- Berger Rücken
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Der Berger Rücken ist eine geologische Formation, die sich im Nordosten der Stadt Frankfurt am Main erstreckt. Er verbindet die Frankfurter Stadtteile Berkersheim, Seckbach und Bergen bis nach Maintal-Bischofsheim. Teile des Berger Rückens gehören zum Frankfurter Grüngürtel und zum Quellenwanderweg im Frankfurter Grüngürtel.
Inhaltsverzeichnis
Frühzeit
Der Berger Rücken ist während des Pleistozäns entstanden, indem sich der Main in kalkreiche Schichten aus der Zeit des Tertiär hineinarbeitete und so den heutigen Höhenrücken als Uferhang ausformte. Relikte aus dieser Zeit bilden sowohl das Enkheimer Ried als auch das Seckbacher Ried, die sich beide an den Berger Rücken anschmiegen. Im Tertiär war das Klima erheblich wärmer als heute, Ablagerungen von Meer-, Brack- und Süßwasser schufen die Basis des heutigen geologischen Untergrundes.
Am Berger Rücken wurden unter anderem Baudenkmäler, ein römisches Heiligtum, ein römischer Gutshof, römische Straßen, eine Jupitergigantensäule und ein vorzeitliches Tier von der Größe eines Flusspferdes ausgegraben.[1]
Charakterisierung
Der Berger Rücken wird aus massivem Kalkstein und hartem Basalt gebildet, letzterer als Ausläufer des Vogelsberges. Die höchste Markierung des Berger Rückens bildet das Wartfeld an der mittelalterlichen Berger Warte auf Seckbacher Gemarkung auf 212,4 Metern über NN. Nur wenig weiter nordöstlich befindet sich mit dem Gisisberg auf 202 Metern über NN die zweithöchste Erhebung des Berger Rückens.
Südhang
Der Südhang des Berger Rückens wärmt sich im Sommer stark auf, blütenreiche Fettwiesen mit seltenen streng geschützten Pflanzen wie z. B. dem Helmknabenkraut (Orchis militaris), einem Meer von Primeln (Primula) und alter Obstbaumbestand haben sich darauf eingestellt und formieren sich zum größten zusammenhängenden Streuobstwiesengebiet Hessens. Dazwischen liegen Wiesen mit Orchideenarten (Orchidaceae), z. B. Händelwurz (Gymnadenia), die im Sommer zur Geltung kommen. Viele Quellen entspringen am Berger Rücken, ein Quellenwanderweg verbindet sie. Ihre Entstehung ist auf einen schichtartigen Aufbau aus Kiesen, Sanden und Tonen von Ablagerungen zurückzuführen, die Altarme des Mains hinterlassen haben. Der Seckbacher Mühlbach hat ein 5 bis 8 Meter tiefes Tal in den Südhang des Berger Rückens gegraben, der hier besonders steil ist. In dem seit 1968 als Naturschutzgebiet ausgewiesenen 3,28 Hektar großen Mühlbachtal findet sich sogar der Riesenschachtelhalm (Equisetum telmateia), Relikt eines früheren Bachauenwaldes. Es handelt sich um das im ganzen Rhein-Main-Gebiet einzige Vorkommen. An den Hängen des Mühlbachtales wurde im 18. und 19. Jahrhundert Wein (vinum) angebaut, danach erfolgte eine Umstellung auf Obst. In Seckbach findet sich im Lohrpark des Lohrberges der letzte Weinberg auf Frankfurter Stadtgebiet, der Lohrberger Hang, auch er gen Süden geneigt. Hier wächst der Lohrberger Hang Riesling. Die 1,3 Hektar umfassende Weinlage zählt als kleinstes und östlichstes Weinbaugebiet zum Rheingau.
Nordhang
Selbst der Nordhang des Berger Rückens bietet botanische Besonderheiten. Magerwiesen und Streuobstgebiet fallen sanft zum Vilbeler Wald hin ab, auf die Stadt Bad Vilbel zu. Im Frühjahr duftet es intensiv nach Bärlauch (Allium ursinum). Die fruchtbaren Lößböden werden landwirtschaftlich genutzt. An einigen Stellen sind noch Terrassen mit alten Weinstöcken erhalten geblieben. Bis ins 20. Jahrhundert wurde hier in großem Umfang Wein angebaut. Buchfink (Fringilla coelebs), Grauammer (Emberiza calandra), Kuckuck (Cuculus canorus) , Steinkauz (Athene noctua), Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Neuntöter (Lanius collurio) und zahlreiche Insektenarten sind hier anzutreffen.
Der Alte Jüdische Friedhof Bergen II ist eine Besichtigung wert, den Schlüssel erhält man bei der Friedhofsverwaltung. Gegenüber dem Parkfriedhof Heiligenstock entdeckt der Betrachter die Lärchenwiese, ein in Frankfurt gänzlich ungewohnter Anblick. Die Lärchen (Larix), eigentlich in den Alpen beheimatet, färben ihre Nadeln im Herbst goldgelb, bevor sie sie, abweichend von anderen Nadelbaumarten, abwerfen.
