Abtei Seckau

Abtei Seckau
Abtei Seckau

Die Abtei Seckau (Abtei Unserer Lieben Frau) ist ein Kloster der Benediktiner in Seckau in der Steiermark. Sie ist Mitglied der Beuroner Kongregation.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Widmungsblatt Seckau
Hof der Abtei

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Das Kloster wurde 1140 als Augustiner-Chorherren-Stift von Adalram von Waldegg in St. Marein gegründet und 1142 nach Seckau verlegt.

Die Gründung des Stifts und die Übertragung nach Seckau wird von Papst Innozenz II. auf Ansuchen des Erzbischofs Konrad I. von Salzburg am 12. März 1143 bestätigt. Die Abteikirche, eine romanische Basilika, wurde 1143 bis 1164 erbaut und am 16. September 1164 eingeweiht.

Nach damaliger Gewohnheit der Chorherren dürften diese ein Doppelkloster gegründet haben. Die Chorfrauen dürften spätestens 1150 aus Salzburg gekommen sein (nach einer urkundlichen Erwähnung in einer Schenkungsurkunde des Edlen Burchard von Mureck 1150).

Weiters wurde von Adalrams Frau Richinza von Perg ein Augustiner-Chorfrauen-B.M.V.-Kloster gestiftet. Die „Doppelstiftung“ war an das Chorherren-Kloster angebaut welches jedoch aufgegeben wurde als die letzten beiden Nonnen verstorben waren. Die Gebäude wurden anschließend vom Stift übernommen. Die Gründerfamilie, Adalram von Waldeck und Richinza, traten in der kurz vor 1152 in das Doppelkloster zu Seckau ein. Von Adalram von Waldeck ist das Eintrittsdatum als Konverse in das Chorherrenstift mit 25. Februar 1147 bekannt. Die letzte urkundliche Erwähnung findet der lebende Adalram von Waldeck am 29. November 1182 in der Traungauer Urkunde Herzog Otakars IV.

1218 wurde nach Veranlassung von Papst Honorius III. und Erzbischof Eberhard II. von Salzburg in Seckau ein Bischofssitz (Suffraganbistum) eingerichtet, dessen Bistum jedoch nur eine geringe Ausdehnung hatte. Es wurde die Vorhalle der Kirche vergrößert um auch als Gerichtsort verwendet zu werden. Um 1270 legte man ein Urbar, ein Güterverzeichnis an. Dieses zählt zu den ältesten seiner Art in Österreich und dient als Quelle für die mittelalterliche Wirtschaftsgeschichte. 1279 erfolgte die Einweihung der Ulrich-Liechtenstein-Kapelle durch Bischof Wernhard. Das frühgotische Bauwerk brach man jedoch 1840 wegen Baufälligkeit ab. Nach Pest (1466), Heuschreckenplage (1478) und Türkeneinfälle bis Sankt Marein bei Knittelfeld (1480) weihte Bischof Matthias Scheit 1489 den Mariä-Krönungsaltar. Knapp einhundert Jahre später ließ Erzherzog Karl II. das Mausoleum errichten. Die Bauzeit währte von 1587 bis 1611.[1]

Während des Besuches Kaiser Leopolds I. vom 21. bis 23. August 1660 erhielt der Ort das Markrecht. Die Vorhalle der Kirche wurde als Gerichtsort verwendet.

19. Jahrhundert – Verfall und Aufbau

Kaiser Joseph II. löste 1782 das Kloster, das 642 Jahre als geistiges und religiöses Zentrum der Steiermark gedient hatte, auf. Der Bischofssitz wurde nach Graz verlegt. Anschließend verfielen die Gebäudeteile; der letzte Seckauer Domherr starb im Jahr 1835. Aufgrund des Mausoleums und der darin bestatteten Habsburger wurde das Stift jedoch nicht geschliffen. Neuer Eigentümer war zunächst der Staat, ab 1823 erwarb die Vordernberger Radmeister-Kommunität das Klosteranwesen. Sämtliche Kunstgüter gelangten über Wien nach Graz: die Handschriften der Stiftsbibliothek kamen in den Besitz der Universitätsbibliothek Graz und des Steiermärkischen Landesarchives. Hier setzte der Verfall der gesamten Anlage ein. Leopold von Pebal, Verwalter des Stiftes, ließ den Schmuck von den Grabstätten der Bischöfe und aus dem Habsburger-Mausoleum entfernen und die Zinnsärge der Bestatteten einschmelzen. Das ehemalige Kloster verkam zur Ruine. Vom Verfall ausgenommen waren der Nordflügel, der Wohntrakt der Pfarrgeistlichkeit war, und der Westtrakt, in dem unter anderem die Post und eine Schule untergebracht waren. Innerhalb von vier Jahrzehnten verwitterte der gesamte Ostflügel und die Ulrich-Liechtenstein-Kapelle (1277), eines der ältesten gotischen Bauwerke Österreichs.[2]

