Zlocieniec

Zlocieniec
Złocieniec
Wappen von Złocieniec
Złocieniec (Polen)
DEC
Złocieniec
Złocieniec
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Westpommern
Landkreis: Drawsko Pomorskie
Fläche: 32 km²
Geographische Lage: 53° 32′ N, 16° 0′ O53.533333333333167Koordinaten: 53° 32′ 0″ N, 16° 0′ 0″ O
Höhe: 137 m n.p.m
Einwohner: 13.288 (30. Juni 2008[1])
Postleitzahl: 78-520
Telefonvorwahl: (+48) 94
Kfz-Kennzeichen: ZDR
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK20 Stargard SzczecińskiGdynia
Schienenweg: Stargard Szczeciński–Złocieniec
Nächster int. Flughafen: Stettin-Goleniów
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Gemeindegliederung: 9 Schulzenämter
21 Ortschaften
Fläche: 195 km²
Einwohner: 15.426 (30. Juni 2008[1])
Verwaltung (Stand: 2009)
Bürgermeister: Waldemar Włodarczyk
Adresse: ul. Stary Rynek 3
78-520 Złocieniec
Webpräsenz: www.zlocieniec.pl

Złocieniec (deutsch Falkenburg) ist eine Stadt in im Powiat Drawski der polnischen Woiwodschaft Westpommern.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Kleinstadt liegt im Südosten der Woiwodschaft Westpommern am Zusammenfluss von Drawa (Drage) und Vansow in Hinterpommern. Die Umgebung gehört zur Pommerschen Schweiz und zur Pommerschen Seenplatte. Zehn Kilometer südlich erhebt sich der 167 Meter hohe Fuchsberg. Im Ort kreuzen sich die Bahnlinien Stargard Szczeciński (Stargard)–Szczecinek (Neustettin) und Mirosławiec (Friedland)–Połczyn Zdrój (Bad Polzin). Nur über untergeordnete Landstraßen ist Stargard Szczeciński als nächste größere Stadt nach etwa 70 Kilometern zu erreichen.

Geschichte

In strategisch günstiger Lage auf einer Landzunge zwischen Drage und Vansow errichteten um 1250 Tempelritter eine Burg. In ihrem Schutz entstand eine Siedlung, die gegen Ende des 13. Jahrhunderts in einer Urkunde des brandenburgischen Landgrafen Waldemars des Großen als Dorf Falkenburg erwähnt wurde. Zu dieser Zeit gehörte Falkenburg zur Neumark, wobei es bis 1815 blieb. Die Burg ging in den Besitz der Adelsfamilie von Wedell über, die auch mit dem gesamten Land Falkenburg belehnt wurde. Trotz des Lehnsvertrages verpfändete der Markgraf 1317 das Land Falkenburg an den Bischof von Cammin. 1333 erhoben die Brüder Lüdecke und Hasso von Wedell Falkenburg zur Stadt nach Magdeburger Recht. Das Land Falkenburg wechselte 1402 erneut seinen Herrscher; diesmal erwarb der Deutsche Ritterorden die gesamte Neumark, also auch Falkenburg. Der Orden konnte die Stadt jedoch nicht lange halten, denn schon 1435 wurde sie von den Polen erobert. Zwanzig Jahre später eroberte der Ritter Heinrich von Borke, genannt der „Schwarze Ritter“, die Stadt und stellte sie wieder unter die Herrschaft Brandenburgs.

Aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ist bekannt, dass die kaiserlichen Truppen in Falkenburg ihr Winterquartier aufschlugen. Zwischen dem Lehnsherrn Borke und dem Markgrafen entspann sich ein Streit über die Besitzrechte. Für mehrere Jahre zog der Markgraf das Lehen ein und unterstellte Falkenburg seiner unmittelbaren Herrschaft, gab das Lehen nach Beendigung des Streites jedoch an Borke zurück. Hatte Falkenburg bisher unter den ständigen Grenzkonflikten zwischen Brandenburg und dem nahe gelegenen Pommern gelitten, so erledigte sich dies durch den Westfälischen Frieden von 1648, der das benachbarte Hinterpommern unter die Herrschaft Brandenburgs stellte. Im Jahre 1658 fiel die Stadt bis auf wenige Häuser einem Brand zum Opfer, den ein Tuchmachergeselle gelegt hatte.

