- Mauerpark
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Der Mauerpark ist eine Parkanlage in Berlin. Sein Name geht auf die 1961 errichtete Berliner Mauer zurück, die hier die Grenze zwischen den damaligen Bezirken Prenzlauer Berg und Wedding bildete. Heute verläuft hier die Grenze zwischen den Ortsteilen Prenzlauer Berg (Bezirk Pankow) und Gesundbrunnen (Bezirk Mitte). Im Westen liegt das zu Gesundbrunnen gehörende Brunnenviertel, im Osten das zu Prenzlauer Berg gehörende Gleimviertel. Das langgestreckte Freigelände verläuft entlang des für den Kraftverkehr gesperrten Abschnitts der Schwedter Straße zwischen Eberswalder Straße / Bernauer Straße und Ringbahn. Da es im dichtbebauten Prenzlauer Berg vergleichsweise wenige Grünflächen gibt, hat sich der Mauerpark zu einem beliebten Ort der Naherholung entwickelt, der gerade am Wochenende auch Gauklern, Künstlern, Musikern und Familien eine Heimstatt bietet und sich dadurch auch über Berlin hinaus einen Namen gemacht hat.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erst als Ackerfläche, später als Exerzierplatz genutzt, gehörte im 19. Jahrhundert das Gelände des heutigen Mauerparks zum Alten Nordbahnhof. Nach dem Mauerbau bildete es ab 1961 das Grenzgebiet zwischen West- und Ost-Berlin: der Teil westlich der Schwedter Straße gehörte zum französischen Sektor Berlins, der Teil östlich davon zum sowjetischen Sektor.
Bis zur Eingemeindung im Jahre 1829 lag das Gebiet des heutigen Mauerparks vor den Toren der Stadt, wobei das Gebiet der nördlichen Feldmark in die sogenannten “Berliner Hufen” , der traditionellen Flur der städtischen Ackerbürger, eingeteilt war[1]. Ein großer Teil dieses Ackerland war dabei seit 1709 vom „Acker Tractus“ des Königlichen Vorwerks Niederschönhausen belegt, welcher parallel zur Chaussee nach Pankow (seit 1841 Schönhauser Allee[2]) lag und auf königlichen Erlass im Jahre 1780 bis hin zur Schwedter Straße westwärts erweitert wurde[3]. Die Schwedter Straße hieß bis 1862 noch Verlorener Weg[4], was seine Funktion als einfachen Verbindungsweg zwischen landwirtschaftlich genutzten Flächen, der sich „im Nichts verliert“ verdeutlicht, bevor er schließlich in den Straßenrang erhoben wurde[5]. Mit der Separierung und Veräußerung der Berliner Hufen in den 1820er Jahren an private Investoren wurde das vor dem Konkurs stehende Vorwerk im Jahre 1823 von Wilhelm Griebenow erworben mit der Absicht, es zu parzellieren und gewinnbringend wieder zu veräußern[6]. Im Jahre 1825 verkaufte er einen großen Teil des Gebiets an das preußische Militär, welches dort für das Kaiser-Alexander-Regiment einen Exerzierplatz anlegte.
