Geschichte der Stadt Kassel

Geschichte der Stadt Kassel
Stadtplan Kassels von Matthäus Merian, 1648
Kassel - Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian 1655

Dieser Artikel befasst sich mit der Geschichte der Stadt Kassel von der ersten urkundlichen Erwähnung bis in die Nachkriegszeit.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Kassel im Mittelalter

Die erste Erwähnung des Königshofes Kassel (damals unter dem Namen Chassalla bzw. Chassella) findet sich auf zwei Urkunden des deutschen Königs Konrad I. aus dem Jahr 913. Damals bestand an der Stelle des späteren Stadtschlosses ein Königshof, der beginnend um 1143 allmählich zur Residenz des ludowingischen Grafen Heinrich Raspe II. von Hessen (bzw. Gudensberg) ausgebaut wurde. Zwischen 1140 und 1148 gründeten Heinrich Raspe und seine Mutter Hedwig von Gudensberg das Prämonstratenserinnenstift auf dem Ahnaberg am Nordrand der damaligen Siedlung, das Kloster Ahnaberg. Hof, Kloster und Siedlung wurden schon bald ummauert, und bereits vor 1189 erlangte Kassel das Stadtrecht. Zwar ging die zugehörige Handfeste verloren, doch wurden die darin verbrieften Rechte der Ratsbeamten und Bürger Kassels 1239 von Landgraf Hermann dem Jüngeren von Thüringen bestätigt.[1]

Nach der endgültigen Loslösung Hessens von Thüringen baute der neue Landgraf Heinrich I. von Hessen im Jahre 1277 Kassel als Residenz und Hauptstadt der Landgrafschaft Hessen weiter aus. Er gründete die (Unter-)Neustadt und berief 1292 die Karmeliter nach Kassel. Dieser Bettelorden erbaute die Brüderkirche, das älteste heute noch erhaltene Bauwerk der Stadt. Im Jahre 1297 gründete Mechthild von Kleve, die Gemahlin Heinrichs I., das Elisabethhospital, eines der ersten Siechenhäuser Kassels.

Mit der wachsenden Bedeutung Kassels stieg auch die Einwohnerzahl, und um 1330 erweiterte Landgraf Heinrich II. die Stadt um die sogenannte Freiheit. Bald danach wurde in ihrem Zentrum der Grundstein für die Martinskirche gelegt (um 1366/67 mit einem Chorherrenstift). Sie war ein Zeichen der Emanzipation vom Bistum Mainz und entwickelte sich später zum religiösen Zentrum Hessens.

Die drei bis dahin selbständigen Städte Altstadt, Neustadt und Freiheit wurden 1378 zu einem einzigen Gemeinwesen vereinigt.

Kassel seit der Reformation

Stich der Ansicht Kassels von Osten von Georg Braun und Franz Hogenberg (zwischen 1572 und 1618)

Die Reformation führte 1527 zu Veränderungen durch Aufhebung der Klöster und Stifter. Landgraf Philipp der Großmütige war einer der wichtigsten Förderer der Reformation in Deutschland. Die Altstädter Gemeinde erhielt als Pfarrkirche die Klosterkirche der Karmeliter (Brüderkirche). Philipp ließ Kassel zu einer der wichtigsten Festungen des Schmalkaldischen Bundes ausbauen; nach der Niederlage des Bundes 1547 gegen den Kaiser wurde die Stadt besetzt, die Befestigung teilweise geschleift. Philipp ließ sie nach seiner Rückkehr aus der Verbannung 1552 wiederherstellen und begann 1557 zugleich mit einem umfangreichen Um- und Neubau des alten Schlosses (unter der Aufsicht des Erbprinzen Wilhelm). Eine Besonderheit stellte das Alabastergemach dar: Von den niederländischen Hofbildhauern in Kassel, Elias Godefroy und Adam Liquier Beaumont, geschaffen, mit vier großen Reliefs (heute im Hessischen Landesmuseum Kassel); sogar Fußboden, Türflügel, Bänke, Tisch und Saaldecke sind aus Alabaster gefertigt.

