ÖBB 1010

ÖBB 1010
ÖBB 1010
101010 Graz.jpg
Nummerierung: 1010.001-020
Anzahl: 20
Hersteller: ABES (AEG, BBC, ELIN, Siemens)
SGP Graz
Baujahr(e): 1955–1958
Ausmusterung: 2003
Achsformel: Co'Co'
Länge über Puffer: 17.860 mm
Dienstmasse: 106 (1010.01-02)109,8 (03-20)t
Höchstgeschwindigkeit: 130 km/h
Stundenleistung: 4.000 kW
Dauerleistung: 4.000 kW
Anfahrzugkraft: 280 kN
Leistungskennziffer: 37,3 kW/t
Stromsystem: 15 kV, 16,7 Hz
Anzahl der Fahrmotoren: 6 (EM 665)
Antrieb: BBC-Hohlwellen-Federantrieb
Bauart Fahrstufenschalter: Hochspannungsstufenschalter N28i von BBC mit Flachbahnwähler, Überschaltwiderstand und 3 Lastschalter (Nennstrom: 400 A)
Zugsicherung: Sifa, Indusi

Die ÖBB 1010 war eine ursprünglich als Schnellzuglokomotive konzipierte Elektrolokomotiv-Reihe der Österreichischen Bundesbahnen. Die Lokomotiven waren jahrzehntelang eine wichtige Stütze des elektrischen Bahnbetriebes der ÖBB.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Österreichischen Bundesbahnen planten in der Nachkriegszeit, nachdem die wichtigsten Hauptverbindungen wieder mit 120 km/h befahrbar und elektrifiziert waren, neue Elektrolokomotiven zu beschaffen. Die ÖBB wollten E-Loks, die für 130 km/h zugelassen waren und eine Leistung von 3000 kW aufwiesen. Die Hauptverbindungen wurden in den fünfziger Jahren mit älteren Reihen (1570, 1670, 1670.100 und 1018) bedient. Da diese Reihen den Anforderungen der ÖBB nicht mehr entsprachen und die Bestellung weiterer Exemplare dieser Maschinen deshalb nicht mehr in Frage kam, entschieden sich die ÖBB für die Beschaffung von Neubauloks. Auf Basis der Reihen 1040 und 1041 entstand die Reihe 1010, zeitgleich mit der Konstruktion der Reihe 1110. Die Achslast begrenzte die ÖBB allerdings mit 18 Tonnen, da sie für die Reihe 1010 ein vielseitiges Einsatzgebiet geplant hatten.

Die Auslieferung der ersten Maschinen erfolgte im Jahre 1955. Zwischen 1955 und 1956 erhielten die ÖBB 20 Lokomotiven, die anfangs im Schnellzugdienst eingesetzt wurden. Alle Lokomotiven waren mit Sifa ausgerüstet. Da die Loks nach ihrer Abnahme zu den schnellsten Elektrolokomotiven der ÖBB zählten, waren sie in einem sehr umfangreichen Einsatzgebiet unterwegs. So beförderten sie beispielsweise Schnellzüge auf der Westbahn und sie waren auch auf der Südbahn und der Semmeringbahn unterwegs.

Im Jahr 2000 verfügten die ÖBB noch über 18 Lokomotiven. Die Loks waren zuletzt in Salzburg und Linz beheimatet. Im Jahre 2003 wurden die letzten Lokomotiven, genau wie jene der Reihen 1110 und 1110.500 im Rahmen des Modernisierungsprogrammes der ÖBB ausgemustert. Die letzten Vertreterinnen, 1010.003 und 1010.010, schieden am 1. Dezember 2003 aus dem Dienst aus.

