- Bucky Fuller
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Richard Buckminster Fuller (oft abgekürzt zu R. Buckminster Fuller, auch Bucky Fuller genannt; * 12. Juli 1895 in Milton, Massachusetts; † 1. Juli 1983 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Architekt, Konstrukteur, Designer, Philosoph und Schriftsteller. Er zählt neben Frei Otto und Santiago Calatrava zu den führenden Vertretern einer biomorphen Architektur.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Fuller ist der Großneffe von Margaret Fuller, einer prominenten Frauenrechtlerin und Vertreterin des Transzendentalismus. Er begann 1912 in Harvard zu studieren, flog jedoch von der Universität und wurde Marinesoldat. 1917 heiratete er Anne Hewlett in New York. 1927 im Alter von 32 Jahren war er bankrott und ohne Anstellung, und nach dem Tode seines ersten Kindes nahe daran, Suizid zu begehen. Er beschloss aber, sein weiteres Leben als Experiment zu verstehen: Er wollte feststellen, was eine einzelne Person dazu beitragen kann, die Welt zum Nutzen der Menschheit zu verändern. Er begann sein Leben peinlich genau in einem Tagebuch zu dokumentieren, das er das nächste halbe Jahrhundert lang führte.
Nach mehreren Tätigkeiten in der Industrie begann er als Architekt zu arbeiten. In den späten zwanziger Jahren hatte er einigen Erfolg mit neuen Gebäudekonzepten, die er unter dem Namen Dymaxion (Dymaxion-Globus) der Öffentlichkeit vorstellte. Weitere Entwürfe energie- und/oder materialeffizienter Konstruktionen (z. B. ein stromlinienförmiges Auto,[1] ein Badezimmer, Tensegrity) folgten, wurden patentiert und teilweise ebenfalls unter dem Warenzeichen Dymaxion vermarktet.
Bekannt wurde Fuller durch seine Domes oder geodätischen Kuppeln, die man meist auf Ausstellungen, in Science-Fiction-Filmen oder als Teil von Militäranlagen (Radarkuppeln) sichten kann. Auch Achterbahnen fanden in diesen Kugeln Platz (z. B. der Eurosat im Europa-Park bei Rust). Sie basieren auf einer Weiterentwicklung von einfachsten geometrischen Grundkörpern (Tetraeder als 3-Simplex, Oktaeder und dichteste Kugelpackungen) und sind extrem stabil und mit geringstem Materialaufwand realisierbar. Das Konstruktionsprinzip wurde 1954 patentiert. Fuller hat als einer der Ersten das Wirken der Natur als durchgängiges systemisches Wirken unter wirtschaftlichen Prinzipien (Material- und Energie-Effizienz und die damit verbundene Tendenz zur Ephemerisierung) gesehen. Ein anderer wichtiger Aspekt war für ihn das Entdecken von nutzbaren Synergien, ein Begriff, den er mit prägte.
Er wirkte als Designer, Wissenschaftler, Forscher, Entwickler und Schriftsteller und propagierte dabei schon frühzeitig globale und kosmische Sichtweisen, z. B. in Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde. Mit der Frage nach der „Integralfunktion des Menschen im Universum“ warf er die Frage nach dem Sinn menschlichen Lebens auf moderne Weise auf. Seine in späteren Jahren entwickelten Methoden und technischen Konstruktionen versuchen Minimalprinzipien in den Bereichen der Technik fortzuentwickeln, um damit zur Vermeidung des „kosmischen Bankrottes“ der Menschheit Mittel zur nachhaltigen Fortentwicklung unserer Zivilisation bereitzustellen. Diesem Zweck diente auch die Propagierung des World Game, das – im Gegensatz zu Konfliktsimulationen – praktisch aufzeigen sollte, wie spontane Kooperation das Leben aller Menschen verbessern kann.
1968 wurde er Professor an der Southern Illinois University Carbondale, später auch an der University of Pennsylvania. Fuller erhielt zwischen 1954 und 1981 47 Ehrendoktorate und über 100 Auszeichnungen und Preise.
Nach ihm wurde die dritte bekannte elementare Modifikation des Kohlenstoffs benannt, die Fullerene, deren chemische Struktur an seine Kuppelbauten erinnert. Das bisher am besten erforschte Fulleren C60 wird auch als Buckminster-Fulleren beziehungsweise Bucky Ball bezeichnet.
Fuller war Mitglied im Hochbegabtenverein Mensa International.
R. Buckminster Fuller starb 1983 in Los Angeles, keine 36 Stunden vor seiner Frau Anne, mit der er seit 1917 verheiratet war. Aus der Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen.