1567 wurde nach dem Tod Philipps von Hessen im sogenannten Vierbrüdervergleich aus der Hälfte des hessischen Territoriums die Landgrafschaft Hessen-Kassel errichtet, weiterhin entstanden die Landgrafschaften Hessen-Marburg, Hessen-Rheinfels und Hessen-Darmstadt. Nach dem Erlöschen zweier Linien bestanden ab 1604 noch Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt mit den gleichnamigen Haupt- und Residenzstädten. Unter Landgraf Wilhelm IV. entstanden zahlreiche Großbauten: Das Kanzleigebäude am neuen Renthof, der Marstall und das Zeughaus, welches sowohl als Waffendepot als auch als Getreidespeicher für Notzeiten diente. Der unter Landgraf Philipp begonnene Um- und Neubau des Landgrafenschlosses wurde zu Ende geführt. In der Martinskirche entstand ein zwölf Meter hohes Grabmal für Landgraf Philipp und seine Frau, Christina von Sachsen, aus schwarzem Marmor und Alabaster, welches zu den bedeutendsten Bildhauerarbeiten der Zeit in Deutschland gehört. Wilhelm betrieb schon als Erbprinz im Schloss eine Sternwarte, die als erste fest eingerichtete im neuzeitlichen Europa gilt; er war selbst bedeutender Astronom, und in Kassel wurde erstmals bei der Vermessung der Sterne die Kategorie des Raumes durch die der Zeit ersetzt, die Uhr zum wichtigen astronomischen Instrument. Der Hofuhrmachermeister Jost Bürgi entwickelte für die Berechnungen der Sternwarte erstmals Logarithmen (noch vor dem Schotten Neper, aber erst nach ihm auf Drängen Keplers veröffentlicht). Im neu angelegten Lustgarten des Landgrafen in der Fuldaaue wurden u. a. exotische Pflanzen angebaut; darunter befanden sich auch Kartoffeln, die der Landgraf mit Kochrezepten auch an andere Höfe verschickte.

Vom Barock zum Klassizismus

Der Nachfolger Wilhelms, Landgraf Moritz der Gelehrte, gründete im umgebauten Renthof eine Ritterakademie und errichtete das Ottoneum 1605 als erstes feststehendes Theatergebäude der Neuzeit in Deutschland. Ab 1633 durfte sich Kassel für 20 Jahre Universitätsstadt nennen, bevor die hessische Landesuniversität aus dem Renthof in das wiedergewonnene Marburg zurückverlegt wurde.

Die barocke Orangerie in der Karlsaue

Unter Landgraf Carl wurden ab 1685 in Kassel etwa 1700 Hugenotten aufgenommen und für sie die Oberneustadt errichtet. Auf dem damaligen Carlsberg (heute: Wilhelmshöhe) begannen etwa gleichzeitig erste Arbeiten an den Wasserkünsten; 1714 wurde hier das Herkules-Monument vollendet, das Wahrzeichen Kassels. Die Anlage entstand nach Entwürfen von Giovanni Francesco Guerniero, allerdings wurde nur das obere Drittel vollendet. Die Herkulesfigur wurde im Kasseler Messinghof vom Augsburger Kupferschmied Antoni hergestellt. Im Bergpark Wilhelmshöhe fanden auf den Kaskaden am Herkules am 3. Juni 1714, dem ersten Sonntag des Monats, erstmals die Wasserspiele statt. Das Gegenstück zu dem Bergpark nach italienischem Vorbild bildete die Karlsaue als französisch/niederländischer Garten in der Fuldaniederung, mit dem Orangerieschloss als Zentrum (1701-1710 von Johann Conrad Giesler). Als besondere Sehenswürdigkeit wurde in den 1720er-Jahren dort das Marmorbad eingerichtet: ganz mit verschiedenfarbigem Marmor ausgekleidet, als prunkvoller Rahmen für Statuen und Reliefs des Bildhauers Pierre-Étienne Monnot. 1709 wurde das Collegium Carolinum als eine Art technische Hochschule dem Kunsthaus (ehemaliges Ottoneum) angegliedert. Hier lehrten bis zur Schließung durch Wilhelm IX. bedeutende Gelehrte wie der Weltreisende Georg Forster, der Anatom Samuel Thomas Soemmering und der Historiker Johannes von Müller (Autor eines Geschichtswerks der Schweizer Eidgenossenschaft, Begründer der modernen Geschichtswissenschaft). Karl betrieb insbesondere eine umfangreiche technische Forschung; der Franzose Denis Papin führte Versuche mit Dampf durch und entwickelte das Prinzip des Dampfkochtopfs. Im Jahre 1721 wurde das Karlshospital als Besserungsanstalt fertiggestellt.

