Brose Fahrzeugteile GmbH

Brose Fahrzeugteile GmbH
Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG
Unternehmensform GmbH & Co. KG
Gründung 1908
Unternehmenssitz Coburg
Unternehmensleitung

Jürgen Otto, Vorsitzender

Mitarbeiter 14.000 (2008)
Umsatz 3,2 Mrd. Euro (2008)
Branche Automobilindustrie
Produkte

Fahrzeugteile

Website

www.brose.com

Die Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG ist ein Automobilzulieferer. Das Familienunternehmen hat seinen Sitz in Coburg.

Die Brose Unternehmensgruppe entwickelt und produziert heute an weltweit 51 Standorten in 20 Ländern mechatronische Komponenten und Systeme für Fahrzeugtüren, -sitze und Karosserie. Zu den Kunden zählen über 40 Automobilhersteller sowie weitere Automobilzulieferer. Das Familienunternehmen beschäftigt weltweit im Jahr 2008 über 14.000 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2008 soll die Brose Gruppe einen Umsatz in Höhe von über 3 Milliarden Euro erzielen. Die Gesellschaft ist unter anderem Hauptsponsor der Brose Baskets Bamberg.

Inhaltsverzeichnis

Firmengeschichte

Einfahrt Werk 2 in Coburg

Am 4. März 1908 eröffnete Max Brose in Berlin ein Handelsgeschäft für Automobilzubehör, wobei er auch Generalvertreter des Karosseriebau-Unternehmens seines Vaters in Wuppertal war.

Nach dem 1. Weltkrieg folgte am 14. Juni 1919 in Coburg durch Max Brose und Ernst Jühling, der in Coburg aufgewachsen war, die Gründung der Metallwerk Max Brose & Co. Die Gesellschaft hatte die Rechtsform der offenen Handelsgesellschaft und diente der Fabrikation und dem Vertrieb von Metallwaren, Werkzeugen, Apparaten und Materialien, insbesondere für Kraftfahr- und Flugzeuge[1]. Dazu wurden von der Firma „Metallwaren Haußknecht & Co“ die Mitarbeiter und Gebäude sowie Maschinen in der Ketschendorfer Straße übernommen.

Im Zubehör- und Zuliefererbereich produzierte die Gesellschaft anfangs mit dem Warenzeichen Atlas unter anderem Beleuchtungen für Kraftfahrzeuge, Signalinstrumente, Benzin- und Ölkanister, Automobilheber und Luftpumpen. Im Oktober 1926 bekam das Unternehmen ein Patent auf den Kurbelantrieb für versenkbare Fenster. Nachdem von der amerikanischen Firma Ternstedt die Rechte zur Nutzung des Patents für die Schlingerfederbremse erworben worden waren, begann 1928 die Serienfertigung mechanischer Fensterheber. Die sogenannten Fenster-Kurbelapparate wurden auch für Omnibusse, Eisenbahn- und Straßenbahnwagen hergestellt. Windschutzscheiben und Entlüftungen erweiterten in den folgenden Jahren die Produktpalette.

Ab 1936 wurde die Produktion auf den 20-Liter-Einheitskanister und im Zweiten Weltkrieg auf Aufschlagzünder und Sprenggranaten umgestellt. In dieser Zeit waren bei Brose bis zu 900 Mitarbeiter beschäftigt, unter anderem auch gegen Endes des Krieges 200 russische Kriegsgefangene, für die ein Lager direkt neben dem Werk von der Wehrmacht unterhalten wurde.

Im Jahr 1945 wurde die Firma von der amerikanischen Militärregierung für drei Jahre unter Treuhandverwaltung gestellt. Weniger als 100 Mitarbeiter produzierten unter anderem Haushaltsgegenstände wie Herde und Bügeleisen. Eine Produktionserweiterung außerhalb der Automobilzubehörteile erfolgte ab 1953 mit der Herstellung der Reiseschreibmaschine „Brosette“. Nach mehr als 40.000 Maschinen wurde die Fertigung 1958 eingestellt und nach Indien verkauft, um sich auf die Produkte als Zulieferer der Automobilindustrie zu konzentrieren. Insbesondere der Fensterheber, der 1963 erstmals mit elektrischem Antrieb in die Serienfertigung ging, entwickelte sich zum wichtigsten Standbein der Gesellschaft. 1968 startete mit der Herstellung von Sitzbeschlägen für das Verstellen von Rückenlehnen das nächste bedeutende Geschäftsfeld Sitzsysteme.

