- Belagerungsmörser 30,5 cm
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Die Skoda 305 mm Haubitze (offizielle Bezeichnung: Belagerungsmörser 30,5 cm) vom Typ M 11, M 11/16 und M 16 war ein Geschütz der österreichisch-ungarischen Festungsartillerie.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Hintergrund
Nach den Lehren, die man aus dem russisch-japanischen Krieg 1905 (insbesondere die Belagerung von Port Arthur) gezogen hatte, sah man sich beim k.u.k. Kriegsministerium gezwungen, die Situation bei den eigenen Belagerungsgeschützen neu zu überdenken.
Man war der Ansicht, dass der bisher verwendete Mörser M 98 bzw. M 98/7 mit dem Kaliber 24 cm gegenüber z.B. den Panzerforts der russischen Festung Modlin nicht mehr ausreichend sei. Das hier verwendete Geschossgewicht von 133 kg bei einer maximalen Schussweite von 6,5 Kilometern entsprach nicht mehr den belagerungsartilleristischen Anforderungen.
Das Modell 1911 wurde, worauf der Name hinweist, im Jahre 1911 bei der überschweren Artillerie der Armee Österreich-Ungarns eingeführt. Bei Beginn des Krieges 1914 überließ Österreich-Ungarn dem deutschen Heer vier Geschütze mitsamt der Bedienungsmannschaft. Diese nahmen bei den Kämpfen um die Festungen Lüttich und Maubeuge teil. Anschließend wurden sie an der Ostfront zu Beschießung russischer Befestigungen verwendet. In Südeuropa wurden die Geschütze vor allem in den Kämpfen um Galizien und eine leichtere Variante bei den Kämpfen in Südtirol gegen die italienischen Truppen eingesetzt.Umsetzung
Aus diesem Grunde wurden im Jahre 1906 die Škodawerke in Pilsen mit der Entwicklung eines neuen Geschützes beauftragt. Gefordert war ein Kaliber von 30,5 cm und eine hohe Mobilität sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene. Bereits 1908 wurde von Škoda der erste Entwurf vorgestellt und im Jahre 1909 war der erste Prototyp erprobungsreif. Nach einigen Verbesserungen konnte das Geschütz 1911 auf dem Artillerie-Schießplatz Felixdorf eingeschossen werden. Gleichzeitig wurde ein Transportsystem vorgestellt, das für die damalige Zeit als äußerst fortschrittlich galt und das den geforderten Kriterien voll und ganz entsprach. Der Geschützzug war bereits motorisiert und wurde in drei Teillasten (Rohrwagen, Bettungswagen und Lafettenwagen) transportiert. Für jeden Transportwagen wurde ein LKW Zugfahrzeug vom Typ M 12 oder M 12/16 eingesetzt. Die durchschnittliche Marschgeschwindigkeit bei guten Straßenverhältnissen lag bei 6 km/h. Zum Transport wurde die Bodenplatte mit vier einfachen Stahlspeichenrädern fortbewegt. Zum Feuern wurden die Räder abgenommen, sodass die Bodenplatte auf der Erde ruhte und einen stabilen Stand gewährleistete. Ein hydropneumatisches Rohrrücklaufsystem federte den massiven Rückstoß beim Abschuss ab. Höhen- und Seitenrichten erfolgte über Handkurbeln.
Truppeneinführung
Am 6. Dezember 1911 forderte der Reichskriegsminister, General Moritz Ritter von Auffenberg, in Anbetracht der ständigen Verstärkung italienischer Fortifikationen an der Südgrenze des Reiches die Einführung des Geräts in die Truppe. Da im Budget keine Mittel vorhanden waren, wurde dieses Ansinnen vom Finanzministerium abgelehnt. Ohne mit irgendjemand Rücksprache zu halten und ohne Genehmigung bestellte daraufhin von Auffenberg eigenmächtig 24 Stück der Geschütze, inklusive der benötigten Ausrüstung und einer Grundausstattung an Munition. Als Folge des Ganzen fiel er in Wien in Ungnade. Der sich noch jahrelang dahinziehenden Streit und die persönlichen Angriffe brachten ihn zunächst um seinen Posten als Kriegsminister und nach der Schlacht von Komarow 1914 (die für Österreich-Ungarn siegreich endete) wurde er auch als Kommandant der 4. Armee abgesetzt. Die Anklage vor dem Kriminalgericht endete mit einem Freispruch „Mangels an Beweisen“; in einem folgenden Offiziersgerichtsverfahren stellte man jedoch fest, dass er die „Standesehre verletzt habe“. Obwohl sich das Geschütz als Glücksgriff für die k.u.k. Armee erwiesen hatte, wurde von Auffenberg nicht rehabilitiert.
