- Quincy Jones
-
Quincy Jones (eigentlich Quincy Delight Jones jr., * 14. März 1933 in Chicago, Illinois) ist ein US-amerikanischer Musikproduzent, Komponist, Jazztrompeter, Arrangeur und Bandleader.
Inhaltsverzeichnis
Kindheit und Jugend
Jones wurde in Chicago geboren und wuchs in Bremerton im US-Bundesstaat Washington auf, wo er als Teenager Ray Charles kennenlernte, mit dem er eine kleine Combo gründete und durch die lokalen Jazz-Klubs von Seattle zog. Mit 17 Jahren gewann er ein Stipendium für das Berklee College of Music in Boston, gab die Studien dort jedoch nach kurzer Zeit auf, als ihn 1951 Lionel Hampton als Trompeter für eine Tournee engagierte.
Karriere
Nachdem Jones sich in seiner Zeit beim Orchester von Lionel Hampton auch als Arrangeur erste Sporen verdient hatte, ließ er sich in New York City nieder, wo er bald außer für seinen Jugendfreund Ray Charles auch Arrangements für Studioaufnahmen von Künstlern wie Count Basie, Sarah Vaughan, Duke Ellington und Gene Krupa verfasste. Dizzy Gillespie verpflichtete ihn 1956 als Orchesterleiter für eine Tournee, die unter anderem in den Nahen Osten und nach Südamerika führte. 1957 bekam er einen Vertrag bei ABC-Paramount und konnte dort sein erstes Album unter eigenem Namen, This Is How I Feel About Jazz, veröffentlichen.
Noch 1957 ging Jones nach Paris, wo er unter anderem am Amerikanischen Konservatorium in Fontainebleau bei Nadia Boulanger seine musikalischen Studien vertiefte. Nebenher begann er als Produzent für das Label Barclay Records, den französischen Zweig von Mercury Records, zu arbeiten, wo er unter anderem Jacques Brel, Henri Salvador und Charles Aznavour betreute, aber auch Auslandsaufnahmen von Billy Eckstine oder Sarah Vaughan produzierte. Auch ging er mit verschiedenen Jazz-Bands in Europa auf Tournee. Im Juni 1958 leitete er das Orchester für ein Galakonzert von Frank Sinatra in Monaco, der Auftakt für eine langjährige Zusammenarbeit mit diesem Künstler. 1959 und 1960 war er dann mit einer eigenen Großformation in Europa unterwegs.
→ Hauptartikel Quincy Jones Big Band
Zurück in den USA wurde Jones 1961 als Vizepräsident von Mercury Records der erste Afroamerikaner in der Führungsspitze eines Major-Labels. Neben Jazz produzierte er jetzt auch Pop und begann 1963 auch mit Erfolg, Filmmusik zu komponieren. Im selben Jahr gewann er seinen ersten Grammy für sein Arrangement zu I Can’t Stop Loving You vom Orchester Count Basie. 1964 leitete er das Orchester (und schrieb zusammen mit Billy Byers die Arrangements) für das zweite gemeinsame Studioalbum It Might As Well Be Swing von Frank Sinatra und Count Basie, auf dem sich auch eine legendäre Version des Songs „Fly Me To The Moon“ befindet, welche 1969 bei der Mondlandung gespielt wurde. Als Orchesterleiter ging er zusammen mit Sinatra und Basie ab 1964 auch auf eine ausgedehnte fast zweijährige Konzerttournee, in deren Rahmen unter anderem das Live-Doppelalbum Sinatra At The Sands entstand (1966). 18 Jahre später (1984) spielte Sinatra unter Jones’ Leitung sein letztes Solo-Album L.A. Is My Lady ein.
Bekannt wurde Jones vor allem für seine Arbeit als Produzent von Michael Jackson, den er Ende der 1970er Jahre traf und für dessen erfolgreichste Alben (Off the Wall, Thriller, Bad) er als Produzent verantwortlich zeichnete. Das Album Thriller ist mit zertifizierten 104 Millionen verkauften Einheiten das meistverkaufte Album aller Zeiten.
