Stillleben

Stillleben

Stillleben bezeichnet in der Geschichte der europäischen Kunsttradition die Darstellung toter bzw. regloser Dinge oder Gegenstände (zum Beispiel Blumen, Früchte, tote Tiere, Gläser, Instrumente usw.).[1] Deren Auswahl und Gruppierung erfolgte nach inhaltlichen (oft symbolischen) und ästhetischen Aspekten. Zu einer eigenständigen Gattung der Malerei entwickelten sich diese Darstellungen am Anfang des 17. Jahrhunderts im Barock. Es wird unterschieden nach den dargestellten Gegenständen; es ergeben sich so die Unterarten Blumen-, Bücher-, Fisch-, Früchte-, Frühstücks-, Jagd-, Küchen-, Markt-, Musikinstrumente-, Vanitas- oder Waffenstillleben. Die Übergänge zu den Bildgattungen Interieur, Tierstück oder Genre sind zuweilen fließend.[2][3][4]

Pieter Claesz.
Stillleben mit Rauchwerkzeug und Musikinstrumenten, 1623, Öl auf Leinwand, 69 x 122 cm, Louvre, Paris
Dieses Gemälde eines bedeutenden niederländischen Stilllebenmalers ist eine Allegorie der fünf Sinne. Darüber hinaus vereint es eine Vielzahl von verschiedenen Stilllebenarten, die sich in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts herausbildeten − Raucherstillleben, Vanitasstillleben und Mahlzeitstillleben.

Inhaltsverzeichnis

Begriff und Begriffsgeschichte

Bei der Betrachtung des Stilllebens und seiner Entwicklung muss unterschieden werden zwischen einem weiteren und einem engeren Gattungsbegriff.[5] Als Stillleben im weiteren Sinne gelten alle Darstellungen von Objektkompositionen und stilllebenartigen Arrangements – besonders zeitlich vor der Etablierung der Stilllebenmalerei als eigene Gattung der Malerei im 17. Jahrhundert.[6] Stillleben im weiteren Sinn gab es höchstwahrscheinlich zu allen Zeiten und bei allen Kulturen. Hierzu zählen sowohl die Malereien auf Seide und Porzellan aus China und Japan als auch die dekorativen Mosaike und Wandfresken der Antike.[5]

Der Begriff stil leven (niederl.: stil = unbewegt und leven = Dasein) für ein Gemälde ist zum ersten Mal um 1650 in einem holländischen Inventar zu finden. Davor und auch noch danach bestimmten die wesentlichen Bildgegenstände die Bezeichnung eines Gemäldes (z. B. 1614 Een koocken en fruytbort, 1624 Een bancket schilderytgen, 1631 Een dootshooft, 1669 Een biertje met een toebackje, 1691 Een oesterbanketje met een roemer u. ä.).[7] Arnold Houbraken übernahm Anfang des 18. Jahrhunderts die Bezeichnung stilleven für derartige Gemälde in seinem Werk über die Kunst De groote schouburgh der Nederlantsche konstschilders en schilderessen (1718-1721).[2][8] Joachim von Sandrart prägte 1675 in dem ersten großen Quellenwerk der deutschen Kunstgeschichtsschreibung Teutschen Academie der edlen Bau-, Bild- und Malereykünste den Begriff stillstehende Sachen. Das Wort Stillleben, in Anlehnung an den niederländischen Begriff, erscheint in der deutschen Sprache aber erst Mitte des 18. Jahrhunderts. Eine französische Bezeichnung wie nature morte od. vie coye wurde vielleicht in den theoretischen Diskussionen der französischen Akademie im 17. Jahrhundert geprägt, ist aber ebenfalls erst für die Mitte (bzw. Ende) des 18. Jahrhunderts belegt – ebenso der englische Ausdruck still life. Im frühen 19. Jahrhundert hatte sich der Begriff Stillleben als Bezeichnung der Gattung in den verschiedenen Übersetzungen (stilleven, nature morte, natura morta, still life usw.) etabliert.[2][3][8]

Entwicklung

Antike

Stillleben aus dem Haus der Julia Felix in Pompeji, um 70 n. Chr.