Nach dem Tode Carls 1730 übernahm Prinz Wilhelm die Statthalterschaft für seinen Bruder Landgraf Friedrich I., der zugleich König von Schweden war. Wilhelm ließ in einem Palais an der Frankfurter Straße seine reiche Gemäldesammlung unterbringen, die er in den Niederlanden erworben hatte; sie stellt mit zahlreichen Bildern von Rembrandt, Rubens und anderen niederländischen Meistern heute noch den Kernbestand der staatlichen Gemäldegalerie dar. Als Erweiterungsbau des Palais ließ er um 1749 durch den Hofarchitekten der Wittelsbacher, François de Cuvilliés der Ältere einen Galeriesaal errichten; außerdem entstand nach den Plänen des Architekten in der Nähe Kassels das Schloss Wilhelmsthal.

Denkmal Friedrichs II. auf dem Friedrichsplatz

Nachdem der Siebenjährige Krieg die Wirkungslosigkeit der Stadtbefestigung gegenüber den modernen Waffen gezeigt hatte, wurde der mächtige Festungsgürtel 1767 geschleift. Landgraf Friedrich II. ließ die Oberneustadt durch den kreisrunden Königsplatz und den Friedrichsplatz (einem der größten Stadtplätze Deutschlands) mit der alten Stadt verbinden. An zentraler Stelle entstand am Friedrichsplatz das Museum Fridericianum, in dem die landgräflichen Kunstsammlungen und die Bibliothek öffentlich zugänglich waren (1779 eröffnet, nach Plänen von Simon Louis du Ry). 1779 baute er die alte städtische Lateinschule in einem neuen Gebäude als Lyceum Fridericianum aus (heute Friedrichsgymnasium).

1803 behielt Kassel die Hauptstadtfunktion in der zum Kurfürstentum Hessen erhobenen vormaligen Landgrafschaft Hessen-Kassel.

Hauptstadt des Königreichs Westphalen

Das Kurfürstentum verschwand mit der französischen Invasion 1807 zunächst wieder von der Landkarte. Kassel war in der Zeit der französischen Fremdherrschaft Hauptstadt des von Napoleons Bruder Jérôme regierten Königreichs Westphalen, das weite Teile Westfalens, des heutigen Niedersachsens und des heutigen Sachsen-Anhalts mitumfasste.

Restauration 1813-1866

Stahlstich der neuen Kasseler Synagoge von 1839

1813 war Kassel wieder Haupt- und Residenzstadt des wiederhergestellten Kurfürstentums Hessen. Hier bildete Kassel einen Stadtkreis und war gleichzeitig Sitz des Landkreises Kassel.

Um die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, die als Bibliothekare an der Landesbibliothek arbeiteten, sowie den Freiherren von der Malsburg bildete sich in Kassel ein bedeutender Romantiker-Kreis; hier trafen sich Adolf von Menzel, Achim von Arnim und Clemens Brentano, hier entstand in Teilen die Sammlung Des Knaben Wunderhorn. Das Hoftheater erlebte eine besondere Glanzzeit: Kurfürst Wilhelm II. verpflichtete nach seinem Regierungsantritt 1821 die besten Musiker und engagierte als Hofkapellmeister Louis Spohr, der in seiner Zeit als der bedeutendste Geiger neben Paganini galt und auch als Komponist die Musikgeschichte prägte. Außerdem komponierte Otto Nicolai in Kassel seine Oper Die lustigen Weiber von Windsor, deren Libretto vom Kasseler Salomon Hermann Mosenthal stammt.

Am Kasseler Polytechnikum (Höhere Gewerbeschule) arbeiteten u. a. die Chemiker Heinrich Buff, Rudolph Amandus Philippi, Friedrich Wöhler und Robert Bunsen, der hier die Gasmaske erfand, und der Architekt Gottlieb Ungewitter, dessen neugotische Architektenschule weltweite Ausstrahlung hatte. Ab 1833 wurde die Stadt in nordwestlicher Richtung um den neuen Friedrich-Wilhelms-Stadtteil erweitert (benannt nach dem Kurprinzen, der 1831 zugleich die Regierungsgeschäfte übernommen hatte): Den Kern bildete die Friedrich-Wilhelms-Straße (heute Ständeplatz), an der ab 1834 das neue kurhessische Ständehaus errichtet wurde. Die 1831 unter Wilhelm II. verabschiedete Verfassung galt als die fortschrittlichste, zu der Deutschland damals in der Lage war (Karl Marx).

Am 29. August 1848 wurde die Eisenbahnstrecke Kassel–Grebenstein als Teil der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn eingeweiht und Kassel bekam einen Bahnanschluss.

Am 16. Dezember 1850, auf dem Höhepunkt des kurhessischen Verfassungsstreits während der erzkonservativen Regierung Hassenpflug, wurde Kassel von bayrischen und österreichischen Truppen des Deutschen Bundes, sogenannten Strafbayern, besetzt, die erst im Sommer 1851 wieder abgezogen wurden.

