Bergbaubeflissener

Bergbaubeflissener

Ein Bergbaubeflissener oder (ungebräuchlich) eine Bergbaubeflissene ist ein Lehrling oder Praktikant in einem Bergwerk immer dann, wenn ein Beruf im Bergbau erlernt werden soll und diese Ausbildung Teil oder Voraussetzung eines entsprechenden Studiums an einer Bergakademie ist. (Nicht-akademische künftige Bergleute lernen an der Bergschule).

Beschreibung

Auch wenn die Ausbildung als Praktikum bezeichnet wird, ist sie überhaupt nicht zu vergleichen mit den üblichen, meist einfachen und kurzen Industriepraktika, auch nicht mit dem Arzt im Praktikum (AIP), sondern eher mit einer sehr straff organisierten, auf ein Jahr komprimierten Lehre. Sie wird von ehemaligen Bergbaubeflissenen einhellig als ausgesprochen anstrengend beschrieben.

Die Ausbildung der Bergbaubeflissenen wird vom zuständigen Oberbergamt geleitet, in der Regel durch einen Oberbergrat, und über die jeweils für die Zeche, den Schacht oder die Grube zuständigen Bergämter an die jeweiligen Betriebe delegiert. Sie findet in mehreren Betrieben statt, zwischen denen in typischerweise mehrmonatigen Abständen gewechselt wird. In jedem Fall ist der Einsatz untertage und in einem Tagebau obligatorisch. Ebenso sind die drei Bereiche Erzbergbau, Steinkohlebergbau und Braunkohlebergbau vorgeschrieben. Ein Ausbildungsziel ist es, den Bergbaubeflissenen alle im Bergbau im Einsatz befindlichen Verfahren, Abläufe, Techniken, Arbeiten und sonstigen Gegebenheiten zur Kenntnis zu bringen. Auch ihre Systemeigenschaften sind zu lernen. Zusätzlich zum Arbeitstag im Berg fertigen die Bergbaubeflissenen daher sechs schriftliche Arbeiten steigenden Schwierigkeitsgrads an, mit Bezug auf die jeweils aktuelle praktische Arbeit. Das beginnt etwa mit Beschreiben der Funktionsweise einer Grubenlampe und endet beispielsweise mit einer ingenieursgemäßen technischen Darstellung einer kompletten Maschinengruppe zur Aufbereitung von Roherzen, im Umfang vergleichbar einer Semesterarbeit. Am Ende der einjährigen Ausbildung steht eine Prüfung durch das Oberbergamt. Diese erfolgt beispielsweise in einer eintägigen Befahrung, bei der der prüfende Oberbergrat seinen Prüflingen vom Moment des Einfahrens an bis zum Verlassen des Förderkorbs pausenlos Fragen stellt zu allem, was um sie herum ist oder passiert. Wer die zufriedenstellend beantworten konnte, hatte die Prüfung bestanden.

Als Eingangsvoraussetzung

Für eine Reihe akademischer Ausbildungen ist die Ausbildung als Bergbaubeflissener Eingangsvoraussetzung oder muss spätestens zur Anmeldung zu einer Zwischenprüfung nachgewiesen werden, für andere wird sie lediglich empfohlen im Sinne eines freiwilligen Praktikums.

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