A Serbian Film

A Serbian Film
Filmdaten
Deutscher Titel A Serbian Film
Originaltitel Srpski Film / Српски филм
Produktionsland Serbien
Originalsprache Serbisch
Erscheinungsjahr 2010
Länge 104 Minuten
Altersfreigabe FSK ungeprüft
Stab
Regie Srdjan Spasojević
Drehbuch Aleksandar Radivojević, Srdjan Spasojević
Produktion Srdjan Spasojević, Dragoljub Vojnov
Musik Sky Wikluh
Kamera Nemanja Jovanov
Schnitt Darko Simić
Besetzung
  • Srdjan Todorović: Miloš
  • Sergej Trifunović: Vukmir
  • Jelena Gravrilović: Marija
  • Katarina Zutić: Lejla
  • Slobodan Bestić: Marko
  • Ana Sakić: Jecina Majka
  • Lena Bogdanović: Doktorka
  • Luka Mijatović: Stefan
  • Andjela Nenadović: Jeca

A Serbian Film (Originaltitel: Srpski Film) ist ein serbischer Horrorfilm des Regiedebütanten Srdjan Spasojević aus dem Jahr 2010. Es wird die Geschichte des Ex-Pornodarstellers Miloš erzählt, der vom Filmproduzenten Vukmir überredet wird die Hauptrolle in einem Avantgardefilm zu übernehmen. Erst im Verlauf der Dreharbeiten bemerkt er, dass es sich um einen Snuff-Film mit kinderpornografischen und nekrophilen Elementen handelt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Miloš ist glücklich verheiratet und hat einen jungen Sohn. Da er als ehemaliger Pornostar keine Rente bezieht, ist sein größtes Problem, neben einem eifersüchtigen Bruder Marko, der als korrupter serbischer Cop sein Geld verdient, das Dahinschmelzen der Ersparnisse in einer DVD-Hülle. Da trifft es sich gut, dass die ehemalige Co-Aktrice Lejla ihn an den selbsternannten Kunstproduzenten Vukmir weitervermittelt.

Aufgrund seiner Fähigkeit, sogar ohne visuelle Stimuli eine Erektion zu erlangen, ist Miloš in der Szene als „The Filthy Stud“ bekannt, eine Tatsache die auch Vukmir zu Ohren gekommen ist. Die anfänglichen Bedenken, ausgelöst durch die Geheimniskrämerei bezüglich des Filminhaltes, lösen sich schnell auf, nachdem Milos eine hohe Summe für die Teilnahme angeboten wird.

Am nächsten Tag wird Miloš in ein Waisenhaus geführt, wo ihm mittels Ohrhörers Anweisungen gegeben werden, wie er sich zu verhalten habe. Zunächst hat es den Anschein, dass es sich um einen herkömmlichen Pornofilm handelt, bis Miloš eine Frau, welche vorher von einem anderen Mann geschlagen wurde, oral befriedigen soll. Dabei sind zwei Monitore vor ihm zu sehen; der eine zeigt ein Mädchen, welches ein Eis isst, der andere wie sie sich die Lippen schminkt. Widerwillig vollzieht er den gewünschten Akt. Später wird ihm von Vukmir ein Video gezeigt, in welchem ein neugeborenes Baby vergewaltigt wird.

Angewidert flüchtet Miloš mit seinem Auto, wird jedoch an einer Ampel von Vukmirs Ärztin verführt. Danach erwacht er, mit Verletzungen im Gesicht und am Körper, in seiner Wohnung ohne zusammenhängende Erinnerungen der letzten drei Tage zu besitzen. Er verschafft sich Zutritt zu dem Filmset, wo er Filmaufnahmen entdeckt, die zeigen, dass er die letzten Tage mit Drogen (Potenzmittel für Stiere) vollgepumpt wurde. Im Drogenrausch hatte er auf Anweisung des Regisseurs eine mit Handschellen gefesselte Frau vergewaltigt und ihr dabei den Kopf abgetrennt. Ein zweites Video zeigt, wie er selbst von einem Mann vergewaltigt wird; ein weiteres zeigt Lejlas Streit mit Vukmir und ihre darauffolgende Hinrichtung.