Das Baumlohhohl ist ein frei stehendes 1,5 Hektar umfassendes Feldgehölz mit Eichen (Quercus), Fichten (Picea), Hainbuchen (Carpinus betulus), Weiden (Salix), Holunder (Sambucus), Schlehen (Prunus spinosa), Birken (Betula) und Hasel (Corylus), das aus einem früheren Hohlweg mit Hecken zu beiden Seiten hervorging. Wild, Vögeln und Kleinsäugern bietet es einen geschützten Unterschlupf.
Galerie
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Huthpark als westlichster Punkt des Berger Rückens
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Frühlingsblüte auf dem Lohrberg
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Weinberg Lohrberger Hang
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Blick von der Friedberger Landstraße zum Lohrberg
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Naturschutzgebiet Seckbacher Ried
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Blick vom Berger Hang auf Maintal-Bischofsheim
Fauna-Flora-Habitat
Seit dem Jahr 2004 ist das Gelände um die Leopoldsäule und die Berger Warte bei der EU als Fauna-Flora-Habitat (FFH) eingetragen. Es erstreckt sich entlang des Nordhangs des Berger Rückens und umfasst 29 Hektar.
Ausflugstipps
Der Lohrberg bietet einen unverbauten Panorama-Ausblick auf das Maintal und die Stadt Frankfurt. Ziele eines Spaziergangs bzw. einer Wanderung können zum Beispiel der Weinberg Lohrberger Hang (1924), das Gartenlokal Lohrbergschänke (1933) mit integriertem Lohrhaus (1763), das ÄppelBistro des MainÄppelHauses oder das Wasserspielbecken des Kinder-Erholungsgartens (1929) auf dem Lohrberg, die historische Berger Warte (1340/1557) mit der benachbarten Leopoldsäule (1790) und der angrenzende Schauplatz der Schlacht bei Bergen, das Naturschutzgebiet Berger Hang, das Naturschutzgebiet Mühlbachtal, die Naturschutzgebiete Seckbacher Ried und Enkheimer Ried, der Huthpark oder das Gelände am Heiligenstock sein.
In der kostenlosen GrünGürtel-Freizeitkarte sind die Fahrrad- und Wanderwege des Frankfurter GrünGürtels eingetragen, die auch über den Berger Rücken führen. Eine weitere kostenlose Wanderkarte beschäftigt sich speziell mit dem Quellenwanderweg innerhalb des Frankfurter Grüngürtels. Beide Karten können über die Stadt Frankfurt kostenlos bezogen werden; die Wanderkarte steht als PDF-Datei auch zum Herunterladen zur Verfügung.
Neben dem Quellenwanderweg wird der Berger Rücken auch durch den Vulkan-Steig (Vater-Bender-Weg) des Vogelsberger Höhen-Clubs erschlossen, einen weiteren Wanderweg. Der Vulkan-Steig ist durch Wegemarkierungen ausgezeichnet, die aus einem Rechteck bestehen, das horizontal in eine oben rote und unten weiße Fläche aufgeteilt ist. Organisierte Wanderungen über den Berger Rücken haben unter anderem der Pfälzerwald-Verein und die Wanderabteilung des Turnvereins Seckbach 1875 durchgeführt.
Verkehrsanbindung
Der Berger Rücken lässt sich zu Fuß oder per Fahrrad von verschiedenen Punkten aus erschließen, von Seckbach aus zum Beispiel über den Lohrberg, von Bergen und Bad Vilbel aus über die Vilbeler Landstraße. Bei jeder Variante sind zum Teil erhebliche Steigungen zu überwinden. Mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) dient die RMV-Buslinie 940, Haltestelle Berger Warte, als Zubringer. Von dort ist der Zugang relativ ebenerdig. Weitere Optionen sind die RMV-Buslinie 43 bis zur Haltestelle Budge-Altenheim oder die Buslinien 30 bzw. 69 bis zur Haltestelle Heiligenstock.
Literatur
- Stadtgewässer. Flüsse, Bäche, Altarme. Herausgegeben vom Umweltamt Frankfurt am Main.
- Rochelmeyer, Folker: Seckbach und seine Umgebung, Frankfurter Sparkasse von 1822 – Polytechnische Gesellschaft (Hg.), 1972, 84 S., illustriert
- Rochelmayer, Folker (Chronik): Festschrift 1100 Jahre Seckbach, 880-1980, Festausschuss 1100 Jahre Seckbach e. V. (Hg.), 1980, 151 S., illustriert
- Heinzberger, Martin / Meyer, Petra / Meyer, Thomas (Bearb.): Entwicklung der Gärten und Grünflächen in Frankfurt am Main, Kleine Schriften, Band 38, Historisches Museum Frankfurt am Main (Hg.), ebenda, 1988
- Der Lohrpark in Frankfurt am Main – Brandschutz und Stadtgrün, Stadt Frankfurt am Main, Garten- und Friedhofsamt, Dezernat für Umwelt (Hg.), 32 S., ebenda, 1989
- Dechent, H.-J. / Kramer, H. / Peukert, M. / Redeker, H. / Böffinger, A.: Floristische Beobachtungen aus dem Stadtgebiet Frankfurt am Main, in: Botanik und Naturschutz in Hessen, 5, 1991
- Kramer, H. / Peukert, M.: Natur und Naturschutz, in: Vision offener Grünräume – Grüngürtel Frankfurt, Koenigs, Tom (Hg.), Campus Verlag, Frankfurt am Main, 1991, 240 S., illustriert, ISBN 3-593-34515-3
- Sauer, Walter: Seckbacher Geschichte(n), Ein Heimatbuch, Kultur- und Geschichtsverein Seckbach e. V. (Hg.), 2000, 164 S.
