Lola Montez

Lola Montez
Lola Montez, Porträt von Joseph Karl Stieler in der Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg
Lola Montez, Daguerreotypie von Southworth & Hawes (1851)

Elizabeth Rosanna Gilbert auch bekannt als Lola Montez (* 17. Februar 1821 in Grange, Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland; † 17. Januar 1861 in New York) war eine irische Tänzerin und eine Geliebte König Ludwigs I. von Bayern, der sie 1847 zur Gräfin Marie von Landsfeld erhob.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und erste Bekanntheit

Elizabeth Rosanna Gilbert wurde 1821 als Tochter eines schottischen Offiziers, Edward Gilbert, und einer irischen Landadeligen, Eliza Oliver, geboren. Sie lebte bis zum Alter von fünf Jahren in Kalkutta (Indien), wo ihr Vater kurz nach der Ankunft an Cholera starb. Von 1827 bis 1834 wuchs sie erst bei ihrem Stiefvater und dann bei ihrem Stiefonkel in Schottland auf und hatte dann bis 1837 im englischen Bath in einem Internat für höhere Töchter Schulunterricht. 1837 heiratete sie den Offizier Thomas James und ging mit ihm 1838 nach Indien. In Simla kam es schon 1839 zur Trennung der Eheleute. 1842 kam Eliza Gilbert nach London zurück, lernte dort die spanische Sprache und die spanischen Tänze, was sie bei einer kurzen Spanien-Reise nochmals vertiefte. 1843 kam sie unter dem Namen „Maria de los Dolores Porrys y Montez“ alias Lola Montez wieder nach London und gab sich als spanische Tänzerin aus Sevilla aus. Nach erfolgreichem Debüt am 3. Juni 1843 wurde sie als Hochstaplerin entlarvt und flüchtete aus England.

Lola Montez zog durch ganz Europa und verursachte durch ihre zahlreichen Affären Skandale, zuerst im thüringischen Reuß-Ebersdorf. Am 3. September 1843 tanzte sie vor Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und Zar Nikolaus I. die Los Boleros de Cadix in Berlin. Danach hatte sie ein Gastspiel in Warschau, das unter bürgerkriegsähnlichen Tumulten endete. Aus Reuß-Ebersdorf, Berlin, Warschau und Baden-Baden wurde sie ausgewiesen. Nach ihrem Auftritt an der Pariser Oper 1844 erregte sie 1846 in einem Sensationsprozess Aufsehen, nachdem ihr Liebhaber, der Redakteur Alexandre Dujarrier, in einem Duell erschossen worden war. Auch die Schriftsteller Alexandre Dumas der Ältere und Alexandre Dumas der Jüngere sowie Franz Liszt gehörten zu ihren Verehrern.

Die Affäre in München

Der Engelssturz, Einblattdruck aus Bayern (wohl 1848), satirische Darstellung des Ausgangs der Affäre Ludwigs I. mit Lola Montez

Nach zwei Jahren in der Pariser Halbwelt kam sie am 5. Oktober 1846 nach München, stieg im Bayerischen Hof am Promenadeplatz ab und bewarb sich um ein Engagement als Tänzerin. Weil der Intendant der Münchener Hofbühne sie nicht auftreten ließ, suchte sie den bayerischen König Ludwig I. auf, der sie am 7. Oktober 1846 erstmals empfing. Am 10. Oktober gab sie ein Gastspiel am Münchner Hof- und Nationaltheater. Am 14. Oktober hatte sie dort einen weiteren Auftritt. Sie wohnte später im Hotel Zum goldenen Hirschen und dann in einer Privatwohnung in der Theresienstraße. Von ihrer Haushälterin, der als Polizeispitzel angesetzten Frau Desch, wurde sie vergeblich beschuldigt, nachts Studenten empfangen zu haben. Zu dieser Zeit entstand auch ein Porträt von ihr, das sich heute in der so genannten Schönheitengalerie in Schloss Nymphenburg befindet.

