Brüderstraße (Berlin-Cölln)

Brüderstraße (Berlin-Cölln)
Eduard Gaertner: Brüderstraße und Petrikirche
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Brüderstraße (Berlin-Cölln) (Berlin)
Brüderstraße (Berlin-Cölln)
Brüderstraße (Berlin-Cölln)

Die Brüderstraße (früher auch Domgasse) verläuft auf der Berliner Spreeinsel (Cölln) von der Sperlings- bzw. Neumannsgasse bis zum Petriplatz. Angelegt im 13. Jahrhundert zählt sie zu den ältesten Straßen Berlins. Ihren Namen erhielt sie vom damals nahe gelegenen Dominikanerkloster. Von der barocken Bebauung sind nur die Häuser Nr. 10 (Galgenhaus) und 13 (Nicolaihaus) erhalten. Bis zum Bau des Staatsratsgebäudes der DDR (1962–1964) reichte die Brüderstraße vom Schloßplatz bis zum Petriplatz mit der gleichnamigen (heute nicht mehr vorhandenen) Pfarrkirche Cöllns, der Petrikirche.

Die Straße wandelte sich Ende des 19. Jahrhunderts von einer vornehmen ruhigen Wohn- in eine Geschäftsstraße. Die Front der Seite von der Scharrenstraße bis zur Neumannsgasse nahm die Rückseite des den gesamten Straßenblock einnehmenden Warenhauses von Rudolph Hertzog in Anspruch.

In der Brüderstraße lebten im 17. und 18. Jahrhundert für das Berliner Kulturleben bedeutende Personen, so beispielsweise der Baumeister und Künstler Andreas Schlüter, der Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Nicolai, der Buchdrucker Georg Jacob Decker, der Zeichner Daniel Chodowiecki, der Porzellanfabrikant Johann Ernst Gotzkowsky, der Vater der deutschen Bevölkerungsstatistik, Johann Peter Süßmilch und der Seidenfabrikant Jean Paul Humbert.

Inhaltsverzeichnis

Brüderstraße 10 (Galgenhaus)

Siehe Hauptartikel: Galgenhaus

Das Haus Brüderstraße 10 gehört zu den ältesten noch erhaltenen Bürgerhäusern Berlins. Im sogenannten ‚Galgenhaus‘ befindet sich eine fotografische Sammlung des Stadtmuseums.

Brüderstraße 13 (Nicolaihaus)

Brüderstraße 13 (1952)

Siehe Hauptartikel: Nicolaihaus

Graf Mirabeau hielt sich in der als Residenz errichteten Brüderstraße 13 auf, als er 1785 um eine Anstellung in preußischen Diensten nachsuchte. Friedrich der Große lehnte dies jedoch ab.[1]

Christoph Friedrich Nicolai, der als Autor, Kritiker und bedeutender Verlagsbuchhändler bekannt wurde, kaufte 1787 für 30.000 Taler das Haus Brüderstraße 13 und ließ es durch Carl Friedrich Zelter renovieren und umbauen. Hier starb er auch am 8. Januar 1811 und wurde unter großer öffentlicher Anteilnahme auf dem Luisenstädtischen Friedhof beigesetzt[2]. Nach seinem Tod führte sein Schwiegersohn, Gustav Parthey, die Nicolaische Verlagsbuchhandlung fort, und von Ostern bis in den Mai 1811 war der Student Theodor Körner Gast im Hause Parzheys, nachdem er Leipzig wegen eines Duells hatte verlassen müssen.

Zwischen dem Frühjahr 1814 und 1815 lebte Elisa von der Recke zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Dichter Christoph August Tiedge im Hause Brüderstraße 13.

Christian Gottfried Körner, der Vater des Dichters Theodor Körner und Freund Schillers, mietete nach seiner Ernennung zum Staatsrat 1815 eine Wohnung. Die Familie Körner wohnte hier bis 1828.