- Der Quellenwanderweg im Frankfurter GrünGürtel, Projektgruppe GrünGürtel, Stadt Frankfurt am Main, Umweltamt (Hg.), ebenda, 2. Auflage, 2002
- Bolliger, Roland: Weinbau in Seckbach, Kultur- und Geschichtsverein 1954 Frankfurt a. M.-Seckbach e. V. (Hg.), 2005
- Vollweiter, Rainer: Frischluft für die Wirtschaftswunder-Kapitale, Der Aufbruch der Frankfurter Grünplanung in den 1950er-Jahren, in: Stadt und Grün/Das Gartenamt, Jg. 50, Nr. 6, 2008, S. 847, illustriert, ISSN 0948-9770
- Die GrünGürtel-Freizeitkarte – mit Regionalpark RheinMain, Stadt Frankfurt am Main, Umweltamt, Stadtvermessungsamt (Hg.), ebenda, 6. Auflage, 2007
Quellen
- Stadt Frankfurt am Main, Umweltamt
- Stadt Frankfurt am Main, Grünflächenamt
- Stadt Frankfurt am Main, Institut für Stadtgeschichte
- Hessisches Ministerium für Umwelt, ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Wiesbaden, Charakteristik des Seckbacher Rieds
- Frankfurter Geschichtsverein e. V.
- Naturschutzgruppe Seckbach im BUND, Frankfurt am Main
- Kultur- und Geschichtsverein 1954 Frankfurt a. M.-Seckbach e. V.
- Heimatmuseum Seckbach
- Heimatmuseum Bergen-Enkheim
- Berger Rücken, Stadt Frankfurt am Main
- Berger Nordhang, Stadt Frankfurt am Main
- Baumlohhohl am Berger Rücken, Stadt Frankfurt am Main
- Jüdischer Friedhof Bergen II, Stadt Frankfurt am Main
- Berger Südhang, Stadt Frankfurt am Main
- Rastplatz Berger Südhang, Stadt Frankfurt am Main
- Naturschutzgebiet Berger Hang, Stadt Frankfurt am Main
- Naturschutzgebiet Enkheimer Ried, Stadt Frankfurt am Main
- Naturschutzgebiet Seckbacher Ried, Stadt Frankfurt am Main
- Seckbacher Mühlbach/Daisborngraben, Stadt Frankfurt am Main
- Berger Warte, Stadt Frankfurt am Main
- FFH-Gebiet Berger Warte, Stadt Frankfurt am Main
- Heiligenstock, Stadt Frankfurt am Main
- Rastplatz Heiligenstockweg, Stadt Frankfurt am Main
- Lärchenwiese, Stadt Frankfurt am Main
- Naturschutzgebiet Mühlbachtal, Stadt Frankfurt am Main
- Huthpark, Stadt Frankfurt am Main
- Lohrpark und Lohrberg, Stadt Frankfurt am Main
- MainÄppelHaus, Stadt Frankfurt am Main
- Weinernte in der Stadt, Frankfurter Rundschau, 13. Oktober 2008 Abruf: 16. Mai 2009, 22:05 Uhr
- Fotostrecke der Traubenernte auf dem Lohrberg, Frankfurter Rundschau, 13. Oktober 2008 Abruf: 16. Mai 2009, 22:05 Uhr
- Zum Durchschnaufen, Anita Strecker, Frankfurter Rundschau, 5. Januar 2009 Abruf: 16. Mai 2009, 22:05 Uhr
- Mit Weitblick, von Lia Venn, Frankfurter Natur – Eine Serie, Frankfurter Rundschau, 24. Januar 2009 Abruf: 16. Mai 2009, 22:05 Uhr
- Das Undurchdringliche, von Lia Venn, Frankfurter Natur – Eine Serie, Frankfurter Rundschau, 6. Februar 2009 Abruf: 16. Mai 2009, 22:05 Uhr
- Irres Kerlchen, von Lia Venn, Frankfurter Natur – Eine Serie, Frankfurter Rundschau, 6. Februar 2009 Abruf: 16. Mai 2009, 22:05 Uhr
Weblinks
- Naturschutzgruppe Seckbach im BUND, Frankfurt am Main
- Website des Kultur- und Geschichtsvereins 1954 Frankfurt a. M.-Seckbach e. V.
- Wanderkarte des Quellenwanderwegs auf frankfurt.de (PDF-Datei, 2,7 Mb. Abgerufen am 27. April 2010)
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