- Berufsförderungsinstitut
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Das Berufsförderungsinstitut (bfi) ist die größte Bildungseinrichtung der österreichischen Arbeitnehmervertretung und wird von der Kammer für Arbeiter und Angestellte und dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) getragen. Die Bildungsangebote umfassen einerseits die fachliche Aus- und Fortbildung von Arbeitnehmern, andererseits Bildungs- und Umschulungsprogramme für Arbeitslose und -suchende. Das bfi ist in allen österreichischen Bundesländern flächendeckend mit Niederlassungen vertreten, wobei das Angebot in Vorarlberg über das Bildungscenter der Arbeiterkammer (AK) Vorarlberg abgewickelt wird. Seit 1997 führt das bfi auch Lehrgänge zur Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung in Österreich durch. Seit 2005 besteht zudem die Möglichkeit sogenannter Bildungsdarlehen zur kurzfristigen Finanzierung der Kursgebühren.[1]
Das bfi verzeichnet jährlich rund 20.000 durchgeführte Bildungsveranstaltungen (mit fast 2,8 Millionen Lehreinheiten im Jahr 2010). Die über 230.000 Teilnehmer bilden die Geschlechterstruktur Österreichs ab (51% weiblich, 49% männlich). Die wichtigsten Fachbereiche: Zweiter Bildungsweg (21 % der Teilnahmen), Sprachen (17 %),Technik, Verarbeitung und Transport (13 % der Teilnahmen), EDV (9 %).[2]
Inhaltsverzeichnis
bfi Österreich
Das Berufsförderungsinstitut wurde im Dezember 1959 auf Initiative des ÖGB und der Arbeiterkammer in Wien gegründet. Ab 1960 erfolgte die Ausdehnung der Tätigkeit auf das gesamte Bundesgebiet, beginnend mit der Einrichtung von Landesstellen in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark. Als eine der ersten Einrichtungen in Österreich hat das bfi die Bedeutung der elektronischen Datenverarbeitung (EDV) erkannt. Im Angebot fanden sich Einführungskurse und Schulungen für das Lochkartensystem, die bald durch Programmierkurse ergänzt wurden. Auch methodisch wurden neue Wege beschritten, wie die Jubiläumsschrift „50 Jahre Berufsförderungsinstitut“ (2009) beschreibt: 1961 wurde die Fernschule des bfi eingerichtet, die Bildungswilligen unabhängig von Zeit und Ort ein breites Angebot eröffnete. Bereits zwei Jahre später gab es 25 Briefschulen in verschiedenen Sparten. 1964 wurden durch die Beigabe von Schallplatten auch Sprachkurse in Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch möglich. 1972 war das Berufsförderungsinstitut maßgeblich an der Gründung der Konferenz der Erwachsenenbildung Österreichs beteiligt. Die Führungskräftetrainings erfuhren eine starke Aufwertung, und 1976 überzeugte das bfi in Oberösterreich mit der ersten Ausbildung für Werbedesign einmal mehr mit Innovationskraft. In den 1980er-Jahren wurde ein Umstrukturierungsprozess eingeleitet, der 1991 in der Etablierung föderaler Strukturen und Gründung des bfi Österreich als Dachverband mündete. Das bfi Österreich ist als Verein eingetragen und dient den Landesvereinen als Service- und Koordinationsstelle. Kurse und sonstige Bildungsveranstaltungen werden von den operativen Landesvereinen angeboten, das bfi Österreich übernimmt dabei in länderübergreifenden Schulungsfragen eine Vermittlerrolle.
bfi Wien
Das bfi Wien existiert seit 5. Dezember 1990 als autonomer, gemeinnütziger Landesverein. Die Leistungen des bfi Wien werden von bis zu 45.000 Teilnehmern pro Jahr in Anspruch genommen. Etwa 600 angestellte und 1300 freiberufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jährlich mit der Organisation und Durchführung von 3600 Schulungsmaßnahmen sowie 40.000 Beratungen beschäftigt. Das bfi Wien ist europaweit als Partner mit Internationalen Bildungsprojekten und Organisationen unterschiedlicher Branchen vernetzt.