Die bekannteste Anekdote über antike Stilllebenmalerei ist wohl jene über den Künstlerwettstreit zwischen Zeuxis und Parrhasios, die von Plinius überliefert wurde. Demnach malte Zeuxis anlässlich des Wettstreits ein Ensemble von Trauben so täuschend echt, dass die Vögel nach diesen pickten. Seines Sieges gewiss, sollte nun Parrhasios sein verhangenes Bild enthüllen. Zur Beschämung des Zeuxis war jedoch auch der Vorhang gemalt. Des Weiteren berichtet Plinius über einen antiken Künstler, der liegengelassene Essensabfälle als Fußbodenmosaik nachbildete, der sogen. Ungefegte Raum, was zahlreiche römische Fußbodenmosaiken als Thema übernahmen.[9]

Um stilllebenartige Kunstwerke der Antike im engeren Sinne handelt es sich bei den (zunächst griechischen) Xenien. Dies sind Abbildungen von Lebensmitteln in Anlehnung an den Brauch des Gastgeschenks. Dies Abbildungen lösten sich aber bald aus diesem Zusammenhang und erhielten eine dekorative und repräsentative Funktion.[9][10] Derartige Malereien und Mosaike mit Darstellungen von Esswaren, Blumen, Geschirr, gedeckten Tischen, Silbergeräten oder Schreibgeräten – auch in Kombination mit lebenden Tieren – in antiken Villen veranschaulichen den Ertrag der Domäne und somit den Reichtum des Grundbesitzers. So finden sich derartige Xenien gemäß ihrer repräsentativen Funktion im Empfangs- oder Speiseraum.[11] Bekannt ist ebenfalls, dass in der Antike neben stilllebenartigen Darstellungen an Wänden und auf Fußböden auch autonome Kunstwerke mit der Abbildung lebloser Dinge gesammelt wurden. Zu diesen leblosen Dingen zählte auch bereits in der Antike der Totenkopf als Carpe diem-Aufforderung (Vanitasgedanke).[12] Es fällt auf, dass die antike Darstellung lebloser Dinge deutliche Parallelen in der Funktion mit den Stillleben späterer Epochen aufweist.[13]

Mittelalter und Renaissance

Taddeo Gaddi
Nische mit Paterne, Pyxis und Ampullen, 1328-30, Fresko, 97 x 61 cm, Baroncelli Kapelle, Florenz
Rogier van der Weyden
Triptychon der Familie Braque (geschlossen), ca. 1450, Öl auf Paneel aus Eichenholz, 41 x 68 cm, Musée du Louvre, Paris
Pieter Aertsen
Küchenstück mit der Szene Jesus im Haus von Maria und Martha im Hintergrund, 1552, Öl auf Holz, 83 x 120,5 x 8 cm, Kunsthistorischen Museum, Wien

Die bildliche Darstellung lebloser Dinge ist in der Kunst des Mittelalters nur sehr sporadisch anzutreffen – allenfalls Bücherstillleben als Bestandteil von Heiligendarstellungen. Der Grund dafür ist die generelle Verneinung der Abbildung irdischer Realität. Das diesseitige Leben war im mittelalterlichen Denken nur Durchgangsstation zum eigentlichen, ewigen Leben und deshalb nicht abbildungswürdig.[14][10]

Die Sicht auf die Welt (und die Kunst) änderte sich in der Renaissance gravierend. Kurz zuvor, in der Protorenaissance, gelang italienischen Künstlern − allen voran Giotto di Bondone − die Modellierung plastischer Bildgegenstände durch Schatten und erste räumlich-perspektivische Darstellungen. Dies sind die Grundvoraussetzungen für illusionistische Malerei. Diesen neuen Tendenzen folgend, schuf der Giotto-Schüler Taddeo Gaddi in der Baroncelli Kapelle in der Kirche Santa Croce in Florenz 1328-30 zwei Scheinnischen mit Darstellungen von liturgischem Gerät. Diese Arrangements dürfen als früheste bekannte neuzeitliche Stillleben im weiteren Sinne angesehen werden.[15][10]

Die Anwendung der Perspektive in der Kunst gelangten über Südfrankreich und Burgund in die Niederlande. Hier schufen − auch von der höfischen Miniaturmalerei beeinflusst − im 15. Jahrhundert Künstler wie die Brüder Hubert und Jan van Eyck, Robert Campin und sein Schüler Rogier van der Weyden realistische Darstellung von Landschaften, Innenräumen, Pflanzen, Stoffen und Gebrauchsgegenständen. Objekte wie Wasserbecken, Kanne, liturgischen Gerät, Büchern, Blumenvasen etc. traten gruppiert als stillebenhafte Partien in den Gemälden auf. Sie dienten der Kennzeichnung von Heiligen, Märtyrern und Aposteln.[16][5] oder dem Transport einer symbolhaften Bedeutung. Beispiele sind in den Marienbildnissen die marianischen Symbole Lilie, Akelei und Iris zusammen mit Waschgeräten als Symbol für die Reinheit Marias.[10]