1883 besiedelten Benediktinern der Erzabtei Beuron, die wegen des Kulturkampfs unter Reichskanzler Bismarck Deutschland hatten verlassen müssen, das Kloster. Die verwaisten Mönche suchten eine Zufluchtsstätte und fanden diese auf Wunsch des Fürstbischofs Johannes Zwerger im ehemaligen Domstift zu Seckau. Die Übernahme der Liegenschaft von der Vordernberger Radmeister-Kommunität kostete der Beuroner Kongregation 70.000 Gulden.[3]

Die Wiedereröffnung von „Neu-Seckau“ fand am Tag Mariä Geburt 1883 im Beisein von Bischof Zwerger und des Gründerabtes der Beuroner Kongregation, Maurus Wolter, statt. 100 Jahre nach der Auflösung und des Verfalls lebten wieder Mönche innerhalb der Klostermauern. Der Aufbau gestaltete sich als schwierig: am 26. Mai 1886 stürzte der marode Nordturm der Basilika ein, wegen der bestehenden Gefahr trug man den Südturm ab. Von 1891 bis 1894 errichtete man die Westtürme im Stil der Neuromanik, das Querschiff, den Mönchschor, den Hochaltar und die Seitenaltäre, den Augustinusaltar, die Innenausstattung der Bischofskapelle und die Gnadenkapelle.[3] Während dem Aufbau erhob Papst Leo XIII. das Stift zur Abtei, deren erster Abt Pater Ildephons Schober (1849-1918) wurde. Die Aufbauarbeiten an der Basilika waren 1899 abgeschlossen.[1]

Treibende Kraft des Wiederaufbaus des Stiftes war zweifelsohne sein erster Abt, Ildephons Schober. Der Geistliche eröffnete eine Brüder- und Oblatenschule, welche 1926 zu einem Abteigymnasium umgewandelt wurde. 1931 erhielt das Gymnasium das Öffentlichkeitsrecht. Aus der Lehranstalt gingen im Lauf der Zeit über hundert Ordenspriester, etliche Weltgeistliche, Laienbrüder und mehrere Äbte hervor. Schober amtierte von 1887 bis 1908 in Seckau.[3]

20. Jahrhundert – Enteignung und Restitution

Anfang April 1940 wurden die Mönche von der Gestapo als staatsfeindlich erklärt, ausgewiesen und enteignet. Es erfolgte eine Beschlagnahme des Klosters, das fortan eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt beherbergte. Von den 86 Mitgliedern wurden 24 Patres und Laienbrüder zum Kriegsdienst eingezogen, den zwei von ihnen nicht überlebten. Vier von ihnen gelten als vermisst. Ältere Benediktinerbrüder fanden Aufnahme in Klöstern der Beuroner Kongregation, manchen von ihnen widerfuhren weitere Auflassungen ihrer Konvente. Der Rest lebte zerstreut außerhalb der Steiermark und übte Seelsorgedienste aus, zwanzig starben in der Verbannung.[4]

Kurz nach Kriegsende, am 8. September 1945, durften sie nach Seckau zurück und die Abtei wiedereröffnen. Die vollständige Vermögensrestitution durch die Landesfinanzdirektion Graz erfolgte erst im Juni 1947. Der Schaden an menschlichen und sachlichen Werten war groß. Kunstobjekte waren entwendet worden, Grund und Bausubstanz erfuhren durch mangelnde Pflege eine Wertminderung.[4]

