Wilsede

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Das Heidedorf Wilsede (etwa 40 Einwohner) ist ein Ortsteil der Gemeinde Bispingen im Heidekreis in der Lüneburger Heide, Niedersachsen. Wilsede ist zwar kein Museumsdorf im engeren Sinne, dennoch sind hier alle Merkmale eines vorindustriellen Heidedorfes noch vorhanden, die in anderen Landesteilen verlorengegangen sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Wilsede wurde erstmals im Jahr 1287 urkundlich erwähnt. Das Dorf wurde im Quellbereich des Heidebaches Schwarze Beeke gegründet, die früher kräftiger gewesen sein muss als gegenwärtig. Im Mittelalter bestand Wilsede nur aus zwei Höfen, im 16. Jahrhundert kamen zwei weitere hinzu. Das Dorf wurde im Dreißigjährigen Krieg verheert. Marodierende Soldaten des Großherzogs von Florenz überfielen u. a. den Hilmershof, fesselten den Bauern und schoben ihn in einen gerade für das Brotbacken aufgeheizten Backofen.

In den folgenden Jahrhunderten wurden in Wilsede noch mehrere Koten errichtet. Im Jahr 1750 wurde eine Schule gebaut (1885 erneuert), 1882 ein Armenhaus und 1954 ein Gemeindehaus.

1907 entstand auf Initiative des Lehrers Bernhard Dageförde das Heidemuseum Dat ole Huus. Er ließ ein typisch niedersächsisches Fachhallenhaus in Hanstedt in der Nordheide abbauen und in Wilsede wiederrichten. Dageförde bestückte es mit zahlreichen heidetypischen Einrichtungsgegenständen. Im Jahr 1909 organisierte Pastor Bode auf einem Grundstück gegenüber dem Heidemuseum den Bau des Gasthauses zum Heidemuseum. Ab dem Jahr 1910 begann der Verein Naturschutzpark mit Aufkäufen in Wilsede. Er konnte im Laufe der Jahre die meisten Gebäude erwerben. Im Jahr 1964 wurde der Emhoff in Wilsede aufgestellt. Das im Jahr 1609 errichtete Gebäude stammt ursprünglich aus Emmingen, Landkreis Soltau. Es dient heute als Konferenzraum und Tagungstätte. Landwirtschaftliche Betriebe gibt es in Wilsede gegenwärtig nicht mehr. Die Einwohner leben entweder vom Tourismus oder von der Fortwirtschaft.

Merkmale

Hallenhaus „Dat ole Hus“ in Wilsede, erbaut um 1540, renoviert 1742, 1907 nach Wilsede versetzt

In Wilsede sind alle Merkmale eines typischen Heidedorfes noch erhalten geblieben. Es ist ein lockeres Haufendorf, das ohne scharfe Grenze in die umliegende Landschaft übergeht. Die Höfe liegen verstreut ohne sichtbare Ordnung über das Dorf verteilt. Sie sind von Bäumen umgeben und durch charakteristische Steinmauern von den Straßen abgegrenzt. Neben den bereits erwähnten Vollhöfen und Koten gibt es in Wilsede noch Treppenspeicher und früher gemeinschaftlich genutzte Backhäuser.

Das Heidemuseum bietet einen Einblick in die Lebens- und Arbeitsverhältnisse eines typischen Heidebauernhofes um 1850. Im benachbarten Ausstellungsschafstall werden wechselnde Sonderausstellungen zur Lüneburger Heide gezeigt. Daneben liegt ein Kräuter, Stauden- und Gemüsegarten. Neben dem bereits erwähnten Gasthaus zum Heidemuseum existieren in Wilsede noch weitere Gasthäuser, die meistens aus ehemaligen Vollhöfen hervorgegangen sind, eine „Milchhalle“, jetzt ein vom Verein Naturschutzpark betriebenes Selbstbedienungsrestaurant und ein Museumsladen. Des Weiteren gibt es in Wilsede noch mehrere Schafställe, die bis heute vom Verein Naturschutzpark zur Unterstellung der eigenen Heidschnuckenherden genutzt werden.

Umgebung

In der Nähe von Wilsede liegt der 169 m hohe Wilseder Berg, der höchste Berg Norddeutschlands. Er ist ein Teil einer Endmoräne, die während der Saaleeiszeit entstanden ist. Im Süden des Dorfes liegen der Steingrund und der Totengrund, periglaziale Trockentäler, die mit Besenheide bestockt sind. Weitere größere Heidegebiete liegen im Osten von Wilsede in Richtung Undeloh.

Am Ortsausgang in Richtung Wiseder Berg baut der Verein Naturschutzpark in Nachahmung der alten Heidebauernwirtschaft historische Kultursorten an, darunter Buchweizen (Fagopyrum esculentum) und hoch wachsende Roggen-Sorten (Secale cereale). Das Stroh der bis zu 1,5 m hohen Pflanzen wurde früher anstelle von Riedgras zum Dachdecken verwendet.

Mit Wilsede verbundene Persönlichkeiten

  • Arnold Lyongrün (1871–1935), akademischer Maler, Lehrer an der Staatlichen Kunstgewerbeschule Hamburg, Mitglied der Hamburgischen Künstlerschaft, zeitweise wohnhaft und tätig in Wilsede

Tourismus

Zum Charakter Wilsedes als typisches Heidedorf trägt auch bei, dass die Straßen für den allgemeinen Autoverkehr gesperrt sind. In der Hochsaison im August und September wird Wilsede dennoch von bis zu 10.000 Personen pro Tag aufgesucht. BesucherInnen können Wilsede entweder zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mittels einer der zahlreichen Kutschen von den umliegenden Dörfern aus erreichen, in denen große Wanderparkplätze angelegt wurden.

Galerie

Literatur

  • Hermann Cordes, Thomas Kaiser, Henning von der Lancken: Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. Geschichte, Ökologie, Naturschutz. Hauschild Verlag, Bremen 1997, ISBN 3-931785-36-X
  • Manfred Lütkepohl, Jens Tönnießen: Naturschutzpark Lüneburger Heide. 2., völlig überarb. Aufl. Ellert und Richter, Hamburg 1999 (zuerst 1992), ISBN 3-89234-300-4
  • Heinrich Schulz: Chronik von Wilsede. Stuttgart 1967
  • Verein Naturschutzpark (Hrsg.): Wilsede - ein altes Heidedorf. Mundschenk, Soltau 1999

Weblinks

 Commons: Wilsede – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
53.1639779.960389

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