In der Geschäftsleitung gab es ab Mitte der 1950er mehrere Veränderungen. Im Jahr 1956 starb Ernst Jühling und seine Erben schieden als Gesellschafter aus. Nach dem Tod von Max Brose führte ab 1968 die älteste Tochter Gisela Brose die Gesellschaft und firmierte das Unternehmen zur KG um. Drei Jahre später übernahm schließlich Michael Stoschek, Enkel des Firmengründers Max Brose, im Alter von 23 Jahren die Leitung des Unternehmens mit damals zirka 50 Millionen DM Umsatz und rund 1000 Mitarbeitern. 1982 wurde die Gesellschaftsform in Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG geändert.

Im Rezessionsjahr 1974 mit der ersten Ölkrise musste das Unternehmen ein Viertel seiner Mitarbeiter entlassen und stellte die Produktion unter anderem auf Wasserhähne und Beschläge für die Möbelindustrie um. In den folgenden Jahren expandierte aber Brose Coburg wieder und investierte unter anderem 35 Millionen DM in das neue Werk 2 in Coburg, das ab 1983 komplett in Betrieb war. Damit beschäftigte die Gesellschaft in Coburg 1500 Mitarbeiter. Die 1981 begonnene Produktion von Kunststoffspritzerzeugnissen für die Automobilindustrie wurde allerdings 1989 wieder eingestellt. Weiterentwicklungen waren in den 1980ern der elektronisch gesteuerter Fensterheber mit Einklemmschutz und die elektrische Sitzverstellung sowie der elektronische Positionsspeicher.

1988 erwarb Brose in Coventry die erste ausländische Produktionsstätte. 1990 wurde in Hallstadt, im ersten deutschen Werk außerhalb von Coburg, die Produktion aufgenommen. In Deutschland folgte 1991 ein weiteres Werk in Gera, das 1997 für eine Just-in-Sequence-Fertigung von Türsystemen nach Meerane, in die Nähe zum Volkswagenwerk Mosel, verlegt wurde. Diesem Konzept aus der Beschaffungslogistik entsprechend entstanden seitdem im In- und Ausland durch Neuaufbau oder Zukauf eine Vielzahl von Produktionsstätten. Die internationale Expansion erfolgte vor allem in Nordamerika und Asien.

Im 21. Jahrhundert wuchs das Familienunternehmen vor allem durch verschiedene Übernahmen. So wurden 2002 die Schließsystem-Aktivitäten der Robert Bosch GmbH übernommen und das neue Geschäftsfeld Schließsysteme aufgebaut. 2004 kam es zum Erwerb des Fensterhebergeschäftes der Maxion Sistemas in Brasilien, ein Jahr später folgte der Kauf von 40 Prozent der Unternehmensanteile an dem türkischen Fensterheber-Hersteller Pressan A.S.. Ende 2007 ergänzte Brose das Produktprogramm um elektrische Antriebe für Fensterheber, Schiebedächer und Gurtstraffer durch den Kauf der Sparte Elektromotoren der Continental AG. Mit dem Aufbau der neuen Geschäftseinheit Motoren wuchs die Anzahl der Beschäftigten Ende 2007 von knapp 10.000 auf über 14.000.

Seit 2008 gliedert sich das Unternehmen in die vier Geschäftseinheiten Motoren, Schließsysteme, Türsysteme und Sitzsysteme. Vorsitzender der Geschäftsführung ist Jürgen Otto, nachdem Ende 2005 Michael Stoschek aus der Geschäftsleitung ausschied.

Gesellschafter

Gesellschafter des Unternehmens sind Michael Stoschek, seine Tochter Julia Stoschek und sein Sohn Maximilian Stoschek sowie seine ältere Schwester Christine Volkmann und deren älteste Tochter Gabriele Volkmann. Michael Stoschek hat den Vorsitz der Gesellschafterversammlung der Brose Unternehmensgruppe inne.

Geschäftsführung

  • Jürgen Otto, Vorsitz und Ressort Einkauf
  • Kurt Sauernheimer, Geschäftsbereich Türsysteme
  • Periklis Nassios, Geschäftsbereich Sitzsysteme
  • Torsten Greiner, Geschäftsbereich Schließsysteme
  • Reinhard Kretschmer, Geschäftsbereich Motoren
  • Peter Gresch, Ressort Entwicklung
  • N.N., Ressort Kaufmännische Funktionen
  • Thomas Spangler, Ressort Produktion
  • Jan Kowal, Präsident Brose North-America
  • Gary Tan, Präsident Brose Asia-Pacific

Marktposition

Bei Fensterhebersystemen hat das Unternehmen einen Marktanteil von 25 % weltweit, bei Türsystemen einen Anteil von rund 39 % und bei elektrischen Sitzverstellungen einen Anteil von 50 % in Europa. Mit Schließsystemen ist Brose der drittgrößte Anbieter in Europa (15 %).

