Boeckl

Boeckl

Herbert Boeckl (* 3. Juni 1894 in Klagenfurt; † 20. Jänner 1966 in Wien) war ein österreichischer Maler und einer der Hauptvertreter der österreichischen Moderne.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1912 wurde Boeckl an der Akademie der bildenden Künste in Wien abgelehnt, studierte daraufhin an der Technischen Hochschule und wurde Privatschüler von Adolf Loos. Von 1914 bis 1918 war er Offizier im Ersten Weltkrieg.

Nach dem Krieg begann Boeckl als Autodidakt zu malen. Er ging nach Berlin und Palermo, aber besonders eine Reise nach Paris im Jahr 1923 eröffnete Boeckl die Kunst der Moderne. In den Sommermonaten hielt er sich in Kärnten, u.a. am Klopeiner See, St. Kanzian, auf, wo er dem sogenannten Nötscher Kreis angehörte. 1927 stellte der Künstler in der Wiener Secession aus. Es war dies seine erste große Ausstellung. 1928 bezog er in Wien ein Atelier. Von 1935 bis 1939 war Boeckl Professor für die Allgemeine Malschule an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Er nahm sowohl 1935 in Brüssel als auch 1937 in Paris an der Weltausstellung teil. Seit 1939 leitete Boeckl den sogenannten Abendakt an der Akademie.

Nach dem Krieg war Herbert Boeckl kurzzeitig Rektor der Wiener Akademie. Zu Beginn der 1950er-Jahre reiste er nach Spanien, wo die Begegnung und intensive Beschäftigung mit den romanischen Fresken ab 1952 zur Ausmalung der Engelskapelle im steirischen Stift Seckau, einem seiner Hauptwerke, führt. Auch Aufenthalte in Griechenland (1955) und Ägypten (1959) beeinflussten sein Werk.

1958 war Boeckl für Österreich bei der Weltausstellung in Brüssel und 1959 in Sao Paulo. 1950 und 1964 vertrat er sein Land auf der Biennale in Venedig. Seit 1952 war der Künstler Ehrenmitglied, seit 1960 ordentliches Mitglied der Wiener Secession.

Von 1962 bis 1965 war Boeckl erneut Rektor der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er am 20. Januar 1966 an den Folgen eine Gehirnschlags im Krankenhaus Rudolfinerhaus starb. Boeckl erhielt ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 C, Nummer 30). Ihm zu Ehren wurde in Wien 1977 der Herbert-Boeckl-Weg benannt. 1994 brachte die österreichische Post zum 100. Geburtstag Boeckls eine Sonderbriefmarke heraus.

Auszeichnungen

Leistung

Boeckls Werk lässt sich grob in drei Phasen gliedern:

Die expressionistischen Bilder des Frühwerks mit stark expressiven Stil und pastoser Farbauftragung, daraufhin die Auseinandersetzung mit dem Realismusbegriff anhand von figuralen und landschaftlichen Themen und danach die sich der Gegenstandslosigkeit nähernde Phase nach 1945, die viele seiner Schüler prägte.


Ausschnitt Boeckls Fresko „Errettung Petri aus dem See Genezareth“ (Petrus zeigt eindeutig die Gesichtszüge Lenins)

Sein Schaffen umfasst nahezu alle Gattungen der Malerei, von der mythologischen Historie über Porträt, Stillleben, Akt, Landschaft bis hin zum religiösen Tafelbild.

Besonders wichtig erscheint seine Bedeutung als Vertreter einer erneuerten religiösen modernen Malerei, sowie die Rolle der Farbe in seinen Bildern.

Werke

Ölbilder

    • Liegender Frauenakt (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 2115), 1919, Öl auf Leinwand, 111 x 158 cm
    • Gruppe am Waldrand (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 632), 1920, Öl auf Leinwand
    • Stilleben mit 2 roten Äpfeln (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 656), 1921, Öl auf Leinwand
    • Porträt Josef von Wertheimstein (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 657), 1921, Öl auf Holz
    • Berliner Fabrik (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 518), 1921, Öl auf Leinwand
    • Altberliner Häuser (Wien, Österreichische Galerie), 1922, Öl auf Leinwand
    • Stilleben mit Flasche und Fischen (Wien, Österreichische Galerie), 1922, Öl auf Leinwand
    • Stilleben mit toter Taube (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 523), 1922, Öl auf Leinwand
    • Landstraße (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 517), 1922, Öl auf Leinwand
    • Stift Eberndorf in Kärnten (Wien, Österreichische Galerie), 1922, Öl auf Leinwand
    • Badende am Klopeiner See (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 521), 1922, Öl auf Leinwand
    • Sommerabend am Klopeiner See (Wien, Österreichische Galerie), 1922, Öl auf Leinwand
    • Große sizilianische Landschaft (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 529), 1924, Öl auf Leinwand
    • Stilleben mit Orangen und Krug - Palermo (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 522), 1924, Öl auf Leinwand
    • Familie I (Wien, Leopold Museum, Inv. Nr. 349), 1925, Öl auf Leinwand
    • Gartenlandschaft - Armenhaus durch Bäume (Kunstsammlung des Landes Kärnten), 1927, Öl auf Leinwand, 57 x 70 cm
    • Selbstporträt mit großem Akt (St. Pölten, Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7900), 1934, Öl auf Leinwand
    • Landschaft bei Nappersdorf II (St. Pölten, Niederösterreichisches Landesmuseum, Inv. Nr. 7344), 1951, Öl auf Leinwand
    • Hl. Therese (Wien, Österreichische Galerie, Inv. Nr. 4813), 1952, Öl auf Leinwand, 92 x 73,5 cm

Fresken

    • Maria Saal, „Errettung Petri aus dem See Genezareth“ 1925
    • Seckauer Fresko Engelkapelle, 1952-1960

Besonderheit

Über dem Sakristeiportal des Maria Saaler Domes prangt Herbert Boeckls Fresko „Errettung Petri aus dem See Genezareth“. Der „Kunstskandal“ von damals (Jahr 1925) basiert auf der Tatsache, daß Petrus Lenins Züge trägt. Jahrzehntelang war das Fresko verhängt.

Literatur

  • Herbert Boeckl [Ausstellungskatalog]. Wien: Museum des 20. Jh., 1964
  • Gerbert Frodl: Herbert Boeckl. Mit einem Werkverzeichnis der Gemälde. Salzburg: Residenz, 1976
  • Herbert Boeckl 1894-1966: Gemälde. Graz: Neue Galerie, 1979
  • Herbert Boeckl: Die Apokalypse. Wien: Brandstätter, 1983
  • Herbert Boeckl: Die Bilder und Zeichnungen zur Anatomie. Salzburg: Rupertinum, 1984
  • Herbert Boeckl: Das Spätwerk. Bilder nach 1945. Graz: ADEVA, 1988
  • Herbert Boeckl: Körper und Räume, 1915-1931. Klagenfurt: Ritter, 1989
  • Herbert Boeckl: Die Seckauer Apokalypse. Graz: Styria, 1989
  • Vision & Schicksal. Herbert Boeckls Seckauer Fresken. Graz: ADEVA, 1990
  • Herbert Boeckl [Katalog zur Ausstellung im Kunstforum Wien]. München: Prestel, 1994
  • Herbert Boeckl zum 100. Geburtstag: Aquarelle 1947-1964. Innsbruck: Edition Galerie Meier, 1994
  • Herbert Boeckl 1894-1966. Wien: Österreichische Galerie Belvedere, 2001

Weblinks


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