Wiederaufbau von Kassel nach dem Zweiten Weltkrieg

Wiederaufbau von Kassel nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Wiederaufbau von Kassel nach dem Zweiten Weltkrieg ist ein Teil der Geschichte der Stadt Kassel.

Am 7. April 1945 wird Willi Seidel vom amerikanischen Militärkommandanten, Major Lamson, zum kommissarischen Oberbürgermeister der Stadt Kassel ernannt. Eine schwere Aufgabe, denn es mangelt an allen Ecken und Enden. Die Industrie war zerstört, der Schwarzmarkt regiert und die Versorgung mit Gas und Wasser musste erst funktionsfähig gemacht werden. Das Schulwesen, Polizei und Feuerwehr mussten ebenfalls neu aufgebaut werden. Aber das größte Problem war, neben der Schaffung von Wohnraum, der allgegenwärtige Hunger. Verschärft wurde diese Situation durch die tausendfach in die Stadt zurückkehrenden Flüchtlinge und Soldaten.

Inhaltsverzeichnis

Verpflichtung der Bürger zur Schuttbeseitigung

Um den Wiederaufbau zu beschleunigen, wurden die Kasseler Bürger verpflichtet, 14 Tage bei der Schuttbeseitigung auf großen Straßen und Plätzen zu helfen. So wurden bis April 1946 22 800 Quadratmeter Schutt beseitigt. Jetzt konnte der eigentliche Wiederaufbau beginnen.

Wiederaufbauplanung

Am 5. April 1946 wird eine Ausstellung über den geplanten Wiederaufbau Kassel der Öffentlichkeit vorgestellt. Die ausgestellten Aufbaupläne beruhten unverändert auf den Entwürfen des Stabes von Albert Speer aus der Zeit des Nationalsozialismus und lösten deshalb Empörung und Widerstand aus. Die Pläne von Stadtbaurat Erich Heinicke werden prägend für das Stadtbild der Nachkriegszeit.

Politische Entwicklung nach dem Krieg

Durch die Mangelversorgung ging der Wiederaufbau von Kassel schleppend voran. Dem gegen über begann das politische Leben sich wieder schnell zu regen. Im Vorfeld der geplanten Kommunalwahlen geben die Besatzungsbehörden Anfang September Richtlinien heraus, die regelten wie die Bildung von politischen Parteien und Gewerkschaften ablaufen sollten, damit diese auch genehmigt werden. Dies führte dazu, dass die politischen Parteien schnell wieder gegründet oder neu gegründet wurden. Die SPD und KPD konnten auf alte Strukturen zurückgreifen, während CDU und FDP, in denen sich die bürgerlichen Kräfte sammelten, sich erst organisieren mussten. In Kassel-Bettenhausen fand am 9. September 1945 die Gründung des Freier Deutscher Gewerkschaftsbundes in der Spinnfaser AG statt. Die Gründung des Freier Deutscher Gewerkschaftsbund in Kassel war die erste große Veranstaltung nach dem Krieg.

Lebensbedingungen

Neben diesem politischen Neuanfang blieben die Lebensumstände breiter Bevölkerungsschichten in den Nachkriegsjahren schwierig. Die Kohlenlieferungen waren viel zu gering, so dass im Januar 1947 der Strom teilweise abgeschaltet werden musste. Die Lebensmittelrationen wurden zugeteilt, pro Woche gab es 100 Gramm Fleisch und 50 Gramm Fett über Lebensmittelkarten. Es regiert der Mangel, aber die Hoffnung auf besseren Zeiten lebt.

Genossenschaftlicher Wiederaufbau

Nach dem Krieg musste wieder einmal an den Geist der genossenschaftlichen Mitglieder appelliert werden. Ohne die Bereitschaft der Bewohner in den einzelnen Häusergruppen zur tatkräftigen Mithilfe wäre es mit dem Wiederaufbau der Genossenschaft nicht so schnell voran gegangen. Sowohl bei der Räumung des Trümmerschuttes und der Herrichtung von Backsteinen als auch bei der Heranschaffung von Bauholz bewährte sich die genossenschaftliche Idee.

Spar- und Bauverein

Gemeinsam wurde in dieser für alle Mitglieder schweren Zeit des Elends und der Not an der Beseitigung der Kriegsschäden und der Wiederherstellung der zerstörten Häuser und Wohnungen gearbeitet. Unendlich viel ist in den ersten Jahren nach dem Krieg von allen Genossen für den Wiederaufbau des Spar- und Bauvereins geleistet worden.

Heinrich-Heine-Straße

Spar und Bauverein 1900.jpg

Am 8. November 1946 wurde der Wiederaufbau der Häuser der Heinrich-Heine-Straße genehmigt. In den folgenden drei Jahren konnten die Wohnungen in dem wiederaufgebautem Haus der Heinrich-Heine-Straße 15 (1950) fertig gestellt werden. Ende des Jahren 1954 waren die zwei Häuser der Heinrich-Heine-Straße 13 und 13a mit 16 Wohnungen bezugsfertig.

Privater Wiederaufbau

Traditionsgaststätte Südend

Zuerst wurde nach dem Krieg ein Provisorium errichtet, das 1963 abgerissen wurde. Der sofortige und zügige Wiederaufbau des Anwesens verzögerte sich, weil die Erben sowohl in der amerikanischen als auch in der sowjetischen Besatzungszone lebten. Bis 1960 wurden Planungsunterlagen und Konzepte erstellt. Aber Schwierigkeiten bezüglich der Finanzierung stellten sich ein, da es allen offiziellen Dienststellen der westlichen Besatzungszonen untersagt war, mit den in der sowjetischen Besatzungszone wohnhaften Erben zu korrespondieren (so die Aussage der Bauherren und heutigen Besitzern). Langwierige Verhandlungen von Otto Mäder mit den zuständigen Stellen der SBZ waren die Folge. Erst am 19. März 1963 lagen die notwendigen Genehmigungen des Rates des Bezirkes Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), vor. Jetzt konnte die notwendige Grundbuchänderung erfolgen und im Frühjahr 1963 mit dem Neuaufbau des zerstörten Hauses in der Frankfurter Straße 59 bis 61 begonnen werden. Die Wirren des Krieges und die Spaltung Deutschlands brachten es mit sich, dass die Familie Mäder in aller Welt verstreut wurde, nicht nur in die DDR, sondern auch nach Amerika. 1964 wird das neue Wohn- und Geschäftshaus sowie die Gaststätte von Else Wetzel, geborene Mäder und ihrer Familie in Betrieb gernommen. Das heutige Anwesen wird von den Erben verwaltet und die Gaststätte nennt sich heute "San Marino".

Literatur


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