Alfred Hess

Alfred Hess

Alfred Hess (* 19. Mai 1879 in Erfurt; † 24. Dezember 1931) war ein deutscher Unternehmer, Kunstsammler und Kunst-Mäzen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wuchs in Erfurt als Sohn eines jüdischen Schuhfabrikanten auf und arbeitete nach seiner Ausbildung im Unternehmen des Vaters. Dieses wurde am 10. Februar 1913 in die Aktiengesellschaft „M. & L. Heß, Schuhfabrik AG“ umgewandelt.

Nach dem Tod des Vaters 1915 wurde Alfred Hess geschäftsführender Gesellschafter der Fabrik. Seine Erfahrungen als Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieges veränderten seine gesellschaftlichen und kulturellen Interessen maßgeblich. Er begann sich politisch zu engagieren, trat der Deutschen Demokratischen Partei bei und setzte sich vehement für die Festigung der Weimarer Republik ein. Als Firmenbesitzer sorgte er für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen für seine Mitarbeiter und plante den Bau von Sozialwohnungen.

Privat ersetzte er nach 1919 die Vorkriegsausstattung seiner 1910 vom Architekten Paul Schultze-Naumburg in der Erfurter Richard Breslau-Straße 14 erbauten, geräumigen Villa, durch Antiquitäten und neue Bilder und begann, moderne Kunst zu sammeln. Zudem unterstützte das Erfurter Museum, das heutige Angermuseum, durch Stiftungen und Leihgaben moderner Kunst in Zusammenarbeit mit den Museumsdirektoren Edwin Redslob, Walter Kaesbach und Herbert Kunze.

Als 1924 das Bauhaus Weimar von der Regierung des Freistaates Thüringen geschlossen werden sollte, reichte er zu dessen Weiterführung gemeinsam mit anderen Vertretern aus Industrie und Wirtschaft eine Petition im Landtag ein, die die Bereitstellung von 100.000 - 150.000 Reichsmark zur Erhaltung vorsah. Dabei wurde betont, dass das Interesse allein der kulturellen Bedeutung des Bauhauses gelte und nicht wirtschaftlicher Natur sei.

Nach der Weltwirtschaftskrise wurde 1930 die M.& L.Hess AG zahlungsunfähig. Kurze Zeit später starb Alfred Hess.

Nachwirkungen

Bei seinem Tod 1931 hinterließ er seiner Frau Tekla und seinem Sohn Hans neben den Mehrheitsanteilen an der Schuhfabrik einige Immobilien und eine Sammlung von ca. 80 Ölgemälden, 200 Zeichnungen und Aquarellen und ungefähr 4000 graphischen Blättern u.a. von Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc, August Macke, Erich Heckel, Emil Nolde, Lyonel Feininger, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff, Christian Rohlfs, James Ensor, Otto Mueller, Wilhelm Lehmbruck und Paul Klee.

Tekla Hess verkaufte die Villa, trat einige Bilder an Familienmitglieder und ehemalige Direktoren der Firma ab und zog von Erfurt mit der Kunstsammlung nach Lichtenfels in Franken zu ihrer Mutter. Hans Hess lebte zu der Zeit in Berlin als Untermieter der Schriftstellerin Elisabeth Hauptmann und arbeitete im Ullstein Verlag. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 sah er sich sowohl in seiner Wohnung durch Hausdurchsuchungen der Gestapo wie in seiner Arbeitsstelle in einem jüdischen Unternehmen bedroht, verkaufte seine Anteile an der inzwischen wieder entschuldeten und Gewinne erwirtschaftenden Schuhfabrik und emigrierte noch 1933 über Paris nach London. 1939 folgte Tekla Hess ihrem Sohn nach England. Dabei konnte sie einige Werke der Kunstsammlung mitnehmen, die anderen befanden sich in der Schweiz und in Köln, beziehungsweise waren von dort verkauft worden, die restlichen blieben in Lichtenfels.

1948 gingen die Fabriken der M.& L.Hess AG in Volkseigentum über. Gemeinsam mit den Eduard Lingel Schuhfabrik entstand daraus der VEB Schuhfabrik Thuringia. Nach weiteren Zusammenschlüssen einige Jahre später erhielt der Betrieb 1952 den Namen VEB Schuhfabrik „Paul Schäfer" nach Paul Schäfer, einem ehemaligen Mitarbeiter der Fa. Lingel und KPD-Mitglied.

Ehrungen

  • Die Alfred-Hess-Straße in Erfurt wurde nach ihm benannt.

Verwechslungsgefahr

Ein Bruder von Rudolf Heß hieß "Alfred Heß", er war ebenfalls Nationalsozialist.

Siehe auch

Causa Kirchner

Literatur

  • Edwin Redslob: Von Weimar nach Europa, Berlin 1972
  • Hans Hess: Dank in Farben, München 1992
  • Mechtild Lucke: Der Erfurter Mäzen und Sammler Alfred Hess, in: Avantgarde und Publikum, hrg. von Henrike Junge, Köln 1992
  • Christina Feilchenfeld, Peter Romilly: Die Sammlung Alfred Hess, in: Weltkunst, 1. Oktober 2000
  • Ruth Menzel: Alfred Hess, Sutton, Erfurt 2008

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