William Basie

William Basie
Count Basie (links) 1975 während eines Konzerts in Köln

William „Count“ Basie (* 21. August 1904 in Red Bank, New Jersey; † 26. April 1984 in Hollywood) war ein afroamerikanischer Jazz-Pianist, Organist und berühmter Bandleader des Swing.

Inhaltsverzeichnis

Leben

William Basie wurde am 21. August 1904 geboren. Sein Vater, Harvey Lee Basie, arbeitete als Kutscher und Hausmeister für einen Juristen, seine Mutter hieß Lilly Ann Childs Basie. Sein Bruder, acht Jahre älter als er selbst, verstarb, als Basie noch im Kindesalter war. Sein Vater spielte Mellophon, eine Art Horn; seinen ersten Klavier-Unterricht bekam er von der Mutter am häuslichen Piano. Später nahm Basie Klavierstunden bei einer „Miss Vandevere“. Sein Klavierspiel wurde vom drei Monate älteren Thomas „Fats“ Waller beeinflusst, den er regelmäßig Mitte der 1920er im Lincoln Theatre in Harlem besuchte, wo Waller Stummfilme an der Wurlitzer-Orgel begleitete. Waller ließ Basie erst das Pedal spielen und leitete ihn dann weiter zur Filmbegleitung an, bis er sich von ihm zeitweise ablösen ließ, während er Pinochle spielte. Waller erklärte ihm langsam die Verteilung von farbgebender Begleitung und freier Themenarbeit auf den zwei Manualen sowie die „Stops“. [1]

Als Jugendlicher half er im „Palace Theater“ in Red Bank aus, um sich etwas dazu zu verdienen. Als eines Abends der Pianist des Theaters nicht auftauchte, wurde Basie kurzerhand ans Klavier gesetzt und untermalte fortan Stummfilme musikalisch.

Mehrere Jahre lang tourte der junge Bill Basie, wie er damals genannt wurde, durch die Varietés als Solokünstler, an der Seite von Bluessängern, z. B. Gonzelle White und Theatergruppen (T.O.B.A). 1928 kam er zu Walter Pages „Blue Devils“, und im folgenden Jahr wurde er Arrangeur und zweiter Pianist der Bennie-Moten-Band in Kansas City (Missouri). 1933 stimmten die Musiker von Motens Band über den Bandleader ab und wählten Basie. Er gründete mit den „Motenverrätern“ 1933 seine eigene Band Count Basie and His Cherry Blossom Orchestra (nach dem gleichnamigen Club im ehemaligen Eblon). Moten hatte weiter eine eigene Band. Allerdings wurde Basies Band immer kleiner, bis nur noch Jo Jones und er selber übrigblieben. 1935 spielte Basie wieder bei Moten. Nach dem Tod Motens 1935 verließ Basie die Band, stellte seine eigene zusammen und startete seine Karriere als „Count Basie“.[2] Seine eigene Big Band, die zum größten Teil aus Motens Musikern bestand, wurde in den nächsten Jahren (ab 1938) schnell überregional populär. Das Material dieser ersten Basieband bestand vorwiegend aus Headarrangements von Bluesthemen. Die ersten Arrangements steuerte Eddie Durham (Topsy, John’s Idea [3]) bei, der damit anfing einen Basie-Stil zu entwickeln [2]. Zur Band gehörten u. a. Lester Young und Herschel Evans (ts), Earle Warren (as), Buck Clayton und Harry Sweets Edison (tp), Dicky Wells (tb), Freddie Green (git), Walter Page (b) und Jo Jones (dr).

Doppelkonzerte und Big Band-Battles waren Ende der 1930er- bzw. Anfang der 1940er-Jahre gefragt. Ein bekanntes Big Band-Battle fand am 16. Januar 1938 im Savoy Ballroom zwischen dem Basie Orchestra und dem Orchester von Chick Webb statt, aus dem Basie mit seiner Band als Sieger hervorging.