Besetzung durch Preußen

1866 wurde das Kurfürstentum Hessen von Preußen besetzt, welches es mit dem ebenfalls okkupierten Herzogtum Nassau und der besetzten Freien Reichsstadt Frankfurt zur Provinz Hessen-Nassau vereinigte. Kassel verlor seine Funktion als Residenzstadt, wurde aber Sitz des Oberpräsidenten der neuen Provinz. Gleichzeitig wurde die Stadt Hauptstadt eines Regierungsbezirks und blieb Sitz des nunmehr preußischen Landkreises Kassel. Sie selbst blieb kreisfrei.

1868 wurde in Kassel der Allgemeiner Landsmannschafts-Convent, ein Vorgängerverband der Deutschen Landsmannschaft gegründet.

1870 wurde Napoléon III. nach der Kapitulation am 2. September als Gefangener im Schloss Wilhelmshöhe inhaftiert.

Ab 1891 war Kassel Sommerresidenz des Deutschen Kaisers (bis 1918). Die Stadt durfte daher in jener Zeit wieder ihren bis 1866 geführten Titel Haupt- und Residenzstadt führen.

1900

Die Kasseler Altstadt vor deren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zerstört. Hier das Deichmannhaus am Marställer Platz

Um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert überschritt die Einwohnerzahl der Stadt die 100.000-Grenze, Kassel wurde somit Großstadt. Die Stadt litt unter einem großen Wohnungsmangel, auch war die Qualität des Wohnraums in der Kasseler Altstadt eher schlecht, noch 1925 fehlten in der Stadt über 5000 Wohnungen. Unter der Leitung des Architekten Otto Haesler wurde von 1929 bis 1931 die Rothenbergsiedlung errichtet, dabei wurde konstruktiv und gestalterisch Neuland betreten. So verzögerte sich die Baumaßnahme durch das mangelnde Wissen der Behörden, eine moderne Stahlskelettkonstruktion zu prüfen und abzunehmen[2]. Schließlich wurden die letzten Gebäude in traditioneller Ziegelbauweise errichtet.

Von 1902 bis zur Stilllegung 1966 verband die Herkulesbahn den Kasseler Westen mit dem Hoher Habichtswald.

Am 1. April 1914 wurde die Stadthalle Kassel offiziell eingeweiht.

Im Sommer 1916 bestimmte die Oberste Heeresleitung das Schloss Wilhelmshöhe zu ihrem Sitz.

Kassel im Dritten Reich

Blick im April 1945 vom Königsplatz in die Untere Königsstraße

1933, in der Zeit des Nationalsozialismus wurde Kassel "Gauhauptstadt" des NSDAP-Gaues Kurhessen. 1936 wurde Harleshausen eingemeindet.

Am Abend des 7. November 1938 werden die Synagoge und andere jüdische Einrichtungen in Kassel verwüstet, zwei Tage vor dem 9. November, dessen Pogrome als Kristallnacht in die deutsche Geschichte eingehen.

In der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1943 wurde nicht nur die Kasseler Innenstadt durch einen britischen Luftangriff nahezu komplett zerstört. Etwa 10.000 Menschen kamen in den Flammen und Trümmern um, über 80 Prozent der Stadt wurde zerstört, darunter fast die komplette Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern. Am 4. April 1945 kapitulierten die in Kassel befindlichen Einheiten der Wehrmacht, nachdem die US-Armee bis zum 5. April auch Bettenhausen als letzten Stadtteil erobert hatte.

Nachkriegszeit

Deutschlands erste Fußgängerzone, die Treppenstraße

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte die Stadt zusammen mit der ganzen Provinz Hessen-Nassau zur Amerikanischen Besatzungszone. Daraus wurde das neue Land Hessen gebildet. Kassel blieb Sitz des Regierungsbezirks und des Landkreises Kassel und wurde auch weiterhin als kreisfreie Stadt innerhalb des neuen Landes geführt. Die Stadt hatte große Schäden erlitten. Zum Wiederaufbau siehe Wiederaufbau von Kassel nach dem Zweiten Weltkrieg.

1949 bewarb sich Kassel neben Bonn, Frankfurt am Main und Stuttgart um den Sitz des Bundestages. Am 29. November 1949 wurde jedoch Bonn mit 200 gegen 176 Stimmen vom Bundestag zur provisorischen Bundeshauptstadt gewählt. Als Entschädigung wurde Kassel 1953 Sitz sowohl des Bundesarbeitsgerichts als auch des Bundessozialgerichts. Im selben Jahr wurde am 9. November die Treppenstraße, ein Teil der Fußgängerzone der Innenstadt, eingeweiht. Damit war Kassel die Stadt, in der erstmalig in Deutschland eine Fußgängerzone eröffnet wurde. 1999 wurde im Zuge der deutschen Wiedervereinigung das Bundesarbeitsgericht nach Erfurt verlegt.