2004 ehrte ihn der United States Postal Service mit einer Briefmarke zum 50. Jahrestag der Patentierung der geodätischen Kuppeln.[2]
Werke (Auswahl)
Konzepte und Gebäude:
- Dymaxion Haus (1928)
- Aerodynamisches Dymaxion Automobil (1933)
- Vorgefertigte kompakte Nasszelle (1937)
- Weltkarten (1940)
- Gebäude (1943)
- Tensegritätsstrukturen (1949)
- Geodätische Kuppel für die Ford Motor Company (1953)
- Patent auf geodätische Kuppeln (1954)
Veröffentlichungen (Auswahl)
- Nine Chains to the Moon. J. B. Lippincott, New York 1938
- Education automation. Freeing the Scholar to Return to His Studies. Doubleday, Garden City, 1960
- Erziehungsindustrie. Prospekt universaler Planung und Instruktion. Edition Voltaire, Berlin 1970
- Operating Manual for Spaceship Earth. E. P. Dutton, New York 1963
- Bedienungsanleitung für das Raumschiff Erde und andere Schriften. Rowohlt, Reinbek 1973, ISBN 3-499-25013-6; veränderte Neuausgabe: Verlag der Kunst, Amsterdam/Dresden 1998, ISBN 90-5705-015-3
- The Prospect for Humanity. in: Saturday Review. 1964
- Die Aussichten der Menschheit. 1965-1985. Edition Voltaire, Frankfurt/Berlin 1968
- Utopia or oblivion. Jargon Press, Highlands 1969
- Konkrete Utopie. Die Krise der Menschheit und ihre Chance zu überleben. Econ-Verlag, Düsseldorf/Wien 1974, ISBN 3-430-12994-X
- Intuition. Anchor & Doubleday, Garden City 1971
- Synergetics. Explorations in the Geometry of Thinking (mit E. J. Applewhite). Macmillan, New York 1975/79
- Tetrascroll. Goldilocks and the Three Bears. A Cosmic Fairy Tale. Universal Limited Art Editions, West Islip 1975
- Goldlöckchen und die drei Bären. Ein Märchen erklärt die moderne Weltsicht im Raumzeitalter = Tetrascroll. DuMont, Köln 1983, ISBN 3-7701-1515-5
- Critical Path. St. Martin's Press, New York 1981
- Grunch of Giants. Gross Universal Cash Heist. St. Martin's Press, New York 1983
- Grunch. Raubzug der Giganten. VAP, Wiesbaden 1985, ISBN 3-922367-15-1
- Cosmography. A Posthumous Scenario for the Future of Humanity (mit Kiyoshi Kuromiya). Macmillan, New York 1992, ISBN 0-02-541850-5
Literatur
- Amy C. Edmondson: A Fuller Explanation. The Synergetic Geometry of R. Buckminster Fuller. Birkhäuser, Boston 1987, ISBN 0817633383
- Joachim Krausse & Claude Lichtenstein (Hrsg.): Your Private Sky. R. Buckminster Fuller. Design als Kunst einer Wissenschaft. Müller, Baden 2000, ISBN 3-907044-93-2 (Ausstellungskatalog des Museums für Gestaltung Zürich)
- Joachim Krausse & Claude Lichtenstein (Hrsg.): Your Private Sky. R. Buckminster Fuller. Diskurs. Müller, Baden 2000, ISBN 3-907044-95-9 (Ergänzungsband zum Ausstellungskatalog)
- K. Michael Hays, Dana A. Miller (Hrsg.): Buckminster Fuller: Starting with the Universe. Yale University Press (Whitney Museum of American Art) New York 2008, ISBN 0300126204
Weblinks
- Literatur von und über Richard Buckminster Fuller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite über Richard Buckminster Fuller bei archINFORM
- Website des Buckminster Fuller Institute
- Buckminster Fuller auf Video in der Medialounge des ZKM (QuickTime)
- Website des Buckminster Fuller Virtual Institute
- R. Buckminster Fuller: Thinking Out Loud, Website zu einer TV-Dokumentation aus der Reihe American Masters
- Buckminster Fuller Portrait von Martin Pawley, Telepolis, 14. Dezember 1997
- we are all astronauts. a random design project Nonlineare Webseite der Agentur urbn; interaction design zu Buckminster Fullers Theorien
- Richard Buckminster Fuller Referat auf der Website der TU Darmstadt
- Der erste Designforscher Porträt von Marco Siebertz, Roger Nr. 3
- Kurzer zeitgenössischer Kommentar zur Person und zum Werk Manfred Sack in der Wochenzeitung Die Zeit vom 5. April 1974
Fußnoten
- ↑ Das Dymaxion Car von Richard Buckminster Fuller, echolog.de
- ↑ United States commemorative postage stamp to honor R. Buckminster Fuller
Personendaten NAME Fuller, Richard Buckminster ALTERNATIVNAMEN Fuller, Bucky KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Wissenschaftler, Architekt, Konstrukteur, Designer und Schriftsteller GEBURTSDATUM 12. Juli 1895 GEBURTSORT Milton (Massachusetts) STERBEDATUM 1. Juli 1983 STERBEORT Los Angeles
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