- Askania (1871)
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Die Askania Werke AG war ein in der ehemaligen Landhauskolonie Friedenau (damals noch bei Berlin) gegründetes Unternehmen der optischen und feinmechanischen Industrie. Gefertigt wurden Präzisionsinstrumente für die Zeitmessung, Navigation, Geodäsie und Satellitengeodäsie, Astrometrie und Gravimetrie. Das Unternehmen wurde 1971 von Siemens übernommen.
Im Jahr 2006 entstand eine neu gegründete – rechtlich unabhängige – Askania AG, deren Fertigungspalette mechanische Armbanduhren auf Basis historischer Vorlagen umfasst.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1871 rief Carl Bamberg – Sohn eines Uhrmachers und Protegé von Carl Zeiss – in der Linienstraße in Berlin eine Manufaktur ins Leben, die hochwertige Präzisionsgeräte für Marine, Observatorien, Forschung und Expeditionen herstellte. Sein Unternehmen erlebte dank herausragender Innovationen und verlässlicher Messtechnik ein schnelles Wachstum. Carl Bamberg verlegte die Zentrale 1888 in die damalige Kaiserallee (heute: Bundesallee) nach Friedenau. Er verstarb 1892 im Alter von 44 Jahren. Seine Witwe und später auch Bambergs Sohn Paul, der im Todesjahr noch minderjährig war, übernahmen die Leitung des feinmechanischen Betriebes. 1912 stieß der damals 25-jährige Max Roux, ein Vetter von Paul Bamberg, zum Werk. Roux heiratete am 19. Dezember 1913 Käte Bolzenckehl aus Rostock. Aus der Ehe stammen drei Kinder. Er war bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Leiter der Firma.
Askania Werke AG ab 1921
1914 umfasste das Produktionsprogramm U-Boot-Kompasse, Entfernungsmesser, Visiereinrichtungen, Druckmesser mit Fernübertragung für Fesselballone, Kino-Filmkameras und geophysikalische Geräte. Durch Zusammenschluss mit der Centralwerkstatt Dessau entstand 1921 die Askania Werke Aktiengesellschaft. Der Name nimmt Bezug auf das mittelalterliche Adelsgeschlecht der Askanier, die Brandenburg und Sachsen besiedelten.
Die Askania Werke AG mit Standorten in Berlin und im Berliner Umland wurden zum bedeutendsten deutschen Unternehmen für Luftfahrt- und Navigationsinstrumente. Die Nachtfluginstrumente und Borduhren halfen Pionieren der Luftfahrt, beispielsweise Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld bei seiner Atlantik-Erstüberquerung oder Elly Beinhorn bei ihren Langstreckenflugrekorden. Es wurden auch Filmkameras gebaut, die unter anderem bei den Dreharbeiten zum Film Der Blaue Engel mit Marlene Dietrich zum Einsatz kamen. Zu den hergestellten optischen Geräten zählten auch Kino-Filmprojektoren und Stereoskopie-Kameras.
Durch die Wiederaufrüstung 1935 nahm das Auftragsvolumen und die Spezialisierung für die Rüstungsindustrie zu, darunter beispielsweise auch Kreiselinstrumente für Schlachtschiffe und Flugzeuge der Heinkel-Werke. Gebaut wurden auch Zieloptiken für Flak-Geschütze und U-Boot-Periskope. Die Askania-Werke entwickelten das Flugleitsystem des deutschen V1-Marschflugkörpers sowie Komponenten für die V2-Rakete.[1]
Die Chemischen Werke Askania, auf deren Grundbesitz in Rastenburg das Führerhauptquartier Wolfsschanze gebaut wurde, sind nicht identisch mit der Askania Werke AG.
Askania Werke AG (Bodenseewerk Überlingen) 1947–1971
Nachdem bereits Anfang der 1940er Jahre Teile der Rüstungsproduktion von Askania nach Überlingen am Bodensee ausgelagert worden waren, wurden 1947 die Askania Werke AG Bodenseewerk Überlingen gegründet. Um in der wirtschaftlich schwierigen Nachkriegszeit zu bestehen, wurden mit dem vorhandenen Wissen die verschiedensten Dinge entwickelt und gebaut, für die eine Verkaufschance gesehen wurde: Schraubstöcke, Marschkompasse, Kugelschreiber, Bleistiftspitzer, Tonbandgeräte, Brillen, ein Gerät zur Flugbahnbestimmung von Raketen oder Entfernungsmesser.
1949 wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt, um eigene Bankkredite und Gelder des Marshallplans erhalten zu können. Die Bearbeitung von Rüstungsaufträgen endete erst mit dem Koreakrieg 1953. Ab 1954 wurden im Bodenseewerk Analysengeräte für die US-amerikanische Perkin-Elmer Inc. produziert.
1958 wurde die Entwicklung von Flugreglern aufgenommen. Später wurde dieser Bereich zu einer eigenen Firma mit dem Namen Fluggerätewerk Bodensee GmbH, später Bodenseewerk Gerätetechnik (BGT), bevor das Bodenseewerk von der Diehl-Gruppe übernommen wurde.
In den 1960er Jahren gingen die Fertigungsstätten der Askania Werke AG in anderen Unternehmen auf (u. a. Siemens). Askania wurde 1971 vollständig von Siemens übernommen. Es wird angenommen, dass die zu hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung die wirtschaftliche Kapazität des Unternehmens überstiegen.
Markennutzung „Askania“
Die typische, an das historische Firmensignet angelehnte Wortbildmarke „Askania“ war von 1998 bis 2008 für die Askania AG, Zürich, (verschiedene Instrumente, Apparate aus Nizza 2009) eingetragen. Anschließend ließ sich die Mikroskop Technik Rathenow GmbH die kaum veränderte Bildmarke für die gleiche Produktgruppe bis 2018 eintragen. Die neu gegründete Askania AG nutzt ebenfalls eine sehr ähnliche Wortbildmarke, allerdings für Produkte wie Uhren, Schuhwaren und Kopfbedeckungen etc.[2]
Literatur
- Franz Maria Feldhaus, Carl Bamberg – Ein Rückblick auf sein Wirken und auf die Feinmechanik. Berlin-Friedenau 1929, herausgegeben von der Askania Werke AG, Bambergwerk
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ siehe auch Filmdokument vom 1944
- ↑ Datenbankabfrage beim Deutschen Patent- und Markenamt mit „Wiedergabe der Marke: Askania“, abgerufen am 20. Oktober 2011
52.46833333333313.329722222222Koordinaten: 52° 28′ 6″ N, 13° 19′ 47″ OKategorien:- Ehemaliges Unternehmen der optischen Industrie
- Filmtechnikhersteller
- Gravimetrie
- Berlin-Friedenau
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