- Arbeitskreis Engagierter Katholiken in der CDU
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Der Arbeitskreis Engagierter Katholiken in der CDU (ehemals Arbeitskreis Engagierter Katholiken in CDU und CSU) ist eine am 15. November 2009 gegründete Initiative innerhalb der Unionsparteien, die bisher nicht als Sonderorganisation der Partei anerkannt ist. Erst unmittelbar bevor Martin Lohmann mit dem Arbeitskreis an die Öffentlichkeit ging, hatte er das Projekt persönlich CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe vorgestellt.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Zu den Unterzeichnern des Gründungsaufrufes gehören u.a. der CSU-Bundestagsabgeordnete Norbert Geis, der ehemalige bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU), der CSU-Europaabgeordnete Bernd Posselt, der Trierer Theologieprofessor Wolfgang Ockenfels, der Abtprimas des Benediktinerordens Notker Wolf, Mechthild Löhr, die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben sowie frühere Vorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer, und der Publizist und Bundesvorsitzende des Bundesverbands Lebensrecht, Martin Lohmann.[2]
Im Februar 2010 wurde bekannt, dass sich der AEK schon wenige Monate nach der Gründung gespalten hat: Thomas Goppel lud Freunde der CSU-nahen CSK („ChristSoziale Katholiken“) „rechtzeitig vor dem Ökumenischen Kirchentag in München im Mai“ zu einem Gründungstreffen ein.[3] Inhaltlich gäbe es zwar keine Differenzen, aber man sei um ein Einvernehmen mit der Parteispitze bemüht. Dies sei nach Norbert Geis „im AEK noch nicht so gelungen“ und wird durch den Generalsekretär Alexander Dobrindt sowie den Parteivorsitzenden Horst Seehofer unterstützt. Während der Sprecher des Evangelischen Arbeitskreises in der CSU Ingo Friedrich eine Zusammenarbeit begrüßte, hält der für die Beziehungen zur katholischen Kirche zuständige CSU-Landtagsabgeordnete Joachim Unterländer die Initiative „nicht für erforderlich“ und schloss eine Mitarbeit aus.[4]
Wie viele Mitglieder der Arbeitskreis inzwischen hat, ist nicht bekannt.
Positionen
Analog zum Evangelischen Arbeitskreis (EAK) will der AEK als „bundesweites politisches Forum für katholische Christen“ dienen. Anliegen sei es, „katholische Wähler zurück zu gewinnen, die sowohl der CDU als auch der CSU zunehmend den Rücken kehren – durch Wahlenthaltung oder Abwanderung zu anderen Parteien“. In dem Gründungsaufruf heißt es u.a.: „Es ist uns nicht gleichgültig, dass die Unionsparteien in den vergangenen Jahren mehr als drei Millionen Wähler verloren haben. Uns lässt es nicht unberührt, dass die Unionsparteien in den vergangenen Jahren auch eine große Zahl überzeugter Mitglieder verloren haben.“[2]
Während der CDU-Profildebatte Anfang 2010 forderte der AEK im Deutschlandfunk [5] und weitere Medien [6] eine deutlichere Positionierung der Union in der Abtreibungsdebatte und in der Ehe- und Familienpolitik. In der Auseinandersetzung um ein mögliches Ministeramt für die Muslima, Aygül Özkan distanziert sich die Migrationsbeauftragte Maria Böhmer in einem Interview von der Haltung des Arbeitskreises, dass Frau Özkans angestrebtes Kruzifixverbot im Klassenzimmer dieses Amt für sie unmöglich machte.[7]
Weiter kritisierte der Arbeitskreis Christian Wulff vor der Wahl zum Bundespräsidenten 2010 scharf: „Mit seinen Forderungen zur Aufhebung des Zölibats für katholische Priester hat der Präsidentschaftskandidat Christian Wulff einen eklatanten Irrtum offenbart“. Es sei nicht seine Aufgabe als künftiger Bundespräsident sich in innere Angelegenheiten der katholischen Kirche einzumischen, was „der Katholik Wulff“ ebenso wie die „Unauflöslichkeit der sakramental geschlossenen Ehe“ eigentlich wissen müsse.[8]