Aufgrund einer sich auf dem Exerzierplatz befindlichen singulären Pappel, die sich auf diesem Platz befand (heute in der Topsstraße), erhielt er bald den Namen “Exerzierplatz zur einsamen Pappel”[7]. Im Zuge der Märzunruhen im Jahre 1848 erlangte der Exerzierplatz am 26. März 1848 beachtliche Bekanntheit: Eine für das damalige Berlin riesige Menschenmenge bis zu 20.000 Berliner Arbeitern postulierten hier Forderungen an den preußischen König: Geregelte und kürzere Arbeitszeit, höhere Arbeitslöhne an Sonn- und Feiertagen und Einführung der allgemeinen Schulpflicht[8]. Die Nutzung des Geländes als Exerzierplatz für die kaiserliche Armee zog sich bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts[9], allerdings wurde der Platz auch immer häufiger zu schulmäßigen und vereinsmäßigen Leibesübungen genutzt, da es dem dicht bevölkerten Bezirk an entsprechenden Freiflächen fehlte[10]. Mit der zunehmenden Popularität des Fußballs auch in Arbeiterkreisen fand am 18. April 1892 auf dem Exerzierplatz ein Spiel zwischen der Berliner und der Dresdner Stadtauswahl statt, bei dem die Berliner 0:3 unterlagen. Im selben Jahr wurde im Juli auch der Fußballclub Hertha BSC gegründet, dem der Exerzierplatz “Einsame Pappel” viele Jahre als Spielstätte diente.[11]
Während also das Gebiet zwischen Schwedter Straße und Schönhauser Allee für Leibesübung von Militär und Bevölkerung genutzt wurde, wurde westlich der Schwedter Straße ein Bahnhof errichtet: Der Alte Nordbahnhof. Dieser Bahnhof war der Endbahnhof der Preußischen Nordbahn (Berlin-Stralsund), ein Kopfbahnhof, der bis zur Eberswalder Straße, Ecke Bernauer Straße vorstoß. Begonnen zunächst von einer privaten Gesellschaft war er zunächst als Personen- und Güterbahnhof geplant. Während der Bauarbeiten gelangte der Bahnhof schließlich in staatliche Hand und wurde am 1. Oktober 1877 eröffnet, zunächst ausschließlich für den Güterverkehr. Der Personenverkehr wurde über den Stettiner Bahnhof (dem heutigen Nordbahnhof) abgewickelt. Ab 1892 wurde dem Alten Nordbahnhof auf Höhe der Bernauer Straße ein kleiner Vorortpersonenbahnhof hinzugefügt, der den Stettiner Bahnhof entlasten sollte. Dieser war nur als Provisorium gedacht und eben so schmucklos und funktionell angelegt wie die ganze Güterbahnhofsanlage.[12]
Zur Jahrhundertwende war die Gegend um den Exerzierplatz bereits dicht bebaut, sodass dieser stark von den Anwohnern - (fast) allesamt Mitglieder des Proletariats - frequentiert wurde. Immer häufiger klagten Anwohner und Polizei gegenüber dem Polizeipräsidium über untragbare Zustände auf dem Gelände, zu dem jederman Zutritt hatte. Der Plan des Militärs, den Exer mit einer Mauer einzufrieden, scheiterte jedoch, da die Stadt die Kosten für deren Bau nicht übernehmen wollte. Nachdem die Klagen aber kein Ende fanden, erklärte sich 1910 das Kriegsministerium bereit, einen Teil des Exerzierplatzes zu veräußern. An der Immobilie hatten zwei Parteien Interesse: Einerseits die Preußische Staatseisenbahn, die das Gelände des Alten Nordbahnhofs erweitern wollte, andererseits die Kirche, die das Fürsorgehaus „Erich-Frommel-Heim“ von der Schönhauser Allee gen Westen erweitern wollte. Letztendlich kaufte nach Zustimmung der Stadtverordneten im Juni 1911 der Berliner Magistrat 1912 den östlichen Teil des Exerzierplatzes für 6,5 Millionen Mark vom Militärfiskus, wo ein Spiel- und Sportpark angelegt werden sollte. Den Auftrag zur Planung erhielt der städtische Gartendirektor Albert Brodersen[13]. Die Nutzung des “Exers” als Sport- und Spielstätte war fortdauernd, nur während der beiden Kriege wurde das Gelände vorübergehend auch für militärische Zwecke genutzt. Nach dem Ersten Weltkrieg siedelten sich außerdem Kleinkolonien und Baracken an, die das Erscheinungsbild des Geländes bis nach dem Zweiten Weltkrieg prägten. Im Jahre 1951 wurde anlässlich der III. Weltjugendfestspiele in nur wenigen Monaten der neue Berliner Sportpark samt „Stadion Einsame Pappel“ nach den Plänen des Architekten Rudolf Ortner errichtet. An der westlichen Rückseite des Stadions, an der eine aus Trümmerbergen aufgeschüttete Böschung das Gelände einfasste, verlief jedoch die Staatsgrenze.
Der Sportpark lag auf dem Staatsgebiet der DDR und so war sein Bau Teil des Nationalen Aufbauwerks. „Aufbaubrigaden“ der FDJ und „freiwillige“ Arbeitskräfte beteiligten sich an „Aufbausonntagen“ an den umfangreichen Aufräumarbeiten, die u. a. die Beseitigung von Kriegstrümmern beinhalteten. Anlässlich des 100. Todestags von Friedrich Ludwig Jahn erhielt der Sportpark 1952 seinen heutigen Namen und in den Jahren 1986 und 1987 wurde das Stadion komplett saniert[14].
