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Berwartstein Burg Berwartstein aus Süden (von Klein-Frankreich aus)
Alternativname(n): Bärbelstein, Bärwelstein Entstehungszeit: vor 1152 Burgentyp: Felsenburg Erhaltungszustand: Erhalten oder wesentliche Teile erhalten Geographische Lage 49° 6′ 30″ N, 7° 51′ 46″ O49.1083333333337.8627777777778280Koordinaten: 49° 6′ 30″ N, 7° 51′ 46″ O Höhe: 280 m ü. NN Der Berwartstein, auch (hochdeutsch) Bärbelstein oder (pfälzisch) Bärwelstein genannt, ist eine Burg im Wasgau, dem südlichen Teil des Pfälzerwaldes, im Bundesland Rheinland-Pfalz. Er ist die einzige Burg des Wasgaus, die nach ihrer Zerstörung wieder aufgebaut wurde und noch heute bewohnt ist.
Zum Berwartstein gehörte früher auch die nahegelegene Vorburg Klein-Frankreich.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Der Berwartstein liegt in etwa 280 m Höhe auf einer Bergkuppe oberhalb der Ortsgemeinde Erlenbach bei Dahn. Das Seitental, das er beherrscht und durch welches der Erlenbach fließt, mündet ca. 3 km südlich zwischen Dahn und Wissembourg (deutsch Weißenburg) von links ins Tal des Flüsschens Lauter, das hier am Oberlauf noch Wieslauter heißt.
In der Nähe des Berwartsteins gibt es weitere geschichtsträchtige Burgen: Der Drachenfels liegt nur 3 km, die Burgengruppe Altdahn–Grafendahn–Tanstein etwa 5 km nordwestlich. Die Burg Lindelbrunn findet sich etwa 6 km nordöstlich, und die vierfache Burgengruppe an der deutsch-französischen Grenze mit Wegelnburg (deutsch) sowie Hohenburg, Löwenstein und Fleckenstein (alle auf französischer Seite) im Südwesten ist 10 km entfernt.
Burganlage
Felsenburg
Wegen seiner zahlreichen Felsen und Burgen führt der südwestliche Teil des Wasgaus, dessen Zentrum die Kleinstadt Dahn bildet, den Namen Dahner Felsenland. Wie viele andere Burgen der Gegend ist auch der Berwartstein eine weitgehend in den gewachsenen Sandstein gehauene Felsenburg. Daneben gelten noch der Drachenfels und die Dahner Burgengruppe als Hauptvertreter dieses Burgentyps, bei dem Treppen, Gänge und Kammern aus dem Fels gemeißelt sind. Beim Berwartstein gruppieren sich diese Räume zu einem komplexen Höhlensystem, das den großen Felsen der Oberburg durchzieht.
Obwohl sich der Berwartstein gegenüber seinen Nachbarburgen noch mit vollständigen Aufbauten zeigt, stellen diese doch nur eine Ergänzung der eigentlichen Felsenburg dar. Am deutlichsten wird dies im historischen Rittersaal, dessen Südwand aus gewachsenem, altersgrauem Fels besteht. Darin eingehauen ist ein Aufzugsschacht, der den Rittern dazu diente, Speisen und Getränke aus der darüberliegenden Küche heranzuschaffen.
Brunnenschacht
Ein Beispiel für das Können der Baumeister ist der Brunnen der Burg, für den ein 104 m tiefer senkrechter Brunnenschacht mit einem Durchmesser von 2 m bis auf die Talsohle in Handarbeit durch den Fels getrieben wurde. Dieser Schacht, der seinen Durchmesser über die gesamte Tiefe beibehält, garantierte bei Belagerungen die Wasserversorgung und damit die erfolgreiche Verteidigung der Burg.
Gangsystem
Die tiefsten Bereiche im Felsen (mit Ausnahme des Brunnenschachtes) gehören zu einem ausgedehnten System unterirdischer Gänge und Kasematten, welche ebenfalls der Verteidigung des Berwartsteins dienten. Auch die südlich jenseits des Tales gelegene Vorburg Klein-Frankreich war durch einen unterirdischen Gang aus dem Inneren des Burgfelsens heraus erreichbar, ebenso bestand eine unterirdische Verbindung in das am Fuße des Burgberges liegende Dorf Erlenbach.
Aufstiegskamin
Von allen anderen Burgen im Dahner Felsenland unterscheidet sich der Berwartstein durch den in seiner geologischen Beschaffenheit einmaligen Aufstiegskamin an der Südostseite des Burgfelsens, der einst einen leicht zu verteidigenden Zugang darstellte. An dem steil aufragenden, teilweise sogar überhängenden Felsen, der sich über 50 m in die Höhe erhebt, bot diese enge, steile und glatte Naturröhre die einzige Möglichkeit, nach oben zu gelangen.
