- Geschichte Saudi-Arabiens
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Der Name Saudi-Arabien ist von der herrschenden Dynastie der Saud abgeleitet, die seit dem 18. Jahrhundert in Verbindung mit der islamischen Erneuerungsbewegung der Wahhabiten im Nadschd herrschte und in den 1920er Jahren das Königreich Saudi-Arabien begründete.
Inhaltsverzeichnis
Vorislamische Geschichte
Vor dem Auftreten des Propheten Mohammed war Arabien von Beduinenstämmen bevölkert, die Land- und Karawanenwirtschaft betrieben und durch den Weihrauchhandel Bedeutung erlangten. Die einflussreichsten Stämme in der vorislamischen Zeit waren die Nabatäer, die Ghassaniden, die Lachmiden und die Kinda.
Zeit des Islam
Mit der Begründung des Islam durch den Propheten Mohammed gelang diesem zwischen 622 und 632 die Vereinigung der Stämme Arabiens. Nach seinem Tod setzten seine Nachfolger (Kalifen) die Verbreitung des Islam fort. Schon im 8. Jahrhundert reichte das Kalifat von Andalusien bis nach Indien und Mittelasien sowie vom Kaukasus bis weit in die Sahara hinein. Schon bald nach der Entstehung des Kalifats verlor Arabien seine politische Bedeutung, als die Umayyaden und Abbasiden die Hauptstadt nach Damaskus bzw. Bagdad verlegten.
Nur auf Grund der Heiligen Stätten Mekka und Medina behielt zumindest der Hedschas seine Bedeutung für die islamische Welt. Seit dem 10. Jahrhundert ist die Kontrolle der Haschimiten als Scherifen über Mekka und Medina bezeugt. Auch die Randgebiete im Osten (al-Hasa) konnten sich durch Handel wirtschaftlich entwickeln. 1517 wurde nahezu die gesamte arabische Halbinsel von den Osmanen unter Selim I. unterworfen.
Mit der Entdeckung des Seewegs nach Indien von Portugal über Afrika verlor Arabien auch seine Funktion als Durchgangsland für den Handel zwischen Indien und dem Mittelmeerraum.
Aufstieg der Wahhabiten und des Hauses Saud
Hauptartikel: Wahhabiten
Im 18. Jahrhundert begründete Muhammad ibn Saud (1735-1765) die Dynastie der Saud im Nadschd. Er verbündete sich dabei mit Muhammad ibn Abd al-Wahhab, dem Begründer einer strengen islamischen Erneuerungsbewegung. Die Anhänger dieser neuen Lehre, die Wahhabiten, kamen unter die politische Führung der Dynastie Saud, begannen die Beduinenstämme zu vereinigen und die arabischen Randgebiete anzugreifen. So wurden 1803 Mekka und Medina besetzt. Dies führte zu osmanischen Gegenreaktionen. So eroberten osmanische Truppen den Hedschas zurück und zerschlugen das Wahhabitenreich im osmanisch-saudischen Krieg. Zwar wurde das Reich von Turki as-Saud (1820-1834) im Nadschd neu errichtet, doch brach es nach dynastischen Machtkämpfen unter den Angriffen der Schammar 1884/1891 zusammen.
Gründung des Königreichs Saudi-Arabien
1901 eroberte Abd al-Aziz ibn Saud (1880-1953) Riad zurück und begründete das Saudi-Reich neu. Nach der Unterwerfung des Hedschas und der Vertreibung der dort bisher herrschenden konkurrierenden Dynastie der Haschimiten durch die Dschihadzüge der Ichwan (1924/25) und nach der Eroberung der südlicher gelegenen Region Asir 1923 proklamierte er am 18. September 1932 das vereinigte Königreich Saudi-Arabien. Im Zweiten Weltkrieg verhielt sich Saudi-Arabien neutral, bis es den USA gegen Mitte des Krieges gestattete, einen Luftwaffenstützpunkt auf seinem Territorium zu errichten, und sich damit mit Deutschland im Kriegszustand befand. Nach 1945 stieg das Land zum wichtigsten Erdöllieferanten für die Weltwirtschaft auf. Die USA erhielten dazu vom saudischen König ein Monopol. Damit begann der rasche wirtschaftliche Aufschwung des Landes. Der Großteil der bis dato als Nomaden lebenden Bevölkerung wurde sesshaft.