Alter Nordbahnhof
Im westlichen Teil des heutigen Mauerparks lag im 19. und 20. Jahrhundert der Nordbahnhof, einer der zahlreichen Berliner Kopfbahnhöfe. Auf dem historischen Stadtplan kann man erkennen, wie die Bahntrasse von Norden kommend geradlinig über die Ringbahn und Gleimstraße hinaus bis zur Bernauer Straße vorstieß. Hier endete die Berliner Nordbahn, die seit 1877/78 Stralsund mit Berlin verband. Der Bahnhof wurde fast ausschließlich für den Güterverkehr genutzt. Nur von 1892 bis 1898 gab es dort Personenverkehr, für den ein kleines Empfangsgebäude an der Bernauer Straße am heutigen Südeingang des Mauerparks gegenüber der Einmündung der Schwedter und Oderberger Straße entstand. Die Personenabfertigung am Alten Nordbahnhof, der 1950 mit der Umbenennung des Stettiner Bahnhofs in Nordbahnhof nun den Namen Güterbahnhof Eberswalder Straße erhielt, wurde 1952 eingestellt. Als Güterumschlagplatz wurde er noch bis in die 1970er Jahre genutzt, 1985 aber von der Reichsbahn stillgelegt[15].
Todesstreifen
Das Bahnhofsgelände lag genau an der Grenze zwischen den 1920 eingerichteten Verwaltungsbezirken Wedding und Prenzlauer Berg. Während der Bezirk Wedding nach 1945 dem französischen Sektor zugeordnet wurde, kam Prenzlauer Berg zum sowjetischen Sektor. Die Schließung der innerstädtischen Grenze am 13. August 1961 (Bau der Berliner Mauer) trennte das Bahnhofsgelände, das gerade eben noch auf Weddinger Gebiet lag, von der an ihm entlang führenden Schwedter Straße, der eigentlichen Sektorengrenze, und der Böschung zum höhergelegenen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Südlich des ehemaligen Empfangsgebäudes verlief die Grenze über die (nun gesperrte) Kreuzung Eberswalder/Oderberger/Schwedter/Bernauer Straße hinweg, um nach Westen abzuknicken und sich auf der südlichen Straßenseite der Bernauer Straße fortzusetzen. An der genannten Straßenkreuzung stand auf West-Berliner Gebiet eine der bekannten Aussichtsplattformen, die einen Blick über die Mauer nach Ost-Berlin ermöglichten.
Aufgrund des Höhenunterschieds zwischen Sportpark und ehemaligem Bahnhofsgelände bestand für die DDR-Grenztruppen über 20 Jahre lang eine schwierige Situation: der Grenzstreifen befand sich sozusagen in einer schiefen Ebene an der steilen Böschung unterhalb des Jahnstadions, während das ebene Bahnhofsgelände bereits zu West-Berlin gehörte. Durch einen Gebietsaustausch 1988 erwarb Ost-Berlin die östliche Hälfte des Bahnhofsgeländes, die Sektorengrenze wurde auf rund einem Kilometer Länge um 50 Meter Richtung Westen verschoben[16]. Von der Grenzanlage sind heute noch ca. 300 laufende Meter der ehemaligen Hinterlandmauer erhalten.
Anfänge des Mauerparks
Nach der Grenzöffnung und der Wiedervereinigung Berlins 1989/90 wurde der Mauerstreifen an der Schwedter Straße schnell als öffentliche Grünfläche genutzt. Im Sommer 1990 standen noch Wachtürme der Grenztruppen auf der Böschung, während die Wiese daneben bereits von den Anwohnern genutzt wurde.