Die 25-Jährige war die Geliebte des 60-jährigen Königs geworden, der einen Monat und zehn Tage nach ihrem Auftritt sein Testament ändern ließ. Darin wurden ihr eine Auszahlung von 100.000 Gulden zugesagt, falls sie bei seinem Ableben weder verheiratet noch Witwe wäre. Außerdem sollten ihr bis zu einer Verehelichung jährlich 2.400 Gulden gezahlt werden. Tatsächlich erhielt sie bis 1850, dem Ende des Verhältnisses, 158.084 Gulden, was nach heutigen Preisvorstellungen 2,3 Millionen Euro entsprechen würde. Darüber hinaus schenkte ihr der König ein Palais in der Münchener Barerstraße Nr. 7 als Wohnsitz, wo sie im Juni 1847 einziehen konnte.

Ludwig besuchte sie dort wie zuvor in den anderen Wohnsitzen oft zwischen 17 Uhr und 22 Uhr, manchmal empfing sie noch andere Herren, meistens Karrieristen, die sich von ihr ein gutes Wort beim König erhofften. Das Verhältnis wurde schnell bekannt und allgemein missbilligt. Als der König verlangte, ihr die bayerische Staatsbürgerschaft zu verleihen, da ihr einziger Ausweis ein im Fürstentum Reuß-Ebersdorf ausgestellter Reisepass war, hielt sein Kabinett unter Minister Karl von Abel dies für illegitim. Am 11. Februar 1847 baten alle Minister um ihre Entlassung, am 1. März folgte die Entlassung Abels und der übrigen Minister, und es wurde unter Schwierigkeiten ein neues Kabinett gebildet. Trotzdem wurde Lola Montez eingebürgert, was in der Theresienstraße zu Tumulten führte. Am 25. August 1847 wurde sie zur Gräfin von Landsfeld erhoben - „wegen der vielen, den Armen Bayerns erzeigten Wohltaten“.

Lola Montez war bei der Münchner Bevölkerung sehr unbeliebt. Sie löste einen Skandal nach dem anderen aus, wenn sie mit ihrer Dogge Turk Zigarre rauchend durch München zog. Lola, der der Gedanke einer studentischen Leibgarde gefiel, gelang es, den Senior und weitere Corpsburschen des Corps Palatia München dazu zu bringen, sich ihr unter dem neuen Corps-Namen Alemannia anzuschließen. Zum Corps-Studenten Peissner nahm sie bald ein sexuelles Verhältnis auf. Ihr Verhalten verursachte einigen Ärger in der Studentenschaft, so dass schließlich alle anderen Münchener Corps (Suevia, Palatia, Bavaria, Isaria) die Alemannia anfeindeten. Professoren und hohe Beamte wurden entlassen. Als sie schließlich von einer aufgebrachten Menge auf dem Theatinerplatz erkannt wurde, kam es zu Handgreiflichkeiten, und sie flüchtete sich in die Theatinerkirche. Daraufhin verordnete Ludwig I. am 9. Februar 1848 die sofortige Schließung der Universität bis zum Wintersemester 1848/49 und befahl allen Studenten, die Stadt binnen drei Tagen zu verlassen. Am 10. Februar 1848 zogen Studenten und andere Bürger vor die Residenz, und es kam zu Unruhen in der Stadt.

Nach heftigem Protest der Geschäftsleute, Vermieter und Bürger wurde die Universität einen Tag später wieder geöffnet und es erging der Befehl, dass Gräfin Landsfeld die Stadt binnen einer Stunde zu verlassen habe. Sie flüchtete am 11. Februar 1848 in einer Kutsche unter den Augen der aufgebrachten Bevölkerung über Schloss Blutenburg nach Lindau und in die Schweiz. In der allgemeinen Unruhestimmung des Jahres 1848 (Märzrevolution) kam es nach einer gerüchteweise bekannt gewordenen heimlichen Rückkehr Lolas zur Abdankung des Monarchen. Im Kronrat gab er am 16. März die Erklärung ab, dass Lola Montez nicht mehr bayerische Staatsangehörige sei. Am 17. März wurde ein Fahndungsaufruf erlassen.

