Thubten Gyatsho

Thubten Gyatsho
Thubten Gyatsho
Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
ཐུབ་བསྟན་རྒྱ་མཚོ་
Wylie-Transliteration:
thub bstan rgya mtsho
Aussprache in IPA:
[tʰuptɛ̃ catsʰɔ]
Offizielle Transkription der VRCh:
Tubdain Gyaco
THDL-Transkription:
Thupten Gyatsho
Andere Schreibweisen:
Thubten Gyatso
Chinesische Bezeichnung
Traditionell:
土登嘉措
Vereinfacht:
土登嘉措
Pinyin:
Tǔdēng Jiācuò

Thubten Gyatsho (* 27. Mai 1876; † 17. Dezember 1933) war der dreizehnte Dalai Lama.

Leben

Thubten Gyatsho wurde als Sohn des Bauern Gunka Rinchen in dem Ort Perchode 160 km südöstlich von Lhasa geboren. Nach seiner Auffindung durch einen der Äbte des Klosters Ganden, der mit der Suche beauftragt war, wurde das Kind am 14. Februar 1878 nach Lhasa gebracht und als 13. Dalai Lama anerkannt. Die kaiserlichen Ambane berichteten anschließend wahrheitswidrig nach Peking, der Junge sei mit Hilfe der Goldenen Urne bestimmt worden. Auf Wunsch der kaiserlichen Regierung erkannte auch der 8. Penchen Lama am 1. August 1879 ihn an und inthroniserte ihn am gleichen Tag im Potala-Palast. Jetzt erhielt das Kind den Namen „Thubten Gyatsho“ (Ozean der Lehre des Buddha).

In seiner Regierungszeit vom 26. September 1895 bis zum 17. Dezember 1933 erfolgten Versuche imperialer Mächte, in Tibet Fuß zu fassen. 1904 erreichte ein britisches Expeditionskorps unter dem Befehl von Francis Younghusband die Stadt Lhasa, nachdem es in mehreren Schlachten die waffentechnisch weit unterlegenen tibetischen Truppen vernichtet hatte. Darauffolgende Verhandlungen bekräftigten vertraglich die nominelle Oberhoheit (Suzeränität) Chinas über Tibet, zwangen die Tibeter zur Öffnung von Handelsposten und Abtretung von Gebieten im östlichen Himalayaraum (siehe NEFA bzw. Arunachal Pradesh). Ein Vierteljahrhundert später versuchten chinesische Nationalisten unter dem Kriegsherren Liu Wenhui ganz Osttibet zu annektieren. 1931 wurden die Truppen Liu Wenhuis jedoch von tibetischen Truppen geschlagen und kehrten nach Sichuan zurück.

Thubten Gyatsho gewann als Politiker großes Ansehen, das er für die Durchführung von Reformen - wie Modernisierung der Armee, des Post- und Münzwesens, Aufbau einer Polizeieinheit, Einführung von Schulen nach britischem Vorbild - nutzte. Er führte Tibet 1912 in die Unabhängigkeit, versäumte es aber, diese international anerkennen zu lassen und abzusichern. Dadurch dauerte die schon länger existierende politische Isolation weiter an. Auch die von ihm eingeleiteten Reformen scheiterten letzten Endes am Widerstand der Adligen und des Klerus, die gegenüber westlich beeinflussten Neuerungen misstrauisch und nicht bereit waren, die für die Reformen nötigen zusätzlichen finanziellen Mittel in Form von Steuern aufzubringen. Trotz einer prophetischen Warnung des 13. Dalai Lamas versäumte es die Regierung Ganden Phodrang, nach seinem Tod die Unabhängigkeit Tibets international anerkennen zu lassen und umfassende Armeereformen zur Sicherung der Grenzen Tibets durchzuführen. Zur Zeit des 14. Dalai Lama annektierte die Volksbefreiungsarmee Tibet.

Literatur

Weblinks


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