In einem weiteren Entwicklungsschritt bekamen diese Objekte eigene Bildfelder. Vor allem in der Eyck-Nachfolge kurz vor und um 1500 finden sich auf den Außenseiten privater Andachtsbilder derartige Elemente. Auch diese beziehen sich auf den Inhalt des Tafelbildes und haben einen symbolischen Charakter. Ein prominentes Beispiel ist das Braque-Triptychon von Rogier van der Weyden um 1450. Das dreiflügelige Tafelbild zeigt im geöffneten Zustand im Mittelteil Jesus Christus flankiert von seiner Mutter Maria und dem jüngsten der Apostel Johannes. Die Außenflügel zeigen jeweils Johannes den Täufer und Maria Magdalena. Im geschlossenen Zustand zeigt das Triptychon auf der linken Seite einen Totenkopf und auf der rechten Seite ein in Perspektive gesetztes Kreuz mit einem Zitat aus dem Buch Jesus Sirach. Der Totenkopf ist als Verweis auf die Vergänglichkeit (Memento mori) zu sehen. Daneben existieren auch darstellungen von Blumenvasen auf den Außenseiten von Diptychen.[17][18][10]

Das früheste selbstständige Stillleben im weiteren Sinne ist jenes von Jacopo de'Barbaris.[10] Das Gemälde Stillleben mit Rebhuhn, Eisenhandschuhen und Armbrustbolze. Es handelt sich dabei nicht um ein Wandgemälde, sondern um eine stilllebenartige Darstellungen (Trompe-l’œil) mit direktem funktionalem Zusammenhang.[19][20][21] Das vom Künstler 1504 datierte Werk war vermutlich in die Wandverkleidung eines Jagdschlosses integriert. Weitere vergleichbare täuschend echt gemalte Stillleben zeigen teilweise geöffnete Schränke mit darin befindlichem Gerät − wie im Studiolo di Gubbio aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts, welches sich ehemals im Palazzo Ducale in Gubbio befand und nun im Metropolitan Museum of Art in New York betrachtet werden kann.

Eine große Zahl früher Stilllebenmalerei entstand im Zuge des Forscher- und Entdeckerdrang des 15. und 16. Jahrhunderts. Die Erforschung der den Menschen umgebenden Natur wurde Darstellungszweck detailgenauer Naturstudien. Derartige Zeichnungen und Aquarelle, wie sie auch Albrecht Dürer d.J. fertigte, wurden in aufwendigen Werken über Botanik und Zoologie gesammelt und verbreitet, was ab der Mitte des 15. Jahrhunderts durch die Erfindung des Buchdrucks noch erheblich zunahm. Diese Florilegien (Blumenbücher) sind Bindeglied zwischen naturkundlicher Abbildung und Stillleben. Sie dienten als Typenvorrat und ebneten als Vorstufe den Weg für detailreiche Gemälde, die später als Blumenstück oder Blumenstillleben ihren festen Platz in der Kunst haben sollten.[22]

Neben der Sammlung verschiedener Naturstudien in speziellen Kompendien existierten isoliert gesammelte Darstellungen von leblosen Dingen in Kunst- und Wunderkammern. Sie waren physische Vertretung der dargestellten Objekte. Überhaupt stieg durch das Interesse an der Natur und deren detailgetreue Wiedergabe das Vorkommen von Blumen und Früchte in Kunstwerken – besonders in der italienischen Feston- und Girlandenmalerei. Beispiele hierfür finden sich bei Andrea Mantegna, Carlo Crivelli, Leonardo da Vinci und Giovanni da Udine.[23]

Als direkte Vorstufe des autonomen Stilllebens – im Besonderen der Mahlzeitstillleben – dürfen die seit dem 16. Jahrhundert gefertigten Markt- und Küchenstücke angesehen werden. Pieter Aertsen und sein Neffe Joachim Beuckelaer fertigten Kunstwerke für profane Gebäude (Ratshäuser und private Palais). Es sind philosophische Auslegungen der sichtbaren Welt, teilweise immer noch mit heilsgeschichlichen Szenen im Bildhintergrund − oft ein moralischer Verweis wie der auf die gute Haushalts- und Lebensführung durch die Szene von Christus im Haus von Maria und Martha.[24] Die Gemälde der Aertsen-Werkstatt spiegeln die zeitgenössische Ambivalenz zwischen der Freude an Reichtum und Wohlstand wider.[25] Ein entsprechendes Beispiel ist Aertsens Gemälde von 1552 im Kunsthistorischen Museum in Wien. Es zeigt im Vordergrund ein Stillleben bestehend aus mehreren Objekten − darunter eine besonders großes Stück Fleisch und die moralisierende Szene von Christus bei Maria und Martha im Hintergrund.