Die Ankündigung der Linkspartei, dass etwa die Hälfte der Fraktionsmitglieder die Papstrede im Bundestag während der Deutschlandreise Papst Benedikts XVI. fernbleiben wolle, kommentierte Lohmann als Vorsitzender des AEKs folgendermaßen: "Es ist schon erstaunlich, wie viel Intoleranzpotenzial in manchem Toleranzapostel schlummert. (...) Wer bei der Rede des Papstes im Bundestag wegbleibt, also vor Benedikt XVI. flieht, verrät letztlich eine unglaubliche Angst vor Wahrheit und Klarheit".[9]
Rezeption
Die CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel hatte Mitte Juni 2009 die Gründung eines „Katholischen Arbeitskreises“ abgelehnt. Die Existenz eines Evangelischen Arbeitskreises der Union erkläre sich aus der Geschichte der Partei, die zu Anfängen stark katholisch dominiert war.[10] Gleichwohl äußerten Angela Merkel und Horst Seehofer Interesse an einem Treffen Anfang 2010 mit der Initiative.[11]
Kardinal Joachim Meisner begrüßte die Gründung des Arbeitskreises und erhofft sich damit eine „deutlichere Profilierung der christlichen Werte in den C-Parteien“.[12] Innerhalb der katholischen Kirche wird die Gründung jedoch mehrheitlich zurückhaltend bewertet. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch sagte, er wolle sich nicht „in Strukturfragen der CDU einmischen“, die Aktivitäten dieses Arbeitskreises sollten „aber den breiten Dialog der Kirche mit der Partei nicht beeinträchtigen“.[13]
Der Politikwissenschaftler Gerd Langguth sieht in der Gründung des Forums aus „unzufriedenen Fundamentalkatholiken innerhalb der CDU“ einen Beleg dafür, „dass selbst die konfessionelle Frage innerhalb der CDU und auch der CSU eine wichtige Rolle spielt“.[14]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Kardinal Meisners Helfer mischen die CDU auf Spiegel Online vom 25. November 2009
- ↑ a b Gründungsaufruf vom 15. November 2009. Abgerufen am 26. Dezember 2009.
- ↑ Mariam Lau: Engagierte Katholiken in der Union spalten sich in Nord und Süd. In: Welt Online, abgerufen am 16. Februar 2010.
- ↑ Schisma in der Union, Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 16. Februar 2010
- ↑ AEK in Deutschlandfunk "Frau Merkel ist Parteivorsitzende und nicht Staatsratsvorsitzende"
- ↑ Medienpräsenz während der CDU-Profildebatte. Rheinische Post Gröhe weist Kritik an Kanzlerin zurück: "Merkel führt, indem sie Position bezieht", Tagespost: http://www.die-tagespost.de/2008/index.php?option=com_content&task=view&id=200054391&Itemid=79 (Link nicht abrufbar), Frankfurter Rundschau CDU-Vorstand stützt Merkel: Alle Mann und ihr Kommando, n-tv Merkel modernisiert die CDU: Das Ende der Konservativen
- ↑ Deutschlandradio: Migrationsbeauftragte Böhmer lehnt Kruzifix-Verbot an Schulen ab vom 26. April 2010, 7:15 Uhr.
- ↑ D: Katholikenkreis der CDU kritisiert Wulff , Radio Vatikan vom 29. Juni 2010
- ↑ Streit um Papst-Besuch wird schärfer. In: RP-Online, 13. September 2011. Abgerufen am 13. September 2011.
- ↑ Gerd Langguth: Kardinal Meisners Helfer mischen die CDU auf. In: Spiegel Online, abgerufen am 26. Dezember 2009.
- ↑ Angela Merkel und Horst Seehofer wollen AEK treffen (KNA und ddp-Meldung) KATH.NET - Katholischer Nachrichtendienst, Merkel will mit katholischen Kritikern reden, News | News Adhoc und Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. Januar 2010, S. 5
- ↑ Kardinal Meisner begrüßt katholischen Arbeitskreis in Unionsparteien domradio vom 23. November 2009
- ↑ Fundi-Katholiken wollen Merkel weiter ärgern Spiegel Online vom 27. Februar 2010
- ↑ Warum die CDU so auf das Kruzifix fixiert ist Spiegel Online vom 29. April 2010
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