehe auch Balkanisierung

In einigen Staaten der Balkanhalbinsel ist der Begriff „Balkan“ hingegen überwiegend positiv besetzt. Dies ist vor allem in Bulgarien der Fall, auf dessen Staatsgebiet das Balkangebirge zu 95% verläuft. Die negativen Konnotationen des Balkan-Begriffs sind den Bulgaren zwar durchaus bewusst, aber sie empfinden sie als auswärtige Sichtweise, die mit Vorurteilen behaftet ist. Für die Bulgaren ist der Balkan Teil der nationalen Identität, trotz der überwiegend europäischen Ausrichtung der dortigen Bevölkerung.[7]

Unterschiedliche Regelung bei der Einreisevisumspflicht in EU Staaten

Bei der Einreisemodalitäten in Staaten der Europäischen Union fällt der folgende Unterschied auf:

Bedeutung der europäischen Perspektive und transatlantischen Integration

Albanien und Kroatien sind seit Anfang April 2009 Mitglied der NATO,Bosnien und Herzegowina, Mazedonien und Montenegro die nächsten Kandidaten. Die europäische Perspektive für die Westbalkan-Staaten gilt auch als wichtigstes Kriterium für die Entwicklung der gesamten Region und somit für die Erhaltung des Friedens in Europa. Deswegen ist der Beitritt der betreffen Staaten das nächste strategische Erweiterungsziel der EU, das beim europäischen Gipfel von Juni 2003 in Porto Carras bei Thessaloniki festgelegt wurde[9].

Bisher führt allein Kroatien mit der Europäischen Union Verhandlungen über einen EU-Beitritt. Der Beitritt wird frühestens 2011 erwartet.[10] Kroatien wird demnach das 28. EU-Mitglied. Mazedonien und Montenegro besitzen einen Beitrittskandidatenstatus. Die Verhandlungen mit der EU haben bisher allerdings noch nicht begonnen. Die Länder Albanien und Bosnien-Herzegowina haben das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen (SAA) mit der EU unterzeichnet. Dieses Abkommen gilt als Vorstufe für einen Kandidatenstatus. Serbien hat das Abkommen mit der EU am 29. März 2008 unterschrieben. In Kraft treten soll das Abkommen allerdings erst, wenn Serbien vollständig mit dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zusammenarbeitet, um gesuchte Kriegsverbrecher zu verhaften und auszuliefern. Ob dies der Fall ist, müssen die EU-Minister später einstimmig entscheiden. Serbien könnte dann zwischen 2015 und 2020 der EU beitreten.

Im Rahmen einer Annäherung an die Europäische Union wird oft auch die CEFTA (engl. Central European Free Trade Agreement) erwähnt. Dies ist eine Wirtschafts-Organisation, welche heute Moldawien und die Westbalkan-Staaten, außer Slowenien umfasst. Sie soll politische Stabilität durch wirtschaftliche Zusammenschlüsse auf dem Balkan gewährleisten.

Quellen

  1. Camelia E. Ratiu: Balkangovernance, in: Georg Simonis, Helmut Elbers (Hrsg.), Externe EU-Governance. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2011 ISBN 978-3-531-17941-4, S. 135 [1]
  2. Der "Westbalkan", vom Timok bis zum engen Durchbruchstal des Isker, der von der Hochebene von Sofia nach N. zur Donau strömt; ein südöstlich gerichteter, krystallinischer Gebirgszug, mit sanft gerundeten Kuppen bis 2166 m aufsteigend.Balkan | eLexikon | Geographie - Balkanhalbinsel - Gebirge
  3. http://www.parlament.gv.at/pls/portal/docs/page/PG/DE/BR/BRSITZ/BRSITZ_00728/fnameorig_055010.html
  4. http://www.seeurope.net/?q=node/49
  5. http://www.seeurope.net/
  6. http://www.setimes.com/
  7. a b http://www.inst.at/berge/perspektiven/angelova.htm
  8. Großgliederung Europas nach kulturräumlichen Kriterien Europa Regional, 13. Jahrgang, 2005, Heft 4, S. 164
  9. EU-Western Balkans Summit - Declaration
  10. Croatia given timetable for EU entry

Weblinks


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