Erste autonome Stillleben um 1600

Einen auf das Jahr genauen Entstehungszeitpunkt gibt es nicht – auch kein eindeutiges Entstehungsland. Zu viele Stillleben sind verloren gegangen, besitzen keine eindeutige Datierung bzw. Signatur oder sind möglicherweise nicht bewusst als autonomes Werk geschaffen worden.[26] Sicher ist, dass das Stillleben sich in Europa am Ende des 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts als eigenständige Gattung zu formieren begann − ebenso wie die „reine“ Landschaftsmalerei.[27] Gemälde, in denen die Darstellung von leblosen Objekten ausschließlich das Bildthema bestimmt, traten zuerst um 1600 in den Niederlanden, Deutschland, Spanien und Italien auf. Aus den Niederlanden kennt die Kunstgeschichte die frühesten Vanitas- und Mahlzeitstillleben und aus Italien die frühesten bekannten Früchtestillleben.[28]

Die Emanzipation des Stilllebens als autonome Gattung ist ein Nebeneinander verschiedener historischer und kunsthistorischer Entwicklungen und Errungenschaften − also nicht lediglich eine Geschichte der Verselbstständigung einzelner Motive aus der Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts. Sybille Ebert-Schifferer sieht vor allem den Ersatz der menschlichen Figur durch ein Objekt als Träger einer inhaltlichen Botschaft als Voraussetzung des autonomen Stilllebens. So war um 1600 der ideale Zeitpunkt für das Zusammentreffen von zwei wesentlichen Faktoren. Auf der einen Seite hatten die Künstler die technischen und kognitiven Fähigkeiten zur naturgetreuen Wiedergabe und auf der anderen Seite besaßen die Rezipienten die Fähigkeit zur intellektuellen Kombinatorik und Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Malerei als künstlerisches Phänomen.[29] Hinzu kommt die Auflösung der Gilden, wodurch ein Kunstmarkt entstand, der diese Spezialisierungen erst möglich machte.[30]

Die Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert

Niederlande und Deutschland

Im Zeitalter des Barock (etwa 1600–1770) erfuhr das Stillleben in Europa − im Besonderen in Holland und Flandern − seine reichste Ausprägung. In den verschiedenen Städten entstanden zahlreiche Unterarten der Stilllebenmalerei. In der Universitätsstadt Leiden malten Künstler wie David Bailly und die Brüder Steenwijck das Bücher- und Vanitasstillleben. In Antwerpen und Haarlem wurde das Mahlzeitstillleben von Künstlern wie Clara Peeters, Osias Beert, Floris van Dyck, Pieter Claesz. und Willem Claesz. Heda gepflegt. Den Haag war durch Künstler wie Abraham van Beijeren für das Fischstillleben bekannt. Utrecht war ein Zentrum der Blumen- und Früchtestillleben. Ein Hauptvertreter dieser Stillebenart war Jan Davidsz. de Heem. Das Waldstillleben ist eine Sonderform des Blumenstilllebens und wurde durch die Gemälde von Otto Marseus van Schrieck bekannt. In Amsterdam widmeten sich Künstler wie Jan Jansz. Treck und Jan Jansz. van de Velde mit Vorliebe dem Raucherstillleben.[31] Im deutschsprachigen Raum schufen Maler wie Georg Flegel, Isaak Soreau und Peter Binoit Stillleben unter dem starken Einfluss der Niederländer.[32]

Anliegen der Maler war es, einerseits Objekte der Natur und des alltäglichen Lebens in ihrer Schönheit zu erfassen und wiederzugeben und andererseits auch eine verschlüsselte Botschaft, einen gedanklichen Inhalt, zu vermitteln.[33] Die Verschlüsselung bestimmter (moralischer) Botschaften durch Symbole verblasste um die Mitte des 17. Jahrhunderts und ordnete sich einem primär dekorativen und repräsentativen Selbstzweck unter.[34] Diese Gemälde des späten 17. und 18. Jahrhundert, die auch Prunkstillleben genannt werden, stehen am Ende der Entwicklung des barocken Stilllebens. Das Prunkstillleben wurde, angeregt durch die Kunst des Frans Snyders, in Amsterdam von Künstlern wie Abraham van Beijeren, Jan Davidsz. de Heem und Willem Kalf gemalt.[35] Das Stillleben hatte während seiner Blütezeit im 17. Jahrhundert mit der perfekten Täuschung der Wahrnehmung, kulminierend im Trompe-l’œil auch seinen mimetischen Höhepunkt.

Mit der künstlerischen Produktion und der Achtung, die dem Kunstwerk entgegengebracht wurde, stieg auch das Selbstverständnis des Künstlers. Einige Maler von Stillleben waren im Zuge dieser Entwicklung hochbezahlte Hofmaler, andere wiederum mussten sich stets ihren Platz auf dem freien Kunstmarkt erkämpfen. Bei vielen Künstlern in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts reichte das Künstlerhandwerk nicht zur Sicherung des Lebensunterhalts, so dass sie einem weiteren Beruf nachgehen mussten. Der Verkauf der Gemälde, wenn sie nicht für einen speziellen Auftraggeber gefertigt wurden, erfolgte über Händler, Jahrmärkte, Buchhandlungen und direkt aus dem Atelier heraus.[36]



Frankreich

Chardin: Stillleben, um 1760, 33x41 cm, Louvre, Paris
Paul Cézanne: Schädelpyramide (Öl auf Leinwand, 37 x 45, 5 cm; Privatbesitz)

