- Besetzung der Großen Moschee 1979
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Die Besetzung der Großen Moschee war eine terroristische Aktion 1979 in Mekka während der Hadsch, bei der rund 500 militante Islamisten die Große Moschee in ihre Gewalt brachten und viele Pilger als Geiseln nahmen. Die Besetzung unter der Führung von Dschuhaiman al-Utaibi wurde blutig niedergeschlagen und viele Besetzer wurden hingerichtet. Die Besetzung gilt als ein wichtiges Ereignis für die Entwicklung des islamischen Terrorismus.
Inhaltsverzeichnis
Verlauf
Am Morgen des 20. November 1979 stürmte eine bis zu 500 Personen zählende Gruppe schwer bewaffneter radikaler Muslime aus verschiedenen arabischen Ländern die Große Moschee in Mekka und nahm tausende versammelte Gläubige als Geiseln. Anführer der Gruppe war Dschuhaiman al-Utaibi, ein fundamentalistischer Prediger. Der Überfall fand am letzten Tag des Pilgermonats und am Vortag des Neujahrstags des Jahres 1400 nach muslimischer Zeitrechnung statt. Die von eschatologischen Vorstellungen angetriebenen Aufständischen erklärten, dass das Ende der Welt bevorstehe und dass der Mahdi gekommen sei. Sie riefen zur Übernahme islamischer Rechtsordnungen in allen muslimischen Ländern, zum Sturz des saudischen Königshauses und zum Bruch der diplomatischen Beziehungen mit westlichen Ländern auf[1] und verlangten, dass kein Erdöl mehr in die USA geliefert werde.
König Khalid ließ die Landesgrenzen schließen. Am Nachmittag des 20. November 1979 wurde die Moschee umstellt und die Stromzufuhr unterbrochen. Ein großer Teil der Geiseln wurde nach und nach freigelassen. Die saudische Regierung erwirkte eine Fatwa der obersten Theologen, die die Anwendung von Gewalt in der heiligen Stadt erlaubte. Erst nach langwierigen und verlustreichen Kämpfen in dem labyrinthischen Gebäude gelang es nach mehr als zweiwöchiger Besetzung, unter Mitwirkung der Anti-Terroreinheit der französischen Gendarmerie GIGN, die überlebenden Aufständischen zur Aufgabe zu zwingen. Die Besetzung forderte 330 Todesopfer unter den Geiselnehmern, Geiseln und Sicherheitskräften. 68 Aufständische, darunter al-Utaibi, wurden am 8. Januar 1980 in einer Massenexekution in verschiedenen Städten Saudi-Arabiens hingerichtet.[2][3][4]
Archäologischer Fund
Während der Gefechte wurde bei der Explosion einer Bombe der Boden der Kaaba aufgerissen. Darunter kamen mehrere (vorislamische) Idole zum Vorschein, die die saudischen Behörden schnell beseitigten. Über ihren Verbleib ist nichts bekannt.[5]
Nachwirkungen
Der iranische Revolutionsführer Ayatollah Khomeini verbreitete in einer Radiobotschaft, dass US-Amerikaner für die Besetzung verantwortlich seien. Daraufhin wurde schon am 21. November in Islamabad die amerikanische Botschaft von einem Mob niedergebrannt. Weitere antiamerikanische Proteste gab es auf den Philippinen, in der Türkei, Bangladesh, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Libyen.[6]
Literatur
- Florian Peil, Es begann in Mekka. Artikel in der Die Zeit, Ausgabe 7 vom 9. Februar 2006. Seite 90.
- Florian Peil, Aufstand in Mekka. Die Besetzung der Großen Moschee 1979. Berlin 2006: Klaus-Schwarz-Verlag, 40 Seiten. ISBN 978-3-87997-639-3
- Lawrence Wright: The Looming Tower. Al-Qaeda and the Road to 9/11. Knopf, New York 2006, ISBN 0-375-41486-X. Dt. Ausgabe: Der Tod wird euch finden. Al-Qaida und der Weg zum 11. September. DVA, München 2007, ISBN 3-421-04303-5.
Einzelnachweise
- ↑ Wright: Der Tod wird euch finden, S. 112; Randal: Osama: S. 64–65.
- ↑ Wright: Der Tod wird euch finden. S. 112–117.
- ↑ Terrorismus: 1979 überfielen religiöse Eiferer die Große Moschee in Mekka, ZEIT online 7/2006
- ↑ 1979 präsentierten schiitische Häretiker den Endzeit-Propheten der Welt, DeutschlandRadio Berlin - KalenderBlatt
- ↑ The Encyclopaedia of Islam. New Edition. Brill, Leiden. Bd. 9, S. 5 (sanam)
- ↑ http://news.bbc.co.uk/onthisday/hi/dates/stories/november/21/newsid_4187000/4187184.stm Bericht der BBC
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