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Stadt Woronesch
ВоронежFlagge Wappen Föderationskreis Zentralrussland Oblast Woronesch Bürgermeister Sergei Koliuch Gegründet 1586 Stadt seit 1779 Fläche 601 km² Höhe des Zentrums 140 m Bevölkerung 840.700 Einw. (Stand: 2007) Bevölkerungsdichte 1399 Ew./km² Zeitzone UTC+3 (Sommerzeit: UTC+4) Telefonvorwahl (+7)4732 Postleitzahl 3940xx Kfz-Kennzeichen 36 OKATO 20 401 Webseite http://www.voronezh-city.ru/ Geographische Lage Koordinaten: 51° 39′ N, 39° 12′ O51.6539.2140Koordinaten: 51° 39′ 0″ N, 39° 12′ 0″ O Oblast WoroneschListe der Städte in Russland Woronesch (russisch Воронеж ( Aussprache?/i), wiss. Transliteration Voronež) ist eine russische Stadt mit rund 840.000 Einwohnern und Hauptstadt der Oblast Woronesch.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Woronesch liegt rund 490 km (Luftlinie) süd-südöstlich von Moskau und nur etwas östlich der Mittelrussischen Platte am Woronesch kurz vor dessen Mündung in den Don.
Geschichte
Im Jahre 1586 wurde auf dem heutigen Stadtgebiet von Woronesch eine hölzerne Festung zum Schutz gegen Einfälle der Tataren errichtet. Als Ort wurde der höchste Hügel am rechten Ufer des Flusses Woronesch gewählt. Von hier aus war die Ebene des linken Flussufers gut und weithin überschaubar, von wo mit dem Erscheinen der Nomaden gerechnet wurde. Nachdem die Festung 1590 niedergebrannt wurde, errichtete man 1594 eine neue, umfangreichere Festungsanlage, die auch im folgenden Jahrhundert noch bestand. Die erste schriftliche Erwähnung der Festung findet sich in "Dosornaja kniga" (Wachtbuch) von 1615.
Zar Peter der Große gründete 1696 eine Schiffswerft, die Grundlage für das Wachstum der Stadt. Diese Werft stellte auch gleichzeitig den Geburtsort der russischen Flotte dar. Da nur hierdurch die Einnahme von Asow möglich wurde, erlangte die kleine Siedlung Woronesch plötzlich politische Bedeutung. Diese dauerte aber nur bis 1705 an, als der Umzug des Schiffsbaus ins südlichere Tavrov vollzogen wurde. Damit endete die "Marine-Geschichte" von Woronesch.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Woronesch zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des südwestlichen Russlands. Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt 1942 bis 1943 nach der Woronesch-Woroschilowgrader Operation 212 Tage lang von der Wehrmacht besetzt und erlitt große Schäden. Etwa 30.000 der 350.000 Einwohner der Stadt kamen in dieser Zeit ums Leben oder wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht.
Nach dem Krieg wurde Woronesch wieder aufgebaut, auch die Nikolski-Kirche und der Potemkin-Palast aus dem 18. Jahrhundert.
2006 erklärten Journalisten Woronesch zur „Hauptstadt des russischen Fremdenhasses“.[1] Es gab bereits mehrere rassistisch motivierte Morde in der Stadt. Nach Schätzungen des Anti-Rassismus-Aktivisten Alexei Koslow gibt es in Woronesch pro Jahr „50 bis 60 Angriffe“ auf Ausländer. Koslow beobachtet die Entwicklung seit zehn Jahren, lehnt jedoch die Etikettierung „Hauptstadt des Fremdenhasses“ ab, da die Probleme in anderen Städten ähnlich seien.
Sehenswürdigkeiten
Die Stadt ist noch ein Geheimtipp für Russlandtouristen. Woronesch ist eine Schatzkiste der Architektur. In ihrem Stadtbild vereinigt die Stadt den Stil des Barock mit dem prächtigen Governeurspalais im Zentrum mit dem Stil des Klassizismus, der von einem weiteren Palais des Gouverneurs und einem Gebäude von Giacomo Quarenghi im Stadtbild vertreten wird. Letzteres wurde zwar nach dem Zweiten Weltkrieg erweitert, aber stilistisch nicht verändert. Überall in der Stadt gibt es Vertreter der verschiedensten Bauepochen, so auch den stalinistischen Zuckerbäckerstil bei den Theatern und dem Verwaltungsgebäude der Süd-Ost-Eisenbahn oder den Historismus und Jugendstil beim Bristol-Hotel aus dem frühen 20. Jahrhundert. In den 1980er Jahren wurde das Puppentheater von litauischen Malern geplant und geschaffen. Die Architektur ist eine magische Komposition und schafft eine herausragende Verbindung von Architektur und Malerei. Es gibt eine Reihe von sehenswerten orthodoxen Kirchen im klassisch-russischen Stil sowie zwei bekannte orthodoxe Klöster, darunter ein Höhlenkloster. In einem großen Freilandmuseum ist außerdem eine ausgegrabene altertümliche Siedlung der Alanen zu sehen.