Im 18. Jahrhundert kam es zu einem Qualitätsverlust des Genres. Eine Ausnahme war der französische Maler Jean Siméon Chardin, der von 1699 bis 1779 lebte. Er war ein Maler der Aufklärung, der Jean-Jacques Rousseaus Forderung retour à la nature (dt. Zurück zur Natur) entsprach, worin sich die Abkehr von der Scheinhaftigkeit und Vordergründigkeit der höfischen Lebensweise hin zu einer schlichten Natürlichkeit verdeutlichte. Chardin öffnete den Blick für ein Leben jenseits der aristokratischen Leichtlebigkeit und der frivolen Spielerei. An die Stelle des barocken Prunkstilllebens mit seiner symbolischen Bedeutung setzte Chardin das bürgerliche Gerät des Alltags. Die Farbigkeit seiner streng aufgebauten Werke und sein aufgelöster Farbauftrag wurden von den Impressionisten als vorbildlich angesehen.

19. und 20. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert kam das Stillleben wieder sehr in Mode, in Frankreich besonders durch Jean Baptiste Robie, Antoine Vollon und Philippe Rousseau, in Deutschland durch Johann Wilhelm Preyer und seine Tochter Emilie (beide Düsseldorfer Malerschule), die Berliner Charles Hoguet, Paul Meyerheim, Hertel, Theude und Renée Grönland, Friedrich Heimerdinger (Hamburg), namentlich aber auch durch die Malerinnen Louise Begas-Parmentier, Hermione von Preuschen, Margarethe Hormuth-Kallmorgen und Elise Hedinger.

Im späten 19. und dem 20. Jahrhundert haben u. a. Paul Cézanne, Georges Braque, Juan Gris, Max Beckmann, Giorgio Morandi, Georgia O'Keeffe, Horst Janssen und Eberhard Schlotter dieses Genre aufgegriffen.

Hauptvertreter der Stilllebenmalerei

Die Hauptvertreter der niederländischen Stilllebenmalerei sind: Jan Brueghel der Ältere, Osias Beert, Clara Peeters, Floris van Dyck, Nicolaes Gillis, David Bailly, Frans Snyders, Jan Davidsz. de Heem, Abraham van Beyeren, Willem Kalf, Pieter Claesz, Willem Claesz Heda, Willem van Aelst, Balthasar van der Ast, Jan Fyt, Rachel Ruysch, Jan van Huysum.

Daneben ist für die französische Stilllebenmalerei dieser Zeit Sebastian Stoskopff (1597–1657) zu nennen. Für seine Arbeiten ist die Reduktion auf wenige Objekte wie Becher, Pokale, Gläser kennzeichnend. In Frankfurt/Hanau gab es eine Stillleben-Szene, die durch ausgewanderte Niederländer wie Lucas van Valckenborch begründet wurde. Ihr gehörten, neben Stoskopff, Maler wie sein Lehrer Daniel Soreau, dessen Söhne und Schüler Isaak und Peter, Peter Binoit, Franz Godin und Georg Flegel an. Im Gegensatz zur Stilllebenmalerei in Holland und Flandern blieben sowohl die Familie Soreau, als auch größtenteils Binoit ihren Motiven treu und wichen nicht auf „barocke“ Motive aus.[37]

Fotografische Stillleben

Hans Watzek: Stillleben (1898)

Fotografische Stillleben werden meist mit ihrem englischen Namen „still-life photography“ bezeichnet. Darunter versteht man die Aufnahme von Gegenständen. Neben den künstlerischen Still-Life Aufnahmen gibt es als eigene Gruppe rein technische Sach- oder Produktaufnahmen, wie man sie häufig in der so genannten „angewandten Fotografie“ (z. B. Werbung) antrifft. Fotografische Stillleben wurden u. a. durch John Blakemore, Imogen Cunningham, Robert Mapplethorpe, Tina Modotti und viele andere geschaffen.

