- Aasee (Münster)
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Aasee Der Aasee in Münster Geographische Lage Nordrhein-Westfalen Zuflüsse Münstersche Aa Abfluss Münstersche Aa Städte am Ufer Münster Daten Koordinaten 51° 56′ 58″ N, 7° 36′ 13″ O51.9494444444447.603513888888954Koordinaten: 51° 56′ 58″ N, 7° 36′ 13″ O Höhe über Meeresspiegel 54 m Fläche 0,402 km² Maximale Tiefe 2 m Besonderheiten künstlicher See, Wasserbusbetrieb
Der Aasee ist ein künstlich angelegter See in Münster, Westfalen.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Der in südwestlicher Richtung stadtauswärts gelegene See hat eine Fläche von 40,2 Hektar und eine Länge von etwa 2,3 km. Er ist bis zu zwei Meter tief.[1] Der See wird von zahlreichen Grünflächen umgeben und ist damit der größte Naherholungsraum im Stadtgebiet von Münster.[1]
Der See staut das Wasser der Münsterschen Aa, dient also dem Hochwasserschutz und sorgt für Frischluftzufuhr, weil die vorwiegend aus Südwesten einfließenden Luftmassen abgekühlt werden. Somit hat er eine bedeutende ökologische und städtebauliche Funktion für die Stadt. Dies gilt auch für die zunehmend naturnah gestaltete Umgebung des Sees, die zahlreichen Arten Brut- und Lebensraumgebiet bietet und ein beliebtes Naherholungsgebiet der Münsteraner ist.
Geschichte
Am 18. Dezember 1660 brachen zwei Erdwälle, mit denen Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen der Stadt Münster die Wasserversorgung abgeschnitten hatte, woraufhin Großteile des Stadtgebietes überschwemmt wurden.[2] Die Stadt ergab sich daraufhin dem Belagerer. Die Wassermassen des Dammbruchs waren noch Jahre später an der Stelle des heutigen Aasees zu sehen.[2]
Bis Anfang des 19. Jahrhunderts befanden sich im Bereich des heutigen Aasees Feuchtgebiete und sumpfige Wiesen, die von der Aa durchflossen wurden. Es kam zu regelmäßigen Überflutungen dieser Wiesenflächen, bisweilen erreichten die Wasserstände solche Ausmaße, dass die Altstadt Münsters überflutet wurde. Nicht nur, um den Pegelstand der Aa besser kontrollieren zu können, sprach sich der Münsteraner Zoologieprofessor Hermann Landois bereits 1888 für den Bau eines „Aa-Bassins“ aus.[1] Zugleich plante Landois mittels des Stausees die Trinkwasserversorgung der Stadt sicherzustellen, Sportangebote wie Rudern, Segeln und Schwimmen zu ermöglichen, zur Verschönerung der Stadt beizutragen, aber auch aus hygienischer Sicht durch die Spülung des Aabetts die Quelle von Krankheitserregern zu reduzieren, da die Aa zugleich als Abwasserkanal der Stadt genutzt wurde.[3] Erst ein Vierteljahrhundert nach den ersten Ausführungen Landois' und neun Jahre nach dessen Tod, im Frühjahr 1914, begannen italienische Arbeiter mit der Umsetzung Landois' Vision, um die Hochwassergefahr für die Stadt Münster zu reduzieren.
Der Aushub des künstlich angelegten Aasees wurde jedoch durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch im selben Jahr unterbrochen. Die Arbeiten wurden erst nach einem schweren Hochwasser 1925 während der Amtszeit des damaligen Oberbürgermeisters Georg Sperlich weitergeführt. Schließlich wurde 1934 der See vollendet und umfasste eine Wasserfläche von 20,7 Hektar. Zur Zeit des Dritten Reichs gab es Planungen, wonach auf den Aasee-Wiesen ein Tempel entstehen sollte.[2] Nach Kriegsende wurden diese Pläne verworfen und stattdessen von 1972 bis 1976 im Zuge der Baumaßnahmen für den Allwetterzoo Münster der Aasee südlich der Torminbrücke um 19,5 Hektar auf fast die doppelte Fläche erweitert.[1] Ebenfalls 1976 wurden die Parkflächen um 50 Hektar auf insgesamt 90 Hektar vergrößert, die von rund zehn Kilometern Spazierwegen durchzogen werden und etwa 18 Hektar Liegewiesen umfassen.
Später wurden am Ufer des neuen Aasees Flachwasserzonen angelegt, die die Nährstofffracht des zufließenden Wassers mindern sollen. Erst 1996 wurde die Flusslandschaft der Umgebung bis zum Haus Kump naturnah umgestaltet. 2008 wurden am stadtnahen, nördlichsten Punkt des Gewässers die „Aaseeterrassen“ eröffnet. Das Areal beherbergt zwei Restaurants, Bootsverleih und -schule und den Segel-Club Münster.
