- Berger Warte
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Die Berger Warte ist ein 12 Meter hoher, runder Beobachtungsturm aus Stein, der an der höchsten Stelle (212,4 m ü. NN) Frankfurts im Stadtteil Seckbach, an der Grenze zu Bergen-Enkheim, westlich der B 521, auf dem Berger Rücken steht. Die Warte gehörte nicht zur Frankfurter Landwehr sondern war Beobachtungsposten und Geleitwechselstation an der Straße von Frankfurt Richtung Bischofsheim. An der Warte endete der Geleitschutz, den Frankfurt reisenden Händlern gewährte, sie stand auf dem Gebiet der Herren und Grafen von Hanau[1], denen die Grafschaft Bornheimer Berg 1320 durch Pfandschaft, spätestens mit der Belehnung 1434 zugefallen war.
Inhaltsverzeichnis
Die Warte
Eine erste, hölzerne Warte ist bereits 1340 als Geierswarte (Gyriswarte) nachweisbar.[2] 1552 wurde dieser Bau während der Belagerung Frankfurts im Schmalkaldischen Krieg niedergebrannt, anschließend jedoch 1557 auf Geheiß des Grafen Philipp III. von Hanau-Münzenberg aus Stein wieder errichtet. Der Eingang befand sich im ersten Stock und war über eine Leiter erreichbar, die im Krisenfall eingezogen werden konnte. Ein kreisförmiger Wall mit einfachem Graben und auf dem aufgeworfenen Erdmaterial errichteten Holz-Palisaden umschloss den Turm in etwa 12 Metern Entfernung.
Im Siebenjährigen Krieg befehligte der französische Feldherr Marschall de Broglie am 13. April 1759 von der Berger Warte aus seine Truppen in der Schlacht bei Bergen. Durch seinen Sieg verhinderte er den Einmarsch Preußens nach Frankfurt.
1790 lagerte an der Berger Warte die hessische Armee, um die Kaiserwahl in Frankfurt vor revolutionären Umtrieben zu schützen. 300 Kanonenschüsse verkündeten am 30. September aus Richtung Frankfurt die Wahl Leopold II. zum römisch-deutschen Kaiser. Die Hessen antworteten mit einer Ehrensalve aus 21 Geschützen. Am 11. Oktober, zwei Tage nach seiner Krönung, besuchten Leopold und die Kurfürsten den hessischen Landgrafen an der Berger Warte. Die Leopoldsäule, die der Landgraf unweit der Warte errichten ließ, erinnert daran.
In der Nähe der Warte war von 1484 bis 1834 die Richtstätte des Hohen Gerichts der Grafschaft Bornheimer Berg. 36 Todesurteile wurden dort am Galgen vollstreckt. Bis zur Aufteilung der Grafschaft zwischen Frankfurt und Hanau 1484 war der Richtplatz in Bornheim auf dem Galgenberg gewesen. 1732 wurde der hölzerne Galgen des Hochgerichts durch eine Konstruktion aus Stein ersetzt. Diese Steine wurden nach dem Abbruch des Galgens 1834 für die Treppe zum Turmeingang im ersten Stock verbaut. Auch heute findet sich in Karten die Bezeichnung Am Galgen.
Der Berg
Die Berger Warte ist mit 212,4 m ü. NN (Dominanz 11,45 km, Prominenz 50 m) auch die höchste von den vier als Gipfel zählbaren Erhebungen auf dem Stadtgebiet von Frankfurt am Main, gefolgt vom wenig weiter nordöstlich anschließenden Gisisberg (202 m ü. NN) und den südmainischen Erhebungen Monte Scherbelino (169,9 m ü. NN, ehemalige Abfalldeponie) und Sachsenhäuser Warte mit 159 m ü. NN.
Neben dem Wartturm ist die Anhöhe auf der Nordseite mit einer Umspannstation und wenigen Wohngebäuden (Am Galgen) bebaut. Auf der nördlichen Seite der Umspannstation befindet sich die Leopoldsäule, eine Ehrensäule zur Krönung Leopold II.; von dort hat man einen freien Blick bis zum Taunus. Außerdem befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite der B 521 einer der stillgelegten jüdischen Friedhöfe im Frankfurter Stadtgebiet. Die Kuppe des Berger Rückens wird von Nord nach Süd von der B 521 überquert, welche vor dem Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim links nach Büdingen abbiegt.
Unterhalb des höchsten Punktes der Anhöhe der Berger Warte verlief eine Altstraße namens Via Regia (bei Frankfurt später auch Hohe Straße oder Diebsgrundweg genannt) – ein historischer Handelsweg von Mainz über Frankfurt bis nach Schlesien. Ebenso zogen die Römerstraßen von Nida (Eselsweg) und vermutlich von den römischen Thermen bei Bad Vilbel nach Bergen über den Wartberg.
Verkehrsanbindung
Die Berger Warte kann zu Fuß oder per Fahrrad von Seckbach aus über den Lohrberg, von Bergen und Bad Vilbel aus über die Vilbeler Landstraße erreicht werden. Bei jeder Variante sind zum Teil erhebliche Steigungen zu überwinden. Mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dient die RMV-Buslinie 940, Haltestelle Berger Warte, als Zubringer. Von dort ist der Zugang relativ ebenerdig.
Literatur
- Gerteis, Walter: Das unbekannte Frankfurt, Band I., S. 64-72, Societäts-Verlag, Frankfurt 1961, ISBN 3-920-346-05-X
- Rochelmeyer, Folker: Seckbach und seine Umgebung, Frankfurter Sparkasse von 1822 – Polytechnische Gesellschaft (Hg.), 1972, 84 S., illustriert
- Rochelmayer, Folker (Chronik): Festschrift 1100 Jahre Seckbach, 880-1980, Festausschuss 1100 Jahre Seckbach e. V. (Hg.), 1980, 151 S., illustriert
- Masala, Lino / Rödel, Volker / Risse, Heike / Schomann, Heinz: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main, Magistrat der Stadt Frankfurt, Untere Denkmalbehörde (Hg.), 1986, 798 S., illustriert, ISBN 3-528-06238-X, S. 739.
Weblinks
- Die Berger Warte im Webprojekt altfrankfurt.com
- Die Schlacht bei Bergen 13. April 1759 (mit Umgebungsfotos Berger Warte)
- Website des Heimatmuseums Bergen-Enkheim, Frankfurt am Main
Einzelnachweise
- ↑ Fried Lübbecke, Hanau. Stadt und Grafschaft, Köln 1951, 40.
- ↑ Heinrich Reimer: Hessisches Urkundenbuch. Abt. 2, Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. Bd. 2. 1301–1349. Publikationen aus den königlich-preußischen Staatsarchiven, Hirzel, Leipzig 1892, S. 543, Nr. 553.
50.1597222222228.7383333333333Koordinaten: 50° 9′ 35″ N, 8° 44′ 18″ OKategorien:- Wartturm
- Turm in Hessen
- Gotisches Bauwerk in Frankfurt am Main
- Frankfurt-Seckbach
- Frankfurt am Main im Mittelalter
- Frankfurt-Bergen-Enkheim
- Erbaut in den 1550er Jahren
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