Das zu Wendezeiten entstandene Projekt eines „Mauerparks“, also eines grünen Bandes auf dem ehemaligen Grenzstreifen quer durch das wiedervereinigte Berlin, gewann Anhänger in der Bevölkerung. Nachdem die Allianz Umweltstiftung einen Betrag von 4,5 Millionen DM zur Gestaltung des neuen Parks zugesagt hatte, beschloss das Land Berlin am 23. Juni 1992 das im damaligen Bezirk Prenzlauer Berg gelegene 7,1 Hektar große Teilstück des ehemaligen Güterbahnhofgeländes als Park umzubauen. Mit der Planung wurde der Hamburger Landschaftsarchitekt Gustav Lange beauftragt. Die Bauarbeiten für diesen Parkteil wurden 1994 abgeschlossen. Der im damaligen Bezirk Wedding liegende Geländestreifen wurde nicht in die Umgestaltung mit einbezogen. Dieses Gelände gehörte damals über das Bundeseisenbahnvermögen der Bundesrepublik Deutschland. Der Besitz ging 2001 auf die zur Vermarktung des Bundeseisenbahnvermögens gegründete Immobiliengesellschaft Vivico über. Es wird von Mietern als Baustofflager und seit 2004 auch als Trödelmarkt genutzt. Zum Mauerpark gehören somit die östliche Hälfte des ehemaligen Gleisfelds sowie der steile Hang unterhalb des Stadions. Im Jahr 2005 wurde ein etwa zwei Hektar großes Teilstück nördlich der Gleimstraße, gelegen um den Kinderbauernhof „Moritzhof“ am Ende der Kopenhagener Straße herum, dem Mauerpark angeschlossen.
Der Mauerpark wurde zur viel genutzten Parkanlage. Insbesondere im Sommer ist der Park ein stark genutzter Treffpunkt vor allem junger Menschen und ein beliebter Ort für Boulespieler, Freizeitkicker, Basketballer, Jongleure und Freizeitmusiker. Die erhaltene ehemalige Hinterlandmauer am Jahnstadion ist eine Übungsfläche für Graffitikünstler. Der Mauerpark ist im Sommer auch nachts besucht, jedoch fast völlig unbeleuchtet.
Seit den 1990er Jahren finden im Mauerpark jährlich am Abend des 30. April Feiern zur Walpurgisnacht mit Lagerfeuern und künstlerischen Darbietungen statt. Am Rande dieser Veranstaltung kam es in den letzten Jahren wiederholt zu gewalttätigen Ausschreitungen, die von vielen als Auftakt der Maikrawalle angesehen werden.
Am Falkplatz, nördlich an das Jahnstadion und östlich an den Mauerpark angrenzend, entstand im Rahmen der Berliner Bewerbung um die Olympischen Spiele 2000 eine Großsporthalle, die Max-Schmeling-Halle, Austragungsort zahlreicher Veranstaltungen sowie bis September 2008 der Heimspiele des Basketball-Bundesligisten ALBA Berlin.
Die Teilung des Mauerparks durch den Gleimtunnel
Der während der Teilung Berlins verschlossene denkmalgeschützte Gleimtunnel, der die Gleimstraße unter ehemaligen Eisenbahnbrücken der Nordbahn hindurchführt, wurde nach der Wende wiedereröffnet und stellt heute eine von vier Verbindungen zwischen Gesundbrunnen und Prenzlauer Berg dar. Er teilt den Mauerpark in eine Nord- und eine Südfläche.
Die Überquerung der bestehenden der Deutschen Bahn gehörenden Eisenbahnbrücken durch die Parkbesucher war bis 2008 vom Bezirksamt Pankow durch Absperrungen unterbunden. Als Grund nannte die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eine geplante Eigentumsübernahme und die Klärung finanzieller Folgen als Voraussetzungen für die Umsetzung eines Weges über den Gleimtunnel.
