Wilhelm Maywald

Wilhelm Maywald

Willy Maywald (* 15. August 1907 in Kleve; 21. Mai 1985 in Paris) war ein bedeutender deutscher Fotograf. Er fotografierte Mode für Christian Dior und porträtierte viele bekannte Künstler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Willy Maywald wuchs in Kleve auf und besuchte von 1928 bis 1931 die Berliner „Kunstschule des Westens“. Anschließend ging er nach Paris, wo er sich 1933 selbständig machte und zunächst seine Arbeiten illustrierten Zeitschriften anbot. Er machte Reportagen über Vincent van Goghs Wohnhaus und den Garten von Claude Monet. Maywald war mit vielen Künstlern befreundet, von denen er Porträtaufnahmen anfertigte. Seine Bilder zählten zum Bereich der künstlerischen Avantgarde.

Die Aufnahmen von Edward Steichen für die Zeitschrift Vanity Fair inspirierten ihn zu seiner Karriere als Modefotograf, die aber durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde. Er floh in die Schweiz, wo er bei einer Pfarrersfamilie unterkam und die Kriegsjahre verbrachte. 1946 kehrte er nach Paris zurück und eröffnete 1961 in der Nähe des Montparnasse eine Galerie. Maywald fotografierte für Christian Dior und andere Modeschöpfer. Seine Aufnahmen und Reportagen fanden internationale Aufmerksamkeit. Im Pariser Musée de la Mode hatte er 1986 die bemerkenswerte Einzelausstellung „Willy Maywald et la mode“. In der Szene wurde er der „Meister der Pose“ genannt.

Fotokunst

Modefotografie

Maywald arbeitete unter anderem für die Modeschöpfer Christian Dior und Pierre Balmain, Jacques Fath und Jeanne Paquin. Seine Aufnahmen standen „für diskrete Eleganz“[1] und entstanden zum Teil in luxuriösen Interieurs oder vor teuren Luxuswagen, zum Teil aber auch im Freien, in den Straßen und Cafés von Paris oder zum Beispiel vor dem Schaufenster eines Antiquariats. Seine Art, manchmal einen bizarren Gegensatz zwischen dem Hintergrund und den gestylten Modellen herzustellen, zählt zur Kunst des Nouveau Réalisme. Seine Fotos wurden in Zeitschriften wie Vogue und Harper’s Bazaar veröffentlicht.

Künstlerporträts

Die Künstlerporträts, die Maywald herstellte, fanden große Anerkennung; er beherrschte perfekt die Ausleuchtung mit Tages- und Kunstlicht. In seinem Buch Portrait und Atelier (1958) befinden sich zum Beispiel Porträts von Hans Arp, Georges Braque, Marc Chagall, Le Corbusier, Fernand Léger, Joan Miró, Georges Rouault und Maurice Utrillo In seiner Autobiographie schildert er, wie unterschiedlich die Künstler auf den Fotografen eingingen: Henri Matisse erlaubte nur eine einzige Aufnahme, das Atelier Pablo Picassos war für ihn jederzeit zugänglich. Unter den vielen Aufnahmen, die er in der folgenden Zeit von Künstlern machte, gehören zum Beispiel die Porträts der Velvet Underground-Sängerin Nico, des Schauspielers Jean-Louis Barrault und des Schriftstellers und Regisseurs Jean Cocteau.

Sonstige Arbeiten

Weniger bekannt sind seine übrigen Arbeiten, zum Beispiel die Aufnahme „Waschtag“ (1930), eine häuslich-ländliche Szene vom Niederrhein, fotografiert von einem „Augenmenschen mit großem malerischen Volumen“.[2] Das Museum Kleve hat einen großen Bestand von Bildern, die Maywald vor und nach dem Krieg von Kleve aufgenommen hat. Die Sammlung stellt eine interessante Dokumentation über die Entwicklung des Stadtbildes für diese beiden Zeitabschnitte dar.

Der Mensch in Maywalds Fotokunst

Abgesehen von seinen Kleve-Fotos stand bei Maywald immer der Mensch im Mittelpunkt seiner Aufnahmen. „Er näherte sich ihm diskret, ohne technischen Aufwand. Er hüllte die Porträtierten in ein geheimnisvolles Licht, kreierte mit Posen und grafischen Kontrasten einen Schwebezustand zwischen Realität und Traum. Seine Bildkompositionen sind klar und harmonisch, gleichzeitig aber voller Dynamik und poetischer Anspielungen.“[3]

Ausstellungen

Zitat

„Eine fotografische Aufnahme ist in erster Linie eine realistische Reproduktion, eine Art Dokument. Aber ich denke dennoch, daß jede Fotografie in Komposition, Lichtrhythmus und Tonqualität der schwarz-weißen Palette mit ihren tausend Nuancen eine plastische Bildeinheit bilden sollte. Es sollte stets ein Bild entstehen, das imstande ist, unabhängig vom Inhalt und unabhängig vom dargestellten Gegenstand zu interessieren und zu gefallen.“

1951 [4]

Literatur

Bücher und Ausstellungskataloge

  • Willy Maywald – Glanz und Eleganz. Boss Verlag, Kleve 2008. ISBN 978-3894132712
  • Le Pari(s) de la creation. Photographies 1931–1955. Musée Carnavalet – Histoire de Paris. Paris Musées, Paris 2007. ISBN 978-2-7596-0001-4
  • Fotos vom Niederrhein. Städtisches Museum Haus Koekkoek, Kleve 1992
  • Die Splitter des Spiegels. Eine illustrierte Autobiographie. Schirmer-Mosel, München 1985. ISBN 3-88814-165-6
  • Kleve, Burg und Stadt unter dem Schwan. Boss, Kleve 1959
  • Portrait und Atelier. Photos. Arp, Braque, Chagall, Le Corbusier, Laurens, Léger, Matisse, Miró, Picasso, Rouault, Utrillo, Villon. Die Arche, Zürich 1958

Sekundärliteratur

  • Matthias Grass: Der Fotograf der Boheme; in: Rheinische Post, Ausgabe vom 4. Juli 2007
  • Richard Martin: Zeitgeist becomes form. German fashion photography; in: Artforum International vom 3. Januar 1997
  • Ulrich Pohlmann: „Faire vite et bien“. Zur Bedeutung des fotografischen Werkes von Wilhelm Maywald; in: Festschrift für J. A. Schmoll genannt Eisenwerth zum 90. Geburtstag; München: Architekturmuseum, 2005
  • Valentina Vlasic und Guido de Werd: Texte über Willy Maywald in: Willy Maywald – Glanz und Eleganz; Köln: Boss Verlag, 2008; ISBN 978-3894132712

Einzelnachweise

  1. Ulrich Pohmann: Faire vite et bien. Siehe: Sekundärliteratur
  2. Joachim Peter Kastner im Bildtext zur „Jahreskarte 1997“ des Heimatvereins Vierse.
  3. Über die TV-Sendung „Eleganz des Blicks – Der Fotograf Willy Maywald“ von Annette von Wangenheim am 18. August 2007 in 3sat auf der Website des Senders [1]
  4. Zitiert nach Ulrich Pohmann in: [2]

Weblinks


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