Seit der 1816 erfolgten Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat gehörte Falkenburg zum Kreis Dramburg im Regierungsbezirk Köslin in der preußischen Provinz Pommern. Dabei blieb es im Wesentlichen bis 1945; lediglich die Zuordnung zum Regierungsbezirk wurde 1938 noch einmal geändert.

Bereits im 18. Jahrhundert wurde Falkenburg zu einem Zentrum des Tuchmacherhandwerks. 1792 übten 72 Tuchmacher ihr Gewerbe in der Stadt aus. Sie drängten die bisher dominierenden Ackerbürger mehr und mehr zurück und verwandelten Falkenburg in eine wohlhabende Industriestadt. Der Unternehmer Ludwig Klatt eröffnete 1838 eine Tuchfabrik, in der erstmals eine Dampfmaschine zum Einsatz kam. Für einen weiteren Industriezweig sorgte Bernhard von Mellentin, seit 1842 Schlossherr von Falkenburg. Er nutzte den in der Nähe der Stadt vorhandenen riesigen Tonblock zur Herstellung von Ziegeln in der 1860 von ihm errichteten Handstrichziegelei. Mit seinen Produkten belieferte er weite Teile Preußens, sie fanden unter anderem Verwendung beim Bau der Spandauer Zitadelle.

1877 wurde Falkenburg erstmals an eine Bahnlinie, die Strecke von Ruhnow nach Neustettin, angeschlossen, mit der eine Verbindung zur Hauptstrecke StettinDanzig hergestellt wurde. Das schuf die Voraussetzung für weitere industrielle Ansiedlungen, hauptsächlich weiter in der Textilbranche. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts arbeiteten acht Tuchfabriken, hauptsächlich damit beschäftigt, für die Armee den Uniformstoff „Falkenburg Feldgrau“ herzustellen. Nach dem Ersten Weltkrieg kam mit dem Fremdenverkehr ein neuer Erwerbszweig hinzu, denn viele Großstädter hatten die Vorzüge der seenreichen Landschaft rund um Falkenburg entdeckt, das nun als „Grünes Herz der pommerschen Schweiz“ für sich warb. 1938 wurde Falkenburg, wie der übrige Landkreis Dramburg, dem neu gebildeten Regierungsbezirk Grenzmark Posen-Westpreußen zugeordnet. Die Bevölkerungszahl stieg bis 1939 auf fast 9.000 Einwohner und war damit die größte Stadt im Landkreis Dramburg.

Am 3. März 1945 wurde Falkenburg von der Roten Armee erobert und danach unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Vertreibung der deutschen Bewohner. 1946 erhielt die Stadt den polnischen Namen Złocieniec.

Lageplan um 1900
Marktplatz in Falkenburg um 1900

Städtepartnerschaften

Sehenswürdigkeiten

Die um 1440 erbaute St.-Marien-Kirche ist eine spätgotische Hallenkirche aus Backstein. Nach dem Stadtbrand von 1658 wurde das Sterngewölbe mit Ausnahme im Chor vernichtet. Ihre heutige Gestalt mit dem schlanken Turm erhielt sie 1879.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

  • Joachim Bernhard Steinbrück (1725–1789), deutscher evangelischer Pfarrer und Geschichtsforscher
  • Otto Neitzel (1852–1920), deutscher Pianist, Komponist, Musikschriftsteller und Hochschullehrer
  • Rudolf Katz (1895–1961), deutscher Politiker (SPD) und Minister
  • Otto Gohdes (1896–1945), deutscher Politiker (NSDAP)

Verweise

Literatur

  • Gustav Kratz: DIe Städte der Provinz Pommern - Abriß ihrer Geschichte, zumeist nach Urkunden, Sändig Reprint Verlag, Vaduz 1996 (unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1865), ISBN 3253027341, S. 129-132.

Siehe auch

Weblinks

Fußnoten

  1. a b Główny Urząd Statystyczny, „LUDNOŚĆ - STAN I STRUKTURA W PRZEKROJU TERYTORIALNYM“, Stand vom 30. Jun 2008
  2. http://www.zlocieniec.pl

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