Im Jahr 2009 wurde der Aasee-Park als „Schönster Park Europas“[4] ausgezeichnet, nachdem er bereits 2008 zu „Deutschlands schönstem Park“[5][6] gewählt worden war.
Leben am Aasee
Heute ist der See Kernstück eines beliebten Naherholungsziels nahe dem Stadtzentrum. In strengen Wintern friert er vollständig zu.
Am Aasee liegen eine Jugendherberge, mehrere Studentenwohnheime, die Mensa am Aasee, der Allwetterzoo Münster mit dem Westfälischen Pferdemuseum Münster, das LWL-Museum für Naturkunde mit Planetarium und das Mühlenhof-Freilichtmuseum Münster. Es gibt zwei kleine Segelboothäfen mit Gastronomie. Ein Rad- und Wanderweg von etwa 5,7 km Länge führt um den See, der auch zum Joggen benutzt wird. Das Ufer beleben inzwischen zahlreiche Skulpturen, die bekannteste davon ist die im Rahmen der Skulptur.Projekte 1977 entstandene Giant Pool Balls von Claes Oldenburg, die zunächst auf massive Ablehnung seitens der Münsteraner Bevölkerung stieß und von dieser des Nachts vergeblich versucht wurde, in den Aasee zu rollen.[7]
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Skulptur Giant Pool Balls von Claes Oldenburg (1977)
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Skulptur Blickst du hinauf und liest die Worte von Ilya Kabakow (1997)
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Ohne Titel von Donald Judd
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Pier von Jorge Pardo (1997)
Jährlich findet eine Ruder-Regatta im Frühling auf der 2.000 Meter Regattastrecke über die gesamte Aasee-Länge sowie der Aaseepokal der Piraten, veranstaltet vom Segel-Club Münster, im Herbst auf dem stadtnäheren Teil des Sees, statt. Auf dem oberen Aasee, also dem Stadtzentrum ferneren Teil, werden alljährlich die Piraten-Regatta „Bockwurst-Challenge“ sowie die Optimist „Kiepenkerlregatta“ als Ranglistenregatten vom Segelclub „Hansa Münster“ veranstaltet.
Mit dem „Wasserbus Professor Landois“, der nach Hermann Landois, dem Gründer des Zoos in Münster benannt wurde, konnte zwischen 1975 und 2011 der Allwetterzoo mit dem Westfälischen Pferdemuseum und das LWL-Museum für Naturkunde mit Planetarium sowie das Mühlenhof-Freilichtmuseum auf dem Wasserweg erreicht werden. Von der „Goldenen Brücke“ fuhr der Wasserbus von März bis Oktober mehrmals täglich die rund zwei Kilometer lange Strecke in 30 Minuten über das Freilichtmuseum Mühlenhof zum Allwetterzoo, auf dem Rückweg gab es einen Zwischenstopp an der Torminbrücke. Im Jahr 1984 wurde mit rund 40.000 Passagieren, mehrheitlich Touristen und auswärtige Gäste, das größte Passagieraufkommen registriert. In der 36-jährigen Dienstzeit wurden rund 400.000 Passagiere befördert.[8] Das 17 Meter lange Boot wurde nach Vorbild eines niederländischen Grachtenbootes am Dümmer gebaut. 2008 wurde das Schiff saniert. Nach 36-jähriger Dienstzeit wurde der Wasserbus am 6. November 2011 nach seiner letzten Fahrt zu einer Werft nach Stralsund überführt. Dort wird auch der Nachfolger gebaut.[9] Die Jungfernfahrt des Nachfolgers, bei dem es sich um ein Solarboot handelt, ist für den 6. April 2012 geplant.[8]
Auf den Aasee-Wiesen findet seit 1969 mit der Montgolfiade die älteste Heißluftballon-Veranstaltung Deutschlands statt, die jährlich im August vom „Freiballonsport-Verein Münster und Münsterland e.V.“ in Kooperation mit dem Sportamt der Stadt Münster ausgerichtet wird.
Auf den Aasee-Terrassen werden regelmäßig die Folgen der in Münster spielenden Kriminalserie Wilsberg gezeigt.