An 20 Standorten in ganz Wien werden zahlreiche Möglichkeiten für die persönliche und fachliche Weiterentwicklung geboten. Die Trainer aus unterschiedlichen Branchen vermitteln entsprechend den hohen Qualitätsstandards praxisbezogene Kompetenzen von Sprachen und EDV über BWL, Technik, Kommunikation und Management bis hin zu medizinischem Know-how. Zielgruppen sind Berufstätige und Unternehmen wie auch Arbeitssuchende, die für neue Perspektiven, ihren Um- und Wiedereinstieg das geforderte Wissen und die passenden Abschlüsse (Zertifikate) benötigen. Das bfi Wien arbeitet eng mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) zusammen, für das zahlreiche Schulungsmaßnahmen übernommen werden.
Fünf Tochterunternehmen ergänzen das Angebot des bfi Wien sinnvoll:
- Die Schulen des bfi Wien[3]: Eine Handelsschule und eine Handelsakademie, die jeweils auch eine berufsbegleitende Variante (Abendschule) unter Einbeziehung von Fernunterricht-Modulen umfassen, sowie die Schule für EDV in Wien-Margareten. Diese vermittelt als letzte einjährige öffentliche berufsbildende mittlere Schule in Österreich in zwei Klassen Informatik-Kenntnisse mit dem Hauptfach „Informatik iSeries“, die als Berufsvorbereitung für den direkten Einstieg in die Wirtschaft dienen. Die Schule für EDV schließt mit einem staatlichen Zeugnis ab und bietet die Möglichkeit, internationale Zertifizierung (IBM, SAP, Cisco) zu erlangen. Die Schule für EDV ist Mitglied der IBM Academic Initiative.
- Die Technisch-Gewerbliche Abendschule des bfi Wien bietet u.a. Werkmeisterausbildungen, Speziallehrgänge sowie Zusatzkurse für die Berufsreifeprüfung.
- Die Fachhochschule des bfi Wien entstand aus dem im Wintersemester 1996/97 erstmals angebotenen Diplomstudiengang „Europäische Wirtschaft und Unternehmensführung“. Die Ergänzung durch weitere Studiengänge („Bank- und Finanzwirtschaft“ sowie „Projektmanagement und Informationstechnik“) führten im April 2002 zur Akkreditierung als FH. Ab 2003 startete das postgraduale Angebot, und 2004/05 wurde – erstmals in Österreich – an der FH des bfi Wien ein Lehrgang zur beruflichen Weiterbildung (nach §14a Fachhochschul-Studiengesetz) angeboten, unter dem Titel „Akademischer Rechnungshofprüfer“.
- Die Jobbörse work4me bezeichnet „die Identifizierung, Selektion und Vermittlung von Fach- und Führungskräften“ als ihr Kerngeschäft.
- Die Job-Transfair GmbH wurde im Mai 2001 gegründet und hilft Menschen beim (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt. Für die Dauer einer Trainee-Phase und bis zu weitere zwölf Monate werden Arbeitnehmer angestellt und an Partnerbetriebe vermittelt. Am Ende soll eine Fixübernahme durch den externen Auftraggeber stehen.