Miloš folgt den Spuren der Videoaufnahmen in eine großen Halle, die offensichtlich als Drehort gedient haben muss, und erinnert sich nun an weitere Details seines Blackouts: Die Szene wird vom Regisseur des Snuff-Filmes als "Eine serbische Familie" betitelt. Auf dem Bett liegen zwei in Decken verhüllte Opfer, ein Erwachsener und ein Kind. Zuerst vergewaltigt Miloš den Erwachsenen, danach vergeht er sich an dem Kind. Währenddessen erscheint ein zweiter Mann, der eine Maske trägt, und den Erwachsenen missbraucht. Die zuvor verdeckten Gesichter werden gezeigt und Miloš entdeckt, dass es sein eigener Sohn ist, den er missbraucht hat, während der andere Vergewaltiger sein eigener Bruder Marko ist, welcher sich an Miloš' Frau vergangen hat.

Die Szene in der Halle endet mit einem Blutbad aus dem nur Miloš, seine Frau und sein Sohn lebend entkommen. Gezeichnet von dem Erlebten merken Milo und seine Frau das sie ihr Leben mit ihrer Vergangenheit nicht weiterführen können. Die Familie legt sich gemeinsam ins Bett. Mit einem einzigen Schuss feuert Milo auf seine Frau, seinen Sohn als auch auf sich selbst, in dem er durch alle Körper gleichzeitig schießt. Als letzte Szene wird gezeigt, wie eine Filmcrew das Haus betritt und der Regisseur unmissverständlich das Kommando gibt, sich an den Leichen zu vergehen.

Produktion

Fünf Jahre vor der Veröffentlichung trafen sich die späteren Drehbuchautoren, um erstmals über ein mögliches, gemeinsames Filmprojekt nachzudenken, mit dem ambitionierten Vorhaben, etwas Selbstständiges auf die Beine zu stellen. So entschlossen sich die Genre-Fans des amerikanischen Kinos der 70er Jahre, einen Independentfilm zu produzieren.

Allerdings führten die in Serbien vorherrschenden schwierigen Bedingungen zur Realisierung für ein solches Filmvorhaben dazu, dass es sich um eine Low-Budget Independentfilm Produktion handeln musste, die tatsächlich dann auch komplett von Srdjan Spasojević finanziert wurde. Dementsprechend musste bei der Erstellung des Drehbuches und des Drehplanes und der Auswahl der Drehorte auf selbst für Low-Budget Verhältnisse möglichst günstige Drehsets Rücksicht genommen werden. Bei den Effekten wurde auf jeglichen Einsatz von CGI verzichtet. Trotz des sehr niedrigen Produktionsbudgets gelang es mit Srdjan Todorović und Sergej Trifunović zwei Schauspieler zu casten, die zu den besten des Landes gezählt werden.

In der Post-Produktionsphase war man nach zweimonatiger Überarbeitungszeit im Labor bemüht, den Film in Deutschland auf 35 mm zu archivieren. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch aufgrund rechtlicher Bedenken bezüglich des Filminhalts seitens der Behörden. So mussten sämtliche Produktionsunterlagen ausgehändigt werden, um einem strafrechtlichen Tatbestand zu vermeiden. Im zweiten Anlauf konnte der Film in Budapest, Ungarn dann doch entwickelt werden, jedoch auch nur unter der Auflage, dass ein Vertrag unterschrieben wurde, der bestätigt, dass die Filmproduzenten die volle Verantwortung für den Filminhalt übernehmen.[1]

Veröffentlichung

Erstmals wurde der Film am 15. März 2010 beim South by Southwest Filmfest in Austin (Texas, USA) gezeigt.[2]

In Deutschland wurde der Film beispielsweise bei dem Filmfest Hamburg gezeigt.[3] Im Vorfeld wurde eine Altersfreigabe von der FSK stark diskutiert[4] Es wurden auf Grund der gezeigten Darstellungen strafrechtliche Bedenken hinsichtlich der §184a und §184b StGB geäußert.[5] Letztlich wurde am 30. Juni 2011 eine um mehr als 13 Minuten gekürzte Version mit einer Freigabe ab 18 Jahren veröffentlicht. Dabei wurden sämtliche anstößigen Elemente entfernt.[6]

Im Vereinigten Königreich forderte das BBFC Schnitte von rund vier Minuten für eine Freigabe ab 18 Jahren.[7] Diese britische Schnittfassung wurde im August 2011 in Deutschland indiziert.[8] (Indizierung - Liste B: Medien die nach Ansicht der Bundesprüfstelle als strafrechtlich bedenklich einzustufen sind und dadurch den Verbreitungsverboten nach dem Strafgesetzbuch (StGB) unterliegen würden)