Im 20. Jahrhundert wurde das Haus als Museum betrieben. 2011 wird der Suhrkamp Verlag seinen Hauptsitz in das Nicolaihaus verlegen, der bis 2009 in Frankfurt am Main seinen Sitz hatte und bis zur Renovierung des Nicolaihauses übergangsweise in der Pappelallee 78/79 im Ortsteil Prenzlauer Berg ansässig ist.

Kaufhaus Rudolph Hertzog

Brüderstraße 26

Die Brüderstraße 26 war Teil des Warenhauses Rudolph Hertzog, einem der ältesten und größten Kaufhäuser in Berlin. Gegründet wurde das Kaufhaus 1839 als Manufactur-Waaren-Handlung. Der noch bestehende Teil des Kaufhauses in der Brüderstraße wurde 1908/1909 errichtet. In den 1960er Jahren wurde die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Fassade vereinfacht wiederhergestellt. Das Haus steht heute unter Denkmalschutz.[3]

Brüderstraße 39

In der Brüderstraße 39 befand sich lange der Gasthof Stadt Berlin. Hier logierte sich Mirabeau ein, als er von Frankreich nach Berlin geschickt wurde, um die Verhältnisse nach dem erwarteten Ableben Friedrichs des Großen zu erkunden. Mirabeau verfasste hier neben geheimen Informationen auch sein Werk Sur la monarchie prussienne sous Frédéric le Grand.[4]

Im Hotel wohnte auch Madame de Staël, die hier nach ihrem Besuch bei Goethe in Weimar am 8. März 1804 eintraf. Auch Joseph von Eichendorff wohnte hier seit dem 20. November 1809.[5]

Heute

Heute beherbergt die Brüderstraße neben mehreren Wohnhäusern und den genannten historischen Gebäuden eine Stelle des Bundesnachrichtendienstes. In den 1905 errichteten Gebäuden in der Brüderstraße 11/12 befindet sich die Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund.

Legende um die Namensherkunft

Einer Sage nach lebten in dieser Straße vier Brüder, die sich gegenseitig geschworen hatten, niemals zu heiraten. Ohne gegenseitig davon zu wissen, verliebten sie sich jedoch alle vier in das gleiche Mädchen, das vom Teufel besessen war und sich vorgenommen hatte, sie zu entzweien. Es lud sie alle vier zu einem Treffen am gleichen Ort zur gleichen Zeit ein. Als die Brüder jedoch begriffen, hintergangen worden zu sein, reichten sie sich die Hände und erneuerten das Versprechen, keine Ehe eingehen zu wollen. Um nicht wieder in Versuchung zu geraten, wurden sie Mönche und gründeten ein Kloster am Ende ihrer Straße.[6]

Literatur

  • Projekt Alt-Cölln (Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins, 105. Jahrgang, Heft 2). Verein für die Geschichte Berlins, Berlin 2009 (Volltext)
  • Die schwarzen Brüder, Geschichtsdarstellung zur Brüderstraße. In: Der Stralauer Fischzug. Sagen, Geschichten und Bräuche aus dem alten Berlin. Verlag Neus Leben Berlin 1987, ISBN 3-355-00326-3; S. 13–15

Weblinks

 Commons: Brüderstraße (Berlin-Mitte) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Werner Liersch: Dichters Ort – ein literarischer Reiseführer. Rudolstadt 1985, S. 15–16
  2. Werner Liersch: Dichters Ort – ein literarischer Reiseführer. Rudolstadt 1985, S. 13–15
  3. Eintrag in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
  4. Werner Liersch: Dichters Ort – ein literarischer Reiseführer. Rudolstadt 1985, S. 15
  5. Werner Liersch: Dichters Ort – ein literarischer Reiseführer. Rudolstadt 1985, S. 16
  6. Inge Kiessig: Berliner Sagen. Berlin-Information, Berlin (1990), S. 19f.

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