Charakteristisch war der Big-Band-Stil der Basie-Formationen, der sich durch eine sehr traditionsbewusste und eng an den Wurzeln des Jazz (Blues, Boogie-Woogie) orientierte Spielweise der Swingmusik auszeichnete. Die jeweiligen Rhythmusgruppen waren berühmt für ihre exzeptionelle Qualität und Prägnanz (die Bezeichnung All American Rhythm Section von Paul Whiteman für die Rhythmusgruppe der Old Testament Band aus Basie, Freddie Green, Jo Jones und Walter Page blieb haften). Basies Klavierstil selbst blieb seiner Tradition als Music-Hall-Pianist weitgehend treu, indem er einen improvisatorischen, sparsamen Ansatz pflegte, der stets im Dienste des Ensembles stand. Nur selten gab er ein virtuoses Solo.

Aus wirtschaftlichen Gründen musste Basie seine Big Band Ende 1949 auflösen. Sie wurde anfangs 1950 durch ein Septet ersetzt. Darin spielten neben Count Basie der Trompeter Clark Terry, der Saxofonist Charlie Rouse, der Klarinettist Buddy de Franco, der Gitarrist Freddie Green, der Bassist Jimmy Lewis und der Schlagzeuger Gus Johnson. Die Big-Band-Ära ging allmählich zu Ende, doch formte Basie 1952 eine neue Band, die „New Testament Band“ mit Marshall Royal (as) als Konzertmeister, Eddie Lockjaw Davis (ts), Joe Newman (tr) und Paul Quinichette (ts). Dank neuer Arrangeure und Jazzberühmtheiten wie Thad Jones (tp), Frank Wess und Frank Foster (ts) ('The two Franks') und Henry Coker (tb) gelang ihm mit der neuen Formation ein grandioses Comeback. Der bewegliche Sound mit den blockartigen Ensemblepassagen war für die spätere Band typisch. Der frühe und ehemals erfolgreiche Sound des Kansas City Jazz kam 1949 beim Publikum nicht mehr an. Ein Beispiel für diesen frühen Sound gibt die Jamsession auf Bennie Goodmans Carnegie Hall Konzert 1938. Sie ist qualitativ nicht besonders herausragend. Gunther Schuller beschreibt einen weiteren Unterschied: „Die frühe Basie-Band schwebte auf der Rhythmusgruppe, die neue wurzelte in ihr.“ [3] Basie behielt allerdings seinen Anspruch an die Musiker: „Ich will, daß diese vier Trompeten und drei Posaunen richtig zupacken. Aber mit soviel Geschmack und Gefühl, wie es die drei Blechbläser taten, die ich in Kansas City hatte …“[2] Als Komponisten und Arrangeure prägten den späteren Sound und das Repertoire Ernie Wilkins mit z. B. Sixteen Man, Frank Foster mit Blues Backstage, Thad Jones und Quincy Jones. Von außen brachte unter anderen Neal Hefti schöne Stücke ins Programm, die etwas anders waren und nicht dem Stil der Basie Band entsprachen, aber sehr musikalisch waren. Von Hefti ist zum Beispiel Li’l Darling ein Standard geworden[1]. Neal Hefti konnte auf Arrangements der ersten Band von 1938 zurückgreifen wie Jumpin at the Woodside oder Every Tub. [2]

Der Spitzname „Count“, zu deutsch „Graf“ wurde ihm aus werbestrategischen Gründen von einem Radiomoderator gegeben[4]: In den frühen Jahren des Jazz waren solche „aristokratischen“ Übernamen sehr beliebt (Joe „King“ Oliver, Edward „Duke“ Ellington oder Bessie Smith, die „Kaiserin des Blues“). Basie lehnte den „Adelstitel“ ab und zog es vor, von Freunden und den Musikern seiner Band als „Bill“ oder „Base“ angeredet zu werden.

Basie gewann mehrere Grammy Awards und tourte, für Big Bands damals durchaus ungewöhnlich, international.

In den Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts zwang ihn seine Herzkrankheit öfter in den Rollstuhl. 1980 startete der Bandleader seine letzte Europa-Tournee.

Basie entdeckte nicht nur einige der besten Bluessänger wie Billie Holiday, Jimmy Rushing, Joe Turner und Joe Williams, sondern begleitete auch zahlreiche Sänger wie z. B. Frank Sinatra, Sammy Davis jr., Ray Charles, Tony Bennett und Sängerinnen wie Helen Humes, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughan. Als Arrangeure arbeiteten für ihn Benny Carter, Ernie Wilkins, Quincy Jones, Thad Jones, Neal Hefti, Bill Holman, Sammy Nestico und Frank Foster.