Weltweite Präsenz

Brose unterhält folgende Fertigungsstätten:

Europa: Coburg, Hallstadt/Bamberg, Würzburg, Berlin, Meerane, Wuppertal, Saarwellingen, Rastatt, Weil im Schönbuch, Gifhorn, Gent (Belgien), La Suze (Frankreich), Bratislava (Slowakei), Ostrava und Trutnov (beide Tschechien), Coventry (Großbritannien), Sta. Margarida (Spanien), Tondela (Portugal), Göteborg (Schweden), Budapest(Ungarn), Beteiligung in Istanbul (Türkei)

Nordamerika: Detroit, Chicago, Gainesville, Tuscaloosa (USA), London (Kanada), Puebla, Querétaro, Reynosa (Mexiko)

Südamerika: Curitiba und Salto (Brasilien)

Asien: Produktionsgesellschaft in Changchun und Wuhan (China); Gemeinschaftsunternehmen in Zhangjiagang und Shanghai (China), Toyota City (Japan)

Afrika: Beteiligung in Brits (Südafrika)

Darüber hinaus ist Brose mit Entwicklungs- und Vertriebsgesellschaften in Ingolstadt, Sindelfingen, Rüsselsheim, Wolfsburg (Deutschland), Voisins-le-Bretonneux (Frankreich), Nagoya (Japan), Suwon-si (Südkorea) und New Delhi (Indien) vertreten.

Auszeichnungen Personalarbeit

2008
Top Arbeitgeber Automotive: Platz 1 in der Kategorie Innovationsmanagement, Platz 3 im Bereich Work-Life-Balance und im Gesamtranking Platz 5
2007
Top Arbeitgeber, Deutsches Absolventenbarometer
2006
Coburg: Familienfreundliches Unternehmen
2005
Top Arbeitgeber, Deutsches Absolventenbarometer
Access-Survey „Beliebtester Arbeitgeber“
2004
Wuppertaler Wirtschaftspreis
Deutschlands beste Arbeitgeber
Beste Arbeitgeber in Europa
Deutscher PR-Preis in Gold
Sonderpreis des Generationenkongresses
„Goldene Hand“ - Auszeichnung von der Aktiven Generation
Ingenieurumfrage: Brose zählt zu den beliebtesten Arbeitgebern
2003
Initiativpreis für fortschrittliche Personalpolitik
Top Job 2003: Sonderpreis für kreative Personalarbeit
2002
Top Job 2002 - Brose unter den besten Arbeitgebern durch die Brose Arbeitswelt
2001
Top Job 2001 - Brose unter den 100 innovativsten mittelständischen Firmen

Arbeitnehmerpolitik (Kritik)

Das Verhältnis zwischen Brose und den Gewerkschaften gestaltet sich, auch in der Öffentlichkeit, sehr problematisch. Zum Teil werden Betriebsvereinbarungen über Inhalte abgeschlossen, die üblicherweise in Tarifverträgen geregelt sind (so geschehen in Coburg und Hallstadt). Das Arbeitsgericht Coburg hat im März 2006 einige Punkte der Betriebsvereinbarung, wie unentgeltliche Ableistung von zwei zusätzlichen Arbeitstagen pro Jahr, beanstandet. Wegen der grundsätzlichen Bedeutung wird Brose eine Revision beim Landesarbeitsgericht in Nürnberg beantragen, wo erst 2008 eine endgültige Entscheidung zu erwarten ist. Im Mai 2006 ist das Unternehmen aus dem Verband der Bayerischen Metall- und Elektroindustrie/Arbeitgeberverband ausgetreten.

An anderen Standorten (z.B. in Saarwellingen) werden Tarifverhandlungen mit der IG Metall verweigert. Es wird mit Werkschließung für den Fall gedroht, dass die Mitarbeiter weiterhin an ihrer Forderung nach einem Tarifvertrag festhalten. [2].

2005 entscheidet das Bundesarbeitsgericht, dass die Betriebsratswahl am Standort Coburg im Jahr 2002 unwirksam war[3]. Grund hierfür war ein Fehler des Wahlvorstandes, durch den die Liste der IG Metall nicht zur Wahl zugelassen wurde. Ende September 2005 gerät Brose mit negativen Schlagzeilen in die Presse, als Mitarbeiter des Hallstadter Werkes direkt nach der Aushändigung der Kündigung durch den Werkschutz vom Gelände geführt werden. Daraufhin kommt es zu einer spontanen Arbeitsniederlegung der Belegschaft. Die IG Metall wirft Brose vor, dass diese Methode das Unterzeichnen eines Aufhebungsvertrags seitens der Mitarbeiter bezweckte und System hätte.

Literatur

  • Gregor Schöllgen: brose - Ein deutsches Familienunternehmen 1908 - 2008. ECON, Berlin 2008. ISBN 978-3-430-20053-0

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Coburger Zeitung vom 30. August 1919
  2. Infos der IG-Metall Völklingen vom 13. März 2006
  3. Bundesarbeitsgericht 7 ABR 39/04

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