Nach der Verwahrlosung im 19. Jahrhundert begann erneut eine Phase des Aufbaus. 1945 richtete man das Abteigymnasium ein, vorerst mit zwei Klassen. Der widrigen Wirtschaftslage zum Trotz hielt man den Schul- und Internatsbetrieb nicht nur aufrecht, sondern es gelang, ihn auszuweiten, bis 1950 die erste Reifeprüfung stattfinden konnte. Im selben Jahr wurden größere Restaurierungsarbeiten in der Basilika durchgeführt, Kunstschätze erstrahlten in neuem Glanz. Das älteste Gnadenbild Österreichs aus dem 12. Jahrhundert erhielt eine neue Fassung. Es zählt zum Typus einer Nikopoia. Provisorische Altäre ersetzte man durch neue aus Stein, auch Glocken und Läutwerk wurden modernisiert.[5]

1951 folgten Restaurierungen im Huldigungssaal, am Südflügel, im Arkadenhof und an anderen Stellen. Von 1952 bis 1960 gestaltete der Künstler Herbert Boeckl das Fresko der „Seckauer Apokalypse“ in der Engelkapelle. 1955/56 wurde der sogenannte „Hofwirt“, ein barocker Bau und Sitz der Stiftsanwälte, renoviert und vergrößert.[6]

Basilika Mariä Himmelfahrt

Türme der Basilika

1930 wurde der Kirche der Titel einer päpstlichen Basilika minor verliehen.

Baugeschichte

Grundriss der Basilika 19. Jahrhundert, verändert durch Umbauten 1891–1893

Der Bau der Stiftkirche, die zur Basilika minor erhoben wurde, dauerte von 1143 bis 1164, dem Weihejahr. Der erste Propst der Abtei, Wernher von Galler, begann unter dem Einfluss des Erzbischofs Konrads I. von Salzburg mit der Errichtung. Der Sakralbau ist in unterschiedliche Bauabschnitte eingeteilt. Der ursprüngliche Süd-Turm, im 12. Jahrhundert errichtet, ist um einiges älter als der Nordturm, der erst 1333 fertig gestellt wurde. Die Vorhalle der Basilika stammt aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Im 14. und 15. Jahrhundert wurden die Seitenschiffe eingewölbt, das Mittelschiff folgte um 1480/1500.[7]

Zwischen 1671 und 1677 kam es zur barocken Umgestaltung der im romanischen Stil erbauten Kirche. Diese soganannte Barockisierung wurde vom Baumeister Peter Franz Carlone geleitet. Im Jahr 1886 stürtze der alte Nord-Turm ein. Im selben Jahr kam es zur Abtragung des Süd-Turmes, bevor von 1891 bis 1893 beide Türme und die Westfassade wieder aufgebaut werden konnten. Gleichzeitig wurde die Basilika nach den Plänen des Benediktiner-Paters Pirmin Campani und der Leitung des Wiener Dombaumeisters Freiherr Friedrich von Schmidt durch einen Anbau verlängert. Zwischen 1884 und 1900 erfolgte eine Restaurierung der Innenausstattung, sowie die Entfernung der barocken West-Empore und der barocken Altäre. 1964 gestaltete der Künstler Clemens Neumeister den Altarraum neu.[8]

Wie auch der romanische Kern sind die Neubauten des 19. Jahrhunderts im Stil der Neoromanik aus Seckauer Sandstein gefertigt. Die Basilika besitzt kein Querschiff und ähnelt in ihrer Form der Stiftskirche Sankt Peter in Salzburg.[9]

Außenbau

Die drei-schiffige Basilika besitzt eine einfache Doppelturmfassade im Stil der Neuromanik.

Am 26. Mai 1886 stürzte der Nordturm ein. Der Südturm wurde vom 17. November bis Ende März 1887 abgetragen. Zwischen 1891 und 1893 wurden zwei neoromanische Türme unter Verwendung brauchbarer Teile wiederaufgebaut (Höhe: 47,50 m). Den Türmen wurde wieder die päptliche Tiara und die Kaiserkrone aufgesetzt. Die Kronen mit den Namenszügen ‚Jesus‘ und ‚Maria‘ sowie die Turmknöpfe wurden durch den Augsburger Matäus Schanternell angefertigt (lt. einer Rechnung des Dompropst Maximilian von Gleispach vom 24. Sep. 1671) Zwischen den beiden Türmen mit Zeltdache ist eine Vorhalle mit Dreieckgiebel eingelagertn der Fassade sind Rundbogenfenster eingalassen. Auf halber Höhe wird das Mauerwerk von einem Rundbogenfries mit darüberliegenden Zackenband geziert. Das Kirchenportal schmückt ein Tympanonrelief mit der Darstellung der Gottesmutter Maria mit Kind (um 1260), das erst 1964 an diese Stelle versetzt wurde. An der relativ neuen Tür werden die ursprünglichen, romanischen Beschläge wiederverwendet.[9]