Bei ihrer Flucht aus München ergatterte der begeisterte Sammler Graf Maximilian von Arco-Zinneberg einen Zigarettenstummel von Lola Montez, den er zur Erinnerung beschriftete und der heute im Münchener Stadtmuseum gezeigt wird.[1]

Spätere Jahre

Lola Montez lebte nun in der Schweiz, wo sie sich ein Wiedersehen mit Ludwig erhoffte. Die zahlreichen Briefe zwischen Lola Montez und Ludwig zeigen, dass sie mit Ludwigs Geld in unerhörtem Luxus lebte. Zwischenzeitlich ließ sie sich auch noch mit Auguste Papon ein, der versuchte Ludwig zu erpressen. Als Ludwig schließlich von Peissner von dessen Affäre mit Lola Montez erfuhr, kühlte das Verhältnis sehr ab. Beide schrieben sich aber immer noch Briefe, in denen es Lola Montez hauptsächlich darum ging, weiter Geld zu bekommen.

1849 kehrte sie nach London zurück. Erst nach ihrer dortigen Heirat mit einem jungen britischen Offizier namens George Trafford Heald brach Ludwig die Beziehung zu ihr ab. Da ihr erster Ehemann noch lebte, wurde sie wegen Bigamie angeklagt und musste aus England fliehen. Sie reiste mit ihrem illegitimen Gatten, von dem sie sich aber bald im Streit trennte, zum Mittelmeer. Nach einem neuerlichen Versuch, in Paris und Belgien vor Publikum mit ihren spanischen Tänzen aufzutreten und der Veröffentlichung ihrer Memoiren in Le pays ging sie 1851 in die USA. Am Broadway trat sie 1852 in der Theaterrevue Lola Montez in Bavaria auf, worin sie sich selbst spielte. Bis 1853 tourte sie an der Ostküste, dann ging sie im Mai nach San Francisco. Im Juli 1853 heiratete sie Patrick Hull und ließ sich im August in der kalifornischen Goldgräberstadt Grass Valley nieder.

Ab 1855 hielt sie sich im Rahmen einer Tournee in Victoria, Australien, auf und unterhielt dort unter anderem Goldgräber mit ihren Darbietungen. 1857 kehrte sie nach New York zurück. Montez machte sich in Amerika und Großbritannien zuletzt einen Namen mit Lesungen, die ihr ein geordnetes finanzielles Auskommen ermöglichten. Sie schrieb Schönheitsratgeber, engagierte sich für „Gefallene Mädchen“ und wurde unter Einfluss des protestantischen Geistlichen Charles Chauncy Burr zur bekennenden Christin. Nachdem sich schon im Sommer schlaganfallähnliche Symptome gezeigt hatten, zog sich die 39-Jährige Weihnachten 1860 eine Lungenentzündung zu und starb drei Wochen später. Ihr Grab befindet sich auf dem Green-Wood Cemetery in Brooklyn.

Werke

  • Memoiren der Lola Montez (Gräfin v. Landsfeld). Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Kerstin Wilhelms. Zwei Bände. Frankfurt/M. (Zweitausendeins) 1986

Medien

Film

Bühne

  • Operette Zauberin Lola, UA 1937 Dortmund. Musik: Eduard Künneke; Text: Alfried Brieger und Sigmund Graff.
  • Ballett Bacchanale, 1939, von Léonide Massine
  • Ballett Lola Montez, 1946, von Edward Caton

Literatur

  • George MacDonald Fraser: Flashman, Prinz von Dänemark', 1972, Hoffmann und Campe - Roman
  • Ina Ulrike Paul: Montez, Lola. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 50 f.
  • Reinhold Rauh: Lola Montez. Die königliche Mätresse. Diederichs, München 1996, ISBN 3-424-01322-6
  • Reinhold Rauh - Bruce Seymour: Ludwig I. und Lola Montez. Der Briefwechsel. Prestel, München 1995, ISBN 3-7913-1446-7
  • Cécil Saint-Laurent: Von Glück und Trauer trunken (OT: Lola Montès). Verlag der europäischen Bücherei H. M. Hieronimi, Bonn 1956 - romanhafte Biografie
  • Gerhard Saul, Mut vor Königstronen - Lola Montez und die Münchener Corps, in Einst und Jetzt, Band 19, 1974, S. 98 ff mwN (zur Wirkung auf die Münchner Studentenschaft 1848)
  • Bruce Seymour: Lola Montez. Piper, München 2000, ISBN 3-492-22784-8 (im Original: Lola Montez. A Life. Yale University Press, 1998, ISBN 0-300-07439-5) – moderne Biographie

Weblinks

Anmerkungen

  1. Seite des Stadtmuseums München zum Zigarettenstummel; mit Foto

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