Konstruktion

Mechanische Konstruktion

Die Lokomotiven erhielten zwei unterschiedliche Drehgestellbauarten. Die 1010.001 und 002 erhielten Drehgestelle ohne Drehzapfen. Aufgrund der Anordnung der mittleren Achse war eine Ausstattung mit herkömmlichen Drehzapfen nicht möglich, so dass die beiden Maschinen gemeinsam mit der 1110.05 ein sogenanntes aufgelöstes Wiegensystem erhielten. Alle anderen Maschinen der Reihe 1010 erhielten Drehgestelle mit einem tiefliegenden realen Drehzapfen. Bei beiden Varianten waren die Drehgestelle, die den Hauptrahmen und den Lokkasten trugen, quergekuppelt. Die Lokomotiven wiesen abgerundete Stirnseiten auf; die beiden Führerstände waren miteinander verbunden. Der Trafo befand sich in der Lokmitte, die Lüfter, Hilfsapparaturen und Hilfsgeräte waren auf Podesten angebracht.

Elektrische Konstruktion

Alle Lokomotiven hatten zwei Scherenstromabnehmer (Bauart V der Siemens-Schuckert-Werke für Einbügelbetrieb) auf dem Dach. Als Hauptschalter kam erstmals bei den ÖBB (abgesehen von zwei probeweise damit ausgerüsteten Fahrzeugen) der Druckluftschnellschalter DBTF von BBC zur Anwendung. Bei eingeschaltetem Hauptschalter gelangt die Primärspannung über den mit dem Primärstromwandler ausgerüsteten Dachdurchführungsisolator zum Haupttransformator. Der Transformator war am Rahmen montiert und wurde durch ein Ölkühlsystem gekühlt. Bei den Lokomotiven der Reihen 1010 und 1110 kam erstmals in Österreich eine Hochspannungssteuerung anstelle der bisher verwendeten Niederspannungsschaltungen zur Anwendung. Die Lokomotiven der Reihen 1010 und 1110 haben sechs solche kompensierten Einphasenreihenschlußmotore mit offenen Fahnen. Der Anker läuft auf der Kommutatorseite in einem Pendelrollenlager, das auch den axialen Schub aufzunehmen hat, sowie einem Zylinderrollenlager auf der anderen Motorseite. Diese zehnpoligen, als EM 655 bezeichneten Fahrmotore wurden aus den bei den Reihen 1040 und 1041 verwendeten ebenfalls zehnpoligen Motoren EM 601 weiterentwickelt. Die Kraftübertragung erfolgte mit einem BBC-Federantrieb. Die Getrieberäder waren schrägverzahnt, die Übersetzung betrug 1:3,18. Alle Lokomotiven waren mit einer schnellwirkenden, automatischen Druckluftbremse, einem Nachbremsventil, einer Zugbremse und einer Schleuderbremse ausgestattet.

Verbleib

1010 003-0 mit "Erlebniszug Zauberberge" am Semmering

Von den 20 gebauten Exemplaren sind neun Lokomotiven erhalten geblieben:

Nummer Baujahr Farbgebung Eigentümer Standort
1010.002-2 1955 rot Strasshof
1010.003-0 1955 rot ÖBB Erlebnisbahn Wien
1010.004-8 1955 rot ÖGEG Timelkam
1010.009 1956 grün ÖGEG Ampflwang
1010.010-5 1956 grün ÖBB Erlebnisbahn Wien
1010.011-3 1956 rot/grau 1. Österreichischer Straßenbahn- und Eisenbahnklub Strasshof
1010.013-9 1956 rot ÖGEG Ampflwang
1010.014-7 * 1956 ÖGEG
1010.015-4 1956 rot/grau ÖGEG Timelkam

Mit * versehene Lokomotiven wurden als Ersatzteilspender benutzt; es ist nicht bekannt, ob diese Maschinen noch vorhanden sind.

Literatur

  • Günter Kettler: Die ÖBB Reihen 1010 und 1110. Verlag Peter Pospischil, Wien 2001.
  • Klaus-J. Vetter: Das große Handbuch der Elektrolokomotiven. Sconto, München 2003, ISBN 3-7654-4066-3.
  • Klaus Eckert/Torsten Berndt: Lexikon der Lokomotiven. Komet Verlag GmbH, Köln 2005, ISBN 3-89836-505-0.
  • Markus Inderst: Bildatlas der ÖBB-Lokomotiven. Alle Triebfahrzeuge der Österreichischen Bundesbahnen. GeraMond, München 2010, ISBN 978-3-7654-7084-4.

Weblinks


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