Wladimir Wolfowitsch Schirinowski

Wladimir Wolfowitsch Schirinowski
Wladimir Schirinowski (2009)
Schirinowski mit Dmitri Medwedew (2008)
Schirinowski mit Wladimir Putin (2000)

Wladimir Wolfowitsch Schirinowski (russisch Владимир Вольфович Жириновский, wiss. Transliteration: Vladimir Vol'fovič Žirinovskij; * 25. April 1946 in Alma-Ata, Kasachische Sozialistische Sowjetrepublik, als Wladimir Wolfowitsch Eidelstein) ist ein russischer Politiker und Jurist.

Schirinowski ist Gründer und Chef der Liberal-Demokratischen Partei Russlands (LDPR), einer im rechtsextremen Spektrum angesiedelten russisch-nationalistischen Partei. Seine Politik ist extrem populistisch. Aufgrund seiner provokativen Haltung und seiner Aufsehen erregenden Sprüche genießt er konstante , aber geringe Popularität.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde in Alma-Ata geboren, zog 1964 nach Moskau und änderte dort den bis dahin getragenen Familiennamen seines Vaters, des polnischen Juden Wolf Edelstein (Эйдельштейн)[1]. Von 1964 bis 1970 studierte er an der Moskauer Lomonossow-Universität Turkologie (daher spricht er fließend Türkisch), nebenher studierte Schirinowski auch in den Jahren 1965 bis 1967 Internationale Beziehungen an der Universität des Marxismus-Leninismus. Von 1972 bis 1977 absolvierte er schließlich ein Fernstudium für Jura und war später als Anwalt tätig. Schirinowski spricht außerdem Französisch, Deutsch, Englisch und Russisch.

Die Religionszugehörigkeit von Wladimir Schirinowski ist ungeklärt. Er selbst macht dazu keine Angaben. Als er noch in Alma-Ata lebte, besuchte er zusammen mit seiner Großmutter ein baptistisches Bethaus.[2] In einem Fernsehbericht aus dem Jahr 2010 war jedoch zu sehen, wie Schirinowski ein orthodoxes Kreuzzeichen schlägt.[3]

Wladimir Schirinowski ist seit den 1970er Jahren mit Galina Alexandrowna Lebedewa verheiratet, die von Beruf Biologin ist. Das Paar hat einen Sohn namens Igor Wladimirowitsch Lebedew, der zurzeit Duma-Abgeordneter ist und, wie sein Vater, der LDPR-Fraktion angehört.

Politische Karriere

1990 gründete Schirinowski die LDPR (damals noch LDPSU), die er als erste Oppositionspartei in Russland bezeichnete. 1991 nahm Schirinowski an Präsidentschaftswahlen der RSFSR teil und erreichte knapp acht Prozent der abgegebenen Stimmen. Seitdem wurde seine Partei ständig in das russische Parlament gewählt. Nach den Wahlen vom 7. Dezember 2003 wurde Schirinowski zum stellvertretenden Vorsitzenden der Duma gewählt.

Unter anderem fordert Schirinowski die Wiederherstellung der alten russischen Reichsgrenzen von 1917 mit Finnland, Kongresspolen, Weißrussland und der östlichen Ukraine, die als Kernland der Kiewer Rus als Wiege der russischen Nation gilt und etliche heilige und nationale Stätten hat und von Schirinowski deshalb als altes russisches Land angesehen wird.

Im Dezember 1993 stellte er die deutsch-polnische Grenzziehung in Frage, um mit der Bundesrepublik über den möglichen Verkauf des Gebietes um Kaliningrad (den Norden des ehemals deutschen Ostpreußen einschließlich Königsberg) an Deutschland verhandeln zu können.[4]

Bereits mehrfach wurde Schirinowski gegenüber politischen Kontrahenten ausfallend und handgreiflich.[5] So zettelte er 2003, während des Wahlkampfs zur Parlamentswahl, eine Massenschlägerei bei einer TV-Sendung an. Im Februar 2008 griff er zudem einen Kritiker während einer Talkshow an und schubste ihn vor laufenden Kameras.[6]

Sprache und Ideologie Schirinowskis sind trotz seiner eigenen jüdischen Herkunft von einem populistischen Antisemitismus sowie demagogischen Theorien geprägt – auch leugnet er die Existenz Osama bin Ladens und Al-Qaidas und behauptet, dass die Terroranschläge am 11. September 2001 von der US-amerikanischen Regierung, vielleicht mit Hilfe des Mossad, inszeniert worden seien. Er behauptet auch, dass der US-Kongress ein von den Israelis besetztes Territorium sei. Bemerkenswert war auch sein Vorschlag, im Atlantik russische Atombomben zu zünden, um Großbritannien zu überfluten.[5]

Angesicht sich 2010 entwickelnder Pläne der russischen Regierung, eine strategische Partnerschaft mit der NATO zu suchen, erklärte Schirinowski seine Ablehnung eines NATO-Beitritts Russlands und forderte "die Gestaltung einer neuen Architektur der Sicherheit [...], die nur unter Berücksichtigung der Meinung der Russischen Föderation geschaffen werden kann" ein.[7]

Literatur

  • In der bibliographischen Internet-Datenbank RussGUS (frei zugänglich) werden zu „Schirinowski“ weit über hundert Literaturnachweise angeboten (unter Formularsuche → Sachnotationen: 16.2.2/Zirinovskij*).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schirinowski fand Vater auf Friedhof in Israel
  2. http://news.invictory.org/issue6755.html
  3. http://www.youtube.com/watch?gl=RU&hl=ru&v=KNd-_YdNDMc bei 1:17
  4. Geschichte Königsbergs auf der Seite des Films Königsberg is dead
  5. a b Spiegel Online: Russland vor der Wahl: Rambo-Kandidat Schirinowksi, 28. Februar 2008 (Video)
  6. Spiegel Online: Wladimir Schirinowski: Prügel nach TV-Debatte, 22. Februar 2008 (Video)
  7. Ria Novosti: LDPR-Chef Schirinowski gegen Nato-Beitritt Russlands vom 10. September 2010 (abgerufen am 10. September 2010)

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