Innenbau

Innenraum der Basilika

Die ursprüngliche Holzdecke der Schiffe wurde bei einem Brand 1259 zerstört. Das heutige Gewölbe der Seitenschiffe stammt aus dem 14. und 15. Jahrhundert, jenes des Hauptschiffes aus der Zeit 1480 bis 1500. Westfassade und Türme wurden 1671 bis 1677 durch Peter Franz Carlone barock umgestaltet und von 1891 bis 1893 in neoromanischer Form neu gebaut. Im Jahr 1892 wurden im Osten der Kirche zwei zusätzliche Joche mit Holzkassettendecke, ebenfalls in neoromanischer Form, angefügt.

Vorhalle

Romanischer Löwe in der Vorhalle

Die Vorhalle ein fast quadratischer Raum mit Kreuzgewölbe, der aus dem 13. Jahrhundert stammt. Links und rechts des Portales zum Hauptraum der Kirche sind zwei aus der romanischen Bauphase stammende Löwen aus Kalkstein aufgestellt. Von 1893 bis 1964 standen diese auf Sockeln vor der Freitreppe. Um sie vor weiteren Witterungseinflüssen zu schützen wurden sie 1964, anlässlich des 800jährigen Weihejubiläums der Kirche, in die Vorhalle versetzt.[10]

Hauptraum

Im Kircheninneren kommt es zu Wechseln in der Stützenform. Zu unterscheiden sind unter anderem: Säulen, Achteckpfeiler, Rechteckpfeiler und Halbrundpfeiler, die zum Teil mit Reliefs versehen sind. Ein weiteres Merkmal sind die unterschiedlichen Verzierungen der Kapitellen. Der Chor ist in Vorchor und Mönchschor unterteilt. Rundbögen trennen die einzelnen Schiffe voneinander ab; die vormals flachgedeckten erfuhren eine Ausstattung mit gotischen Gewölben. In den Seitenschiffen dominieren Kreuzrippengewölbe aus dem 14. Jahrhundert, während im Mittelschiff ein Netzrippengewölbe, auf Konsolen ruhend, aus der Zeit der Spätgotik zu finden ist. Dieses zählt zu den schönsten des Bundeslandes Steiermark. Die Schlusssteine weisen eine Verzierung mit Wappen auf.

Romanische Kreuzigungsgruppe

Romanische Kreuzigungsgruppe
Fresko „Seckauer Apokalypse“, Abtei Seckau, Engelskapelle

Zu den beiden Assistenzfiguren von Maria und Josef gehörte ursprünglich das Gaaler Kruzifix, das heute im Tiroler Landesmuseum in Innsbruck aufbewahrt wird. Sie stammen aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Nach 1200 wurde das Seckauer Kreuz geschaffen und ersetzte das erste Kruzifix. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.[11] Gleichzeitig entstanden um 1160 die Figuren der Gottesmutter Maria und des Apostel Johannes der heutigen Kreuzigungsgruppe vor dem Seckauer Hochaltar. Die Fertigung des Kruzifixes mit dem Typus eines Triumphkreuzes fand 1220 statt.[1]

Orgel

Im Jahr 1500 stellte Orgelbaumeister Hans Pruner aus Sankt Veit an der Triesting die große Orgel fertig. 1524 folgte die Renaissance-Flügelorgel.[1]

Seit 1959 besitzt die Stiftskirche eine einzigartige, an das Klangkonzept der norddeutschen Orgellandschaft angelehnte, neobarocke Orgel mit 41 Registern, erbaut von Orgelbau Walcker-Mayer mit der Niederlassung in Guntramsdorf. Es war die erste rein mechanische Schleifladenorgel Österreichs nach 1945 mit drei Manualen und erlangte unter anderem durch die Durchführung von Orgelwettbewerben und der Uraufführung von Werken von György Ligeti nationale und internationale Bekanntheit. Die Seckauer Domorgel wurde zuletzt im Jahre 2003 von der Erbauerfirma restauriert und ist regelmäßig bei den Sonntagsgottesdiensten zu hören. Als Stiftsorganist zu Seckau wirkt seit September 2010 der junge Kirchenmusiker Raphael Grasser,[12] der die lange kirchenmusikalische Tradition in Seckau weiterführt.