Nach seinem Tod am 26. April 1984 übernahmen Thad Jones, Frank Foster und später Grover Mitchell die Leitung der Big Band; das Count Basie Orchestra existiert bis heute und wird von Bill Hughes geleitet.

Sonstiges

Basie war Freimaurer der Wisdom Lodge No. 102 in Chicago, Illinois, USA.[5][6]

Weitere Mitglieder der Basie Band waren (außer den oben genannten) u. a.: Eddie Jones (b), John Clayton (b), Preston Love (as), Reunald Jones (tr), Al Grey (tb), Cleveland Eaton (b), Dennis Rowland, Charles Turner, Chris Murrell

1985 verlieh US-Präsident Ronald Reagan Basie posthum die Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA.

Werke

Diskografie

  • The Original American Decca Recordings 1937–1939, 3 CD, Universal
  • Count Basie: Complete Octet Studio Recordings. Ocium (LeiCom) 1950.
  • Count Basie & The New Testament Band: Basie Talks. Ocium (LeiCom) 1952.
  • The Atomic Mr.Basie 1957, neu bei Roulette
  • Count Basie Orchestra: Basie on the Beatles. Ocium (LeiCom) 1969.
  • Count Basie, Oscar Peterson: The Timekeepers. 1978, Pablo 2310.896
  • Count Basie & his Orchestra: 88 Basie Street. 1984, Pablo 3112–42

Berühmte Singles

  • April In Paris
  • Basie Boogie
  • Bugle Blues
  • Cute
  • Dance Of The Gremlins
  • Flight Of The Foo-Birds
  • I’ll Always Be In Love With You
  • Jive At Five
  • Jumpin' at the Woodside
  • Lil’ Darlin
  • Little Pony
  • Midgets
  • Moten Swing
  • One O’ Clock Jump
  • Plymouth Rock
  • Rock-A-By Basie
  • Shiny Stockings
  • Shoe Shine Boy
  • Shout And Feel It
  • Splanky
  • Sleepwalker’s Serenade
  • Swing Brother Swing
  • Swinging The Blues
  • The Count Steps In
  • The Kid From Red Bank
  • The Me And You That Used To Be
  • They Can’t Take That Away From Me
  • When My Dreamboat Comes Home
  • Whirly Bird

Besondere Titel

Der Song Blues in Hoss' flat von dem Album Chairman of the Board dient Jerry Lewis im Film Der Bürotrottel als musikalische Grundlage für seine eindrucksvolle Pantomime als Firmenchef bei einer Aufsichtsratssitzung.

Literatur

  • Studs Terkel: Giganten des Jazz. Zweitausendeins, Frankfurt 2005, ISBN 3-86150-723-4
  • Stanley Dance: The world of Count Basie 1980, da Capo 2001, ISBN 0306802457
  • Count Basie (mit Albert Murray): Good morning blues, Econ, Düsseldorf 1987
  • Reiner Nolden Count Basie – sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten, Oreos 1990, ISBN 3923657307
  • Alun Morgan Count Basie, Hippocrene Books, New York und Turnbridge Wells, 1984
  • Raymond Horricks Count Basie and his orchestra 1957, Nachdruck: Negro Universities Press, Westport 1971,
  • Arrigo Polillo Jazz, Piper 1994

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Count Basie, Albert Murray, Good Morning Blues, Autobiographie, Econ,1987, en.: Primus 1985
  2. a b c d Rainer Nolden, Count Basie, Sein Leben, seine Musik, seine Schallplatten, collection jazz, oreos
  3. a b Schuller, Gunther, The Swing Era, The Development of Jazz 1930–1945. New York Oxford, 1989.
  4. So äußert er sich in Hentoff/Shapiro (Hrsg.) Here me talkin to ya, 1955, in seiner Autobiographie erinnert er sich wieder anders
  5. A few famous freemasons
  6. Famous Freemasons – MWPHGLOH

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  • Basie — [bā′sē] William 1904 84; U.S. jazz pianist & bandleader: called Count Basie …   English World dictionary

  • Basie — Basie, William «Count» …   Enciclopedia Universal

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