Jones produzierte auch erfolgreiche Titel mit den Künstlern Aretha Franklin, Little Richard und Herbie Hancock. Des Weiteren komponierte er zahlreiche weitere Filmmusiken, bevor er sich auch in Hollywood ab Mitte der 1980er-Jahre auf das Produzieren verlegte. 1985 produzierte Jones den von Michael Jackson und Lionel Richie geschriebenen Welthit We are the world, der 50 Millionen US-Dollar zugunsten eines Hilfsfonds für Afrika einbrachte. Im selben Jahr entstand die Romanverfilmung Die Farbe Lila, für die er auch die Oscar-nominierte Musik schrieb. Als festen Partner hatte er bei diesen und vielen anderen Produktionen regelmäßig den Toningenieur Bruce Swedien zur Seite, der insbesondere den Michael-Jackson-Alben zu ihrem unverwechselbaren Sound verhalf.
1989 produzierte er das Album Back on the Block, das unter anderem eine Coverversion von Birdland enthält, in der Ella Fitzgerald, George Benson und Joe Zawinul mitwirken. Auf der mit einem Grammy ausgezeichneten Platte sind weiterhin Miles Davis, Al Jarreau, Take 6, Sarah Vaughan (eine ihrer letzten Aufnahmen) und Ray Charles zu hören.
1990 erschien der Dokumentarfilm „Listen Up – Das Leben des Quincy Jones“ von Ellen Weissbrod.
2008 erhielt Jones das Jazz Masters Fellowship der staatlichen NEA-Stiftung, die höchste Auszeichnung für Jazzmusiker in den USA.
Auswahl von Alben, die von Jones produziert wurden
- 1955 Social Call, Betty Carter
- 1959 Vaughan and Violins, Sarah Vaughan
- 1960 Under Paris Skies, Andy Williams
- 1961 Genius+Soul=Jazz, Ray Charles
- 1961 If You Go, Peggy Lee
- 1962 Blues Cross Country, Peggy Lee
- 1962 You're Mine You, Sarah Vaughan
- 1963 Ella and Basie!, Ella Fitzgerald
- 1964 It Might as Well Be Swing, Frank Sinatra
- 1965 Our Shining Hour, Sammy Davis junior
- 1966 Sinatra at the Sands with Count Basie, Frank Sinatra
- 1970 What the World Needs Now, Merrilee Rush
- 1979 Off the Wall, Michael Jackson
- 1980 Give Me The Night, George Benson
- 1982 Thriller, Michael Jackson
- 1984 L.A. Is My Lady, Frank Sinatra
- 1987 Bad, Michael Jackson
Diskografie (Auswahl)
- 1956 This Is How I Feel About Jazz (Impulse! Records), mit Herbie Mann, Zoot Sims, Charlie Mariano, Pepper Adams, Hank Jones, Charles Mingus, Shelly Manne
- 1959 The Birth Of A Band (Mercury), mit Clark Terry, Joe Newman, Zoot Sims, Phil Woods, Jerome Richardson, Frank Wess, Milt Hinton, Sam Woodyard
- 1960 I Dig Dancers (Mercury) mit Benny Bailey, Clark Terry, Freddie Hubbard, Curtis Fuller, Phil Woods, Oliver Nelson, Patti Bown, Les Spann
- 1961 Strike Up The Band (Mercury) mit Clark Terry, Curtis Fuller, Kai Winding, James Moody, Lalo Schifrin, Gary Burton, Kenny Burrell, Jim Hall, Art Davis Aufnahmen von 1961 bis 1964
- 1961 The Quintessence (Impulse! Records), mit Clark Terry, Freddie Hubbard, Phil Woods, Jerome Richardson
- 1962 Big Band Bossa Nova (Verve) mit Phil Woods, Clark Terry, Roland Kirk, Paul Gonsalves, Jim Hall
- 1963 Quincy Jones Plays The Hip Hits (Mercury)
- 1964 Quincy Jones Explores the Music of Henry Mancini (Mercury) mit Roland Kirk, Phil Woods, Clark Terry, Snooky Young, Gary Burton, Bobby Scott, Toots Thielemans, Major Holley, Osie Johnson