Kapellen und Mausoleum

Von der Basilika zweigen mehrere angebaute Kapellen und das Mausoleum ab.

Die Beschreibung der Kapellen im Artikel folgt einer Anordnung im Uhrzeigersinn. Im Südturm mit der Südturm-Kapelle beginnend, folgen an der nördlichen Mauer die Engelkapelle, die Gnadenkapelle, die Bischofskapelle, auf der Ostseite im Chorbereich das Habsburger Mausoleum und vor dem Südturm die Chorkapelle.

Südturm-Kapelle

Die Südturm-Kapelle ist im Südturm zu finden. Sie hat ein Kreuzgratgewölbe und enthält seit 1950 die nicht kriegsbeschädigten Teile des Marien-Opferungsaltars, der ursprünglich im Mittelschiff der Basilika stand. Daneben findet man eine Steinmensa mit Maßwerk, Marienmonogramm und Spruchbändern, mit „1486“ datiert und vom Steinmetz Markus Male geschaffen. Auf der Mensa steht eine überlebensgroße Holzstatue der auf einem Thron sitzenden Muttergottes mit Kind, die an der Rückseite mit „1488“ datiert ist. Der barocke, geschnitzte Baldachin stammt aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Seitlich des Altares stehen auf gotischen Pfeilern Figuren der Heiligen Barbara und Katharina.[13]

Engelkapelle

Die ehemals Kreuzkapelle genannte Engelkapelle ist relativ jungen Datums. Der 1893 errichtete Saalraum mit einer Holzdecke enthält ein Fresko mit dem Titel „Seckauer Apokalypse“. Von 1952 bis 1960 vom Künstler Herbert Boeckl geschaffen, zählt die Szene aus der Offenbarung des Johannes zu den bedeutendsten Werken sakraler Kunst in Österreich nach 1945. Die übrige Einrichtung (Altartisch, Kreuz, Leuchter, Tür) wurden ebenfalls nach Entwürfen Boeckls gefertigt.[13]

Zu Beginn der Arbeiten an der „Seckauer Apokalypse“ gestaltete der Künstler die nördliche Altarwand der Engelskapelle aus (1952/53). 1954 setzte Boeckl die Arbeit an der Ostwand fort; diese konnte einer Entfernung der Motive und der darauffolgenden Neukomposition erst 1958 vollendet werden. Boeckls malerisches Hauptwerk wurde 1960, nach acht Jahren Arbeit, mit der Freskierung der Westwand fertiggestellt. Zwei Jahre nach Abschluss der Arbeiten am Fresko kam es zur endgültigen Fertigstellung der Engelskapelle mitsamt Tor und Interieur.[14]

Gnadenkapelle

1885 erbaut, besteht die Gnadenkapelle aus einem Raum mit rechteckigen Grundriss und Holzkassettendecke. Zum ursprünglich Sakramentskapelle genannten Bau gehören ein Altar in Beuroner Stil aus dem 19. Jahrhundert mit 1953 neugefassten Gnadenbild von Frater Bernward Schmid und ein kleines Alabasterrelief mit Maria und Kind aus 1200. Das überlebensgroße Kruzifix über dem Altar ist aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Die Reste der gotischen Glasgemälde im Ostfenster zeigen vier Szenen der Albanuslegende (um 1420) und Verkündigungsengel. Franz Ignaz Flurer zeichnet sich für die Gestaltung der barocken Gemälde mit Motiven der Gründungslegende (um 1740) verantwortlich.[15]

In die Seitenwände sind einige Grabsteine mit Relieffiguren eingelassen. Dabei Handelt es sich um die West-, Ost- und Südwand der Kapelle. Die Tabelle beinhaltet die jeweilige Wand, Namen und Titel der Verstorbenen, das Sterbejahr und Zusätze zu den Grabsteinen.[15]

Wand Name Sterbedatum Zusatz
Westen Bischof Friedrich von Perneck † 1414 stark beschädigte Ritzfigur
Westen Bischof Georg Lembucher † 1446
Westen Bischof Georg Arigola † 1584
Westen Propst Johannes Dürnberger † 1510
Westen Propst Andreas Ennsthaler † 1480
Osten Dekan Georg Hubener † 1609
Osten Bischof Johann Markus von Altringen † 1664 mit Wappenstein
Süden Bischof Rudolf Josef Graf Thun † 1702 mit Wappenstein und Emblemen