Rings um Woronesch herum gibt es daneben viele Relikte der Kurgankultur und andere interessante archäologische Objekte.
Stadtgliederung
Stadtrajon
(Gorodskoi Rajon)Russischer Name Einwohner
1. Januar 2006Bemerkung Kominternowski Коминтерновский 248.489 Leninski Ленинский 107.614 Lewobereschny Левобережный 170.308 Schelesnodoroschny Железнодорожный 100.369 außerdem sind dem Rajon die selbständigen Siedlungen städtischen Typs Krasnolesny (Краснолесный; 5.270 Einwohner) und Somowo (Сомово; 13.661 Einwohner) unterstellt Sowetski Советский 143.143 außerdem sind dem Rajon die selbständigen Siedlungen städtischen Typs Pridonskoi (Придонской; 17.006 Einwohner) und Schilowo (Шилово; 6.952 Einwohner) unterstellt Zentralny Центральный 76.426 Quelle: Staatliches Statistikamt der Russischen Föderation.[2]
Wirtschaft und Verkehr
Heute ist Woronesch die größte Stadt der südwestrussischen Schwarzerderegion, einer der Kornkammern des Landes. Hier sind Betriebe der Maschinenbau-, Chemie- und Nahrungsmittelindustrie angesiedelt. Aus Woronesch stammen unter anderem die in Osteuropa noch weit verbreiteten Verkehrsflugzeugtypen Iljuschin Il-86 und Il-96. Auch Raketenantriebe, Fahrzeugreifen und landwirtschaftliche Geräte werden hier im großen Stil produziert. Um den Fabriken genug Wasser zur Verfügung stellen zu können, wurde 1972 ein künstlicher Stausee angelegt, der die Stadt seit dem in den eher industriell geprägten Teil auf dem linken Ufer und den älteren Teil am rechten Ufer teilt. Es wurde mit dem Bau eines Heizkernkraftwerks mit zwei Reaktoren des Typs AST-500 begonnen. Inzwischen wurde dieser aber eingestellt (siehe Hauptartikel Kernheizwerk Woronesch). In der nahegelegenen Stadt Nowoworonesch (Neu-Woronesch) gibt es das Kernkraftwerk Nowoworonesch sowie das seit 2007 in Bau befindliche Kernkraftwerk Nowoworonesch II.
Woronesch ist ein Eisenbahnknotenpunkt und besitzt einen Flughafen sowie einen Binnenhafen am Don. Ferner liegt es an der russischen Fernstraße M 4 von Moskau nach Noworossijsk. Der öffentliche Personennahverkehr basiert russlandtypisch auf einem System aus Stadtbussen, Trolleybussen und Marschroutentaxis. Das 1926 in Betrieb genommene Straßenbahnnetz der Stadt wurde im April 2009 stillgelegt.
Die Stadt Woronesch wird aufgrund industriebedingter Verschmutzung im Volksmund auch Sektor Gasa (Gaza-Streifen; kann aber auch als Sektor des Gases übersetzt werden) genannt. Die dort beheimatete, gleichnamige Punkband sang einst, dass man dort nicht älter als 40 Jahre werde. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber das Stadtbild ist in der Tat in weiten Teilen, außerhalb des Stadtkerns, industriell geprägt und entsprechend stark verschmutzt.
Bildung und Kultur
In Woronesch gibt es eine klassische staatliche Universität, die ihren Sitz in Tartu hatte und 1918 nach der Unabhängigkeit Estlands hierher verlegt wurde. Die Universität hat einen hohen Bekanntheitsgrad und Studenten aus Asien, Afrika und Lateinamerika geben ihr ein internationales Flair. Zusätzlich gibt es zahlreiche weitere Hochschulen und Bildungsinstitutionen. Museen und Theater vervollständigen das Bild.