Rezeption

Der Film wird wegen der dargestellten Gewaltszenen insbesondere gegen Kinder und Frauen höchst kontrovers beurteilt. Heftige Kritik über die Sinnhaftigkeit wird beispielsweise an der Szene der Misshandlung eines neugeborenen Babys („newborn-porn“), sowie an den Gewaltsequenzen insbesondere in den letzten 15 Minuten, des Filmes geübt. Dies hat etwa dazu geführt, dass der Film im Vereinigten Königreich als Film mit den am meisten zensierten Sequenzen der letzten 16 Jahre angeführt wird;[9] in Australien erhielt der Film vom Office of Film and Literature Classification keine Altersfreigabe und darf somit dort nicht verkauft werden.[10]

Hier ein Auszug unterschiedlicher Zitate im deutschsprachigen Raum:

  • „Ein Film wie ein Faustschlag, ein Wutausbruch, ein Hilfeschrei.“[11]
  • „Es ist ein wilder Film, der auf jeden Fall eines ist: unbequem.“[12]
  • „… als Metapher für eine Gesellschaft, die ihre Kinder von Geburt an misshandelt, in sinnlose Kriege schickt, ihnen jede Zukunft nimmt und sie in einem Zustand aus Unterdrückung und dumpfen Nationalismus dahindämmern lässt.“[13]

Auch wird in Kritiken explizit darauf verwiesen, dass die Thematik bereits von Marquis de Sade ausführlich beschrieben wurde.[14][15] Basierend auf dem Titel des Filmes und der Aussage des Regisseurs „Das ist ein Tagebuch zum Missbrauch, den wir in Serbien durch unsere Regierung erlitten haben. Es geht um die monolithische Kraft der Führer und ihre hypnotisierten Erfüllungsgehilfen.“[16] wird die serbische Geschichte als mögliche Interpretationsthematik herangezogen. Untermauert wird diese Intention durch ein mit den Filmmachern geführtes Interview beim Brussels International Fantastic Film Festival.[17]

In einer differenzierteren Kritik heißt es dazu jedoch: ein Film, der von einem Land stammt, das Jahrzehnte des Konfliktes, der Korruption, des zivilen Ungehorsams und der ethnischen Unruhen hinter sich hat, lässt es reizvoll erscheinen mehr hineinzuinterpretieren als der Film tatsächlich imstande ist zu zeigen. Er sagt soviel über das Land Serbien wie Hostel über Amerika, was vergleichsweise wenig ist, aber nichts ist im Vergleich dessen was der Filmtitel suggeriert zu sein.[18]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Interview, dass die Entstehung des Filmes thematisiert (engl. Seite)
  2. SXSW gibt die Liste der teilnehmenden Filme bekannt (engl. Seite)
  3. Filmfest Hamburg
  4. Moviepilot.de - zu hart für Deutschland?
  5. Schnittberichte.com
  6. Il Gobbo: Serbian Film, A. In: schnittberichte.com. 4. Juli 2011, abgerufen am 4. Juli 2011: „Nun ist seit dem 30.06.2011 die FSK-freigegebene Fassung von Cult-Movies/Markting-Film in den deutschen Videotheken zu finden. Und im Gegensatz zur britischen Version wurden nur ganze 9 Schnitte durchgeführt. Diese allerdings mit der Heckenschere, so großflächig ist die Zerstörung. Bei über 13 Minuten Zensurschnitten wurden sämtliche anstößigen Elemente fast vollständig ausradiert, so dass von dem Film nur noch ein Fragment vorhanden ist. Besonders das Finale wurde fast komplett entfernt, so dass der ahnungslose Videoseher völlig den Überblick verlieren könnte.“
  7. http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=2241
  8. http://www.schnittberichte.com/news.php?ID=2917
  9. A Serbian Film ist der am meisten geschnittene Film seit 16 Jahren (engl. Seite); BBC
  10. A Serbian Film: in Australia verbannt (engl. Seite)
  11. Zit. Filmcasino Wien
  12. Zit. Allesglotzer.blogspot.com
  13. Zit. Filmtipps.at
  14. Forum.dvd-forum.at
  15. Schnittberichte.com
  16. Zit. Filmstarts.de
  17. Interview-Video mit Spasojević und Radivojević im Rahmen des BIFFF (engl. Seite)
  18. "A Serbian Film": Dem Terminus "torture porn" eine Bedeutung geben.(engl. Seite)

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