Mediale Ereignisse
Mordfall Rohrbach
Im Jahr 1957 wurde ein Männertorso im Aasee gefunden. Der Leichnam wurde als Hermann Rohrbach identifiziert, dessen Frau Maria Rohrbach im darauffolgenden Indizienprozess für schuldig befunden und zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Nachdem im Sommer 1959 der Schädel des Ermordeten gefunden wurde, wurde der Prozess wegen erheblichen Verfahrensfehler der Sachverständigen wiederaufgenommen, in dessen Verlauf Maria Rohrbach wegen Mangels an Beweisen freigesprochen wurde. Der als Justizskandal geltende Mordfall, der seinerzeit bundesweit Schlagzeilen machte, gilt als Münsters bekanntester Mordfall.[10]
Filmische Rezeption fand dieser Mordfall in den in Münster spielenden Folgen „Mörderspiele“ und „Sag nichts“ der Kriminalfernsehserie Tatort sowie der Folge „Wilsberg und die Tote im See“ der in Münster ansässigen Krimiserie Wilsberg.[11]
Die „Schwarze Petra“
Im Frühjahr 2006 tauchte ein Trauerschwan auf dem Aasee auf, der sich offenbar in eines der weißen Tretboote in Form eines Schwanes „verliebte“. In Münster wurde der Schwan aufgrund der Gefiederfarbe „Schwarzer Peter“ getauft. Später stellte sich heraus, dass es sich bei dem Schwan um ein Weibchen handelte, das fortan „Petra“ genannt wurde.
Da die Tretboote im Winter aus dem Wasser geholt werden, fand das „Schwanenpärchen“ aus Schwanendame „Petra“ und Tretboot im Allwetterzoo eine Bleibe und überwinterte dort, bevor es im März 2007 wieder auf den Aasee entlassen wurde. 2009 kehrte der Schwan nicht auf den See zurück.
Wasserqualität
Das Baden und Surfen im Aasee ist gegenwärtig verboten und wegen der schlechten Wasserqualität, insbesondere in den heißen Sommermonaten, auch nicht zu empfehlen.[1] Allerdings gibt es Bestrebungen, die Wasserqualität zu verbessern. Hauptprobleme sind die durch Überdüngung (Eutrophierung) sich massenhaft vermehrenden Blaualgen, aber auch Colibakterien. Hautkontakt mit dem Aaseewasser kann im Sommer zu Reizungen führen, beim Verschlucken kann es zu lebensgefährlichen Erkrankungen kommen. Außerdem wird die Sicherheit durch die geringe Wassertiefe gefährdet, die durch auf dem Grund liegende Fahrräder an manchen Stellen zusätzlich beschränkt wird.
Durch das Hygiene-Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wurden – mit Hilfe chemischer Mittel, unter anderem durch Eisen(III)-chlorid, dessen dreiwertige Eisenionen Phosphat bindet und dem See dadurch Nährstoffe entziehen – mittlerweile vor allem die Blaualgen bereits wesentlich reduziert.[1] Nach zweijährigem Einsatz wurden bereits gute Ergebnisse erzielt.
Allerdings wurden die Hauptquellen für die Überdüngung des Sees nicht beseitigt. Die Münstersche Aa ist vielerorts weiterhin von intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen gesäumt, deren Drainagen in den Fluss entwässern. Nicht zu vernachlässigen ist ebenfalls der Schad- und Nährstoffeintrag von den Verkehrsflächen und Kläranlagen.
Außerdem ist zu bemerken, dass die Trophiestufe eines Stillgewässers wie dem Aasee nicht dauerhaft niedrig gehalten werden kann. Ohne extreme bauliche Eingriffe wie das Tiefenwasser-Ableitungs-Verfahren oder eine starke Ausbaggerung wird es nicht möglich sein, das durch den langen Zeitraum anaerober Bedingungen entstandene Sapropel dauerhaft als Negativfaktor zu beseitigen.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f „Der Aasee - Freizeit, Erholung, Ökologie und Wasserqualität“, Stadt Münster, Amt für Grünflächen und Umweltschutz
- ↑ a b c „»350 Jahre Aasee«: Nicht nur Schwäne – Ausstellung im Stadtmuseum“, Westfälische Nachrichten, Martin Kalitschke, 29. Oktober 2010
- ↑ „Historie: Von der Idee zur Realisierung“
- ↑ Briggs & Stratton: Parchi più belli
- ↑ Briggs & Stratton: Deutschlands schönster Park, 2008
- ↑ „Der Aaseepark in Münster ist Deutschlands schönster Park 2008“, Pressemitteilung der Stadt Münster, Presse- und Informationsamt, 25. August 2008
- ↑ Kurioses: „Münsteraner wehren sich!“
- ↑ a b Westfälische Nachrichten: Letzte Fahrt auf dem Aasee: Ende einer Ära – Abschied von der „Prof. Landois“, Jürgen Grimmelt, 15. November 2011
- ↑ Westfälische Nachrichten: Ein Wahrzeichen mustert ab: Die „Professor Landois“ geht nach 36 Jahren in den Ruhestand, Münster, Lukas Speckmann, 12. Oktober 2011
- ↑ Kurioses: „Rohrbach-Mordfall“
- ↑ Kurioses: „Film-Leichen im Aasee“
Weblinks
Commons: Der Aasee in Münster – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Vielfältige Angebote und Informationen rund um den Aasee (volle Funktion nur mit JavaScript und Adobe Flash)
- aaseeterrassen.de – Verbund der Gastronomie und Segelschule am Aasee
- aaseepokal.de – Regatta des Segel-Club Münster e.V.
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