Jamshid Amuzegar

Jamshid Amuzegar
Jamshid Amouzegar in Galauniform

Jamshid Amuzegar (auch Amouzegar; persisch ‏جمشید آموزگار‎‎; * 26. Juni 1923 in Teheran) war Premierminister im Iran. Amuzegar war mit einer deutschstämmigen Frau verheiratet. Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jamshid Amuzegar wurde am 26. Juni 1923 in Teheran geboren. Seine Mutter war eine der ersten jungen Mädchen, die eine öffentliche Schule besuchte. Sein Vater, ein Journalist, machte Karriere in der Politik. In der 1951 nur zwei Monate im Amt befindlichen Regierung von Hossein Ala wurde er Kultusminister. Später war sein Vater Mitglied des Senats.

Jamshid besuchte die Grundschule und später das Iranshahre-Gymnasium in Teheran. Nach seinem Abitur ging er an die Universität Teheran und besuchte Kurse in Rechts- und Politikwissenschaften sowie in Ingenieurwissenschaften. Nach zwei Jahren ging er in die USA an die Cornell-Universität und schloss dort sein Studium mit einem Bachelor in Politikwissenschaften ab. An der George Washington Universität belegte er Kurse im Bereich Bauingenieurwesen und beendete sein Studium mit einem Master in Bauingenieurwesen.

Point IV Programm

1951 kehrte Jamshid Amuzegar in den Iran zurück und begann für das Point IV Programm zu arbeiten. In nur 18 Monaten baute er 48 Brunnen und entwarf die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für 25 Städte. Mit 32 Jahren wurde Jamshid Amuzegar leitender Mitarbeiter im Gesundheitsministerium und war maßgeblich an der Ausrottung der Malaria im Iran beteiligt. 1958 übernahm Amuzegar das Arbeitsministerium im Kabinett von Manouchehr Eghbal. Für die folgenden 18 Jahre sollte Jamshid Amuzegar nahezu bis zum Ende der Regentschaft von Mohammad Reza Schah mehrere Ministerien leiten. So übernahm er nach dem Arbeitsministerium das Landwirtschaftsministerium. Als Landwirtschaftsminister war er für die Ausarbeitung der Reformgesetze zur Landreform zuständig. Im Kabinett von Hassan Ali Mansour übernahm Amuzegar das Gesundheitsministerium.

Finanzminister

Auch im Kabinett von Premierminister Amir Abbas Hoveyda blieb Amuzegar zunächst Gesundheitsminister. Nach einer Kabinettsumbildung wurde Amuzegar Finanzminister. In seiner Eigenschaft als Finanzminister war Amuzegar 1975 als Vertreter des Iran an den Verhandlungen über die Erhöhung der Ölpreise durch die OPEC beteiligt, als es zu der OPEC-Geiselnahme durch die Gruppe um Ilich Ramirez Sanchez, genannt Carlos der Schakal, kam. Carlos teilte die Geiseln in drei Kategorien ein: die Liberalen, die Neutralen und die Kriminellen, wobei der iranische Finanzminister Amuzegar und der Saudische Ölminister Yamani an der Spitze der Liste der Kriminellen standen. Angeblich bezahlten der Iran und Saudi-Arabien Carlos $ 20 Mio. für die Freilassung von Amuzegar und Yamani.[1]

Premierminister

1976 wurde Amuzegar Vorstandsmitglied und später Generalsekretär der Rastakhiz-Partei (Auferstehungspartei), der von Mohammad Reza Schah neu gegründeten Einheitspartei. Im Juli 1977 übernahm Jamshid Amuzegar das Amt des Premierministers. Seine Amtszeit sollte allerdings nur 13 Monate dauern. Premierminister Amuzegar hatte dem Land ein Sparprogramm verordnete, um die überhitze Wirtschaft wieder auf normale Wachstumsraten zurückzuführen. Seit dem sprunghaften Anstieg der Öleinnahmen zu Beginn der 70er Jahre hatte der Iran ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 25%. Nachdem die Öleinnahme gegen Ende der 70er Jahre wieder abnahmen, kam es zu einer ernsthaften Wirtschaftskrise. Amuzegars Sparmaßnahmen, die die Krise noch verschärften, waren höchst unpopulär und führten zu massiver Kritik an der Regierung.