Aussichtspunkt
Eine Aussichtsplattform unterhalb der Spitze des Hauptturmes ermöglicht einen weiten Blick über den gesamten südwestlichen Wasgau bis ins französische Elsass hinein.
Geschichte
Kaiser, Bischof und Berwartsteiner
Der Berwartstein wurde 1152 erstmals urkundlich erwähnt als Geschenk von Kaiser Friedrich Barbarossa an den damaligen Speyerer Bischof Günther von Henneberg. Deshalb wird angenommen, dass die Burg ursprünglich zu den Befestigungsanlagen der salischen und staufischen Herrscher gehörte, die in Südwestdeutschland ihre Stammlande hatten.
Ab 1201 trat ein nach der Burg benanntes Rittergeschlecht auf, die Herren von Berwartstein. Weil diesen Raubrittertum vorgeworfen wurde, wurde die Burg 1314 durch Truppen der Städte Straßburg und Hagenau belagert, eingenommen und zerstört. Nach dem recht bald erfolgten Wiederaufbau stand die Burg im Eigentum der Berwartsteiner, bis deren Geschlecht im Jahre 1345 ausstarb.
Kloster, Kurfürst und „Hans Trapp“
Über die Herren von Weingarten und die Eckebrechte von Dürkheim kam der Berwartstein 1347 an das dem Benediktinerorden gehörende Kloster Weißenburg. Mehr als hundert Jahre später, 1453, begab sich das Kloster unter den Schutz des Kurfürsten von der Pfalz und räumte ihm das sogenannte Öffnungsrecht ein.
Gegen den Protest des Klosters, das sich weiterhin als Eigentümer sah, übergab dann 1480 Kurfürst Philipp der Aufrichtige die Burg seinem Marschall Hans von Trotha, auch Hans Trott oder Hans Trapp genannt, zu erblichem Lehen. Unter dessen Herrschaft wurde sie weiter befestigt und erwarb sich den Mythos der Uneinnehmbarkeit. 1484 ließ der neue Burgherr auf dem 325 m hohen, südlich gegenüberliegenden Vorsprung des Nestelberges, knapp 300 m Luftlinie entfernt, ein Vorwerk mit einem 15 m starken Turm errichten, das später im Volksmund „Klein-Frankreich“ genannt wurde.
Im folgenden Jahr, als der Kurfürst – wiederum gegen den Protest des Klosters Weißenburg – auch das „Zubehör“ der Burg Hans von Trotha übereignet hatte, ließ dieser die nahe Wieslauter aufstauen und entzog so dem abwärts gelegenen Städtchen Weißenburg das Wasser. Nach Beschwerden des Abtes sorgte er für das Einreißen des Dammes und verursachte in Weißenburg eine gewaltige Überschwemmung. Das Kloster bat daraufhin Papst Innozenz VIII., gegen den Ritter den Kirchenbann zu verhängen, was der Nachfolger Alexander VI. 1499 tat. Um nicht das gleiche Schicksal zu erleiden, musste sich sein bisheriger Gönner, der Kurfürst, von seinem Gefolgsmann lossagen. Schon 1496 war sogar Kaiser Maximilian I. gezwungen gewesen, gegen den Ritter die Reichsacht auszusprechen.
Hans von Trotha kümmerte dies alles bis zu seinem Tode (1503) nicht, und zwei Jahre später wurden die Sanktionen postum aufgehoben. Der Ritter ging unter seinem volkstümlich verballhornten Namen Hans Trapp ins Sagengut der Region ein. Die Ereignisse um die Wasserfehde sind im Rittersaal der Burg bildlich dargestellt. Der Rittersaal wird heute als Restaurant genutzt, ist aber frei zugänglich.
Zerstörung und Teilrestaurierung
1545 erbten die Herren von Fleckenstein die Burg. 1591 brannte sie nach einem Blitzschlag aus und wurde zur Ruine. In den folgenden Jahrhunderten wechselte der Berwartstein mehrfach den Besitzer, bis er 1893 an Theodor von Baginski kam. Dieser ließ ihn wieder ausbauen, so dass er bis heute als Wohnung dient.
Das Vorwerk Klein-Frankreich wurde im 17. Jahrhundert, entweder im Dreißigjährigen Krieg oder im Pfälzischen Erbfolgekrieg, erheblich beschädigt. Mit der Restaurierung der Überreste wurde im Jahr 2005 begonnen.
Literatur
- Alexander Thon (Hrsg.): ... wie eine gebannte, unnahbare Zauberburg. Burgen in der Südpfalz. 2., verb. Auflage. Schnell und Steiner, Regensburg 2005, S. 30–33, ISBN 3-7954-1570-5
- Theo Wadle (Hrsg.): Burg Berwartstein. 13. Auflage, Wannweil 1980
Siehe auch
Weblinks
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