Literatur

Nachschlagewerke

  • Hermain Bazin/Horst Gerson/Rolf Linnenkamp u. a.: Kinderls Malerei-Lexikon. Kindler, Zürich 1985, S. 282–286 (Band 11).
  • Allgemeines Künstlerlexikon (AKL). Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker. K. G. Saur, München und Leipzig 1991ff., ISBN 3-598-22740-X.
  • Walther Bernt: Die niederländischen Maler des 17.Jahrhunderts. 800 Künstler mit 1470 Abb. 3 Bd. Münchner Verlag, München 19XX.
  • Erika Gemar-Költzsch: Holländische Stillebenmaler im 17. Jahrhundert. Luca-Verlag, Lingen 1995, ISBN 3-923641-41-9.
  • Fred G. Meijer & Adriaan van der Willigen: A dictionary of Dutch and Flemish still-life painters working in oils. 1525–1725. Primavera Press, Leiden 2003, ISBN 90-74310-85-0.
  • Wolf Stadler u. a.: Lexikon der Kunst. Malerei, Architektur, Bildhauerei. Karl Müller Verlag, Erlangen 1994, S. 167–176 (Band 11).
  • Gerhard Strauss/Harald Olbrich: Lexikon der Kunst. Architektur, bildende Kunst, angewandte Kunst, Industrieformgestaltung, Kunsttheorie. Seemann, Leipzig 1994, S. 64–67 (Band 7).
  • Ulrich Thieme und Felix Becker: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, zusammen mit Vollmer: Zwanzigstes Jahrhundert, Leipzig 2008, ISBN 978-3-86502-177-9.

Monografien und Ausstellungskataloge

  • Ingvar Bergström: Dutch still-life painting in the seventeenth century. Aus dem Schwedischen von Christina Hedström und Gerald Taylor. Faber & Faber, London 1956.
  • Laurens Bol: Holländische Maler des 17. Jahrhunderts, nahe den großen Meistern : Landschaften und Stilleben. Klinkhardt & Biermann, Braunschweig 1969.
  • Pamela Hibbs Decoteau: Clara Peeters: 1594 – ca. 1640, and the development of still-life painting in northern Europe. Luca-Verlag, Lingen 1992, ISBN 3-923641-38-9.
  • Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens, Hirmer Verlag, München 1998, ISBN 3-7774-7890-3.
  • Claus Grimm: Stilleben. Die italienischen, spanischen und französischen Meister. Belser, Stuttgart 1995, ISBN 3-7630-2303-8; Neuauflage 2001, 2010 ISBN 978-3-7630-2562-6
  • Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister. Belser, Stuttgart/Zürich 1988 ISBN 3-7630-1945-6; Neuauflage 2001, 2010 ISBN 978-3-7630-2562-6
  • Samuel van Hoogstraten: Inleydingh tot de Hooge Schoole der Schilderkonst. De zichtbaere werelt. Verdeelt in negen leerwinkels. Davaco Publ., Utrecht 1969 (Nachdr. der Ausg. Rotterdam 1678).
  • Gerhard Langemeyer/Hans-Albert Peeters (Hrsg.): Stilleben in Europa. (Aust.kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster & Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 1980). Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 1979.
  • Roswitha Neu-Kock (Red.): Stilleben – Natura Morta. Im Wallraf-Richartz-Museum und im Museum Ludwig. (Aust.kat.: Wallraf-Richartz-Museum und Museum Ludwig Köln 1980). Museen der Stadt Köln, Köln 1980.
  • Michael North: Geschichte der Niederlande. Beck, München 2003, ISBN 3-406-41878-3.
  • Franz-Xaver Schlegel: Das Leben der toten Dinge – Studien zur modernen Sachfotografie in den USA 1914–1935. 2 Bände, Stuttgart: Art in Life 1999, ISBN 300-004-407-8.
  • Norbert Schneider: Stilleben. Realität und Symbolik der Dinge; die Stillebenmalerei der frühen Neuzeit. Taschen, Köln 1989, ISBN 3-8228-0398-7.
  • Sam Segal/William B. Jordan: A prosperous past. The sumptuous still life in the Netherlands. 1600–1700. (Aust.kat.: Delft & Cambridge & Massachusetts & Texas). SDU Publ., Den Haag 1989, ISBN 90-12-06238-1.
  • Martina Sitt, Hubertus Gaßner (Hrsg.): Spiegel geheimer Wünsche. Stillleben aus fünf Jahrhunderten. Hirmer Verlag München 2008 ISBN 978-3-7774-4195-5.
  • A.P.A. Vorenkamp: Bijdrage tot de geschiedenis van het Hollandsch stilleven in de 17 eeuw: proefschrift ter verkrijging van den graad van doctor in de letteren en wijsbegeerte aan de Rijks-Universiteit te Leiden. N.V. Leidsche Uitgeversmaatschappij, Leiden 1933.

Aufsätze und Artikel

  • Claus Grimm: Küchenstücke – Marktbilder – Fischtilleben. In: Gerhard Langemeyer/Hans-Albert Peeters (Hrsg.): Stilleben in Europa. (Aust.kat.: Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster & Staatliche Kunsthalle Baden-Baden 1980). Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 1979, S. 351-378.
  • Eddy de Jongh: De interpretatie van stillevens: grenzen en mogelijkheden. In: Eddy de Jongh: Kwesties van betekenis. Thema en motief in de Nederlandse schilderkunst van de zeventiende eeuw. Primavera Pers, Leiden 1995, ISBN 90-74310-14-1, S. 130–148.
  • Wouter Th. Kloek: The migration from the South to the North. In: Ger Lujten (Hrsg.): Dawn of the Golden Age. Northern Netherlandish art 1580–1620. (Aust.kat.: Rijksmuseum, Amsterdam 1993/94). Waanders, Zwolle 1993.