Nichtsdestoweniger wurden die Mörser als Belagerungsmörser M 11 bei der Festungsartillerie in Dienst gestellt. In den Jahren 1912/13 verwendete man auf dem Schießplatz Felixdorf die Geschütze bereits zu Schussversuchen auf Befestigungsanlagen. Die hier gewonnen Erkenntnisse flossen dann in den Bau der Sperrwerke an der Grenze zu Italien (die Werke Gschwent, Sebastiano, Sommo, Serrada, Carriola und Valmorbia) mit ein.
Varianten
Mörser M11/16 Durch die während des Krieges gemachten Erfahrungen konnte der Mörser verbessert werden, indem man durch Umbauten der Bettung das Geschütz leichter machte und dadurch die Beweglichkeit verbesserte. Diese Ausführung erhielt die Bezeichnung Muster 11/16.
Mörser M 16 Der nur eingeschränkte Seitenrichtbereich des Mörser M 11/16 führte dazu, dass man bei Škoda begann, eine umfangreiche Verbesserung des bisherigen Modells durchzuführen. Die als M 16 bezeichnete Ausführung erhielt eine um 360° schwenkbare Mittelpivotlafette, das Gesamtgewicht wurde verringert und durch eine Vereinfachung der Mechanik wurden Auf- und Abbau wesentlich erleichtert. Als Zugwagen wurde der ebenfalls neu konstruierte Kraftwagen M 17 verwendet. Verantwortlich für die Konstruktion dieses Modells war der Chefkonstrukteur der Austro-Daimler Werke, Ferdinand Porsche. Bis zum Ende des Krieges wurden noch 14 dieser Geräte angefertigt.
Insgesamt lieferten die Škodawerke 72 Stück der 30,5-cm-Mörser, von dessen Model M 16 noch zwei Stück von der deutschen Wehrmacht bei der Belagerung von Sewastopol eingesetzt wurden.
Ein 30,5-cm-Mörser steht, Lafettenwagen mit Lafette und eingeschobenem Rohr, vor dem Kriegsmuseum in Rovereto. Analog zur deutschen 42-cm-Krupphaubitze Dicke Berta bekam dieses Geschütz den Namen Schlanke Emma. Die leichtere, im Gebirge verwandte Variante, wurde im Soldatenjargon Gretel getauft.
Technische Daten
Gerät M 11 bzw. M 11/16 M 16 Transport: Rohr- Bettungs- und Lafettenwagen mit Artilleriezugmaschine M 12 M 17 Lafette: Rahmenlafette Mittelpivotlafette Aufbauzeit normaler Boden: 6–8 Stunden 6–8 Stunden Aufbauzeit Felsboden: 24–72 Stunden 24–72 Stunden Kaliber über den Feldern: 30,5 cm 30,5 cm Kaliber in den Zügen: 30,85 cm 30,85 cm Mündungsgeschwindigkeit: 450 m/s 450 m/s Auftreffgeschwindigkeit: ca. 339 m/s ca. 339 m/s Schussweite max.: 12,3 km 12,3 km Gewicht des feuernden Geschützes: 26,3 t bzw. 24,9 t 23,1 t Seitenrichtbereich: 3° 360° Höhenrichtbereich: +40° - +75° +40° - +75° Feuergeschwindigkeit: 1 Schuss in 3–4 Minuten 1 Schuss in 3–4 Minuten Munitionsarten
Normalgranate aus Nickelstahl gegen Hartziele
- Gewicht 385 kg inkl. 40 kg Trotylpulver
- mit oder ohne Verzögerung als M 11/9 bzw. M 11/13 bezeichnet.
sog. Truppengranate aus Kohlenstoffstahl gegen minder harte Ziele
Gewicht 385 kg inkl. 40 Kg Trotylpulver
leichte Truppengranate gegen Weichziele
- Gewicht 287 kg
- Typ M 15/9
Granatschrapnell gegen Weichziele
- Gewicht 300 kg inkl. 38 kg Trotylpulver
- Aufschlags- oder Abstandszünder (Granatschrapnelldoppelzünder M 15)
Treibladung
M 11 und M 11/16
Rauchloses Ringpulver M 97 in 1.–4. Ladung + 5. Ladung bei Verwendung der leichten Truppengranate - falls erforderlich.
M 16
1.–7. Ladung + 8. Ladung
Die Ladungsbeutel wurden in eine Messinghülse gepackt, bei denen es sich je nach Verwendung um die M 11 oder M 16 mit Hülsenzündschraube M 98/11, M 11/16 oder M 18 handelte.
Quellen
- Unterrichtsmaterial und Dienstvorschriften der k.u.k. Armee im Kriegsarchiv in Wien
- E. A. Grestenberger: K.u.k. Befestigungsanlagen in Tirol und Kärnten. Wien 2000.
- Moritz Ritter von Brunner: Die Beständige Befestigung (Die k.u.k. Militärbildungsanstalten). 7. Auflage, Wien 1909.
- Ian Hogg: Artillerie des 20.Jahrhunderts. Gondromverlag, Bindlach 2005, ISBN 3-8112-1878-6.
Weblinks
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