Bischofskapelle

Vor 1181 geweiht, hieß die im romanischen Baustil errichtete Bischofskapelle in ihrer Ursprungszeit St.-Margarethen-Kapelle. Im 14. Jahrhundert erfolgte eine Gotisierung des zum Chorfrauenstift gehörigen Baukörpers; um 1424 hieß sie Barbarakapelle. Bischof Martin Brenner bestimmte 1595 die Kapelle zur Grabstätte der Diözesanbischöfe von Seckau.[15]

Die Kapelle ist zweijochig mit einem Kreuzrippengewölbe auf Konsolen und runden Schlusssteinen. Die Spitzbogenfenster befinden sich in der Gewölbezone; ihre Scheiben sind aus 1885. Am Chorschluss, wo bis 1950 das romanische Radfenster – heute an der Westwand – zu sehen war, ziert ein Schlussstein aus der 1840 abgebrochenen Ulrich-von-Liechtenstein-Kapelle das Mauerwerk. Die barocken Schmiedeeisengitter (um 1720), ursprünglich zum Kapitelsaal gehörig und 1890 bei einer Restauration hierher versetzt, stammen von Philipp Gritsch. Die Wände sind mit umlaufenden Fresken (um 1595) mit den Halbfigurenporträts der 34 Bischöfe bis Martin Brenner verziert.[15]

Eine Sonderstellung innerhalb der Kunst jener Zeit im österreichisch-süddeutschen Raum nimmt der gotische Maria-Krönungsaltar ein. Diesen nannte man ursprünglich Dreifaltigkeitsaltar. Im Jahr 1489 geweiht, stand er einst am Beginn des Hochchores und seit 1950 in der Bischofskapelle. Das Besondere am Altar ist seine Form: weder Schrein noch Flügel sind vorhanden. Die Darstellung der Krönung Mariä im Mitteabschnitt durch die Heilige Dreifaltigkeit, die in drei identischen Figuren dargestellt ist, umschließt ein Doppelreifen. In den Zwischenräumen des Doppelreifens sind kleine Figuren eingestellt, die Glieder des Stammbaumes Christi symbolisieren. Die Predella des Altars, mit einer Darstellung der Anna selbdritt und kniendem Stifter geschmückt, ist an ihrer Rückseite mit 1507 datiert. Der unbekannte Schöpfer des sakralen Kunstwerks ist wahrscheinlich ein der Kunst des Brixener Schnitzers Hans Klocker nahestehender Meister.[15]

Zum Interieur der Bischofskapelle gehören: ein gotischer Messingkronleuchter (1439), ein runder Taufstein aus weißem Marmor, ein Balusterfuß mit Blattornament und Propsteiwappen (um 1580) von Alexander de Verda; daneben der Epitaph von Bischof Martin Brenner, dargestellt in einer Hochrelief-Ganzfigur in Amtstracht, geschaffen aus weißem Marmor.[15]

Habsburger Mausoleum

Ausstattung
Mausoleum, Blick auf Altar
Putten auf Kenotaph halten das Wappen von Karl II., Front (Blick vom Eingang)
Putten auf Kenotaph halten das Wappen der Wittelsbach, Rückseite

Das Mausoleum, ein Teil der Basilika, dient als Erinnerungsstätte an Erzherzog Karl II. von Innerösterreich (1540-1590). In ihr befinden sich nicht die sterblichen Überreste des Hochadeligen. Man nennt diese Form der Erinnerung Kenotaph. In ihm ruhen weitere acht Mitglieder der Familie Habsburg.