Durch maßgeblichen Druck des Vereins Freunde des Mauerparks e. V. konnte eine Öffnung des gesperrten Weges erreicht werden. Im Jahr 2008 wurde ein schmaler, eingezäunter Streifen, der über die breite, von Wildwuchs überwucherte ehemalige Bahnbrücke führt, freigegeben. Besucher des Mauerparks können seit dem beide Teile des Mauerparks wieder auf direktem Weg erreichen.[17]
Erweiterung
Die Finanzmittel der Allianz-Umweltstiftung waren an die Bedingung geknüpft, dass bis zum Jahr 2010 ein mindestens zehn Hektar großer Park entsteht. Andernfalls muss das Land Berlin das Geld zurückzahlen. Grundsätzlich käme für eine Erweiterung nur die dem Immobilienunternehmen Vivico gehörende sechs Hektar große Fläche in Frage, die heute durch Gewerbebetriebe genutzt wird und im Erstkonzept einmal als westlicher Teil des Mauerparks vorgesehen war. Das Areal müsste das Land Berlin von Vivico kaufen. Da auf Grund der finanziellen Situation des Landes dieses nicht zu einem Grundstückskauf bereit war, einigten sich beide Parteien auf einen Kompromiss: Das Land würde eine zwei Hektar große Fläche kostenfrei von Vivico erhalten, auf den anderen vier Hektar erhielte Vivico Baurecht. Dafür sollte im Jahr 2004 der bis dahin gültige Flächennutzungsplan aus dem Jahr 1994, der die gesamte Fläche als Park auswies, entsprechend geändert werden. Die Wohngebäude hätten dabei eine deutlich höhere Traufhöhe als die in der Umgebung. Dies stieß auf erheblichen Protest vieler Anwohner, die die Umsetzung der ursprünglichen Pläne forderten. Um diesen Konflikt zu lösen, wurde im April 2005 ein Moderationsverfahren eröffnet, das später abgebrochen wurde. Diverse Bürgerinitiativen aus der Umgebung setzen sich für eine Fertigstellung des Parks nach den ursprünglichen Plänen ein und es fanden Demonstrationen für die Fertigstellung des Parks statt.
Nach erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen Bürgerinitiativen und dem Baustadtrat von Berlin-Mitte wurde vom Stadtentwicklungsausschuss Berlin-Mitte am 27. Januar 2010 in einer Beschlussempfehlung als Kompromisslösung eine Bebauung des Geländes durch Vivico nur noch auf dem Areal nördlich des Gleimtunnels sowie am Südende des Parks vorgeschlagen.[18] Ob der zur Erschließung der neuen Fläche im Norden des Mauerparks diskutierte Abriss einer Hälfte des denkmalgeschützten Gleimtunnels umgesetzt wird, lässt die Beschlussempfehlung offen.[19][20]
Um die weitere Ausgestaltung der im B-Plan-Entwurf 1–64[21] vorgesehenen 5,8 Hektar Parkfläche zu konkretisieren, wurde die Bürgerwerkstatt Mauerpark[22] von der Grün Berlin GmbH ins Leben gerufen. Für die Gestaltung der Baufelder wurde in einem separaten Verfahren ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt.
Die Bürgerwerkstatt führte Mitglieder aus Prenzlauer Berg und Wedding zusammen, die von den jeweiligen Bürgervereinen und -initiativen entsandt wurden oder als Bürger ein besonderes Interesse an der weiteren Entwicklung des Mauerparks haben. Das Bürgergremium konstituierte sich am 15. September 2010 und erarbeitete zum einen die Leitidee „Mauerpark: Frei-Raum der Begegnung – kulturelle Vielfalt für Berlin“ und zum anderen Eckpunkte zur weiteren Fertigstellung des Mauerparks. Die Bürgerwerkstatt hatte erreicht, dass vier ihrer Mitglieder als Delegierte am Städtebaulichen Wettbewerb teilnehmen konnten. So sollte sichergestellt werden, dass eine im Kompromissansatz vorgesehene Randbebauung, die im Gegenzug gegen die Freigabe von 5,8 ha Freifläche zugestanden worden wäre, parkverträglich bleiben würde. Die Architekten-Entwürfe zeigten aber nach Ansicht der Bürgerwerkstatt eine zu massive Bebauung, so dass die Delegierten dieses Ergebnis nicht mittragen wollten. Die gemeinsame Linie der Fraktionen von SPD und Grünen der BVV Mitte, den Kompromiss „Baurecht gegen Freifläche“ im Bebauungsplan umzusetzen, war damit gescheitert. Das Bebauungsplanverfahren ist derzeit eingestellt.[23]
Radfernwege
Durch den Mauerpark verlaufen zwei Radwege: der Berliner Mauerweg und der Radfernweg Berlin-Usedom. Letzterer verläuft entlang der Schwedter Straße, führt dabei durch den Mauerpark und dann auf den Schwedter Steg, von dem man eine gute Aussicht auf das Nordkreuz der Berliner Eisenbahn hat.