Am 21. Mai 1970 trafen sich, als Gegenbesuch zum Treffen am 19. März in Erfurt, Bundeskanzler Willy Brandt und der stellvertretende Vorsitzende des Staatsrats der DDR Willi Stoph in Kassel. Dies waren die ersten deutsch-deutschen Treffen auf Regierungsebene. Die von Willy Brandt in Kassel als Vorentwurf für ein zu schließendes Abkommen vorgelegten 20 Punkte bildeten den Rahmen für den am 21. Dezember 1972 unterzeichneten Grundlagenvertrag.

Kassel war zweimal Austragungsort der Bundesgartenschau: 1955 fand diese in der Karlsaue und 1981 in der Karls- und Fuldaaue statt.

Die von 1980 bis 1982 errichte Siedlung documenta urbana war ein Versuch, die documenta auch städtebaulich zu orientieren. Zur documenta 7 stellte Joseph Beuys das Projekt der 7000 Eichen vor, die mit Basaltblöcken versehen ab 1982 gepflanzt wurden.

Nach der Fertigstellung einer der ersten Neubaustrecken der Bahn wurde auch der neue Fernverkehrsbahnhof Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe errichtet. Seit dem 29. Mai 1991 hat Kassel somit einen ICE-Anschluss (siehe dazu hier). Seit 1997 wird im Bereich des ehemaligen Messeplatzes (1950er bis 1997), dort wo sich bis zum Bombenangriff in der Nacht vom 22. auf den 23. Oktober 1943 ein Teil der Unterneustadt befand, ein neues Wohnviertel errichtet (Bauarbeiten dauern noch an). Der Abriss der "Treppe ins nichts" auf dem Königsplatz im Jahr 2000 führte bundesweit zu Kontroversen.

2001: Ein Kasseler Stadtteil erhielt die amtliche Bezeichnung Bad (Bad Wilhelmshöhe). 2005 bewarb sich Kassel in einer Vorauswahl um den Titel der Kulturhauptstadt Europas unterlag jedoch, und für 2010 wurde Essen und das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt. 2008: Die Polizei fand am 22. Januar in der Kurt-Wolters-Straße ein Massengrab mit über 60 Toten, die Ausgrabungen dauern an. Woher die Toten kommen ist unklar. Die Rechtsmedizin der Universität Gießen soll die Liegedauer der Gebeine bestimmen. Das Areal war früher mit Fabrikhallen der Firma Henschel bebaut.

Im Juli 2011 wurden im Auestadion die Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften ausgetragen.

Eingemeindungen

Ehemals selbständige Gemeinden und Gemarkungen, die nach Kassel eingegliedert wurden:

Jahr Orte Zuwachs in ha
1899 Wehlheiden 372
1906 Wahlershausen, Kirchditmold, Rothenditmold, Bettenhausen 1.770
1926 Gutsbezirk Fasanenhof 142
1928 Gutsbezirk Oberförsterei Kirchditmold, Wilhelmshöhe,
Kragenhof, Oberförsterei Elend
2.968
1936 Waldau, Niederzwehren, Oberzwehren, Nordshausen,
Harleshausen, Wolfsanger
2.483

Die Eingemeindung von Lohfelden scheiterte 1970 am gegenteiligen Volkswillen der Gemeinde. Kassel konnte jedoch die Abtretung von den Kasseler Gemarkungen am heutigen Gewerbegebiet Kassel-Waldau erreichen.

Siehe auch

Literatur

  • Franz Carl Theodor Piderit: Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Kassel, Kassel 1844, 410 Seiten, online.
  • Heide Wunder, Christina Vanja, Karl-Hermann Wegner (Hg.): Kassel im 18. Jahrhundert. Residenz und Stadt. Kassel 2000: Euregio. PDF ISBN 3-933617-05-7

Einzelnachweise

  1. Heinrich Gottfried Philipp Gengler: Regesten und Urkunden der Verfassungs- und Rechtsgeschichte der deutschen Städte im Mittelalter, Erlangen 1863, S. 467 ff..
  2. Detlef Möhlheinrich: Moderner Wohnungsbau in Kassel im 20. Jahrhundert, S. 23 ff.

Weblinks


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