Weiterführende Bildungseinrichtungen am Ort:
- Staatliche Hochschulen mit Sitz in Woronesch
- Staatliche Universität Woronesch
- Staatliche Universität für Architektur und Bauwesen Woronesch
- Staatliche Pädagogische Universität Woronesch
- Staatliche Technische Universität Woronesch
- Staatliche Technologische Akademie Woronesch
- Staatliche Forsttechnische Akademie Woronesch
- Staatliche K.-D.-Glinka-Agraruniversität Woronesch
- Staatliche Kunstakademie Woronesch
- Staatliche N.-N.-Burdenko-Medizinakademie Woronesch
- Medizinische Hochschule Woronesch/ Medizinische Akademie Woronesch
- Filialen anderer Hochschulen
- Filiale der Universität Belgorod für Verbraucherkooperation
- Filiale der Akademie für Ökonomie und Recht Moskau
- Filiale des Geisteswissenschaftlich-Ökonomischen Instituts Moskau
- Filiale der Staatlichen Akademie für Sport Moskau
- Filiale der Russischen Akademie für Staatsdienst Woronesch
- Filiale der Russischen Staatlichen Öffentlichen Technischen Universität für Verkehrsverbindung
- Filiale der Staatlichen Jüdischen Akademie
- Filiale des Allrussischen Ferninstituts für Finanzen und Ökonomie
- Filiale der Staatlichen Handelsuniversität Moskau
- Filiale Woronesch der Universität für Verbraucherkooperation Belgorod
- Sonstige Hochschulen und Institute
- Geisteswissenschaftliches Institut Woronesch
- Hochschule des Innenministeriums Russlands Woronesch
- Institut für Management, Marketing und Finanzen
- Institut für Mikroelektronik und Angewandte Physik
- Institut für Ökonomie und Recht
- Institut für Ökonomie und Sozialverwaltung Woronesch
- Internationale Universität für Computertechnologien
- Internationale Universität für hohe Technologien
- Militärinstitut für Nachrichtenelektronik
- Technische Militärinstitut für Luftfahrt Woronesch
- Unternehmerhochschule Woronesch
- Wirtschaftsrechtliches Institut Woronesch
- Zentrum für wirtschaftsrechtliche Ausbildung bei der Staatlichen Pädagogischen Universität Woronesch
Söhne und Töchter der Stadt
Woronesch ist die Heimatstadt des russischen Schriftstellers Iwan Bunin, der auch mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Von 1934–38 lebte der Dichter Ossip Mandelstam hier in Verbannung.
- Boris Eichenbaum, Literaturwissenschaftler
- Konstantin Feoktistow, Kosmonaut
- Nikolai Ge, Maler historischer Gemälde, Porträtmaler
- Boris Hambourg, Cellist
- Alexei Kolzow, Volksdichter
- Dmitri Kosjakow, Radsportler
- Alexander Litwinenko, Oberstleutnant des russischen Geheimdienstes FSB, Buchautor und Kreml-Kritiker
- Samuil Marschak, Schriftsteller
- Iwan Nikitin, Volksdichter
- Wjatscheslaw Owtschinnikow, Komponist
- Andrei Platonow, Schriftsteller
- Wladimir Sagorowski, Historiker und Schachmeister
- Grigori Sanakojew, russischer Schachmeister und 12. Fernschachweltmeister
- Iwan Sajenko, Fußballspieler
- Dmitri Sautin, Wasserspringer
- Alexander Schelepin, Vorsitzender des KGB
- Volin, Anarchist und Revolutionär
- Anastassija Werbizkaja, Schriftstellerin, Dramatikerin und Memoiristin
- Jacob Yuchtman, Schachspieler
Einzelnachweise
- ↑ http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,523457,00.html No-Go-Areas in russischen Städten
- ↑ Staatliches Statistikamt der Russischen Föderation
Weblinks
- http://www.voronezh-city.ru (Offizielle Homepage der Stadtverwaltung Woronesch, nur russisch)
- http://www.voronezh.net (russisch)
- http://iatp.vspu.ac.ru/kursant2000/san/gorod.htm auf russisch, ausführliche Beschreibung der Architektur vieler Gebäude
- http://tpz.ru/voronezh/
- Die Karte von der Stadt (russisch)
- http://www.voronezh-media.ru/
- http://www.allvrn.ru
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