Österreichische Liedermacher

Österreichische Liedermacher
Austria 3 live (2006)

Österreichische Liedermacher ist die Bezeichnung für österreichische Sänger, die selbstverfasste Songs vortragen. In den frühen Jahren waren deren Texte stark von Wiener Dialekt, „Wiener Schmäh“ und schwarzem Humor geprägt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Szene der Liedermacher gibt es in Österreich ungefähr seit Ende der 1960er-Jahre. Auf der einen Seite stand zu Beginn der Schlager, auf der anderen der Pop. Einen hohen Bekanntheitsgrad erreichte unter anderem Udo Jürgens als Liedermacher des Schlagers, während Sänger wie Georg Danzer, die dem Pop zugeordnet werden, etwas später kommerziellen Erfolg hatten. Mit dem Aufblühen der Wiener Dialektwelle wandte sich die Szene immer mehr dem Pop zu.[1]

Ein Beispiel dafür kam mit dem Duo Wolfgang Ambros/Joesi Prokopetz mit dem Song Da Hofa aus dem Jahre 1971, der im Oktober desselben Jahres die österreichische Hitparade stürmte. Ungefähr zeitgleich brachte Georg Danzer den damals umstrittenen Song Der Tschik heraus.[2] Zu Beginn wusste man nicht, wer den Song gesungen hatte, erst nach Stimmanalyse konnte man Danzer als Interpreten feststellen. In dem Song beschreibt Danzer das Leben aus Sicht eines sogenannten Sandlers. Einige Jahre später kam mit dem Lied Jö schau[3] Danzers kommerzieller Durchbruch.[1] Zuvor war Danzer bereits bei der Popgruppe The Madcaps tätig gewesen.

1972 konnte sich der Wiener Liedermacher Heinrich Walcher mit Gummizwerg auf Rang 1 in den österreichischen Charts platzieren. Anfangs dachte man, es handle sich bei dem Song um einen Schlager ohne aussagenden Inhalt. Allerdings stellte sich später heraus, dass zum Beispiel mit den Wörtern Schnee, Gras und Koks auf Drogen angespielt worden war.

Weiters konnte sich der ehemalige Radiomoderator André Heller als Liedermacher und Chansonnier in der österreichischen Musikszene etablieren.

Willi Resetarits, Mitglied der früheren Politrockband Schmetterlinge, und der Autor und Liedermacher Ernst Molden

In der ersten Hälfte der 1970er Jahre etablierten sich im Umfeld des Folk-Club Atlantis und speziell nach der Arena-Besetzung auch sozialkritische und politisch linke Liedermacher und Sänger, die innerhalb eines eigenen, relativ geschlossenen Marktsegmentes lebhaften Zuspruch fanden, etwa Die Schmetterlinge mit ihrer Proletenpassion, Sigi Maron oder Erich Demmer.

1976 erschien mit dem Album Es lebe der Zentralfriedhof von Wolfgang Ambros sein kommerziell erfolgreichstes Werk. Zuvor waren der Titelsong und das Lied Zwickt's mi bereits sehr erfolgreich auf verschiedenen Radiostationen gelaufen.

Gegen Ende der 1970er-Jahre erlangte Ludwig Hirsch mit seinen Alben Komm, großer schwarzer Vogel und Dunkelgraue Lieder in Österreich große Bekanntheit. In den Medien wurden seine Texte – wie er in einem späteren Interview meinte – ernster genommen, als sie gemeint waren. So verbot zum Beispiel der Sender Ö3 den Song Komm, großer schwarzer Vogel nach 22 Uhr zu spielen, da nach Ansicht des Radiosenders zu dieser Zeit – aufgrund des morbiden Textes und der düsteren Atmosphäre – Personen selbstmordgefährdet werden könnten.[1]

Zu Beginn der 1980er-Jahre schaffte der Liedermacher Rainhard Fendrich mit dem Lied Strada del sole es auf Platz 1 der österreichischen Hitparade. Weitere vier Nummer-eins-Hits und hoher Bekanntheitsgrad im deutschsprachigen Raum sollten folgen.[4] Bekannt ist er auch mit der Ballade I Am from Austria geworden.[1]

Gegen Mitte und Ende der 1980er rückten auch die Band S.T.S., Stefanie Werger und die Original Alpinkatzen mit Leadsänger Hubert von Goisern ins Rampenlicht.

Im Verlauf der 1990er-Jahre zogen sich bekannte Liedermacher langsam aus dem kommerziellen Musikgeschäft zurück. Musiker wie Wolfgang Ambros oder S.T.S. wurden aus dem Radioprogramm von Jugendsendern genommen.

Mondscheiner bei der Amadeus-Award-Verleihung 2008

Nachdem Rainhard Fendrich 1997 mit Blond seinen bislang letzten Nummer-eins-Hit hatte, wurde zugunsten karitativer Zwecke das Trio Austria 3, bestehend aus Wolfgang Ambros, Georg Danzer und Rainhard Fendrich, gegründet. Die Liedermacherszene blühte zur Überraschung der Medien neu auf. Es folgten ausverkaufte Konzerte und zwei Nummer-eins-Alben der Gruppe.[1]

Heute widmen sich altbekannte Liedermacher eher experimentellen Projekten (u.a. Hubert von Goisern – Linz-Europa Tour). Aktuell bekannte Liedermacher sind Valérie Sajdik, die Band Mondscheiner und das Duo Christoph und Lollo.

Bekannte Interpreten (Auswahl)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Siehe dazu Weltberühmt in Österreich – Folge 2 – „Da Hofa und seine Folgen”
  2. Der Tschik auf austriancharts.at
  3. Jö schau auf austriancharts.at
  4. Rainhard Fendrich in der österreichischen Hitparade

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