Seit 1996 ist das bfi Wien als eines der ersten Bildungsinstitute mit ISO 9001 zertifiziert. Geschäftsführer des bfi Wien sind seit Anfang 2011 Franz-Josef Lackinger und Valerie Höllinger (stv.), welche die kaufmännischen Agenden verantwortet.
bfi Oberösterreich
Das am 14. Oktober 1960 von der Arbeiterkammer Oberösterreich und dem ÖGB gegründete bfi Oberösterreich ist das führende Unternehmen für den Zweiten Bildungsweg und die berufliche Qualifikation in Oberösterreich. Anspruch und Auftrag des bfi Oberösterreich ist es, möglichst viele Menschen bei der Entwicklung und Nutzung ihrer beruflichen und gesellschaftlichen Chancen zu unterstützen, zu fördern und zu begleiten. Neben der Höherqualifizierung im zweiten Bildungsweg sind dem bfi Oberösterreich die Fachkräfteausbildung sowie Gesundheits- und Sozialausbildungen besonders wichtig. Das bfi Oberösterreich hat sich auch als Ausbildungszentrum für Menschen mit Migrationshintergrund etabliert.
Im Jahr 2010 haben 56.300 Menschen Kurse beim bfi Oberösterreich besucht, der Umsatz betrug 52 Millionen Euro. Nie zuvor in seiner 50-jährigen Geschichte hat der größte Erwachsenenbildner Oberösterreichs mehr Geld bewegt. 53,5 Prozent der Kursteilnehmer sind weiblich und rund ein Drittel ist zwischen 20 und 29 Jahre alt. Insgesamt haben am bfi Oberösterreich 1.400 Trainer in 4.925 Kursen unterrichtet.
Das bfi Oberösterreich ist mit Standorten in folgenden 22 oberösterreichischen Gemeinden vertreten:
- Region Innviertel: Braunau am Inn, Mattighofen, Ried im Innkreis, Schärding
- Region Linz/Mühlviertel: Freistadt, Haslach, Linz, Perg, Rohrbach in Oberösterreich, Traun
- Region Salzkammergut: Attnang-Puchheim, Bad Goisern am Hallstättersee, Bad Ischl, Gmunden, Mondsee, Vöcklabruck
- Region Steyr: Steyr
- Region Wels: Eferding, Grieskirchen, Gunskirchen, Kirchdorf an der Krems, Wels
Einmal jährlich erscheint das Kursbuch des bfi Oberösterreich mit Ausbildungsangeboten aus allen Lebensbereichen – von Technik über Wirtschaft und Sprachen bis hin zu EDV und Persönlichkeitsbildung. Folgende vier Schwerpunkte werden besonders forciert:
- Facharbeiterausbildung: Das bfi Oberösterreich, größter Lehrlingsausbildner in Oberösterreich, sorgt mit eigenen Ausbildungszentren und Produktionsschulen für eine bedarfsgerechte Ausbildung.
- Zweiter Bildungsweg: Das bfi Oberösterreich begleitet Bildungshungrige vom Hauptschulabschluss über die Lehre mit Matura bis zur Berufsreifeprüfung und zum Hochschulabschluss (Kooperation mit der Hamburger Fern-Hochschule).
- Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund: In diesem Geschäftsfeld werden Sprach- und Qualifizierungsmaßnahmen mit intensiver sozialer und fachlicher Begleitung durchgeführt.
- Sozial- und Gesundheitsausbildungen: Seit 2008 wird vom bfi Oberösterreich ein eigenes Kursbuch für Sozial- und Gesundheitsausbildungen aufgelegt.
Über den Bereich der frei buchbaren Kurse hinaus setzt das bfi Oberösterreich zahlreiche Projekte und Kurse im Auftrag öffentlicher Auftraggeber um. Etwa zwei Drittel des Kursumsatzes stammen aus Aufträgen der öffentlichen Hand, ein Drittel wird aus dem freien Kursverkauf erwirtschaftet. Geschäftsführer des bfi Oberösterreich sind Othmar Friedl und Christoph Jungwirth.
Literatur
- Sabine Lichtenberger/Michael Sturm: 50 Jahre Berufsförderungsinstitut. ÖGB Verlag, Wien 2009, ISBN 978-3-7035-1398-5.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Arbeit & Wirtschaft, Schwerpunkt Großes Bildungssparen
- ↑ bfi Österreich, Kennzahlen Zahlen für das Bildungsjahr 2010
- ↑ Auflistung der bfi-Schulen
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