Westfalia Automotive

Westfalia Automotive
Anhänger „Wolfsburg“ 1949
Campingbox 1950
Ausstellungswagen

Westfalia Van Conversion ist ein Unternehmen des Fahrzeugbaus in Rheda-Wiedenbrück.

Firmengeschichte

Am 1. Oktober 1844 eröffnete Johann Bernhard Knöbel eine Schmiede, in der Pferdewagen gebaut wurden. Der kurz zuvor erfolgte Bau des Bahnhofs der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft und die wenige Jahre später erfolgte Fertigstellung der Bahnstrecke ließen auf einen erhöhten Bedarf an solchen Fahrzeugen hoffen. Daneben wurden in der Schmiede – wie üblich – auch Pferde beschlagen. Später wurden in dem Betrieb auch Kutschen gebaut und Autos importiert. Im Jahr 1887 wurde der Betrieb durch Wilhelm Knöbel als ältesten Sohn übernommen. Sein Bruder Franz erhielt die Lackiererei und die Polsterei. Diese Partnerschaft bestand bis 1917, dann trennten sich die Brüder. Wilhelm nannte seinen neuen Betrieb WEKA-Fahrzeugbau und Franz gründete die Firma Westfalia.

Im Jahr 1927 bot die Firma Westfalia erstmalig einen offenen Kastenanhänger für PKW an und eröffnete damit eine Produktlinie, die für den Aufstieg des Unternehmens große Bedeutung erhielt. Zur Weiterentwicklung dieser Linie gehört auch die 1932 entwickelte und weltweit eingeführte Kugelkopf-Anhängerkupplung.

Bis 1950 wurden in den Fertigungshallen auch Feldküchen, Lastwagenkarosserien, Anhänger und Wohnmobile hergestellt. In dieses Jahr fällt der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit mit Volkswagen. Das erste Ergebnis dieser Zusammenarbeit war die „Camping-Box“, eine Box für den VW T1, die diesen ferientauglich machte. Ab 1952 gab es auch ein Vorzelt dazu. Das Modell „Camping-Box“ wird in den Jahren bis 1958 im Komfort verbessert, bis es schließlich durch komplett zu Wohnmobilen umgerüstete VW-Busse abgelöst wurde. 1959 konnte bereits der 1.000. VW-Umbau gefeiert werden. Die Produktionszahlen nahmen von nun an am stetigen Wachstum des deutschen Wohlstands teil:

Jahr Anzahl Fahrzeuge (gesamt)
1961 30.000
1969 50.000
1975 150.000
1977 175.000
1978 200.000

Bekannte Modelle dieser Zeit waren der James Cook und der Sven Hedin. In einer weiteren Produktionslinie wurden von 1952 bis 1979 auch Fahrerkabinen des Mercedes-Benz Unimog bei Westfalia hergestellt.

Joker
Nugget

Mit dem Jahr 1978 begann die Erfolgsgeschichte des Joker. Von ihm wurden bis 1987 70.000 Fahrzeuge verkauft. Für viele Camper wurde er zum „Multifahrzeug“, mit dem sie auch zum Einkaufen oder zur Arbeit fuhren. Auf diese Art konnte auf ein zusätzliches Auto verzichtet werden und die Anschaffung wurde für viele Haushalte so erst finanziell vertretbar. Spätere Modelle waren der Nugget, der VW-California, der Vito Marco Polo der Vito F und das teilintegrierte Reisemobil auf Ford Transit Basis, der Westvan.

Niedergang und Neuanfang

Querelen in der Eigentümer-Familie Knöbel trieben das Unternehmen 1994 fast in den Ruin. Der von der Firmenleitung angekündigte Konkurs führte in der Belegschaft zu heftigen Protesten. Auf Transparenten an der Autobahn A2 forderte sie die „Entlassung“ der Familiengesellschafter. Zu diesem Zeitpunkt war die Firma Westfalia in Deutschland Marktführer für Anhängerkupplungen und die Belegschaft war von der Zukunft dieses Produkts und der damit verbundenen Arbeitsplätze überzeugt. Es fanden sich drei Manager aus der Region Ostwestfalen (Gunther Berg, Werner Gehring und Mark Wössner), die das Unternehmen mit ihren Privatgeldern aufkauften. Die ehemaligen Familien-Eigentümer wurden durch Pensionszahlungen abgefunden. Die drei Geschäftsbereiche des Unternehmens wurden in jeweils eigenständige rechtliche Einheiten umgewandelt:

1999 war die wirtschaftliche Situation soweit stabilisiert, dass ein Weiterverkauf der neu gebildeten Firmen in Betracht gezogen werden konnte. Die Firma Westfalia Van Conversion GmbH ging zunächst zu 49 % in den Besitz von DaimlerChrysler über. Die 100 %ige Übernahme durch DaimlerChrysler erfolgte im Jahr 2001. Eine geplante Produktionsverlagerung nach Düsseldorf, die ursprünglich einen Totalverlust der ca. 250 Arbeitsplätze in Rheda-Wiedenbrück bedeutet hätte, konnte durch einen Anfang 2006 geschlossenen Standortsicherungsvertrag zwischen Betriebsrat und Betriebsleitung verhindert werden. Das Modell James Cook wird künftig in Düsseldorf produziert, der Mercedes Marco Polo soll diese Lücke in den nächsten Jahren schließen. In den Standort sollen sechs Millionen Euro investiert werden. Von dem Wohnmobil-Modell „Marco Polo“ verkaufte Westfalia Van Conversion 2005 fast 1.500 Stück. Im Oktober 2007 wurde Westfalia Van Conversion von Daimler an die Aurelius AG, eine Münchner Industrieholding, verkauft. Es soll weiterhin für Daimler produziert werden.[1]

In das traditionell ertragsstarke Geschäft der Westfalia Automotive mit Anhängerkupplungen trat mit 85 % Anteil die amerikanisch-britische Beteiligungsgesellschaft Granville Baird Capital Partners ein. Die restlichen 15 % Kapitalanteile übernahm das neue fünfköpfige Management (2 Geschäftsführer und 3 Prokuristen) mit Unterstützung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dieser Finanzierung lag das Leveraged Buy-Out-Schema (40 % Eigenkapital und 60 % Fremdkapital) zu Grunde. Das Investitionsvolumen von Granville Baird betrug im Jahr 2000 allein 11,7 Mio. Euro. Mit 385 Mitarbeitern wurden 110 Mio. Euro Umsatz erwirtschaftet. Die Ausrichtung der Investitionen hatte einen verstärkten Export zum Ziel um den bis dahin geringen Exportanteil von 10 % der Produktion zu erhöhen.

Weblinks

51.8450418.3079487Koordinaten: 51° 50′ 42″ N, 8° 18′ 29″ O


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