Die Gedenkstätte ist in zwei Jochen des Seitenschiffches integriert und gilt als ein künstlerisches frühbarockes Hauptwerk des Grazer Hofes. Sie wurde zwischen 1587 und 1611 von oberitalienischen Meistern errichtet. Besondere Wirkungen erzielen weißer Marmor – dieser ist neben anderen Farben dominierend – vergoldete Bronze, Schmiedeeisen, Stuckdekor und Malerei. Von 1597 bis 1592 übernahm Alexandro de Verda die Bauleitung. Sebastian Carlone stellte das Mausoleum von 1592 bis 1611 als Bauleiter fertig.[16]

Karl II. ist in einem Zinnsarg des Zinngießers Ulrich Perners bestattet.[17] Er wurde am 31. Oktober 1590 in der Gruft beigesetzt.[18]

Um eine räumliche Trennung zwischen Basilika und Mausoleum zu erzielen, erhöhte man den Raum gegenüber dem Sakralbau um fünf Stufen. Weiter trennt eine von De Verda geschaffene sogenannte „Schrankenarchitektur“ das Mausoleum vom Kirchengebäude. Diese besteht aus einer Sockelzone, durchbrochenen Marmorfeldern, schmalen Marmorpilastern mit figürlichen Relieffeldern, in denen vergoldete Messingsäulen integriert sind. Der Eingang ist mit einem Wappen und einer Kreuzgruppe versehen. Das vergoldete Schmiedeeisengitter (1604) stammt von Sebastian Schreinlechner. Das Kreuzgratgewölbe der Gedenkstätte ist mit Stuck (1605/06) von Sebastian Carlone verziert. In den Gewölbefeldern sind Wandmalereien mit diversen Motiven aufgetragen. Der Altartisch ist mit 1598 datiert. Zur Ausstattung zählen einige Gemälde und der Fußboden aus drei Marmorarten. Der Marmorkenotaph, die Erinnerungsstätte des Erzherzogs, liegt an der Fensterwand und ist von De Verda. Eine geharnischte Liegefigur Karls II. und eine Liegefigur seiner Ehegattin, Erzherzogin Maria Anna von Bayern, befinden sich darauf. Vier Engel halten das Kenotaph mit ihren Händen.[16] An den Stirnwänden sind von Putten gehaltene Wappen von Karl II. und der Wittelsbachs angebracht.

Bestattete Personen
Name Geboren Gestorben Beigesetzt Notiz
Ferdinand 15. Juli 1572 31. Juli 1572 1. August 1572 Sohn von Karl II. und Maria Anna
Karl 17. Juli 1579 7. (bzw. 17) Mai 1580 10. Juli 1580 Sohn von Karl II. und Maria Anna
Elisabeth 13. März 1577 29. Jänner 1586  ?? Tochter von Karl II. und Maria Anna
Karl II. 3. Juni 1540 10. Juli 1590 31. Oktober 1590 Erzherzog von Österreich
Katharina Renata 4. Jänner 1576 29. Juni 1595 29. Juni 1595 Tochter von Karl II. und Maria Anna
Gregoria Maximiliane 1581 1597  ?? Tochter von Karl II. und Maria Anna
Maximilian Ernst 15. November 1583 19. Februar 1616  ?? Sohn von Karl II. und Maria Anna
Christine 1601 1601  ?? Tochter von Ferdinand II.
Karl 25. Mai 1603 25. Mai 1603 25. Mai 1604 Sohn von Ferdinand II. (1 Jahr später), eine halbe Stunde alt

Chorkapelle

Die ehemals als Lourdeskapelle bezeichnete Chorkapelle ist Teil des Huldigungstrakts des Klosters. Sie hat ein Kreuzgratgewölbe, das auf zwei Rechteckpfeilern ruht. Die Wandmalerei zeigt den Gnadenstuhl (1908) von Martin Matousch. Neben dem Altar aus dem 18. Jahrhundert zählen ein Bild der Heiligen Familie von Johann Veit Hauck, Statuen des heiligen Benedikt und des Adalram von Waldeck, des Gründers der Abtei Seckau, und der Altar der Ursprungskapelle (1729) von Balthasar Prandtstätter, der 1981 abgetragen und deponiert wurde, zur Ausstattung der Chorkapelle.

Ehemaliger Karner

Ehemaliger Karner

Der ehemalige Karner der Abtei befindet sich östlich der Basilika im Stiftsgarten. Vom spätromanischen Rundbau sind in der Gegenwart nur noch wenige Mauerreste erhalten: Teile der Grundbauern und der Apsisbogen. Das Beinhaus war ursprünglich die Magdalenenkapelle und ist, wie die Gesamtanlage der Abtei, denkmalgeschützt.