- 1967 In The Heat of the Night (Soundtrack - Quincy Jones with Ray Charles))
- 1969 Walking In Space (A&M) mit Freddie Hubbard, J. J. Johnson, Kai Winding, Roland Kirk, Toots Thielemans, Ray Brown, Grady Tate
- 1970 Gula Matari (A&M) mit Valerie Simpson, Hubert Laws, Jerome Richardson, Toots Thielemans, Milt Jackson, Eric Gale, Major Holley, Ray Brown, Grady Tate
- 1971 Smackwater Jack (A&M)
- 1973 You've Got it Bad, Girl (A&M)
- 1974 Body Heat (A&M)
- 1975 Mellow Madness (A&M)
- 1976 I heard That (A&M)
- 1977 Roots (A&M)
- 1978 Sounds and Stuff like That (A&M)
- 1981 Straight No Chaser: The Many Faces Of Quincy Jones (Universal), gibt auf 2 CDs einen Überblick über das Schaffen des Künstlers von 1961 bis 1981
- 1981 Live at Budokan (Alfa Records, Japan-only Release), Live-Konzert anlässlich des Suntory Beer Sound Market 81
- 1989 Back on the Block, (Qwest) mit Ray Charles, Chaka Khan, Big Daddy Kane, George Benson, Miles Davis
- 1991 Miles & Quincy Live at Montreux
- 1995 Q's Jook Joint, (Qwest) mit Tamia, Ray Charles, Stevie Wonder, Queen Latifah, Coolio, Babyface, Bono, Brandy, Phil Collins, Gloria Estefan
- 2010 Soul Bossa Nostra, mit Akon, B.o.B., David Banner, Mary J. Blige, Tevin Campbell, Rudy Currence, Jamie Foxx, Tyrese Gibson, Jennifer Hudson, Wyclef Jean, Talib Kweli, John Legend, LL Cool J, Ludacris, Mohombi, Naturally 7, Prince Charlez, Q-Tip, Alfredo Rodriguez, Snoop Dogg, T.I.,Robin Thicke, T-Pain, Three 6 Mafia, Usher, BeBe Winans, Amy Winehouse, Barry White
Filmmusik (Auswahl)
- 1964: Der Pfandleiher
- 1964: Die 27. Etage
- 1965: Stimme am Telefon
- 1966: In der Hitze der Nacht
- 1967: Kaltblütig
- 1967: MacKenna’s Gold
- 1969: Die Kaktusblüte
- 1969: John und Mary
- 1969: The Lost Men
- 1970: Nie wieder New York
- 1970: They Call Me Mister Tibbs/10 Stunden Zeit für Virgil Tibbs
- 1970: Der Anderson-Clan
- 1971: Der Millionenraub
- 1971: Vier schräge Vögel
- 1972: Getaway
- 1977: Roots
- 1986: Die Farbe Lila
- 2002: Austin Powers in Goldständer
- 2005: Get Rich or Die Tryin’
Auszeichnungen
Für seine musikalische Arbeit wurde Quincy Jones bis 2010 79 Mal für einen Grammy nominiert – 27 Mal hat er diesen Preis bislang errungen. 2005 erfolgte seine Aufnahme in die Dance Music Hall of Fame. 1991 erhielt er die Ehrenrose der Rose von Montreux. 1995 gewann er einen Ehren-Oscar (Jean Hersholt Humanitarian Award).
Literatur
- Richard Cook und Brian Morton: The Penguin Guide to Jazz. Sixth Edition, Penguin, London 2002, ISBN 0-14-051521-6
Weblinks
Commons: Quincy Jones – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Quincy Jones im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Quincy Jones in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Offizielle Webseite von Quincy Jones
- Offizielle Webseite der Firma Quincy Jones Music Publishing
- Video: Interview mit Quincy Jones vom 29. März 2008 (engl.)
- Biografie auf den Seiten der NEA-Stiftung (englisch)
Kategorien:- US-amerikanischer Komponist
- Komponist (Filmmusik)
- Musikproduzent
- Oscarpreisträger
- Grammy-Preisträger
- Jazz-Trompeter
- Arrangeur
- Bigband-Leader
- Geboren 1933
- Mann
Wikimedia Foundation.