Einzelnachweise

  1. Die Schreibung Stilleben bis zum Ausgang des 20. Jahrhunderts ist bei Bibliotheks- und Internetrecherche nach dem Thema zu berücksichtigen.
  2. a b c Hermain Bazin & Horst Gerson & Rolf Linnenkamp u. a.: Kinderls Malerei-Lexikon (1985), S. 282 (Band 11).
  3. a b Wolf Stadler u. a.: Lexikon der Kunst (1994), S. 167–176 (Band 11)
  4. Gerhard Strauss/Harald Olbrich: Lexikon der Kunst (1994), S. 64–67 (Band 7).
  5. a b c Wolf Stadler u. a.: Lexikon der Kunst (1994), S. 167 (Band 11).
  6. Die Etablierung zu einer autonomen Gattung muss einerseits als dynamischer Prozess verstanden werden, andererseits steht am Ende eine hierarchische Platzzuweisung an die letzte Stelle innerhalb der Gattungen der Malerei durch die Doktrin der Kunsttheorie des 17. Jahrhunderts.
    Siehe hierzu: Norbert Schneider: Stilleben. (1989), S. 7.
  7. A.P.A. Vorenkamp: Bijdrage tot de geschiedenis van het Hollandsch stilleven in de 17 eeuw (1933), S. 6 f.
  8. a b Gerhard Strauss/Harald Olbrich: Lexikon der Kunst (1994), S. 64 (Band 7).
  9. a b Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 16f.
  10. a b c d e f Gerhard Strauss/Harald Olbrich: Lexikon der Kunst (1994), S. 65 (Band 7).
  11. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 18 f.
  12. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 22.
  13. „Einige Charakterzüge, die Stilleben in nachantiker Zeit, nach Epoche und Region wechselnd, immer wieder bestimmen werden, fanden sich somit bereits in der Antike ausgeprägt. Neben dem maltechnischen Illusionismus sind dies der emblematisch verkürzte Verweis auf komplexe Inhalte, das dauerhafte Festhalten des in der Natur Vergänglichen, die Verwendung als Dekoration und als Statussymbol und schließlich auch der Vanitasgedanke.“
    Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 23.
  14. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 25.
  15. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 25.
  16. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 26 f.
  17. Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister (1988), S. 22 f.; Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 29 ff.
  18. Wolf Stadler u. a.: Lexikon der Kunst (1994), S. 168 (Band 11)
  19. „Spätestens im dritten Viertel des 15. Jahrhunderts entstanden demnach im Norden wie im Süden Bildwerke, bei denen es sich optisch um Stilleben handelt; sie erfüllten jedoch immer − unabhängig davon, in welchem Grad sie zugleich Träger symbolischer Aussagen waren − eine praktische Funktion und waren physisch an einen bestimmten Ort − meistens eine Wand − gebunden.“
    Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 34 ff.
  20. Claus Grimm: Stilleben. Die italienischen, spanischen und französischen Meister (1995), S. 26 f.
  21. Wolf Stadler u. a.: Lexikon der Kunst (1994), S. 168 (Band 11).
  22. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 53ff & Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister (1988), S. 26 f.
  23. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 36.
  24. Claus Grimm: Küchenstücke – Marktbilder – Fischtilleben. In: Gerhard Langemeyer/Hans-Albert Peeters (Hrsg.): Stilleben in Europa. (1979), S. 351–378; Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister (1988), S. 28.
  25. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens (1998), S. 43.
  26. „Die Entwicklungen zu den uns geläufigen akademischen Spezialfächern wie ‘Landschaft’ und ‘Stilleben’ fand nicht einlinig und in deutlicher Ausrichtung statt. Im geschichtlichen Rückblick sehen wir die frühesten und die aus dem zeitüblichen Rahmen deutlich herausragenden Bildlösungen als Meilensteine einer Entwicklung. Diese Bewertung geht auf Ähnlichkeiten zu den späteren Bildtypen aus, ohne sicher zu sein, ob die innovativen Kräfte und Veränderungswirkungen jener Zeit tatsächlich in die Richtung des später Erzielten drängten. Manches, was wie eine Vorwegnahme oder programmatische Form aussieht, war möglicherweise nur eine umständebedingte, unvollständige Ausführung.“
    Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister. (1988), S. 73.
  27. Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister. (1988), S. 73.