Die vom Berliner Senat vorgesehene Asphaltierung der bisher gepflasterten Schwedter Straße im Bereich des Mauerparks stieß auf den Widerstand einiger Anwohner, die die Auffassung vertreten, dass damit der Charakter des Parks gestört würde und die Geschichte der Straße als Postenstraße weniger sichtbar wäre. Die Anwohner argumentierten, dass der Radfernweg auf einem separaten Weg geführt werden soll. Die von ihnen vorgeschlagene Wegführung bedeutet allerdings einen Umweg und eine abgeknickte Wegführung für die Fernradfahrer.[24] Zudem wird diesen Plänen zufolge der Fernradweg zwischen einem Spielplatz und dem Eingang zum Kinderbauernhof Moritzhof geführt, wodurch es zur Gefährdung dort spielender Kinder kommen kann. Der ADFC Berlin argumentiert zudem, dass die Teil-Asphaltierung der Schwedter Straße eine wichtige Voraussetzung zum Funktionieren des Radfernwegs als touristische Attraktion sei.
Im Mai 2005 wurden im Vorfeld einer Abstimmung in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow innerhalb von drei Tagen 1.000 Unterschriften für eine Asphaltierung gesammelt. Die BVV entschied sich trotzdem mit den Stimmen von PDS und CDU für den Erhalt des Pflasters. Die endgültige Entscheidung über die Ausführung liegt nunmehr bei der Stadtentwicklungssenatorin.
Planung eines Mischwasser-Sammelkanals
Im Rahmen der 4. Bürgerwerkstatt zur Fertigstellung des Mauerparks erläuterten Vertreter der Berliner Wasserbetriebe und der zuständigen Verwaltungsabteilungen ein großangelegtes, bezirksübergreifendes Projekt zur Verbesserung der Gewässerqualität. Da im Berliner Innenstadtbereich das Regenwasser zusammen mit dem Schmutzwasser zu den Kläranlagen geführt wird, kommt es in den Sommermonaten bei Starkregen zum Überlauf von Schmutzwasser in die offenen Flüsse und Seen und damit häufig zur Vernichtung von Fischbeständen und Unterwasserflora.
Aus diesem Grund wird für die Renaturierung der Panke im Bereich des Mauerparks ein Sammelkanal in 8 Meter Tiefe geplant. Für die Lage des Speichers wurden vier Varianten vorgestellt:
- Unterhalb der Pflasterstraße im Mauerpark als kürzeste, geradlinige Variante
- Entlang des Zaunes am westlichen Rand des Mauerparks unter dem jetzigen Vivico-Gelände mit zweimal abknickendem Verlauf
- Am westlichen Rand des Vivico-Geländes mit ebenfalls abknickendem, längerem Verlauf
- Östlich des Stadions unterhalb der Stadionzufahrt und unter dem Falkplatz
Die Planung und Entscheidung für eine der Varianten wird auch in Abhängigkeit von der Fertigstellung des Mauerparks gesehen und voraussichtlich in den Jahren 2011/ 2012 erfolgen. Der Bau der Sammelröhre soll spätestens bis zum Jahr 2015 abgeschlossen sein.[25]
Film
Im Dokumentarfilm Mauerpark[26] begleitete der Regisseur Dennis Karsten den Park und seine Nutzer über ein ganzes Jahr (2009) hinweg. Er zeigt ein vielfältiges Porträt des Parks. Der Film beobachtet die unterschiedlichen Dimensionen des Parks. Zu Wort kommen Dr. Motte und Wladimir Kaminer, aber auch Schraubermicha, Joe Hatchiban und Ginger Brown.[27]
In der Berliner Tatort-Folge Mauerpark (Regie und Drehbuch: Heiko Schier) aus dem Jahr 2011 liegt der Tatort eines Mordes im Mauerpark.
