Österreichische Kronländer

Österreichische Kronländer

Kronländer hießen die Teilgebiete der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Es waren die historischen Länder, die die Habsburger im Laufe von Jahrhunderten erworben und in Personalunion regiert hatten. Beginnend mit dem 16. Jahrhundert waren die habsburgischen Länder einem fortschreitenden Integrations- und Staatsbildungsprozess unterworfen, an dessen vorläufigem Ende 1804 das Kaisertum Österreich proklamiert wurde.

Die Kronländer der Donaumonarchie hatten im Gegensatz zu den Gliedern heutiger Bundesstaaten (Republik Österreich, USA, Bundesrepublik Deutschland) keinen Staatscharakter. Ihnen fehlten beispielsweise die eigene Regierung und das eigene Staatsvolk. (Eine Staatsangehörigkeit von Tirol oder Mähren hat es nie gegeben.) Trotzdem waren die Kronländer Gebiete mit historisch gewachsenen politischen und rechtlichen Besonderheiten und damit etwas anderes als bloße Verwaltungsbezirke. Die österreichische Staatswissenschaft hat dafür im 19. Jahrhundert den Begriff der historisch-politischen Individualitäten geprägt.

Die Kronländer hatten einen Landeshauptmann oder Statthalter, der dem Verwaltungsapparat vorsaß. Die Landtage waren bis 1848 traditionelle Ständeversammlungen, sie wurden nach der Revolution 1848 von der kaiserlichen Regierung aufgelöst und erst nach 1860 in neuer Form einberufen. Seitdem hatten einige Mitglieder ihren Sitz qua Amt (beispielsweise Bischöfe), andere wurden gewählt. Es galt dabei aber kein allgemeines und gleiches Wahlrecht, sondern eine Mischung aus Privilegien- und Zensuswahlrecht. Ein Beispiel ist der Dalmatinische Landtag.

Nach dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867, der die Verfassung der Habsburgermonarchie auf eine neue Grundlage stellte, galt Ungarn nicht mehr als Kronland. Es war vielmehr ein eigener Staat, der mit dem Rest der Monarchie (kurz: Österreich oder Cisleithanien, offiziell: Die im Reichsrat vertretenen Königreiche und Länder) einige gemeinsame Institutionen hatte.

Die Kronländer von 1867 bis 1918

Siehe auch: Cisleithanien, Transleithanien

Literatur

  • Wilhelm Brauneder: Österreichische Verfassungsgeschichte. Manz, Wien 2001, ISBN 3-214-14873-7. 

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Österreichische Identität — bezeichnet das „Wir Gefühl“, welches Personen mit österreichischer Staatsbürgerschaft oder österreichischer Herkunft (Altösterreicher, Auslandsösterreicher) entwickeln und welches sie subjektiv von Mitgliedern anderer Staaten und teilweise auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Kronländer — Kronländer, der allgemeine Name für sämmtliche einzelne, die Österreichische Gesammtmonarchie bildenden Reiche …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Österreichische Sprache — Österreichisches Deutsch Gesprochen in Österreich Sprecher ungefähr 8,2 Millionen Linguistische Klassifikation Indogermanische Sprachen Germanische Sprachen Westgermanische Sprachen …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Länder — Kleines Wappen der Österreichischen Länder seit 1915: Der Bindenschild auf die Brust des Österreichischen Doppeladlers gelegt, von der Rudolfskrone überschwebt. In den Fängen Reichsapfel, Reichschwert und Szepter (Reichskleinodien) Cisleithanien …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Reichshälfte — Kleines Wappen der Österreichischen Länder seit 1915: Der Bindenschild auf die Brust des Österreichischen Doppeladlers gelegt, von der Rudolfskrone überschwebt. In den Fängen Reichsapfel, Reichschwert und Szepter (Reichskleinodien) Cisleithanien …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Nation — Der Österreichische Bundesadler ist ein Symbol der Republik Österreich. Er hat sich seit 1945 auch zu einem nationalen Symbol entwickelt.[1] Die Österreichische Nation ist ein Überbegriff für kollektive kulturelle, soziale, historische,… …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Geschichte — Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Geschichte Österreichs von ihren Anfängen bis in die Gegenwart. Die einzelnen Epochen der Geschichte Österreichs werden in den jeweiligen Hauptartikeln ausführlicher dargestellt. Inhaltsverzeichnis 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Kultur — Die Österreichische Kultur ist seit Jahrhunderten mit der europäischen Kultur verbunden und hat international bekannte Leistungen hervorgebracht. So entstanden etwa in allen Stilepochen bedeutende Bauwerke, von denen viele heute zum UNESCO… …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Küche — Die Österreichische Küche wird oft mit der Wiener Küche gleichgesetzt, jedoch bietet die traditionelle Kochkunst Österreichs viele regionale Ausprägungen, die meist im Zusammenhang mit der Kochtradition der k. u. k. Monarchie Österreich Ungarn… …   Deutsch Wikipedia

  • Österreichische Kaiserhymnen — Die Österreichischen Kaiserhymnen, auch Volkshymnen genannt, waren ab 1797 Hymnen des Hauses Österreich und von 1826 bis 1918 die offiziellen Kaiserhymnen des Kaisertums Österreich, das seit 1867 die Länder der ungarischen Krone nicht mehr… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”