Geschichte nach 1945
Ebenfalls 1945 wurde mit der Arabischen Liga ein Rat der arabischen Staaten gegründet. Die arabische Liga versuchte 1948 die Staatsgründung Israels mit dem Palästinakrieg zu verhindern, in dem sich auch Saudi-Arabien engagierte. In den 1950er Jahren ließ der König einen Ministerrat zu, der aber nur eine beratende Funktion besitzt. 1960 war das Königreich ein Gründerstaat der OPEC. Saudi-Arabien unterstützt immer wieder einzelne Parteien in Bürgerkriegstaaten wie dem Jemen und kommt damit in Konflikt mit anderen arabischen Staaten. 1963 wurde die Sklaverei abgeschafft, wobei die Sklaven durch Gastarbeiter aus den arabischen Nachbarstaaten sowie Süd- und Südostasien und Afrika ersetzt wurden. Die Gastarbeiter sind bis heute eine wichtige Stütze der Wirtschaft des Landes. In den 1960er und 1970er Jahren kam es immer wieder zu Grenzkonflikten mit dem Jemen, die 1976 mit einem Friedensvertrag beigelegt werden konnten. Eine endgültige Festlegung der Grenze erfolgte erst 2000 im Abkommen von Dschidda.
Erster Golfkrieg
Im ersten Golfkrieg (1980-1988) unterstützte Saudi-Arabien den Irak gegen den Iran. Auf Grund der islamischen Revolution im Iran und der sowjetischen Besetzung von Afghanistan erfolgte unter Fahd ibn Abd al-Aziz seit 1982 eine verstärkte Anlehnung an die USA, von denen man sich in der Zwischenzeit etwas distanziert hatte. Damit verbunden ist der Aufbau einer vom Erdöl unabhängigen Industrie sowie großen Investitionen in die Infrastruktur, Straßen und Flughäfen sowie die Festigung der Beziehung zu den Nachbarstaaten durch Grenzabkommen.
Zweiter Golfkrieg
Wie prekär die Sicherheitslage eines so reichen Ölstaates wie Saudi-Arabien ist, wurde im Zweiten Golfkrieg mit der Besetzung Kuwaits (1990/91) durch den Irak deutlich. Saudi-Arabien musste ein Bündnis mit den USA und anderen westlichen Staaten eingehen, um sich selbst zu schützen und die Iraker wieder aus Kuwait zu vertreiben. Saudi-Arabien trug dafür fast 40 % der Kriegskosten. Allerdings führte die Stationierung amerikanischer Truppen im Land zu heftiger Kritik wahhabitischer Geistlicher und islamischer Fundamentalisten, die sich zunehmend gegen das Königshaus richtet und in jüngerer Vergangenheit zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Terroranschlägen auf westliche Einrichtungen führte.
Erstarken des Fundamentalismus
Die politische Führung reagierte seit 1992 zunehmend auf den Druck der Opposition gegen die absolutistische Herrschaft der Saud-Dynastie. So wurde 1992 die erste schriftliche Verfassung auf der Basis der Scharia erlassen. 1993 wurde ein neues beratendes Gremium eingerichtet, das sich aus islamischen Würdenträgern und Geschäftsleuten zusammensetzt und vier Jahre im Amt ist. Auch wurde das Land in neue Regierungsbezirke aufgeteilt. Die Gouverneure werden aber immer noch direkt vom König ernannt.
In den 1990er Jahren kam es immer wieder zu Unfällen beim jährlichen Hadsch, zu Anschlägen auf ausländische Truppen und Protesten gegen das Königshaus.
Dritter Golfkrieg
Seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York am 11. September 2001 sieht sich Saudi-Arabien verstärkt Vorwürfen ausgesetzt, terroristische Gruppierungen zu unterstützen. Von den 19 Attentätern des 11. September stammten 15 aus Saudi-Arabien. Halb-offizielle Stiftungen und Mitglieder der königlichen Familie stehen zudem im Verdacht, al-Qaida finanziell gefördert zu haben. Gelder aus Saudi-Arabien fließen auch an extremistische Vereinigungen wie die Hamas-Bewegung in Israel/Palästina.
Während des dritten Golfkrieges (2003) verweigerte Saudi-Arabien den USA die Nutzung ihrer Militärstützpunkte auf saudischem Boden, was zu einer weiteren Abkühlung des Verhältnisses zu den USA geführt hat. Das Hauptquartier der US-Truppen wurde deshalb nach Doha (Katar) verlegt.
Literatur
- Madawi Al-Rasheed: A Histsory of Saudi Arabia, Second edition; Cambridge University Press, Cambridge 2010 ISBN 978-0-521-76128-4 (hardback) oder ISBN 978-0-521-74754-7 (paperback)
- Jörg-Dieter Brandes: …mit Säbel und Koran. Saudi-Arabien oder der Aufstieg der Königsfamilie Saud und der Wahabiten. Thorbecke, Stuttgart 1999, ISBN 3-7995-0094-4
- Michael Heim: Der tote Scheich im Hause Saud. Die verhängnisvolle Geschichte des Wahhabismus, in: Blätter für deutsche und internationale Politik 10/2004, S.1262-69
- St. John Philby: Sa'udi Arabia, Ernest Benn, London 1955; New Impression: Librairie du Liban, Beirut 1968
- Alexei Vassiliev: The History of Saudi Arabia, New York University Press, New York 2000, ISBN 0-8147-8809-2
Siehe auch
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