  28. „Der gemeinsame Nenner für diese mit unterschiedlicher Themenpräferenz sich vollziehende Emanzipation des Stillebens dürfte das Zusammentreffen mehrerer, am Ende des 16. Jahrhunderts ausgereifter Entwicklungen sein […]. Um einen Zufall handelt es sich bei dem nahezu gleichzeitigen Auftreten von Stilleben an verschiedenen Orten also nicht. Gleichwohl lassen sich Spuren gegenseitiger künstlerischer Beeinflussung bislang nur sehr fragmentarisch aufzeigen. Der erhaltene Bestand ergibt, daß die frühesten Vanitas- und Mahlzeitdarstellungen aus den Niederlanden stammen, während auf dem Gebiet der Früchtemalerei italienische Künstler vorausgingen. Die Frage, welches Land das Stilleben >>erfunden<< habe, läßt sich nicht beantworten.“
    Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens. (1998), S. 75.
  29. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens. (1998), S. 91.
  30. Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister. (1988), S. 74.
  31. Gerhard Strauss/Harald Olbrich: Lexikon der Kunst (1994), S. 66 (Band 7).
  32. Sybille Ebert-Schifferer: Die Geschichte des Stillebens. (1998), S. 97f.
  33. Eine pauschale Aussage über versteckte Hinweise in Stillleben ist nicht möglich, da dies von individuellen Faktoren wie dem Entstehungszeitpunkt, der Bildung bzw. Religiosität des Künstlers und der Rezipienten sowie von den entsprechenden verwendeten Objekten bzw. Symbolen abhängig ist. Es ist von einer ernst gemeinten moralischen Lehre, über einen nur globalen Verweis auf etwaige Inhalte oder Vorstellungen bis hin zu gar keinem Hinweis auf eine weitere Bedeutung alles möglich.
    „Het zou echter ook kunnen zijn dat sommige kunstenaars, in plaats van een precieze betekenis aan te geven, inderdaad slechts globale associaties bij hun publiek hebben willen wekken. Zelfs valt aan te nemen dat in bepaalde werken de inhoudelijke component minimaal is of misschien wel geheel ontbreekt.“
    Eddy de Jongh: De interpretatie van stillevens: grenzen en mogelijkheden (1995), S. 132.
    Zu „versteckter Symbolik“ in der Stilllebenmalerei siehe u. a. das gleichnamige Kapitel in: Norbert Schneider: Stilleben. (1989), S. 17f. Eine Übersicht über mögliche Bedeutungen einzelner Symbole gibt es hier: Vanitas-Symbole.
  34. „Erst nach dem Verblassen eindeutiger und verschiedenartiger Assoziationen durch Geräte und Naturgegenstände, mit der gleichzeitigen Tendenz, Vergänglichkeit nur noch im Sinne der Gefährdetheit materieller Werte (etwa der mit hohem künstlerisch-technischem Aufwand gefertigten und aus kostbarem Material genommenen Prunkgeschirre) zu verstehen, und erst mit der parallelen, nur noch konventionellen Sinnherleitung war es möglich, die gemalten Gegenstände als ‘stillstehende Sachen’ als ‘nature morte’, als ‘Stilleben’ zu bezeichnen. Diese Begriffe haben sich erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts herausgebildet und schließlich allgemein durchgesetzt.“
    Claus Grimm: Küchenstücke – Marktbilder – Fischtilleben. In: Gerhard Langemeyer/Hans-Albert Peters (Hrsg.): Stilleben in Europa. (1979), S. 372.
  35. „The true masters of the pronk still life are Jan Davidsz. de Heem, Abraham van Beyeren and Willem Kalf.“
    Sam Segal/William B. Jordan: A prosperous past (1989), S. 17.
  36. „Viele der Stillebenmaler des 17. Jahrhunderts waren − wie die Landschafts- und Marienmaler − Teilzeitmaler, die entweder überwiegend von anderen Berufen lebten oder zeitweise die Maltätigkeit zurückstellten. Ambrosius Bosschaert der Ältere trieb − wie Rembrandt und Vermeer − Kunsthandel. Dasselbe gilt für den Flamen Picart und den Frankfurter Maler Marrel, der zeitweilig auch mit Tulpenzweibeln spekulierte. Johannes Hannot war Maler und Weinhändler; Osias Beert war Korkhändler; Cornelius Kick war Maler und Ladenbesitzer. Willem Kalf ist als Bilderhändler und -begutachter bezeugt, während Daniel Soreau wohl hauptberuflich Kaufmann war.“
    Claus Grimm: Stilleben. Die niederländischen und deutschen Meister (1988), S. 75.
  37. Gerhard Bott: Der Stillebenmaler Daniel Soreau und seine Schule in: Kurt Wettengl: Georg Flegel (1566–1638), Stilleben: [Publikation zur Ausstellung „Georg Flegel (1566–1638), Stilleben“ des Historischen Museums Frankfurt am Main in Zusammenarbeit mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt vom 18. Dezember bis 13. Februar 1994]. Hatje, Stuttgart 1993, ISBN 3-7757-0472-8.

Weblinks

 Commons: Stillleben – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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