Weblinks
Commons: Mauerpark – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Nadja Klinger Zwischen Wedding und Prenzlauer Berg – Zukunft des Mauerparks: Bürgerbeteiligung verheddert sich. In: Tagesspiegel, 10. März 2011
- Park der Mauern. Auf dem früheren Todesstreifen liegt Berlins bunteste Grünfläche – doch es gibt Streit um die Zukunft. In: Berliner Zeitung, 13. Juni 2009
- Dirk Hagen: Die Fertigstellung ist keine Geldfrage. In: taz, 25. November 2006, Interview mit Gustav Lange
- Dirk Hagen: Das ist unser Park! In: taz, 19. August 2006
- Werner Kurzlechner: Über die künftige Bebauung des Mauerparks. In: Tagesspiegel, 6. März 2010
- Website der Freunde des Mauerparks
Einzelnachweise
- ↑ Alexander Haeder, Ulrich Wüst: Prenzlauer Berg. Besichtigung einer Legende; Q Edition, 1994; S. 60
- ↑ http://berlin.kauperts.de/Strassen/Schoenhauser-Allee-10119-10435-10437-10439-Berlin
- ↑ Alexander Haeder, Ulrich Wüst: Prenzlauer Berg. Besichtigung einer Legende; Q Edition, 1994; S. 60
- ↑ http://berlin.kauperts.de/Strassen/Schwedter-Strasse-10119-10435-10437-Berlin
- ↑ Alexander Haeder, Ulrich Wüst: Prenzlauer Berg. Besichtigung einer Legende; Q Edition, 1994; S. 53
- ↑ Escher, Felix: Berlin und sein Umland. Zur Genese der Berliner Stadtlandschaft bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts; Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 47; Publikationen der Sektion für Geschichte Berlins, Bd. 1, Berlin 1985; S. 161
- ↑ Meier-Welcker, Hans: Seeckt; Bernard U. Graefe Verlag, Frankfurt 1967, S. 519
- ↑ Petra Gubitzsch: Prenzlauer Berg. Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke; Stapp, Berlin 1995; S. 93
- ↑ o. A.: Der Kaiser besuchte ... In: Berliner Tageblatt. (Abend-Ausgabe) 2. März 1907, S. 4 via: Digitales Wörterbuch der Deutschen Sprache. dwds.de
- ↑ o. A., unter “Mitteilungen” in: Zeitschrift Für Pädagogische Psychologie und Experimentelle Pädagogik, Jg. 7, 1905; H. Walter, Berlin 1905; S. 168
- ↑ http://www.luise-berlin.de/kalender/tag/jul25.htm
- ↑ Architekten- und Ingenieursverein Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Nachdruck der Ausgabe von 1896. Bd.1; Ernst, Berlin 1988, S. 275, 276.
- ↑ K. Grosinski: Vom “Exer” zum Spiel- und Sportplatz; Falkblatt 16, Juni 2004, S. 11.
- ↑ Marcus Schulte: Vom Exerzierplatz zur modernen Sportstätte; unter “Dokumente des Monats” der Deutschen Rundfunkanstalt http://www.dra.de/online/dokument/2006/august.html
- ↑ http://www.luise-berlin.de/lexikon/mitte/g/gueterbahnhof_eberswalder_strasse_bernauer_strasse.htm
- ↑ o. A.: Honecker 2 x klingeln; in. Der Spiegel, 13/1988; S. 91
- ↑ Christian van Lessen: Brückenschlag im Mauerpark. In: Tagesspiegel, 12. August 2008
- ↑ Uwe Rada, Gereon Asmuth: Durchbruch am Mauerpark. In: taz, 28. Januar 2010
- ↑ Uwe Aulich: Mitte sucht neue Lösung zum Mauerpark. In: Berliner Zeitung, 8. Dezember 2009
- ↑ Mauerpark – mit Grün verbinden – statt durch Bebauung trennen. (PDF) Beschlussempfehlung des Ausschusses Stadtentwicklung der BVV Mitte von Berlin, Stand vom 16. Februar 2009
- ↑ Aufstellung des Bebauungsplans 1-64. (PDF) Drucksache der BVV Mitte von Berlin 11. Mai 2010
- ↑ Bürgerwerkstatt Mauerpark. Zusammenfassung von Rainer Krüger, Initiative Kieze im Dialog
- ↑ Uwe Aulich: Mauerpark-Pläne vor dem Aus. In: Berliner Zeitung, 19. März 2011
- ↑ Bahn frei für den Mauerpark, Freunde des Mauerparks e. V.
- ↑ Speicherbecken unter dem Mauerpark geplant. Freunde des Mauerparks e. V.
- ↑ Mauerpark, der Film, Website zum Film
- ↑ Hadija Haruna: Der grüne Magnet. In: Tagesspiegel, 18. April 2011
52.54361111111113.403333333333Koordinaten: 52° 32′ 37″ N, 13° 24′ 12″ OKategorien:- Parkanlage in Berlin
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