Äbte

Name Amtszeit Zusatz
Ildefons Schober 1887–1908 1908 Erzabt von Beuron
Laurentius Zeller 1908–1922, 1925 1925 Abt von St. Matthias in Trier, später Erzabt der brasilianischen
Kongregation und 1939 Titularbischof in Brasilien, † 1945
Suitbert Birkle 1925–1926
Benedikt Reetz 1926–1957 1957 Erzabt von Beuron
Placidus Wolf 1957–1983
Athanasius Recheis 1984–1997
P. Severin Schneider 1997–2000 (* 1931), Prior-Administrator, 1951 Profess, 1956 Priesterweihe, 2001–2006 Cellerar
Johannes Gartner 2000–2010 (* 1940), 1985 Profess, 1967 Priesterweihe
P. Johannes Fragner seit 2010 (* 1963), Prior-Administrator

Bekannte Seckauer Mönche

Name Lebensdaten Funktion
P. Laurentius Hora † 1977 Jugendseelsorger
Benedikt Reetz 1903–1983 Erzabt von Beuron
P. Benno Roth 1903–1983 Kirchenhistoriker
P. Virgil Redlich 1890–1970 Philosoph, Exerzitienleiter, Universitäts-Professor
P. Cölestin Vivell 1846–1923 Choralforscher

Literatur

  • Benno Roth: Seckau, Der Dom im Gebirge. Kunsttopographie vom 12. bis zum 20. Jh.. Styria, Graz/Wien/Köln 1984, ISBN 3-222-11313-0.
  • Benno Roth: Seckau, der Dom im Gebirge. Styria, Graz 1995, ISBN 3-222-11313-0.
  • Benno Roth: Seckau, Geschichte und Kultur 1164–1964. Zur 800-Jahr-Feier der Weihe der Basilika. Herold, München/Wien 1964.
  • Benno Roth: Benediktiner-Abtei Seckau. Schnell & Steiner, München/Zürich 1965.
  • Norbert Allmer: Seckau. In: Floridus Röhrig (Hrsg.): Die ehemaligen Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich und Südtirol. Mayer, Klosterneuburg 2005. ISBN 3-902177-22-5, S. 503–556. (= Österreichisches Chorherrenbuch)
  • Kurt Woisetschläger, Peter Krenn: DEHIO Steiermark (ohne Graz). Schroll, Wien 1982, ISBN 3-7031-0532-1, S. 510-517.

Weblinks

 Commons: Abtei Seckau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Rudolf List: Kunst und Künstler in der Steiermark. S. 895. (Band 3)
  2. Benno Roth: Benediktiner-Abtei Seckau. S. 12.
  3. a b c Benno Roth: Benediktiner-Abtei Seckau. S. 13.
  4. a b Benno Roth: Benediktiner-Abtei Seckau. S. 15.
  5. Benno Roth: Benediktiner-Abtei Seckau. S. 15f.
  6. Benno Roth: Benediktiner-Abtei Seckau. S. 16.
  7. K. Woisetschläger, P. Krenn: Dehio Steiermark (ohne Graz). S. 511.
  8. K. Woisetschläger, P. Krenn: Dehio Steiermark (ohne Graz). S. 511f.
  9. a b K. Woisetschläger, P. Krenn: Dehio Steiermark (ohne Graz). S. 512.
  10. Benno Roth: Seckau. Der Dom im Gebirge. S. 83.
  11. Benno Roth: Seckau. Der Dom im Gebirge S. 129ff.
  12. Josef Fröhlich: Er zieht alle Register. In: Kleine Zeitung, Steirer des Tages 27. Oktober 2010, S. 13.
  13. a b K. Woisetschläger, P. Krenn: Dehio Steiermark (ohne Graz). S. 516.
  14. Rudolf List: Kunst und Künstler in der Steiermark. S. 896. (Band 3)
  15. a b c d e f K. Woisetschläger, P. Krenn: Dehio Steiermark (ohne Graz). S. 515.
  16. a b K. Woisetschläger, P. Krenn: Dehio Steiermark (ohne Graz). S. 514.
  17. Benno Roth: Seckau: Geschichte und Kultur, 1164-1964. zur 800-Jahr-Feier der Weihe der Basilika. Herold, Wien-München 1964, S. 275.
  18. Benno Roth: Seckau: Geschichte und Kultur, 1164-1964. zur 800-Jahr-Feier der Weihe der Basilika. Herold, Wien-München 1964, S. 204.
47.27388888888914.786111111111

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