Der meist diskutierte Vorfall in der Regierungszeit von Jamshid Amuzegar ist ohne Zweifel der Brandanschlag auf das Cinema Rex in Abadan am 19. August 1978, bei dem 477 Menschen ums Leben kamen. Den ganzen Sommer 1978 über waren bereits Demonstrationen gegen die Regierung im Gang. Am Tag der Verfassung, dem 5. August 1978, kündigte Mohammad Reza Schah in einer Rede demokratische Reformen an:

„Dies ist ein neues Kapitel in der Geschichte unseres Landes. … Wir werden dieselben Freiheitsrechte wie in Europa haben und die Grenzen der Freiheit im Iran werden sich von denen in Europa nicht unterscheiden. … Das heißt, es wird Parteien geben, friedliche und unbewaffnete Parteien … Wir werden Redefreiheit und Pressefreiheit auf der Basis eines neuen Pressegesetzes haben, das wir nach dem Vorbild der Pressegesetze der freien Welt formulieren werden. Die kommenden Wahlen werden vollkommen frei sein; jeder hat das Recht zu wählen und jede Stimme wird gezählt werden. … Es muss aber klar sein, dass keine Nation, die sich demokratisch nennt, Schlägereien, Gewalt, Provokationen und Gesetzlosigkeit dulden kann.[2]

Der Führer der Oppositionsbewegung Ruhollah Chomeini hatte bereits im Mai 1978 zu den Absichten des Schah, das politische System zu reformieren, eindeutig Stellung bezogen. Chomeini hatte erklärt:

„Von welcher Freiheit spricht er? Es liegt nicht an ihm, Freiheit zu gewähren. Gott hat den Menschen die Freiheit gegeben. Der Islam hat ihnen die Freiheit gegeben.[3]

Die Protestmärsche gegen die Regierung nahmen gewalttätige Formen an. Am 19. August, nach iranischem Kalender am 28. Amordad, dem 25. Jahrestag des Sturz der Regierung Mossadegh, brannten 28 Kinosäle in ganz Iran. Über 400 Toten waren in Abadan zu verzeichnen. Chomeini sowie Mehdī Bāzargān und Karim Sanjabi, führende Mitglieder der Nationalen Front, beschuldigten die Regierung für die Brände verantwortlich zu sein, um die Opposition in „schlechtes Licht zu setzen“. Nach heutigem Wissen war für die Planung und Durchführung ein Verwandter von Seyyed Ali Chamene'i verantwortlich. Chomeini hatte schon vor längerer Zeit eine Fatwa gegen koloniale Programme und westliches Kino ausgesprochen.[4]

Mohammad Reza Schah sprach anlässlich des Brandanschlages von der Großen Angst, die im Iran bald herrschen würde, wenn die Opposition an die Macht käme. Er wollte damit den Unterschied gegenüber seiner Zukunftsvision für den Iran, der Großen Zivilisation, deutlich machen. Die Regierung unter Premierminister Jamshid Amuzegar wirkte wie gelähmt. Schahbanu Farah Pahlavi wollte sich umgehend nach Abadan begeben, um die Familien der Opfer zu besuchen und ihnen ihr Beileid auszusprechen. Premierminister Amuzegar hielt es aber für besser, erst einmal die Ermittlungsergebnisse abzuwarten. Die Folge waren weitere Demonstrationen im ganzen Land. In Deutschland, Belgien, Dänemark und den Niederlanden besetzten iranische Studenten die iranischen Botschaften. Nachdem am 26. August die Demonstranten in Teheran den Rücktritt von Mohammad Reza Schah forderten, trat Amuzegar am 27. August vom Amt des Premierministers zurück und verließ kurze Zeit später das Land.

Exil

Jamshid Amuzegar lebt heute in den USA.

Zitat

„Wir Iraner wurden von Griechen, Arabern, Mongolen und Türken besetzt, aber wir verloren niemals unsere Identität, weil die fremden Besatzer in Persien eine reichere Kultur vorgefunden haben, als sie selbst je besessen hatten.[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Abbas Milani: Eminent Persians. Syracuse University Press, 2008, S.77.
  2. Gholam Reza Afkhami: The life and times of theShah. Syracuse University Press, 2009, S. 457.
  3. Gholam Reza Afkhami: The life and times of theShah. Syracuse University Press, 2009, S. 456.
  4. Wahied Wahdat-Hagh: Die islamische Republik Iran. 2003. Seite 164/165 googlebooks
  5. Jamshid Amuzegar

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